Konsequente Erziehung
Das Beispiel mit dem Stadtfest war eben eines der vielen Dinge gewesen. Es war ja nun auch nicht so, dass es noch früh am Tag gewesen ist, sondern am frühen Abend, Hausaufgaben waren noch zu machen, Abendessen war ebenfalls noch nicht gegessen worden und das bisschen auf dem Fest war kein Abendessen. Ich glaube, es war etwas um 18 Uhr, als wir bei der Mutter waren und gegen 20 Uhr hatten die Kinder im Bett zu liegen. Zwei Stunden, so könnte man meinen, sollten ausreichend Zeit sein, aber es war eben hier aufgrund von mehreren Umständen der Fall. Nein, man musste ja noch um 18 Uhr abends entscheiden, dass die Kinder dort etwas Zeit verbringen durften. Wäre der Tag nicht mit anderen Dingen vollgestopft gewesen und Hausaufgaben bereits beendet gewesen, wäre es etwas anderes gewesen.
Aber meinst Du nicht, dass man nicht auch mal das Abendessen ausfallen lassen kann, wenn dir Kinder vorher auf dem Stadtfest etwas gegessen haben und das einmalig nicht gemachte Hausaufgaben auch nicht den Untergang des Abendlandes einläuten? Ich finde, man muss sich nicht so sklavisch an solche Vorgaben halten. Da gehen die Kinder eben mal eine halbe Stunde später schlafen oder es gab eben kein wunderbar gesundes Abendbrot, sondern etwas Schnelles beim Stadtfest – na und?
Wenn es sich um eine einmalige Ausnahme gehandelt hätte, nein, das wäre kein "Untergang des Abendlandes" gewesen, aber es war eine Ausnahme von vielen. Ich habe doch nur versucht, die Vorgaben und das kurz vorher Besprochene korrekt anzuwenden. Ehrlich gesagt verstehe ich nun nicht wirklich, was daran so schwer zu verstehen ist. Damit wollte ich letztendlich nur aufzeigen, dass die Mutter in dem Fall selbst nicht konsequent gehandelt hat, sich aber dann wunderte, dass die Kinder nicht so gut hören. Verstehst Du? Letztendlich kann es mir ja auch egal sein, in dem Moment war es mir aber nicht egal, da ich meine Aufgabe auch sehr ernst genommen habe.
Zitronengras hat geschrieben:Ich gehe bei dem, was ich schreibe, auch von normalen Kindern aus und nicht von kleinen assozialen Monstern, die Tiere quälen oder Passanten angreifen.
Wenn sich Kinder normal und angemessen verhalten, sehe ich natürlich auch keinen Grund einzugreifen oder mich über etwas aufzuregen. Ob Eltern dann ihrem stark übergewichtigem Kind das fünfte Eis in Folge kaufen oder es konsequent ablehnen Essen oder Getränke unterwegs zu kaufen, ist mir egal.Ich habe auch schon das umgekehrte Beispiel erlebt, dass Kinder völlig in Ordnung waren und die dazugehörigen Erwachsenen einfach schrecklich. In einem Kletterpark erklärte ich einem etwa 10jährigem Kind, was es beachten muss. Der Junge brauchte länger, es zu verstehen, ich vermute er hatte auch eine leichte Behinderung. Die erwachsene Begleitperson stand daneben und meckerte die ganze Zeit. Den Weg hätte sie sich sparen können, und das Geld erst, der Junge ist eh zu blöd für alles, wird das niemals kapieren und selbst wenn er es irgendwann mal geschnallt hat, kann er es eh nicht umsetzen. Ich dachte echt, ich bin im falschen Film! Zumal sich der Junge wirklich bemühte, total lieb war und es eine Sache war, die alle Kinder irgendwann verstanden.
Und dann konnten sie Spaß haben, in ihrem eigenem Tempo Erfahrungen machen und gerade für ängstlichere oder kleinere Kinder (die jüngsten waren 5 Jahre) war es immer das Größte, wenn sie selbst mit den Karabinern herum hantierten. Aber mit solch erniedrigenden Kommentaren dabei, war es nur verständlich, dass der Junge irgendwann meinte, er kann das wohl wirklich nicht. Ich war nicht in der Situation mich in die Erziehung einmischen zu können, auch wenn ich kurz davor war. Also habe ich die Frau aus der Situation heraus genommen, um mal 5 Minuten alleine mit dem Kind zu haben. In der Zeit verstand er nicht nur, was er machen musste, sondern ich konnte ihn auch noch ein wenig aufmuntern und ihm Mut machen. Auch wenn er mir wirklich leid tat, da ich mir sicher war, dass es immer so oder ähnlich abläuft.
Bei dem Stadtfest Beispiel bin ich auch der Meinung, dass beide Möglichkeiten in Ordnung sind. Nur sollte man eben konsequent sein. Wer Ausnahmen machen möchte, wenn ein Stadtfest im Ort ist, kann dies auch seinen Kindern im Vorfeld so kommunizieren. Wer ausnahmslos möchte, dass immer erst die Hausaufgaben gemacht werden und man zu einer bestimmten Zeit isst, sollte dann aber auch dabei bleiben und nicht dem Betteln nachgeben. Denn sonst lernen Kinder aus der Situation nur, dass sie nur betteln müssen und einen überzeugen können. Diese Art von Konsequenz meinte ich. Konsequenz muss dabei keineswegs bedeuten, dass man einen festgefahrenen Tagesablauf auf Biegen und Brechen beibehält.
Ich war mal mit einer Freundin und deren Kindern auf einem Festival, wir zelteten in der Nähe. Die Kleinen hatten vorher die Wahl, ob sie mit möchten oder nicht. Dabei wurde ihnen erklärt, dass wir auch einen längeren Weg laufen, es vielleicht etwas langweilig werden kann, weil keine anderen Kinder dabei sind und sie eben drei Tage unterwegs sind und zelten. Sie wollten mit. Am Abend als der Lieblingsmusiker spielte, gingen wir mittags zum Gelände und sie wussten, dass Mama mindestens die Hälfte vom Konzert mitbekommen wollte. Auch deshalb mussten die beiden am Abend vorher rechtzeitig ins Zelt. Es gab kein Murren und kein Meckern, beide hatten Spaß, es war immer einer da, der sich mit ihnen beschäftigte. Weil die kleinere von Beiden doch später sehr müde war, gingen wir etwas vorzeitig (nach etwa 3/4 des Konzertes) und auf dem Rückweg wurde sie sogar geschoben (wir hatten einen umgebauten Kinderwagen dabei). So war es vereinbart und alle Beteiligten haben sich damit arrangiert.
Die Mutter hielt auch nichts von Cola und ähnlichem, aber da gab es auch immer wieder Ausnahmen. Zum Beispiel zu besonderen Anlässen wie eben diesem Festival. Auch an solche Ausnahmen hielten sich alle. Und die Größere mit ihren etwa 10 Jahren meinte dann von sich aus, es reicht ihr eine Cola mit ihrer Schwester zu teilen, weil es nicht gut ist soviel Koffein zu trinken, wenn der Körper dies nicht kennt. Danach gab es kein Murren und kein Meckern mehr und als ich ihr später noch einen Schluck anbot (in Absprache mit der Mutter), lehnte sie ab, weil sie sonst später schlecht einschlafen könne.
Mit diesen Kindern konnte man Vereinbarungen treffen, sie selbst waren in der Lage Entscheidungen zu treffen und waren sich ihrem Alter entsprechend der Konsequenzen bewusst. Zwischen Mutter und Töchtern nahm ich einen sehr respektvollen Umgang wahr und alle wurden ernst genommen. Es gab wenige Verbote und dabei fragten beide schon mal nach dem Warum und bekamen vernünftige Antworten, die über ein "weil das so ist/ weil ich das so will" hinaus gingen. Auch akzeptierten sie, dass nicht sie über Ausnahmen von Regeln entscheiden, sondern ihre Mutter. Dabei war ein Ja dann auch wirklich ein Ja, ein Nein blieb ein Nein und vielleicht gab es selten und wenn dann mit Begründung, warum man sich noch nicht entscheiden kann (weil etwas vom Wetter, Geld, den Arbeitszeiten oder sonstigen Dingen abhängt) und wann nochmal nachgefragt werden kann. Das habe ich auch automatisch so übernommen. Nach gefühlten 3 Stunden Fangen spielen, war ich völlig am Ende, musste mir dann selbst mangelnde Kondition eingestehen und ein "Wenn ich später wieder fit bin und noch Lust habe, dann gerne eine weitere Runde" wurde verstanden. Wobei ich noch erklärt bekommen habe, wenn ich nach längerer Pause nicht wieder fit bin, sollte ich mal darüber nachdenken mehr Sport zu treiben - irgendwie hatten sie ja Recht.
@JotJot: Da gebe ich dir Recht, das man als Mutter auch eine Regelmäßigkeit vorleben sollte. Denn nur so können Kinder das auch übernehmen. Wenn ich aber selbst nach dem Motto lebe "komm ich heut nicht, komm ich morgen", können Kinder ja nicht einsehen, das es eben gewisse tägliche Pflichten gibt. Und das sind eben bei Schulkindern vor allem die Hausaufgaben.
Zumal eben auch Kinder nur lernen sich an Absprachen zu halten, wenn man es ihnen vorlebt. Wenn ich also, um mal bei dem Konzert vom Spitzenfest zu bleiben, zusage, das sie mit dürfen, wenn sie Mittagsruhe halten, kann ich mir das Abends nicht plötzlich anders überlegen. Wenn es dann für eine Umentscheidung wichtige Gründe gibt, dann kann man das Kindern erklären. Ein Beispiel dazu wäre eben unpassendes Wetter. Denn bei Regen werden sich auch Kinder nicht freiwillig ein Openair-Konzert ansehen wollen.
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