Wenn Eltern alt werden...

vom 18.07.2011, 07:38 Uhr

Ich habe noch zwei ältere Geschwister und ich muss sagen, dass unsere Eltern immer großartig waren und natürlich auch noch sind. Mit drei Kindern war und ist es sicherlich nicht immer leicht und es gab genügend Hürden und Probleme, die es zu bewältigen gab.

Eine Bilderbuchfamilie ohne Ecken und Kanten sind wir natürlich auch nicht und das ist auch gut so. Aber meine Eltern haben beide immer ihr bestmöglichstes getan und waren immer so gut es ging für meine Geschwister und mich da, auch wenn einer von uns mal Mist gebaut hat.

Die Jahre vergehen und irgendwie ist gerade ein Zeitpunkt, wo man deutlich merkt, dass unsere Eltern altern. Das soll nun kein Vorwurf sein! Sie haben sich den Ruhestand mehr denn je verdient und es ist selbstverständlich, dass wir natürlich weiterhin als Familie zusammenhalten. Es war auch nie so, dass sich meine Geschwister und ich von vorne bis hinten bedienen ließen, es war und ist immer selbstverständlich, dass alle zusammen an einem Strang ziehen. Dennoch waren unsere Eltern aber eben unsere Eltern und hatten somit mehr oder weniger das Zepter in der Hand, im liebevollen Sinn gemeint.

Nach und nach ist es aber so, dass sich der Spieß umdreht und man merkt eben deutlich, dass unsere Eltern sowohl physisch als auch psychisch stark nachlassen. Ist wie gesagt sehr verständlich und auch vollkommen in Ordnung. Dennoch muss ich sagen, dass mir das als Tochter sehr schwer fällt. Nicht, dass ich nun vielleicht nicht soviel Hilfe erwarten kann oder so. Darum geht es gar nicht so. Es ist eher ein mentales "Problem".

Ich finde es recht schwer zu sehen, dass diese "starken Powereltern" (ich finde gerade keine passende Bezeichnung) mehr und mehr schwächeln. Vor allem meine Mama lässt sich derzeit ziemlich hängen. Es fällt ihr bei Gesprächen oft schwer normale Wörter zu finden, vergisst so ziemlich alles, lässt sich eigentlich immer mehr nur bedienen und so weiter. Sie möchte zwar für uns und die Enkelkinder da sein, aber irgendwie fehlt ihr die Energie dazu.

Mein Papa hat immer sehr hart körperlich gearbeitet. Vor allem sein Kreuz ist nun komplett kaputt. Er war handwerklich immer sehr begabt. Mein Sohn wird zu Weihnachten ein Kinderzimmer bekommen. Er wird da auch ein Autobett bekommen. Ich habe durch Zufall ein sehr nettes gebrauchtes gefunden, welches jemand anderer in liebevoller Eigenregie gebastelt hat. Man hat meinem Papa angesehen, dass er etwas enttäuscht war. Ich glaube, dass er es gerne gemacht hätte. Ich habe es nicht böse gemeint, aber ich habe mir gedacht, dass ich ja auch einen Kasten und Regale brauche und ich mehr als nur glücklich bin, wenn er diese schafft. Alles wäre einfach zu viel für ihn gewesen. Das ist meinem Papa wohl auch klar.

So gibt es natürlich unendlich viele Beispiele. Meine Schwester hat gestern am Telefon wohl richtig gemeint, dass nun eben die Zeit gekommen ist, wo sich der Spieß langsam umdreht. Natürlich werden unsere Eltern weiterhin für uns da sein, so wie wir Kinder auch immer zu unseren Eltern gehalten haben, aber sie werden eben immer mehr das Zepter uns übergeben.

Nun ist das sicher ein normaler Werdegang, der auch vollkommen in Ordnung ist und wie gesagt, ich bin sehr gerne jederzeit für meine Eltern da und sie können sich darauf verlassen, dass meine Geschwister und ich uns liebevoll um sie im Alter kümmer werden. Dennoch ist vor allem eben der Umstieg schwer. Wie ist es euch da so ergangen? Wie ist es für euch zu sehen, dass eure Eltern plötzlich alt werden und immer weniger schaffen. Wobei ich eben nicht nur körperliche Tätigkeiten meine, sondern eben auch Gespräche, die irgendwie immer schwerer werden, weil meine Mama zum Beispiel nicht ganz alltäglichen Themen gar nicht mehr so gut folgen kann.

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» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Mein Vater wurde im Oktober letzten Jahres sechzig, meine Mutter ist dreieinhalb Jahre jünger. Als mein Vater sechzig wurde, kam mir spontan der Gedanke, dass meine Oma und mein Opa mütterlicherseits in diesem Alter nur noch drei und sechs Jahre Leben vor sich hatten, denn meine Oma starb mit 66 Jahren, mein Opa wurde nur 63 Jahre alt. Diese Erkenntnis und auch die Tatsache, dass mein Vater nicht mehr allzu weit von der Rente entfernt ist, hat mir richtig deutlich gemacht, dass meine Eltern ebenfalls langsam alt werden, wobei ich tatsächlich sagen muss, dass vor allem diese Zahl, die sechzig, für mich eine Art leuchtender Warnhinweis ist.

Anzeichen gibt es aber in der noch nicht wirklich dafür, dass meine Eltern auch abbauen und das Alter seine Spuren hinterlässt. Wenn ich so darüber nachdenke, was ich erst kürzlich getan habe, fällt mir auf, dass mein Vater es wirklich gut und locker mit einem Vierzigjährigen aufnehmen könnte. Natürlich gibt es Zipperlein, aber die halten sich tatsächlich in Grenzen. Bei meinem Vater lassen eigentlich nur die Augen nach und er muss sich deshalb auch in den nächsten Tagen operieren lassen, allerdings haben dieses Problem auch deutlich jüngere Menschen und es ist nicht wirklich altersabhängig.

Mein Vater hat vor ein paar Jahren den Motorbootführerschein gemacht, da war er auch bereits Ende fünfzig. Er hat eine vierte Fremdsprache gelernt, spanisch nämlich, und hat mit meiner Mutter die Welt bereist, erst kürzlich kamen sie aus Kuba zurück. Wenn ich mir vor Augen halte, was meine Eltern für Menschen sind, fällt mir auf, dass sie mitten im Leben stehen und noch voll dabei sind, ohne, dass ich irgendeine körperliche oder geistige Schwäche feststellen kann, die sich wirklich auf das Alter bezieht.

Nun kann es natürlich sein, dass mein Vater in den nächsten Jahren kräftig abbaut, körperlich wie geistig, und ganz schnell altert. Ich kann mir das aber nicht so wirklich vorstellen und denke auch, dass wirklich vieles im Leben mitbestimmt, wie schnell oder ab wann mal altert, mal von der genetischen Disposition abgesehen. So hat mein Vater nie wirklich schwer körperlich arbeiten müssen, aber immer Sport getrieben und sich fit gehalten. Auch geistig halten sich meine Eltern wirklich ständig fit, sie sind offen, interessiert und vor allem neugierig und angstlos.

All das war auch mein Opa, der Vater meines Vaters. Er hat zwar körperlich hart arbeiten müssen und war bei zwei Kriegen an der Front mit dabei, aber auch er hatte diese gewisse Neugier aufs Leben und den Spaß daran, ist überall hingefahren, hat sich alles angesehen und nachgefragt. Mein Opa väterlicherseits wurde immerhin hundert Jahre alt und war bis zu seinem 93. Lebensjahr wirklich körperlich und geistig topfit, und ich kann mir gut vorstellen, dass mein Vater auch noch viele Jahre, vielleicht wirklich zwei oder drei Jahrzehnte, wirklich fit bleibt, was ich natürlich auch sehr hoffen will.

Meine Mutter ist mit ihren 57 Jahren für mich fast noch jung und ich kann über sie überhaupt nichts sagen, das irgendetwas mit dem Altern zu tun hat. Auch bei meinem Vater ist mein einziger Anhaltspunkt dafür, dass er alt wird, das Alter, also die bloße Zahl.

Die Gedanken, die man sich als Kind seiner Eltern über das Altern der eigenen Eltern macht, kenne ich aber dennoch, weil mir auffällt, wie ich langsam überlege, wie ich meine Eltern in mein Leben einbeziehen kann, wenn sie doch eines Tages abbauen und es vielleicht besser wäre, sie in meiner Nähe zu haben, um mich kümmern zu können. Glücklicherweise gibt es noch keine Anzeichen dafür, dass es bald soweit sein wird und ich hoffe, vor allem für meine Eltern, dass das noch lange so bleiben wird.

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Meine Mutter ist in diesem Jahr 60 geworden und ist soweit recht fit. Ok, es gibt Dinge, welche dann ich mache, wenn ich dort bin. Aber das waren halt Sachen die früher mein Vater erledigt hat. Aber insgesamt benötigt sie kaum fremde Hilfe, um ihr Leben zu meistern. Wenn halt jemand anderes mal was erledigt, dann sind das Arbeiten wo meist ein Mann nötig ist.

Mein Vater ist Ende 2009 verstorben und das mit 64 Jahren. Ok, er war schwer krank, wobei die Todesursache dann mit der Krankheit nichts zu tun hatte. Allerdings hatte nach bekanntwerden der Diagnose mein Vater recht schnell körperlich abgebaut. Das hat mir aber gar nicht so viel ausgemacht. Ich habe damals nur gesagt, das er halt 34 Jahre gesprungen ist, wenn mit mir was war und es nun eben umgekehrt sein wird.

Schlimmer finde ich da die Situation bei meinem besten Freund. Seine Mutter wird im nächsten Jahr 80 Jahre und man muss mindestens einmal täglich nach ihr sehen. Obwohl die Geschwister meines Freundes auch in der Nähe wohnen, kümmert nur er sich um die Mama. Ich weiss, das er das gern macht und es nicht als notwendige Pflicht ansieht. Aber es ist schon traurig, wenn die anderen Kinder sowas ignorieren.

Im Fall deiner Mutter würde ich allerdings auch mal über das Thema Alzheimer nachdenken. Du schreibst, das sie sehr viel einfach vergisst. Sicherlich wird es dann nicht einfach sein, deine Mutter zu einem Besuch beim Arzt zu bewegen. Aber je früher es erkannt wird, desto größer sind die Chancen, das es zumindest nicht schlechter wird.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



In manchen Sachen, sehe ich auch, dass meine Eltern älter werden. Die sind jetzt um die 50 Jahre alt. Immer noch kein großes Alter, aber an einigen Dingen fällt es einem nun mal auf. Vor allem bei meinem Vater, der jetzt nicht mehr so schwer heben kann. Aber auch meine Mutter klagt manchmal über Schmerzen in den Knochen.

Und da ist es klar, dass mein Bruder und ich bei solchen Dingen da sind, um ihnen zu helfen. Wir wohnen noch Beide zu Hause. Das Haus haben meine Eltern erst letztes Jahr gekauft und müsste komplett entrümpelt und renoviert werden. Bis heute sind wir noch nicht komplett fertig, da manche Arbeiten eben mein Vater machen muss, er aber nicht mehr so schnell kann.

An ihrem Verhalten aber, hat das Alter bisher nichts geändert. Sie sind beide immer gut drauf. Mit ihnen kann man auf Partys gehen und viel Spaß haben. Ich war sogar mit ihnen auf Mallorca am Ballermann. Da war von dem Alter gar nichts zu merken. :lol: Ich hoffe, dass das auch noch eine sehr lange Zeit so bleiben wird. Und wenn sie dann eben älter werden, und nicht mehr alles machen können, sind mein Bruder und ich in jedem Fall für sie da. Was die Beiden uns in den ganzen Jahren gegeben haben, geben wir ihnen dann zurück

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» senny » Beiträge: 2589 » Talkpoints: 9,37 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ich merke bei meiner Mama auch langsam aber sicher, dass sie älter wird. Das ist eben ein ganz normaler Werdegang und damit muss man eben auch klarkommen. Meine Mutter wurde dieses Jahr 50 Jahre alt. Derzeit leidet sie unter einer geprellten Rippe und einer Bänderdehnung im Fuß. Sie wollte die Wäsche aufhängen und ist mit dem vollen Wäschekorb die Treppe in ihrem Haus hinauf gestürzt. Das tat mir echt total leid, aber solche "Missgeschicke" passieren ihr in letzter Zeit häufiger und da merkt man das Alter schon ein wenig.

Natürlich versuche ich ihr, so viel wie nur möglich zu helfen. Das ist für mich einfach selbstverständlich, denn meine Mama und ich haben eine super gutes Verhältnis und sie war auch immer für mich da. So langsam kommt eben die Zeit, in dem sich die Situation ändert und ich eben mehr für sie da bin. Das mache ich aber sehr gerne, denn es handelt sich hierbei um meine Mama und ich bin ich so dankbar für alles, was sie bisher für mich getan hat. Mir ist dann auch nichts zu viel. Sie möchte sich nicht so gerne helfen lassen, weil sie da auch irgendwie ein bisschen zu stolz ist, aber das ist mir egal. Ich helfe ihr, wo ich kann und das wird sich auch in Zukunft nicht ändern.

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» MeL.G » Beiträge: 4918 » Talkpoints: 16,81 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Ich habe Glück, dass meine Eltern noch nicht so alt sind. Meine Eltern haben mich recht früh bekommen, so dass meine Mutter gerade einmal zwanzig Jahre älter ist, als ich. Und obwohl ich es generell nicht nachvollziehen kann, wie man nur so früh Kinder bekommen kann, bin ich doch auch unglaublich froh, so junge Eltern zu haben. Immerhin weiß ich, dass ich wahrscheinlich länger etwas von meinen Eltern haben werde, als beispielsweise mein Freund, deren Eltern im Durchschnitt fünfzehn Jahre älter sind, als meine.

Von daher finde ich es doch positiv, dass meine Eltern mich so früh bekommen haben und ich mache mir daher auch noch keine so großen Gedanken um das Alter meiner Eltern. Sie sind beide wirklich nicht alt und meine Mutter wurde bis vor kurzem sogar oftmals für meine ältere Schwester gehalten, da sie noch so jung aussieht. Deshalb mache ich mir auch keine Sorgen über das Alter, beziehungsweise ich schiebe diese Gedanken gerne von mir her.

Auch wenn meine Eltern noch vergleichsweise jung sind, mache ich mir dennoch Gedanken darüber, wie es sein wird, wenn meine Eltern älter werden. Mich macht es dabei unheimlich traurig, zu sehen, wie meine Eltern langsam graue Haare bekommen, auch wenn sie damit vergleichsweise sogar recht spät dran sind. Trotzdem finde ich das schade, da mir damit erst richtig bewusst wird, dass sie älter werden.

Und auch mein Vater leidet an vielen Krankheiten und ist körperlich absolut nicht mehr fit, obwohl er noch nicht so alt ist. Und auch meine Mutter hat einen kaputten Rücken und leidet noch an vielen weiteren Sachen. Von daher stelle ich mir natürlich öfters die Frage, wie es denn sein wird, wenn meine Eltern zwanzig Jahre älter sind und davor graut es mir ehrlich gesagt sehr.

Für mich ist es wichtig, die Zeit, in der meine Eltern noch fit sind, auch auszunutzen. Ich weiß genau, dass meine Eltern nicht jünger werden und dass die Zeit noch mehr Beschwerden mit sich bringen wird. Von daher möchte ich es jetzt ausnutzen, dass meine Mutter noch sehr fit ist und von daher versuche ich natürlich, so viel wie möglich mit ihr zu unternehmen. Ich gehe daher öfters mit ihr shoppen oder wir trinken auch gerne gemeinsam ein Glas Wein auf dem Balkon.

Dabei versuche ich, generell sehr viel Zeit mit ihr zu verbringen und viel mit ihr zu machen, was mir auch gut gelingt. Auf diese Weise muss ich mir dann später keine Vorwürfe machen, die Zeit mit meiner Mutter nicht gut genug ausgenutzt zu haben und ich denke, dass ich dann auch kein schlechtes Gewissen haben muss. Auch wenn meine Mutter dann nicht mehr fit sein sollte, kann ich mir zumindest sagen, viel mit ihr unternommen zu haben, so dass ich quasi nichts vermisse.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


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