Deckt Freundin die Alkoholsucht ihres Mannes?

vom 19.07.2011, 14:32 Uhr

Ich bin ja, wie einige vielleicht schon mitbekommen haben, jemand, der gar keinen Alkohol trinkt und ich bin mir auch nicht sicher, ob das, worüber ich hier schreibe, ein Suchtverhalten darstellt, aber ich gehe doch stark davon aus. Es geht um den Mann einer Freundin von mir und irgendwie auch um diese Freundin.

Der Mann meiner Freundin ist leider jemand, der äußerst unbeherrscht und sehr innerlich unruhig ist. Er fährt wegen jeder Kleinigkeit aus der Haut und drangsaliert seine Familie auch gern ziemlich, wie ich finde. Wenn man es oberflächlich sehen will, und in der Regel sieht man solche Situationen nur oberflächlich, so kann man wohl festhalten, dass es sich hier um ein Bilderbuchfamilienleben handelt, das nach außen hin dargestellt werden soll, aber hinter der Fassade sieht es wirklich katastrophal aus.

Im Flurbereich des Hauses meiner Freundin stehen ständig mehrere befüllte Kästen Bier, die innerhalb kürzerer Zeit von ihrem Mann geleert werden, und ich habe mitbekommen, dass der Mann meiner Freundin auch während seiner Arbeit Bier trinkt. Er befördert allerdings Personen, weshalb ich das noch wesentlich bedenklicher finde. Häufig kommt es auch vor, dass der Mann meiner Freundin in die Kneipe geht und mehrere Gläser hebt, wenn er sich aufgeregt hat. Erst danach kann er reden, weil er wohl durch das Trinken etwas von seiner Palme herunterkommt.

Meine Freundin hat mir irgendwann mal erzählt, dass eine Bekannte von ihr im Streit gesagt haben soll, dass meine Freundin die Alkoholsucht ihres Mannes einfach ertragen und nichts dagegen tun würde, was diese Bekannte meiner Freundin zum Vorwurf machte, weil beide eben zwei kleine Kinder haben und sich das Verhalten des Mannes meiner Freundin natürlich auch auf sein Verhältnis zu den Kindern auswirkt, immerhin leidet sein allgemeiner Umgangston doch sehr unter seinen Trinkgelagen. Meine Freundin war über diese Aussage ihrer Bekannten äußerst empört, denn sie ist der Meinung, ihr Mann sei nicht alkoholsüchtig und habe alles im Griff. Ich sehe das allerdings schon seit geraumer Zeit anders.

Nachdem mir diese Freundin heute noch erzählte, dass es für sie völlig in Ordnung ist, wenn ihr Mann „zum Feierabendbier“ in eine Kneipe geht und wirklich täglich mehrere Gläser Bier trinkt, bevor er nach Hause kommt, sie es aber nicht leiden kann, wenn er ihr nicht sagt, wohin er geht, war ich erstmal ein wenig sprachlos, weil ich mich frage, ob meine Freundin tatsächlich so naiv ist zu glauben, dass ihr Mann einem ganz normalen Alkoholkonsum nachgeht, der wirklich nicht bedenklich ist.

Es gab in der Tat auch schon die eine oder andere Geschichte, die meine Freundin mir betont beiläufig erzählt hat, in der es um Ausraster ihres Mannes in betrunkenem Zustand ging. Betrunken ist er allerdings nicht mehr schnell, sondern nur noch dann, wenn er wirklich Hochprozentiges trinkt und davon tatsächlich jede Menge. Er hat scheinbar schon einen ganz guten Pegel und man merkt ihm nicht sonderlich viel an, wenn er täglich seine Flaschen Bier trinkt. In einem dieser Trunkenheitszustände hat er allerdings auch schon mal eine Tür eingeschlagen, nämlich die Wohnungstür meiner Freundin, woraufhin diese sich von ihm getrennt hat. Leider kamen die beiden allerdings wieder zusammen und irgendwann erzählte sie mir dann, dass sie Angst hätte, sich erneut von ihm zu trennen. Die Konsequenz daraus war dann die Hochzeit der beiden.

Entschuldigt, wenn ich etwas zusammenhanglos schreibe, ich kann all diese Eindrücke nicht recht sortieren. Meiner Meinung nach ist auf jeden Fall auffällig, dass der Mann meiner Freundin tatsächlich nichts anderes trinkt als Bier, solange nicht ein entsprechender Anlass auch mal eine Rumbowle oder ähnliches hergibt. Kaffee trinkt er auch, aber über den Tag gibt es bei ihm tatsächlich nur Bier. Auch während ihres fünftägigen Urlaubs hier ging er erst einmal los und kaufte einen Kasten Bier, denn wir hatten hier nichts zu trinken für ihn da. Das hat mich wirklich schockiert, weil so offensichtlich ist, dass hier etwas nicht stimmt, meine Freundin will das aber überhaupt nicht wahrhaben.

Bleibt ihr das wirklich verborgen? Oder kann sie es nicht zulassen, sich einzugestehen, dass ihr Mann ein ernsthaftes Alkoholproblem hat, weil sie sonst ihre „heile“ Welt bröckeln sieht, die ohnehin weitaus weniger heil ist als sie das gern sieht? Ich würde gern ein konstruktives Gespräch mit meiner Freundin führen, die mich in den nächsten Wochen besuchen kommt. Allerdings weiß ich nicht, wie ich das angehen soll, weil sie sehr schnell abblockt, wenn sie merkt, dass man an der Fassade kratzt, und so kommen wir beide nicht weiter. Ich will sie auch nicht zu irgendetwas überreden oder drängen, aber ich würde ihr gern mal deutlich machen, dass es ein Problem gibt, das sich auf ihre Kinder auswirken könnte, sofern es nicht schon längst getan hat und sie vor allem in die Pflicht als Mutter nehmen, irgendetwas zu tun.

Ich will mich nicht wirklich einmischen und ihr irgendwelche Entscheidungen diktieren, auf deren Umsetzung ich dränge, sondern eher an ihre Vernunft appellieren. Hoffentlich ist verständlich, was ich meine. Habt Ihr irgendeinen Tipp, wie ich mit meiner Freundin reden kann? Seht Ihr hier auch ein Problem und einen Handlungsbedarf oder würdet Ihr Euch komplett raushalten?

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Mache deiner Freundin klar, dass du immer für sie da bist, wenn etwas ist. Aber zwinge sie nicht über den Alkoholkonsum ihres Mannes zu reden. Sie denkt sich die Sache noch schön. Ihr ist es zwar bewusst, dass ihr Mann ein Alkoholproblem hat, aber sie würde es (noch) nicht irgendjemanden erzählen. Das ist wie, als wenn eine dicke Person meint, dass es nichts schöneres gibt als dick zu sein. Man redet sich die Sache einfach schön,

Ich selber war mit einem Alkoholiker verheiratet. Es hat lange gedauert, bis ich mich einer Freundin anvertraut habe, weil ich mich für meinen Mann geschämt habe. Ich habe mich geschämt, weil er sich so daneben benommen hat, weil er ständig Alkohol getrunken hat und ich habe mich geschämt, weil er mich geschlagen hat. Ich hatte Skrupel darüber zu sprechen.

Deiner Freundin ist garantiert bewusst, was los ist. Aber sie muss von alleine darauf kommen wann und wem sie sich anvertrauen will. Wenn sie das von ganz alleine schafft, ist der erste Schritt gemacht. Zeige ihr einfach, dass du immer für sie da bist und dass sie dich Tag und Nacht anrufen kann. Dann wird sie auch irgendwann auf die Idee kommen, dass es gut ist, wenn sie darüber redet.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Ich kann allerdings bisher überhaupt nicht feststellen, dass ihr irgendetwas bewusst ist, Diamante. Im Gegenteil argumentiert sie gegen Äußerungen ihres Umfeld, die einen Bezug zu dem intensiven Alkoholkonsum ihres Mannes aufweisen und weist diese Vorwürfe weit von sich. Sie selbst erzählt dann auch immer, dass es ja nicht viel sei, was er trinkt und dass er das eben brauche, um runterzukommen, also schützt sie dieses Verhalten sogar konkret und unterstützt es damit auch.

Mein Problem ist sogar weniger, welcher Problematik sich meine Freundin da aussetzt, weil ich meine, dass sie ein erwachsener Mensch ist und sich durchaus Hilfe suchen kann, wenn sie merkt, dass sie Hilfe braucht. Dass ich für sie da bin, ist klar, allerdings kann ich nicht im Entferntesten absehen, dass sie irgendetwas realisiert, begreift oder gedanklich so umsetzt, dass ihr eine entsprechende Notwendigkeit einer Entscheidung klar wird.

Mein Problem sind die Kinder, die in diesem Haus leben und unter dem Vater leiden. Außerdem stört mich wirklich sehr, dass diese einen Umgang mit Alkohol kennenlernen, der alles andere als normal sein darf und dass sie im Übrigen auch durchaus freien Zugang zu diesen Bierkästen und den darin befindlichen Flaschen haben.

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Doch, moin! Deine Freundin ist ein sogenannter Co-Abhängiger und ein Alkoholiker ist es oft auch bewusst, was er macht, aber er gibt es nicht zu. Deine Freundin steckt mittendrin in dem Desaster, wo sie alleine raus muss. Sie muss selber erkennen, dass sie sich jemanden anvertrauen muss. So wie ein Alkoholiker selber erkennen muss, dass er Hilfe braucht.

Du kannst ja mal zu einer Suchtberatung gehen und dir Informationsmaterial über die Co-Abhängigkeit holen. Die Co-Abhängigkeit ist oft genauso schlimm wie der Alkoholismus selber. Aber auch da muss der Co -Abhängige selber rauskommen und selber einsehen, dass er das nicht mit sich machen lassen kann.

Ein Problem sehe ich auch bei den Kindern, wenn deine Freundin sie nicht (auch wenn es unbewusst ist) schützt. Ich habe damals meine Kinder immer vor meinem Exmann geschützt. Sie haben wirklich nichts mitbekommen. Noch heute fragen sie mich, was damals gewesen ist. Aber auch ich brauchte eine lange Zeit (2 Jahre) um mich einer Freundin anzuvertrauen. Und als ich es dann in meinem Bekanntenkreis "veröffentlichte" glaubten mir einige Leute nicht, weil ich es so gut verbergen konnte.

Deine Freundin redet sich das ganze (noch) schön. Du kannst durchaus mal darüber mit ihr sprechen und ihr auch Infomaterial bringen. Ich bekam von meiner Freundin damals auch Infomaterial über Co-Abhängigkeit, weil diese Freundin wohl die einzige war, die was ahnte.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Dass ihr Mann ein Alkoholproblem hat, ist eigentlich offensichtlich. Auch ich trinke gerne mal ein Bier, aber dann eher freitags nach Feierabend oder wenn ich auf Party gehe. Das ist ja auch alles kein Problem. Aber wenn dort schon immer Bierkästen stehen, die kurze Zeit später leer sind, dann würde ich mir auch Gedanken machen.

Ich denke, dass es deiner Freundin bewusst ist, was mit ihrem Mann los ist. Vielleicht will sie es einfach nicht wahr haben oder ihn darauf ansprechen, um keinen Streit zu provozieren. Oder es ist ihr einfach nur sehr unangenehm gegenüber anderen Personen, wie bei dir, als Freundin. Meiner Meinung nach, solltest du dich nicht in die Beziehung und in die Probleme einmischen. Deine Freundin wird es für sich selbst am besten wissen, wie sie mit der Situation umgehen soll. Wenn sie deine Hilfe in Anspruch nehmen möchte, wird sie bestimmt von alleine auf dich zukommen. Aber solange das nicht von alleine passiert, solltest du dich lieber raus halten.

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» senny » Beiträge: 2589 » Talkpoints: 9,37 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


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