Selbstmord - in Betracht gezogen?

vom 14.07.2011, 20:51 Uhr

Als ich gerade das erste mal das Thema las, dachte ich mir, dass wahrscheinlich eh keiner hier so ehrlich ist und seine Beweggründe etc schreibt. Ich war positiv überrascht so viele Berichte zu lesen. Ich kenne es selber welchen Mut man überwinden muss um so offen gegenüber "Fremden" zu sein. Es gab in meinem kurzen Leben schon so oft Phasen in denen ich darüber nach gedacht habe. Das erste mal wunderte ich mich mit 15 warum es mir eigentlich so dauerhaft schlecht ging, es war wirklich nicht nur eine Verstimmung. Ich fing an zu recherchieren und stellte fest, dass es wohl eine Art Depression sein musste, womit ich mich in dem Alter damals noch nie auseinander gesetzt hatte und für mich auch völlig fremd war. Es gab daraufhin Zeiten, da wurde es wieder besser und wieder schlechter. Es hatte viel mit unserer Familie zu tun. Unsere Mutter war in vielen Fällen sehr cholerisch und lies alles an meiner Schwester und mir aus. ( Natürlich war das nicht das einzige) Drastisch wurde es, als 2008 mein Freund sich das Leben nahm und ich einfach überhaupt niemals NIE !!! damit gerechnet habe. Heute im Nachhinein kenne ich sämtliche Hilferufe, die er mir immer und immer wieder gesendet hat und ich habe sie einfach nie verstanden. Die Schuldgefühle die damals und auch noch heute in mir wuchsen, waren einfach unerträglich. Nebenbei noch dieser riesen Verlust und das Unverständnis, dass wir anscheinend beide solche Gedanken hatten und keiner davon wusste.

Es folgten Zeiten in die wünsche ich keinen hienein, ich würde nicht mal meinen schlimmsten Feind an solche Abgründe schicken.Ritzen, Kratzen, Schmerzen zufügen...alles was möglich war, Tabletten Abhängigkeit und meine Mutter hat einfach nichts mitbekommen, oder sie hat mich nicht drauf angesprochen. Ich hab zumindest immer alles verheimlicht. irgendwann konnte ich nicht mehr zur Schule gehen, Schlafen, im Haushalt etwas tun...nichts ging mehr. Das war der Moment als ich mich bei meinem Hausarzt wiederfand und er wissen wollte welchen Weg des Freitodes ich wählen würde ? Welchen? ich hatte so viele, alles schon 1000 x im Kopf duch gegangen mit einem wohligen flauen Gefühl im Magen. Tja eingewiesen wurde ich trotzallem nicht, vielleicht hat mir am selben Tag mein toter Freund einen Wink geschickt. Viele Jahre durch Depression, Essstörungen und Schmerzwahn sollten pötzlich vorbei sein. Mir wurde von heute auf morgen bewusst, dass ich noch sooooo viel vor habe ( Bundeswehr etc) also boxte ich mich selber wieder raus. ( aber auch mit Antidepressiva die ich bei meiner Oma geklaut hab)

Ich habe mich später sehr umfassend mit dem Thema Selbstmord und Depressionen beschäfftigt und eine 20 Seitige Seminararbeit geschrieben. Es ist erschreckend was alles dazu führen kann. Heute studiere ich Psychologie und fange nächste Woche mein Praktikum in einer Psychiatrie ( Depressive und Selbstmordversuche) an. Später möchte ich gerne in Anlehnung an dieses Thema meinen Doktor machen. Ich hoffe nur, dass es mich nicht wieder zurück wirft oder ähnliches.Denn auch wenn es mit mittlerweile gut / besser geht habe ich oft Phasen wo ich mich wieder nach dieser Dunkelheit sehne, das Ritzen und alles. Ich hatte schon oft wieder eine Rasierklinge in der Hand. Einfach weil die Erinnerung so befriedigend war. Zum Glück habe ich meinen Freund der mich passiv von allem abhält. Das heutige Hauptproblem ist einfach immer noch, dass es viel zu sehr tabuisiert wird, die Menschen benötigen eine Sensibilisierung auch was der Umgang mit diesem Thema angeht. Wie zum Beispiel Vorredner schrieben, dass sie angespochen wurden und nicht wussten, wie sie mit dieser Information umgehen sollten. Ausserdem werden so viele Hilferufe gesendet, welche auch oft einfach nicht wahrgenommen werden. Hier benötigt es eigentlich auch im Berufsleben noch Schulungen und Sensibilisierungen.

» Jaqu » Beiträge: 5 » Talkpoints: 5,05 »



Wenn jetzt einer meiner Freunde zu mir kommen würde und mir mitteilen würde, dass er Hilfe bräuchte, weil er selbstmordgefährdet ist, dann wäre das ein totaler Schock für mich! Aber auch ich habe mich wohl oder übel natürlich auch schon mit dem Thema beschäftigt, denn kalt gelassen werden kann man einfach sehr schlecht von diesem Thema, vor allem wenn man eben die Nachrichten und aktuellen Themen mitverfolgt und was für ein Tag vergeht denn ohne Selbstmorde? Richtig, fast gar keiner und manchmal sind es dann auch noch Prominente, das wird dann extra ausführlich berichtet und schon ist man regelrecht gezwungen, über Selbstmorde nachzudenken.

Ich selbst bin zum Ergebnis gekommen, dass ich einfach schon zu viel erreicht habe in meinem Leben, obwohl ich nicht mal 18 bin, um meinem Leben jetzt schon ein Ende zu setzen. Ich habe in der Schule immer alles gegeben und viel erreicht, bin im Sport schon oft erfolgreich gewesen und habe viele Pokale und Urkunden bei mir daheim herum stehen, habe einen tollen und weiten Freundeskreis, also warum sollte ich dem Ganzen nun ein Ende setzen? Aber mir ist natürlich auch bewusst, dass dieses Selbstbewusstsein so schnell kippen kann und dann steht man auf einmal vor einem Loch, in das man nicht fallen darf, sondern da müssen einen seine Freunde davon abhalten und einem aus dem Loch ziehen. Ich denke, wer nicht darüber reden kann, ist sogar noch viel gefährdeter als der, der dauernd darüber spricht, auch wenn man meint, dass der viel Sprechende sich dann noch mehr Gedanken macht, das ist meines Erachtens nach gar nicht wirklich wahr.

Einer meiner Bekannten hat dies leider nicht geschafft. Wir treffen uns immer für den Winterurlaub mit ein paar Leuten aus dem Ruhrgebiet und machen dann immer etwas im gleichen Skigebiet. Daher kennen wir auch einen Mann, der so auf die 55 heutzutage zugesteuert wäre. Wir saßen oft gemütlich im Winter vor dem warmen Kamin, alle gemeinsam und haben uns die wildesten Geschichten erzählt, Weihnachten, Silvester, Neujahr gefeiert und haben einfach das Leben genossen, so ungefähr 20 Leute waren das dann immer. Wie man da darauf kommen sollte, dass irgend wie bei irgend einem Selbstmordgedanken im Spiel waren, für mich unvorstellbar.

Aber dann, ich weiß nicht mehr genau, ob es letztes Jahr war oder das Jahr davor, ruft es bei uns daheim an. Meine Mutter hebt wie immer den Telefonhörer ab. Dran ist eine unserer Bekannten aus dem Winterurlaub. Sie sagt, dass der Mann, der auch immer bei der geselligen Runde dabei gewesen ist, vom Reichstag gesprungen ist während einer Führung! Meiner Mutter ist verständlicherweise der Hörer aus der Hand gefallen und auch ich war komplett fassungslos. Das Ganze war so, dass die Frau, die wir natürlich auch kennen, mit ihm eine Führung hatte. Dann fragte die Frau, ob sie nicht noch etwas essen gehen wollten. Irgend wie muss unser Bekannter dann das auch bejaht haben, aber er wollte noch mal die Aussicht genießen. Und schon war er weg, einfach sprang dort herunter und setzte seinem Leben ein Ende! Wer es nicht glauben mag, hier war diese Geschichte natürlich auch in der Zeitung. Da habe ich mich wieder einmal mit diesem Thema auseinandersetzen müssen, und musste schon an mir zweifeln, ob ich dem Mann nicht hätte helfen können. Aber er war immer ganz normal und man konnte einfach nichts Besonderes oder Ungewöhnliches bei ihm erkennen. Aber so schnell kann es anscheinend gehen mit dem Selbstmord, total erschreckend, oder?

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» fcbtill » Beiträge: 4713 » Talkpoints: 21,47 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Ich hatte selber solche Gedanken nicht, kann mir allerdings vorstellen das Gewissen Momente im Leben einem dazu treiben können. Wenn jemand seine ganze Familie auf einen schlag verliert wäre das Leben für mich auch nicht Lebenswert. Ich möchte generell auch nicht in der Haut der Nebenstehend stecken. Diese Verantwortung gegenüber einem anderen Menschen muss schrecklich sein. Ich denke aber viele dieser so genanten Selbstmordversuche sind einfach ein Hilfeschrei nach Beachtung, wenn auch vollkommen lächerlich und sicherlich auch zu verachten sich auf solche Art und Weiße ins Rampenlicht zu stellen. Ich denke kaum einer der darüber Nachdenke setzt dies in die Tat um sondern hierbei handelt es sich in den meisten Fällen einfach um leere Drohungen oder um jemand anderen Angst zu machen.

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» piranha » Beiträge: 819 » Talkpoints: 0,89 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich hatte selbst noch nie Selbstmordgedanken, aber habe in meiner Kindheit auch viel darüber nachgedacht, warum Menschen das tun. Mein Religionslehrer war Psychotherapeut und er hat uns immer erzählt welche Patienten er hatte und wie es ihnen ging. Er berichtete in der Stunde immer über diese Personen. Er erzählte was sie so weit getrieben hat, über Selbstmord nachzudenken. Als dann einer seiner Patienten sich dann das Leben genommen hat, ging uns das allen sehr nahe.

Ich glaube Leute kommen in Selbstmordgedanken, wenn sie durch den Leistungsdruck in ihren Berufen immer depressiver werden und an Burnout leiden. Aber man darf nicht vergessen, dass Selbstmord eigentlich eine Sünde ist, da man Angehörige, Verwandte, Bekannte oder Kinder einfach allein lässt.

» FabiReh23 » Beiträge: 17 » Talkpoints: 0,00 »



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