Wenn der Kuchen redet, haben die Krümel Pause

vom 19.07.2011, 12:24 Uhr

Sicher schießt einem sofort " Aufmerksamkeitsdefizit" in den Kopf, aber wird dies eigentlich nicht immer gedacht oder gesagt in so einem Fall? Ich vermute eher das der Junge so ziemlich alles durfte und darf. Vielleicht hat er auch anstatt eine Erziehung eher das Modell der "Partnerschaftlichen Erziehung" genossen, welches ich persönlich absolut falsch finde, da man ein Kind nicht Kind sein lässt, sondern auf Erwachsen getrimmt wird.

Man kann sich auch "kleine Tyrannen" heranziehen und da wird es schwer irgendwann den Ausstieg zu finden. Die Eltern müssten an einen Strang ziehen und sofort die Bremse einlegen, d.h. dem Kind ganz klar Grenzen aufzeigen. So nach dem Motto: " Du bist Kind und sollst Kind bleiben". Es gibt Regeln für Kinder, allerdings auch Regeln für Erwachsene und da immer den richtigen Mittelweg zu finden ist nicht immer leicht.

» Skymoon » Beiträge: 98 » Talkpoints: 0,60 »



Jacqui_77 hat geschrieben:So ein Verhalten beobachtet man öfter bei Einzelkindern, habe ich mir mal sagen lassen.

Das kann ich so nicht bestätigen, ich kenne das Verhalten auch von Kindern mit Geschwistern. Und leider sind Einzelkinder ja auch heute noch ganz zu Unrecht mit allen möglichen schlechten Eigenschaften belegt. So ein Verhalten kenne ich nämlich nur von Kindern, die einfach keine Grenzen gesetzt bekommen. Denn wie schon erwähnt, machen fast alle Kinder solche Phasen durch. Heraus kommen sie aus dieser Phase aber in der Regel nur, wenn sie erklärt bekommen, dass sie eine Grenze überschritten haben und das nicht erwünscht ist. Das ist meist nicht nur einmal nötig, sondern mehrfach.

Klar kann es auch sein, dass der Junge sonst zu wenig Aufmerksamkeit bekommt. Aber andererseits ist es dann doch auch so, dass sich die Kinder auch physisch in den Mittelpunkt drängen und nicht nur mitreden wollen.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Nun ja, ist auch ein schwieriges Alter, man will vielleicht schon irgendwie erwachsen sein und ist es aber halt noch nicht, allein vom Wissensstand schon. Ich finde so ein Verhalten natürlich nicht sonderlich schön, aber kann man den Jungen den nicht mal in Gespräch mit einbeziehen?

Ansonsten kann ich auch nur beipflichten, das die Eltern so ein Verhalten, meistens vorleben, indem sie ihm ständig ins Wort fallen, oder er möchte einfach nur Aufmerksamkeit und diese bekommt er in dem er frech ist, ist zwar dann eher eine negative Aufmerksamkeit, aber immerhin besser als gar keine ;)

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» aries24 » Beiträge: 1748 » Talkpoints: 9,84 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Crispin hat geschrieben:Es könnte aber auch einfach sein, dass der Junge an sich überhaupt kein Aufmerksamkeitsdefizit hat, sondern er einfach schlecht erzogen ist.


Eine gute Erziehung bedeutet für mich vor allem Aufmerksamkeit! Wenn ich einem Kind nicht nur erkläre, dass es etwas nicht machen soll, sondern auch erläutere warum nicht und Alternativen anbiete, dann zeigt dies meiner Meinung nach eine ganze Menge Aufmerksamkeit. Während ich bei einem gebrüllten "Fass das nicht an, sonst ...:" inklusive Androhung einer Strafe nicht von gelungener Erziehung sprechen würde.

Ich finde, dass man Kindern Dinge richtig vorleben sollte. Und bin dabei fast überzeugt davon, dass jene Kinder, die ständig dazwischen reden und Erwachsene unterbrechen, auch oft von ihren Eltern unterbrochen werden, wenn sie etwas erzählen. Dabei kann ich natürlich verstehen, dass man seinem Kind nicht immer an Ort und Stelle die Welt erklären kann. Man kann nicht mitten auf der Straße stehen bleiben, weil das Kind gerade in diesem Moment wissen möchte, warum man sich da nicht einfach hinsetzen sollte.

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» Trisa » Beiträge: 3297 » Talkpoints: 31,17 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Trisa hat geschrieben:Ich finde, dass man Kindern Dinge richtig vorleben sollte. Und bin dabei fast überzeugt davon, dass jene Kinder, die ständig dazwischen reden und Erwachsene unterbrechen, auch oft von ihren Eltern unterbrochen werden, wenn sie etwas erzählen.

Bei älteren Kindern ist das sicher der Fall, aber gerade jüngere Kinder haben in der Regel immer diese Phase, weil sie einfach einen enormen Mitteilungsdrang haben und dann auch nicht wirklich abwarten können. Diese Phase hatten meine Kinder auch, inzwischen warten sie aber schon ab und wenn sie nicht sicher sind, ob sie sprechen können, dann fragen sie. Im Gegenzug möchten sie natürlich auch nicht unterbrochen werden und das respektieren wir auch. Kinder müssen solche (erwünschten) Verhaltensweisen nicht nur vorgelebt bekommen sondern es muss ihnen auch zuvor erklärt werden - Kinder können in jüngerem Alter noch nicht so durch Beobachtung herleiten.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Naja, der Junge hat im Prinzip keinen direkten Mitteilungsdrang. Er will also nicht etwas erzählen, was er erlebt hat oder was er erzählen möchte, weil er etwas haben will oder sonstiges. Er mischt sich richtig in die Erwachsenengespräche ein. Wenn man über Computer fachsimpelt, dann kommt irgendwas, was er so am Rande mitbekommen hat, was eigentlich völliger Quatsch ist, er aber glaubt, dass es zu dem Gespräch passt.

Man muss sich das so vorstellen. Ich verabrede mich mit meiner Freundin zum Kaffee. Der Junge bekommt das mit und sagt dann "Mama, dann kannst du Erbeerkuchen essen". Wir reagieren nicht darauf. Der Junge kommt dann wieder und es wird lauter "Mama magst du keinen Erdbeerkuchen", Die Mutter reagiert dann und meint, dass sie sich mit mir unterhält und dass er doch bitte spielen soll. Sie mag zwar Erdbeerkuchen, aber sie weiß noch nicht, was sie dann isst.

Wir unterhalten uns weiter und sprechen über Zimmerpflanzen. Der Junge kommt garantiert und mischt sich ein, indem er irgendeine Zimmerpflanze zeigt und meint, dass zu hause bei meiner Freundin auch so eine Pflanze steht. Reagiert meine Freundin nicht, dann wird es lauter und er macht noch mehr auf sich aufmerksam. Er mischt sich also immer themenbezogen in die Gespräche ein und nie so, dass er das Gespräch unterbricht und was von der Schule oder von seinen Freunden erzählt.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Skymoon hat geschrieben:Ich vermute eher das der Junge so ziemlich alles durfte und darf. Vielleicht hat er auch anstatt eine Erziehung eher das Modell der "Partnerschaftlichen Erziehung" genossen, welches ich persönlich absolut falsch finde, da man ein Kind nicht Kind sein lässt, sondern auf Erwachsen getrimmt wird.

Man kann sich auch "kleine Tyrannen" heranziehen und da wird es schwer irgendwann den Ausstieg zu finden.


Lieber Skymoon, ich weiß nicht ob Sie selber Kinder haben, aber ich möchte Ihnen dringend ans Herz legen die Überbleibsel der schwarzen Pädagogik aus ihrem Bücherregal zu verbannen. Herr Winterhoff ist ein geistiges Kind von Johnanna Haarer und sollte in moderner Erziehung nur noch als Abschreckung dienen.

@ Diamante:
Wenn ich den letzten Beitrag über den Jungen lese, muss ich sagen, dass er mir einfach Leid tut! Er möchte von seiner Mutter gesehen werden und sie ignoriert ihn. In dem Alter ganz verständlich, dass er dann erst mal lauter spricht (Hat Mama mich denn nicht gehört?). Ignorieren ist keine Erziehungsmethode. Es ist einfach grausam.
Wenn er bei den "großen Jungs" sein will und zeigen möchte, dass er dazu gehört, wird er als nervig empfunden. Wenn er seiner Mutter den super Vorschlag macht Erdbeerkuchen zu essen, wird er ignoriert.

Die Frage ist doch, welches Verhalten ist denn gewünscht? Kinder in dem Alter sollten nicht lautstark ins Gespräch brüllen oder sich bemühen das Gespräch zu stören. Aber das ein sechsjähriger sich einbringen und mitreden möchte finde ich nicht schlimm oder ungezogen oder pädagogisches Totalversagen. Das er sich themenbezogen einbringt, wie du sagst, zeigt doch eigentlich, dass er sich integrieren will. So sehe ich das jetzt jedenfalls aus der Entfernung.

» Wordoholic » Beiträge: 46 » Talkpoints: 0,16 »



@Wordoholic: Ich sehe das anders. Ich habe selber 2 kinder großgezogen und die sind ganz wohl geraten. Und wenn die sich in ein Erwachsenengespräch eingemischt haben wurde das auch ignoriert. Wenn ich fertig mit Erzählen war, durften meine Kinder auch reden. Aber sie haben sich grundsätzlich nicht in Erwachsenengespräche einzumischen gehabt. Es geht die Kinder einfach nichts an, wenn Erwachsene sich unterhalten.

Der Junge kann in der anderen Ecke vom Zimmer sein. Er hat Ohren wie Rhabarberblätter, hört alles, versteht aber nur die Hälfte und mischt sich ein. Das gehört sich einfach für ein Kind nicht und deswegen kann man getrost ein Kind auch in diesem Moment ignorieren. Außerdem ist der Junge nicht 6 Jahre, sondern 9, wie du in meinem Eingangsposting lesen kannst und ein 9 jähriger Junge muss wissen, dass er sich nicht in Erwachsenengespräche einzumischen hat.

Ich finde auch nicht, dass es ein super Vorschlag von ihm war. Denn da hat er zwar hingehört, aber nur die Hälfte mitbekommen. Wir wollten und zum Frühstück verabreden. Ein 9 jähriger muss sich nicht integrieren, wenn sich Erwachsene unterhalten. Ich jedenfalls finde es ziemlich nervig, wenn man sich nicht mehr unterhalten kann, wenn der Junge in der Nähe ist.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Mir stellt sich hier spontan die Frage, warum der Junge überhaupt in die Situation kommt, dass er sich an Erwachsenengesprächen beteiligt. Das ist doch für ihn sicher eher langweilig, da er sich ja wohl zum Beispiel für Computerfachsprache eher wenig interessiert. Wird er denn dazu angehalten, während des Gesprächs mit den Erwachsenen am Tisch zu sitzen? In dem Fall könnte ich es nämlich schon verstehen, dass er auch "mitreden" will, er hat ja sonst nichts zu tun.

Auch bei der Situation, in der du mit der Mutter telefonierst und der Junge sich am anderen Ende ins Gespräch einmischt, habe ich das Gefühl, dass er vielleicht einfach beschäftigt werden muss. Stehen ihm genügend Spiele oder anderen Kinder zur Verfügung, die anspruchsvoll genug sind? Normalerweise interessiert sich ein Kind ja für recht wenige Dinge, wenn es im Spiel versunken ist.

Außerdem fällt mir dazu noch ein, dass er vielleicht nicht genügend ins Leben seiner Eltern mit einbezogen wird. Dass Erwachsene manchmal ein Gespräch unter sich führen wollen, ist verständlich und in Ordnung, aber es ist nicht richtig, ein Kind grundsätzlich aus allen Gesprächen zu verbannen, vor allem, wenn es in dem Moment gar keine anderen Optionen zur Beschäftigung hat. Kinder wollen wissen, womit sich ihnen nahe stehende Erwachsene, also in erster Linie ihre Eltern, im Alltag beschäftigen, und sie wollen auch als wichtiger Teil des Alltags wahrgenommen werden - das bedeutet auch, dass sie in Gespräche aktiv mit einbezogen werden.

Wie gesagt, es gibt vertrauliche Gespräche zwischen bestimmten Personen, übrigens auch unter Kindern, und das kann auch ein Kind bereits verstehen. Allerdings bezieht sich das ja wohl nicht auf jedes Gespräch oder auch nur die Mehrzahl aller Konversationen. Ist denn, was einer Erwachsener sagt, wichtiger als die Gesprächsbeiträge eines Kindes?

» channale » Beiträge: 1371 » Talkpoints: 37,37 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


@channale: Der Junge ist grundsätzlich beschäftigt. Wenn meine Freundin hier ist und der Junge ist dabei, dann spielt er in der einen Ecke des Zimmers mit Autos oder hat Schreibsachen dabei. Wenn ich mit meiner Freundin telefoniere sitzt er im Nebenzimmer und macht Hausaufgaben. Er kommt dann einfach ins Wohnzimmer und mischt sich ein oder aber er ist im gleichen Zimmer und spiele mit dem Vater ein Gesellschaftsspiel. Er ist also immer beschäftigt, wenn mir das auffällt.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


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