Seminar: Themen werden früher als erlaubt bekanntgegeben

Bei uns ist es in den Seminaren so, dass man sein Thema eigentlich erst am Beginn der Bearbeitungszeit ausgehändigt bekommen darf und dann eben X Wochen Zeit dafür bekommt. Jetzt gibt es allerdings einen Professor, der sich daran nicht hält. Er sagte selber, dass er vom Prüfungsamt eigentlich die Themen noch nicht nennen darf, er es aber trotzdem tut. Er verteilte beispielsweise gestern schon die Themen, für die die Bearbeitungszeit bei einigen dann offiziell erst im November beginnt.

Das ist natürlich unfair, wenn die Studenten bei diesem Professor so viel mehr Zeit bekommen. In anderen Seminaren wird es wirklich so gehandhabt, dass man das Thema nicht schon vorher bekommt und es ist ja auch sinnvoll, wenn alle die gleiche Bearbeitungszeit bekommen. Zwar heißt es nicht, dass man mit so viel mehr Zeit auch ein besseres Ergebnis bekommt, aber wenn man seine Arbeit dann auf einen längeren Zeitraum aufteilen kann, dann kann das sicherlich manchmal hilfreich sein. Wie würdet ihr euch verhalten, wenn ihr mitbekommt, dass in anderen Seminaren die Teilnehmer solche Vorteile haben?

Bei uns ist es normal, dass die Themen, gerade für Referate, bereits zum Ende des vorangehenden Semesters bekannt gegeben werden. So hat man genügend Zeit sich entsprechend darauf vorzubereiten. Ob das nun einige Studenten tun oder alles bis zum letzten Moment rauszögern bleibt mal dahingestellt. Auch, ob die jeweilige Ausarbeitung inhaltlich besser recherchiert ist, kann nicht gesagt werden.

Ich würde es an deiner Stelle nicht schlimm finden, wenn ich mitbekäme, dass in einem anderen Seminar die Themen bereits bekannt gegeben werden. Hast du keine Möglichkeit das Seminar zu wechseln? Du schreibst, dass der besagte Professor selbst erwähnt hat, dass er die Themen eigentlich nicht bekannt geben dürfe. Kann er dafür keinen Rüffel bekommen?

Ich selbst kann mich da auch an etwas ähnliches erinnern, dass so ziemlich gleich ablief, wie bei dir. Bei mir waren es die zentralen Abiturprüfungen im Fach Mathematik. Ich hatte Mathematik als mein schriftliches Grundkurs Fach im Abitur und normalerweise kann man seine Klausur ja immer selbst aus verschiedenen Themenbereichen zusammensuchen, in Mathe ist dies jedoch anders, da hier der Lehrer das sagen hat und entscheiden kann, welche Aufgabenteile dran kommen. Unser Lehrer hat uns dann gesagt, dass er es eigentlich immer so handhabt, dass er zwar alle Themen anschneidet, aber nur diese ausführlicher dran nimmt, die er dann am Ende auch heraussucht.

Bei uns waren es zum Beispiel die Matrizen, die ja eigentlich sehr einfach sind. Diese haben wir dann die ganze Zeit über geübt, so, dass wir im Abitur besser darauf vorbereitet waren, als vielleicht andere, die etwas anderes geübt haben. Das ganze war natürlich auch nicht erlaubt und ist dann auch herausgekommen, da ein Paar Mitschüler mit ihrem Glück angaben und andere damit aufzogen, dass diese eben auch andere Dinge lernen mussten - Plötzlich hatten wir einen neuen Mathe-Lehrer und unser eigentlicher Mathe-Lehrer hat eine Verwarnung dafür bekommen.

Ich selbst würde es aber eigentlich nicht so besonders schlimm finden, wenn andere Schüler mehr Zeit für die Bearbeitung eines Themas haben, oder eben besser auf ein Thema vorbereitet werden. Natürlich ist es vollkommen unfair, jedoch bin ich nicht diese Sorte Mensch, die anderen etwas missgönnt. Jeder hat mal Glück im Leben und jeder hat mal Pech, ich sehe das ganze ein bisschen ironisch und gehe davon aus, dass ich das nächste mal vielleicht auch Glück habe. Auch sind die Arbeitszeiten ja eigentlich schon so ausgerichtet, dass man genügend Zeit hat - Von daher ist es mir dann eigentlich bei solchen Arbeiten egal, ob die anderen vielleicht mehr Freizeit haben.

Ja, manchmal passieren Dinge, die einfach ungerecht sind, die man aber trotzdem hinnehmen kann. Diese Ungerechtigkeit gleicht sich meistens wieder aus im Laufe der Jahre. Was heute dir gegenüber ungerecht erscheint, hat vielleicht in der Vergangenheit andere getroffen, wo du Glück hattet oder in Zukunft haben wirst. Es ist nicht gesagt, dass diejenigen, die schon jetzt das Thema bekommen haben, auch wirklich mehr tun oder mit der Arbeit schon beginnen. Tatsache ist, je mehr Zeit man hat, desto später fängt man an. Sicherlich wird auch die Zeit für dich reichen. Ich würde nichts machen, denn sonst könnte der Professor in Erklärungsnöte geraten und das willst du doch nicht, oder?

Mich betrifft das Ganze ja gar nicht. Ich habe auch ein Thema von ihm bekommen, könnte also auch bei ihm im Seminar schreiben (muss ich mir jetzt bald überlegen). Aber da ich so bin, wie von Cid beschrieben, d.h. ich fange sowieso erst 3 Wochen vor Abgabetermin an (und dann auch eher halbherzig - die letzte Woche ist sowieso die produktivste), von daher ist es herzlich egal, ob ich mein Thema schon Wochen vorher weiß oder nicht - ich prokrastiniere ja bis dahin und würde meine Bearbeitungszeit auch offiziell während der Semesterferien beginnen. Daher werde ich sicherlich nichts dagegen tun, aber ich könnte mir vorstellen, dass das nicht jedem egal ist (es gibt ja auch Studenten, die wirklich von morgens bis abends in der Bibliothek hocken und an ihrer Hausarbeit schreiben und das auch von jetzt bis November durchgängig machen würden, wenn sie so lange Bearbeitungszeit hätten).

Ich weiß nicht, ob der Professor einen Rüffel bekommen kann. Ich weiß auch nicht, ob das für die Studenten hinterher Probleme gibt, wenn rauskommt, dass sie eine viel längere Bearbeitungszeit hatten als in der Prüfungsordnung vorgeschrieben ist. Ich könnte mir vorstellen, dass dann hinterher sogar gesagt wird, dass die Frist schon jetzt zu laufen beginnt (natürlich nur, wenn jemand petzt) und dann die November-Schreiber wegen verspäteter Abgabe als "durchgefallen" zählen.