Selbstmord - in Betracht gezogen?

vom 14.07.2011, 20:51 Uhr

In der heutigen Zeit hört man ja leider sehr oft, dass ein Mensch sich das Leben genommen hat. Die Gründe dafür können extremer Liebeskummer, Geldprobleme, familiäre Probleme, Depressionen und Ähnliches sein. Allerdings wird manchmal der wahre Grund auch garnicht herausgefunden. Ich frage mich oft, wie ein Mensch diesen allerletzten Schachzug begehen kann. Solche Menschen müssen wirklich verzweifelt sein.

Doch gehen wir einmal näher an das Thema das Threads ran. Habt ihr schonmal über Selbstmord nachgedacht? Waren eure Überlegungen eher schwachsinnig oder auch mal sehr ernst? Wenn ihr darüber nachgedacht habt, warum habt ihr Selbstmord in Betracht gezogen? Was wären Gründe gewesen? Und vor Allem, was hielt euch glücklicherweise doch am Leben?

Mir persönlich geht das Thema Selbstmord sehr nahe, da erst letzten Sommer ein Freund von mir sich das Leben nahm. Seitdem setzte ich mich oft mit dem Tod auseinander und denke nach. An Selbstmord habe ich noch nie gedacht. Zwar habe ich schon durchaus schwierige Lebensabschnitte hinter mir, aber eines gibt mir immer wieder Mut: Die Zukunft! Wenn es mir schlecht geht, dann denke ich an meine Pläne und Wünsche für die Zukunft ( heiraten, Kinder bekommen etc.). Meines Erachtens nach lohnt es sich dafür zu leben und deswegen kommt bei mir ein Selbstmord nicht in Frage. Nur ein Thema, das wohl leider nicht mehr lange auf sich warten lässt, bedrückt mich und macht mir Angst. In den nächsten Jahren wird eine Person sterben, die mir unglaublich nahe steht. Diese Zeit wird für mich zu einer wahren Belastungsprobe werden, aber ih hoffe, dass ich standhalten werde.

Benutzeravatar

» Synchro » Beiträge: 1641 » Talkpoints: 0,13 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Solche Gedanken hatte ich selbst zum Glück nicht. Obwohl es auch bei mir manchmal schwere Zeiten gab. Aber auch diese gehen einmal vorbei und man hat eine Möglichkeit gefunden damit fertig zu werden.

Aber ich habe auch in meiner entfernteren Verwandtschaft, mit jemandem über Selbstmord gesprochen. Sie war gerade in einer Situation, wo alles auf einmal kam. Die Beziehung funktionierte nicht mehr richtig, und auch bei der Arbeit gab es einige Probleme. Ihre Gedanken über Selbstmord hat sie mir dann erzählt. Ich wusste gar nicht, wie ich darauf reagieren sollte, da ich ein solchen Gespräch mit jemanden noch nie zuvor geführt hatte. Sie erzählte mir einfach, dass sie sich am liebsten umbringen würde, weil sie keinen Sinn mehr in allem sieht. In erster Linie bezog sich das auf ihre Beziehung. Ihre Probleme und sorgen konnte sie ihrem Freund wohl nicht erzählen, da dieser sich nicht dafür interessierte.

Ich habe ihr dann gut zugeredet, ich wusste ja nicht, was ich sagen sollte. Vor allem wollte ich nichts falsches sagen. Aber ich meinte, dass es immer einen anderen Weg gibt und sie niemals an Selbstmord denken soll. Später, als wir uns verabschiedet haben, sagte ich ihr nochmal, dass sie sich immer bei mir melden kann, wenn die wieder irgendwelche Probleme hat. Als wir uns das letzte Mal wieder getroffen haben, ging es ihr wieder gut, und sie sagte auch nichts mehr von ihren Gedanken. Ich selber habe sie auch gar nicht nochmal darauf angesprochen. Auch ihre Beziehung läuft wieder super. Man sieht also, dass es immer einen anderen und besseren Weg aus solchen Situationen gibt, als Selbstmord.

Benutzeravatar

» senny » Beiträge: 2589 » Talkpoints: 9,37 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Ich hatte eigentlich bisher noch keinen wirklichen, ernsthaften Gedanken an eine Selbsttötung oder hätte gar den ansatzweisen Versuch unternommen. Natürlich gab es auch in meinem Leben schon Momente, in denen ich meinte, dass alles irgendwie ja doch keinen Sinn macht und ich mir auch tatsächlich das eine oder andere Mal überlegt habe, ob es nicht einfacher wäre, jetzt vom Balkon zu springen als so weiterzumachen. Ansatzweise darüber nachgedacht habe ich, allerdings eher theoretisch, fast schon rational, wenn auch aus rein emotionalen Beweggründen. Vor allem in meiner Jugend hatte ich solche Phasen ein- oder zweimal.

Wie ich darauf kam, kann ich heute nicht mehr wirklich sagen, ich weiß nur noch, dass ich Zeiten erlebt habe, die mir unüberwindbar schwer vorkamen. Das lag zum Einen an meiner Krankheit, an der ich von Geburt an immer mal etwas mehr und dann wieder etwas weniger leide, die mich mit viel Ablehnung konfrontiert hat und mir besonders insofern das Leben wirklich manchmal äußerst schwer gemacht hat, besonders eben, als ich noch ein sehr junger Mensch war und meinen festen Stand im Leben noch nicht so recht gefunden hatte. Zum Anderen sind wir sehr viel umgezogen und ich wurde ständig aus meinem gewohnten und liebgewonnen Umfeld herausgerissen, musste ständig mitten im Schuljahr die Schulen wechseln, zweimal davon in einem jeweils anderen Bundesland, wurde dadurch sehr in meiner Leistung zurückgeworfen und hatte irgendwann das Gefühl, dumm und einfach nur unfähig zu sein, irgendwas auf die Reihe zu kriegen, schulisch gesehen.

Nach unserem letzten Umzug waren außerdem meine beiden älteren Schwestern nicht mehr dabei und ich war mit meinen Eltern allein in ein anderes Bundesland gezogen. Damals lief es mit meinen Eltern alles andere als rosig und mein Vater, der ein Choleriker ist, hat alles, was sich vorher auf uns drei Töchter verteilt hat, auf einmal nur noch gebündelt an mir ausgelassen, was ich oft nicht verstanden habe – und bis heute nicht verstehe – und mich ebenfalls wieder häufig zur Verzweiflung gebracht hat.

Wenn all diese Faktoren aufeinandertrafen, hatte ich das Gefühl, dass es keinen Ausweg mehr gibt und ich vor allem alleine bin, ausgeliefert sozusagen, kraft- und chancenlos. Gesprungen bin ich zum Glück trotzdem nie und ich hatte auch, wenn ich darüber nachgedacht habe, immer das Gefühl, einfach nur feige zu sein, wenn ich diesen Schritt gehen würde. Aus einem solchen Grund des Schwächegefühls Selbstmord zu begehen, schien mir irgendwie nicht wirklich eine Option zu sein, dafür hätte ich mich wiederum selbst geschimpft, also habe ich es gleich gelassen. Allerdings muss ich auch sagen, dass ich, wenn ich solche Gedanken ansatzweise hatte, ziemlich schnell an meine Eltern und vor allem an meine Schwestern gedacht habe und daran, wie es ihnen damit wohl gehen würde. Ich wollte ihnen so etwas nicht antun, weil ich glaube, dass es unglaublich schwer sein muss, mit dem Selbstmord einer nahestehenden Person umzugehen.

Das hielt mich einerseits am Leben, andererseits aber eben auch die Erkenntnis, dass ich mich selbst verabscheuen würde, wenn ich so feige wäre, meinem Leben, das ich teilweise als so unerträglich schwierig empfand, auf diese Weise einfach ein Ende zu setzen und nicht wenigstens gekämpft zu haben für mehr Chancen und eine bessere Basis. Ich wusste zwar damals nicht, wie ich hätte kämpfen oder wo ich hätte ansetzen sollen oder können, aber ich wäre mir doch vorgekommen als hätte ich mehr oder weniger einfach so aufgegeben, und das entspricht wieder weniger meinem Charakter. Ich bin eben aufgrund dieser Krankheit auch ein Stehaufmännchen und habe schon wirklich schwere Situationen überstanden und eigentlich auch gut weggesteckt, wie kann es also sein, dass mich einzelne Phasen so aus der Bahn werfen, dass ich meine, nicht mehr zu können oder zu wollen?

Im Endeffekt war die Tatsache, dass ich davon abgesehen habe, weiter über eine Umsetzung einer Selbsttötung nachzudenken, wohl eine Art logische Schlussfolgerung in verschiedener Hinsicht. Es ist nicht meine Art, einfach aufzugeben, ich will niemanden mit meinem Unglück in ein noch größeres Unglück stürzen und es ist außerdem nicht gesagt, dass sich nicht doch irgendwann irgendetwas ändert. Und wenn sich nichts ändert, dann habe ich immer noch die Option, noch einmal darüber nachzudenken, das waren im Endeffekt meine einzelnen Schlussfolgerungen, die im Ganzen dazu führten, dass ich eben nicht weiter darüber nachdachte. Und bisher hatte ich einen solchen Gedanken auch nicht mehr und kann mir auch nicht vorstellen, so schnell wieder in eine ähnliche Situation zu geraten.

Benutzeravatar

» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich denke, dass ist ein sehr schwieriges Thema. Ich habe vor ein paar Tagen gehört, dass hier in einem Nachbarort ein junges Mädchen Selbstmord begangen hat. Sie soll sich aus Liebeskummer erhängt haben und war gerade mal 17 Jahre alt. Solche Schlagzeilen liest und hört man ja überall immer wieder.

Ich denke, dass die Menschen dann einfach so verzweifelt sind, dass sie keinen anderen Ausweg mehr wissen. Vielleicht ist es bei einigen auch durch eine Krankheit. Ich habe schon häufiger gehört, dass sich Menschen das Leben nahmen, die an starken Depressionen litten. In meinem Leben gab es bisher auch schon einige dunkle Abschnitte und ich muss sagen, dass da auch mal der Gedanke an Selbstmord auftaucht. Aber irgendwie ging es dann doch immer wieder weiter und es kamen bessere Zeiten. Selbstmordkandidaten müssen wirklich sehr verzweifelt und Hoffnungslos sein.

Allerdings hatten wir das Thema auch damals mal in der Berufsschule im Religionsunterricht. Mein damaliger Lehrer erzählte, dass die meisten Selbstmorde eher aus Versehen passieren. Die Menschen, die einen Selbstmord planen, wollen damit meistens eigentlich um Hilfe rufen. Sie rufen vorher noch jemanden an oder hinter lassen eine Nachricht, damit sie vielleicht doch noch im letzten Monat gefunden werden. Meistens ist es ja so, dass jemand der von Selbstmord spricht, es dann nicht durchzieht und jemand bei dem man es nicht erwartet hat, kommt es dann ganz plötzlich.

Benutzeravatar

» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Ich habe mich noch nie richtig damit befasst beziehungsweise nie daran gedacht. Ich habe zwar schon sehr schlechte Zeiten durch, wo es mir wirklich schlecht ging und ich dachte es geht so nicht mehr weiter. Ich dachte zwar, dass ich so nicht mehr weiter will, aber wirklich richtig an Selbstmord habe ich dabei nicht gedacht. Man verspielt so sein Leben und ist ziemlich egoistisch. Man hinterlässt viele liebe Menschen. Außerdem ist der Tod keine Lösung. Es gibt immer einen Ausweg und auch immer eine Zukunft. Man dafür ja auch schon einen Plan, den man eventuell schon mit seinem Partner gemacht hat.

» Jenna87w » Beiträge: 2149 » Talkpoints: 0,47 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Ich habe mich auch noch nie wirklich ernsthaft damit befasst und noch nie wirklichen einen ernsten Versuch unternommen oder auch nur in Betracht gezogen. Jedoch war ich oftmals schon sehr verzweifelt und habe mir nur noch gewünscht, dass es alles vorbeigeht und dass ich endlich wieder meine Ruhe habe und dass die Leute sich auch mal anfangen um ihren eigenen Kram zu kümmern. Als es das letzte Mal so war, habe ich gerade den Stall verlassen müssen und somit auch mein Pflegepony, weil es nicht mehr anders ging und ich da nur noch fertig gemacht wurde und weil mich mein Freund einen Tag vorher verlassen hatte. Das war dann einfach alles zu viel für mich. Aber ich bin noch hier.

» Hufeisen » Beiträge: 6056 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Synchro hat geschrieben:Doch gehen wir einmal näher an das Thema das Threads ran. Habt ihr schonmal über Selbstmord nachgedacht? Waren eure Überlegungen eher schwachsinnig oder auch mal sehr ernst? Wenn ihr darüber nachgedacht habt, warum habt ihr Selbstmord in Betracht gezogen? Was wären Gründe gewesen? Und vor Allem, was hielt euch glücklicherweise doch am Leben?

Ja, das habe ich getan, nicht nur einmal in meinem Leben. Es gab immer wieder Phasen, wie ich heute weiß depressive Phasen, in denen mir der Freitod als allerletzte Möglichkeit erschien. Über die Folgen für meine Familie habe ich mir dabei aber nie Gedanken gemacht.

Es war immer sehr ernst und nie schwachsinnig oder spaßig und Gründe hat es wohl auch genug gegeben. Es waren bei mir immer Situationen mit denen ich nicht fertig wurde und für die ich keine Lösung gefunden habe.
Eines der letzten Male war zum Beispiel meine Schwangerschaft - obwohl sie absolut geplant und das Baby ein absolutes Wunschkind war, kam ich mit der Situation nicht klar. Ich wollte raus aus der Situation, wollte alles wieder so haben wie vorher, aber das wäre nicht gegangen. Ich habe an Abtreibung gedacht und als die 12 Wochen rum waren und eine Abtreibung nicht mehr legal gewesen wäre, war Selbstmord für mich die einzige Rettung. Irgendwie habe ich es aber doch ausgehalten, sonst könnte ich heute ja nicht darüber schreiben. Aus heutiger Sicht verstehe ich mich selber kaum noch. Ich liebe meinen Sohn über alles und würde ihm nie etwas antun geschweige denn ihn wieder hergeben. Er ist der wichtigste Mensch in meinem Leben und ich bin froh, dass ich ihn habe.

Das letzte Mal Gedanken an den Tod hatte ich, als mein Vater gestorben war. Das Verlangen nach meinem eigenen Tod war so unglaublich groß, dass ich mir das Leben genommen hätte, wenn ich nicht meinen Mann und meinen Sohn gehabt hätte, nur um wieder bei meinem Papa zu sein. Das hat auch recht lange angehalten, einige Monate, bis die Gedanken nicht mehr da waren. Das war die heftigste Erfahrung die ich je gemacht habe, was Suizid-Gedanken angeht und ich hätte es selber, trotz der früheren Erfahrungen, nicht für möglich gehalten, dass das eigene Leben so dermaßen wertlos und der Tod so wertvoll sein kann.

Benutzeravatar

» ArcaNoé » Beiträge: 299 » Talkpoints: 2,45 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich habe schon mehrere nahestehende Menschen durch Selbstmord verloren meinen Vati, meinen Schwager und meine Freundin und immer bleibt die Frage: „Warum“? Ich konnte nie darüber reden, also schrieb ich mir nach 1 Jahr nach dem Tod meines Vatis alles von der Seele. Hier ein paar Auszüge. Gedanken über den Tod meines Vati´s.Heute nach so langer Zeit möchte ich meine Gedanken aufschreiben. Ich war 25 Jahre alt und mein Sohn 9 Monate. In diesem Jahr hat mich der Vater meines Sohnes verlassen und mein eigener Vati auch .Ich erinnere mich noch genauso daran, als wäre es gestern gewesen. Ich wünschte es wäre nie geschehen. Dass ich einmal in meinem Leben so in Stich und allein gelassen würde, hätte ich nie gedacht.

Er hatte viele Jahre bei seiner Firma gearbeitet und seinen LKW gefahren. Der LKW war sein Leben. Doch dann nahm man ihn den LKW weg und er wurde gekündigt. Das war für ihn der schwerste Schock. Wir dachten das gibt sich mit seiner Laune, doch im Gegenteil, er wurde immer ruhiger und zurückgezogener. In der Nacht zum Sonntag, den 14.11.99 hatte es geregnet, nachdem ich vom Tanz wiederkam, ging ich noch mal auf die Toilette und legte mich gegen 3 Uhr morgens schlafen. Ich ging zum Zimmer und wollte das Baby-Phone aus dem Schlafzimmer meiner Eltern holen, doch mein Vati war wach, und sagte das der Kleine immer heult. Mutti musste am Sonntag arbeiten und daher in 1 Stunde aufstehen. Das war das letzte Mal das ich meinen Vati lebend gesehen hatte. Ausgerechnet an diesem Tag schlief mein Sohn länger, und nicht nur bis 7 Uhr. Die Kinder und ich standen gegen 8.15 Uhr auf, und gingen in die Küche. Doch die Küchengardinen waren noch zu gezogen. Ich wunderte mich, weil Vati nie so lange schlief. Seine Arbeitssachen hingen über den Stuhl. Ich sagte zu Jenny sie solle den Opa wecken, es hätte ja sein können, dass er doch noch schläft. Aber er war nicht in seinem Bett. Aber draußen die Tiere füttern hätte er auch nicht sein können, denn die Sachen waren ja da. Ich dachte mir nichts weiter dabei und habe gefrühstückt und das Mittagbrot vorbereitet.

Es war so gegen 8.45 Uhr wir warteten auf Oma. Auf einmal kam das Auto, und Mutti fuhr rückwärts rein. Ich blödelte noch so mit den Kindern rum und dann hörte ich etwas schreien. Ich rannte in den Vorbau und sah meine Mutti wie wild vor die Scheiben klopfen und schreien. Ich dachte in den Moment sie hatte einen Autounfall und hatte Angst es den Vati zu beichten. Wo ich aufschließen wollte ging es nicht, weil jemand von außen zugeschlossen hatte, und dadurch der Schlüssel innen etwas rausgezogen war. Bis ich die Tür in der Hektik aufbekam, war meine Mutti schreiend weggerannt. Ich dachte „Ich muss hinterher, wer weiß was passiert ist“. Ich rannte raus und kam um die Ecke am Bad und was sah ich da- meinen Vati – aufgehangen. Das kann nicht sein, mein Vati tot? Ich stand vor ihn und trommelte nur so in seinem Bauch und schrie. Ich hielt seine rechte Hand und sagte Vati, Vati das kannst du uns nicht antun. Mein Vati war so erschrecken ruhig. Er hatte Wasserperlen auf seinem Haar, und er war kalt, bläulich und seine Zunge hing ihn aus dem Mund. Vatis Hausschuhe standen davor, ordentlich wie vor seinem Bett. Mir weiß sogar noch die Farbe seine Strümpfe. Es war unfassbar, dass das mein Vati sein sollte...

Jetzt ist immer noch die Trauer und die Frage „Warum“! Wenn ich einen Wunsch hätte, wünschte ich mir meinen Vati wieder, da ich ihn sehr, sehr vermisse! Mein Vati, der immer für mich da war, der mich geliebt hat und doch uns so heimlich und still und feige verlassen hat. Warum hat er nicht mit uns gesprochen? Warum wählte er diesen Tod? Warum wollte er eigentlich sterben? Warum ist er ohne etwas zu hinterlassen gegangen, hat er uns eigentlich geliebt? Warum hat er uns so was angetan? Immer wieder Warum ,das wird nie aufhören. Ich habe keinen Vati mehr ! Mein Vati war ein ganz besonderer Mensch in meinem Leben. Erst nach seinem Tod im November 1999 wurde mir richtig bewusst, wie sehr ich meinen Vati liebte. Die Eltern sind für mich mit das wichtigste im meinem Leben. Sie haben mir so viel Liebe entgegengebracht, mir gelehrt was Leben heißt. Und all dies konnte ich meinen Vater nicht mehr danken. Meine Mutti ist nach dem Tod meines Vatis mir stärker an Herz gewachsen, und es tut mir weh, wenn ich sehe wie sehr sie unter dieser Situation leidet. Aber niemand kann ihr diesen Schmerz abnehmen. Für uns alle ist das Leben irgendwo so sinnlos geworden. Andere haben ihre Männer und Vatis!

Und jetzt möchte ich deine Fragen beantworten. Ja, ich habe über Selbstmord nachgedacht, weil alles so sinnlos geworden war. Manchmal denke ich, dass ich selber ein Problem habe. Das Problem mit dem Tod meines Vatis umzugehen und zu akzeptieren. Öfters, wenn ich mal wieder eine Phase habe und mit dem Tod meines Vaters nicht klar komme, würde ich auch am liebsten sterben. Mein Vater hat keine Sorgen oder Probleme mehr. Oft denke ich, das Leben ist so ungerecht. Ich muss weiterleben und das Beste aus meinen Leben machen, ob ich will oder nicht! Aber einen großen Trost habe ich, ich habe keine Angst zu sterben, weil ich sehe dann meinen Vati und meine Omi wieder. Sorgen mache ich mir über mein Kind, würde er meinen Tod verkraften? Am Ende ist es eine Kette ohne Ende. Immer wenn einer stirbt hinterlässt man Wunden.Doch mein Sohn und meine Familie haben mich davon abgehalten. Sie haben mir gezeigt das der Schmerz tief ist und das ich gegen diesen Schmerz ankämpfen muss. Es geht mir endlich wieder gut.

» rola28 » Beiträge: 493 » Talkpoints: 0,05 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich würde lügen, wenn ich behaupte, nie an Selbstmord gedacht zu haben. Beschäftigt habe ich mich mit den Gedanken schon vor vielen Jahren, als es mir nicht wirklich gut ging und ich auch nicht wusste, was mit mir los ist. Das waren schon recht dunkle Phasen in meinem Leben, über die ich nicht besonders glücklich oder froh bin. Sie gehören jedoch dazu. So richtig ernsthaft habe ich es wohl nicht in Betracht gezogen oder ich habe mich einfach nicht getraut und in mir gab es auch die Hoffnung, dass es bald wieder besser geht und dass das Leben doch auch anders sein kann. Nun ist es anders und es geht mir deutlich besser.

Im direkten Umfeld gibt es einen Todesfall durch Selbstmord. Es handelte sich hierbei um einen Mann, der bereits über 80 Jahre alt gewesen ist und wenige Jahre vor seinem Selbstmord seine Frau verloren hatte. Zwar ist er danach eine neue Partnerschaft eingegangen, aber ich vermute, er ist nie ganz über den Tod seiner langjährigen Ehefrau hinweg gekommen. Er wollte auch nicht gefunden werden, sondern hat es ganz genau geplant. Ich war wirklich darüber erschüttert und hätte diesem Menschen einen Selbstmord nicht zugetraut.

Diese Woche ist im Nachbardorf ebenfalls ein Selbstmord passiert. Der Mann war knapp über 60 Jahre alt und hat zunächst an seinem Wohnhaus die Gasleitungen so manipuliert und ist danach dann hinter dem Haus verschwunden, um sich dort selbst zu töten. In dem Haus ist wohl nicht so viel passiert, es hätte aber auch umliegende Häuser und sogar Ortschaften treffen können. Ich finde es schon heftig, dass man dadurch auch das Leben anderer in Kauf nimmt.

Benutzeravatar

» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge


Solch Gedanken habe ich nicht, selbst wenn es mir schlecht geht oder ich massive Probleme habe. Ich finde diese Art von Gedanken sinnlos und irgendwo für mich nicht nachvollziehbar. Ich kenne allerdings einen Fall, der sich wirklich ernsthaft mit solch Gedanken auseinander gesetzt hat. Ich finde es schrecklich auch als Nebenstehender, da man nicht wirklich weiss wie man auf diese Tatsache reagieren soll.

Ich finde man sollte auf jeden Fall eine Therapie machen, wenn man schon soweit ist darüber nach zu denken und sich auf jeden Fall Hilfe holen. Auf der einen Seite würde ich sagen das man sich hierbei jemanden anvertraut, auf der anderen Seite ist es für denjenigen dann aber auch nicht leicht damit um zu gehen.

Benutzeravatar

» alkalie1 » Beiträge: 5526 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^