„Ganz ok“ schlechte Arbeitsbeurteilung?
derpunkt hat geschrieben:Jedenfalls dann, wenn du auf Grund des Feedbacks keinen Änderungsbedarf bei deiner Arbeitsweise siehst. Immer in kurzen Abständen nach einer Beurteilung zu schauen, schützt dich nämlich nicht davor, dass es dir im unglücklichsten Fall so geht, wie eben bei dem Arbeitgeber, bei dem du die schlechte Erfahrung gemacht hast.
Das ist sicher richtig und ich habe auch nicht mehr vor, meinen Arbeitgeber nach einem weiteren Feedback zu fragen. Das habe ich beim vorherigen Arbeitgeber übrigens ebenfalls nicht getan, dort kam man - genauso wie hier nun - von selbst mit Lobesbekundungen auf mich zu, die mich glauben ließen, dass alles in Ordnung sei und es nichts gäbe, das ernsthaft verbessert werden müsste. Deshalb waren diese Erlebnisse, die dann alles umgekippt haben, für mich auch umso schockierender, und möglicherweise tue ich mich deshalb nun auch im aktuellen Fall so schwer, lobende Aussagen richtig einzuordnen.
derpunkt hat geschrieben:Hierzu wollte ich, wenn auch sehr indirekt, nur sagen, dass in dem von dir gewählten Titel gar keine wirkliche Arbeitsbeurteilung zu finden ist. Denn, noch mal, "ganz Ok" wird sich kaum in einem Zeugnis finden. Daher ist es müßig, dieses "ganz Ok" bewerten zu wollen. Noch dazu, wenn es eben gar nicht vom Vorgesetzten kommt, sondern als Zusammenfassung einer dritten Person deren Motivation nicht mal dir vollständig bekannt sein dürfte. Auch nicht, wie die Aussage überhaupt zu Stande kam - nachdem ich es schon bedenklich finde, wenn der Vorgesetzte mit anderen (ihm unterstellten) Angestellten über die Leistung und Leistungsbewertung anderer spricht!
Möglicherweise kann ich hier noch für Aufklärung sorgen. Diese Kollegin, die die Gesamtbeurteilung, wenn wir das „ganz ok“ mal so benennen wollen, an mich weitergegeben hat, ist gleichzeitig auch diejenige, die mich die ersten zwei Wochen über eingearbeitet hat. Eine weitere Einarbeitung gab es nicht, weil ich nach der zweiten Woche direkt als Urlaubsvertretung eingesetzt und somit ins kalte Wasser geworfen wurde. In dieser Zeit bot meine Kollegin mir aber an, sie jederzeit auf dem Handy anrufen zu können, falls es Fragen gibt und mein Chef im jeweiligen Moment nicht im Büro sein sollte.
Sie hat sich in der ersten Zeit sehr darum gekümmert, dass ich ständig einen Ansprechpartner um mich herum habe oder diesen wenigstens anrufen kann, falls ich das Gefühl habe, dass irgendetwas zu brennen beginnt. In den folgenden Wochen habe ich ebenfalls zweimal sie am Telefon gehabt, wenn ich in der Kanzlei angerufen habe und sie hat diese beiden Gelegenheiten genutzt, um mich zu fragen, wie es läuft und ob es mir gefällt, wobei sie immer wieder ihr Bedauern darüber ausgedrückt hat, dass man mich schon nach zwei Wochen „allein gelassen“ hat.
Für mich war das nun weniger ein Problem, auch, wenn ich vor dem ersten alleinigen Einsatz schon etwas Bammel hatte, allerdings hatte ich immer wieder das Gefühl, von dieser Kollegin eher etwas bemuttert oder behütet zu werden und dass sie auch aus diesem Grund immer wieder erfragt hat, ob's mir in der Arbeit gut geht und ob alles klappt oder ob ich bei irgendetwas Hilfe brauche. So wollte sie auch tatsächlich einmal ihren Einsatz im zweiten Job verschieben, um mir nämlich bei meinem ersten alleinigen Einsatz zur Seite zu stehen.
Diese Kollegin hat in unserem Büro so etwas ähnliches wie die Funktion der Büroleitung inne und ist auch verantwortlich für die Abrechnungen etc. Ich kann mir gut vorstellen, dass es entweder kein direktes Gespräch über meine Arbeit mit meinem Chef gab, sondern sie einfach verschiedene Kommentare zusammengefasst hat und sich so einen Eindruck bilden konnte, oder aber, dass sie im Zuge des Weggangs einer Anwältin aus der Kanzlei auch mit meinem Chef darüber gesprochen hat, was es in der letzten Zeit bei uns für Veränderungen im Büro gab – und dazu zähle ja nun auch ich. Wenn mein Chef in diesem Zuge eine positive Aussage getätigt hat, egal, welcher Art und Ausführlichkeit genau, könnte das die Aussage meiner Kollegin mir gegenüber schon begründen, ohne gleichzeitig zu bedeuten, dass er mit ihr über die Qualität meiner Arbeit gesprochen hat.
Das sind allerdings nun natürlich nur Mutmaßungen, herausfinden werde ich das sicherlich nicht. Allerdings gehe ich nicht davon aus, dass mein Chef sich ausführlich mit meiner Kollegin über mich und meine Arbeit unterhalten hat. Ein lobendes Wort gegenüber einem Dritten kann ich mir hingegen wiederum tatsächlich vorstellen, und wenn ich so darüber nachdenke, auch, dass er ihr mitgeteilt hat, was sie mir noch einmal erklären oder zeigen sollte, wenn wir uns mal wieder im Büro sehen, eben, weil sie die Person ist, die mich eingelernt hat und insofern für mich zuständig ist.
Also meines Erachtens solltest du eine so nebenbei gemachte Äußerung nicht überbewerten. Du weißt ja nicht einmal, was dein Chef in Wirklichkeit zu der Kollegin gesagt hat. Ganz ok kann im Endeffekt so ziemlich alles heißen. Auf jeden Fall klingt es eher nach einem Lob. Stell dir mal vor, deine Kollegin hätte statt ganz ok leidlich gesagt. Also du verrichtest deine Arbeit leidlich. Dann würde ich mir schon eher Gedanken machen.
Eine andere Sache wäre es, wenn diese Formulierung auf einem Arbeitszeugnis gestanden hätte. Dann wäre es nicht mehr positiv zu werten. Aber du bist ja neu in der Firma und kannst ja auch noch nicht alles können. Da ist ganz ok schon eine ganze Menge. Immerhin musstest du dich ja erst mal einarbeiten und wurdest mehr oder weniger ins kalte Wasser geschmissen, indem du alleinige Urlaubsvertretung machen durftest und dich gut dabei geschlagen hast. Dass dein Chef dir das zugetraut hat, ist schon ein ziemlich großer Vertrauensbeweiß. So etwas zählt mehr als eine schwammige Formulierung wie ganz ok.
Diese Aussage, es liefe "ganz okay" stammt doch von einer Kollegin und nicht von einer Vorgesetzten, oder? Ich würde in diesem Zusammenhang diese Aussage auch nicht überbewerten, sondern sie einfach so hinnehmen, zumal Du ja andere Rückmeldungen erhalten hast. Diese wurden von Deinem Chef getätigt und hat allein schon deshalb für mich einfach mehr Gewicht. Daher würde ich diese Aussage erst einmal so stehen lassen und mich nicht weiter damit beschäftigen, oder besser mir nicht mehr Gedanken herum machen. Diese "Bewertung" hast Du nicht schriftlich erhalten, sondern wurde nur telefonisch besprochen.
Zumal ich mir nicht sicher bin, inwiefern die Kollegin Dich oder Deine Arbeitsweise persönlich kennt. Und auch ist es unbekannt, was Dein Chef nun wirklich gesagt hat. Er könnte gesagt haben, dass er sehr zufrieden mit Dir sei, aber auch, dass er absolut begeistert sei - beide Aussagen könnte man mit einem "ganz okay" zusammenfassen, wenngleich sie meiner Meinung nach in verschiedene Richtungen auseinander gehen.
Ich sehe gerade, dass Dich diese Kollegin eingearbeitet hat. In den ersten beiden Wochen kann man meiner Meinung nach auch noch kein vollständiges Urteil erwarten und ich weiß auch nicht, ob die Kollegin Dich danach noch einmal gesehen hat oder eben weiß, wie Du arbeitest. Ich würde wie gesagt dieser Aussage nicht so viel Bedeutung beimessen, wenngleich sie Dich verständlicherweise irritiert.
Möchtest Du eine "seriösere" Aussage haben, so denke ich, wäre eine direkte Kollegin oder eben Dein Chef die richtige Ansprechpartnerin oder der richtige Ansprechpartner. Lass Dich von einem "ganz okay" nicht abschrecken, zumal die ersten Rückmeldungen ja sehr positiv vom Chef gewesen sind. Das wirkt auf mich einfach besser und angenehmer.
Mann sollte immer unterscheiden wer eine solche Beurteilung bekommen hat und für welche Arbeit. Einem Ferienjobber wird die aussage das er seine Arbeit ganz in Ordnung gemacht hat durch aus positiv vorkommen, wohin gegen eine solche Bewertung für jemanden der schon länger für das Unternehmen tätig ist doch sehr niederschmetternd klingen muss.
Ebenso sollte die Arbeit dabei auch berücksichtigt werden.Es könnte ja schließlich auch möglich sein das ein komplett neues Arbeitsverfahren entstanden ist ,was wiederum auch von dem lang jährigem Mitarbeiter erlernt werden muss und dieser sich somit auch erst einmal mit einem ganz in Ordnung zufrieden gibt. Im großen und ganzen kann man aber glaube ich festhalten eine Lobeshymne sieht anders aus.
Ich darf abschließend noch festhalten, dass ich mittlerweile auch in ganz anderer Hinsicht einige Gespräche mit meinem Umfeld darüber hatte, was „ok“ oder „ganz ok“ hier in dieser Gegend zu bedeuten hat und musste mich dahingehend belehren lassen, dass wir hier in einem Landstrich wohnen, in dem die Devise gilt: „Nicht geschimpft ist genug gelobt“, was ich persönlich zwar nicht nachvollziehen kann und auch falsch finde, was hier aber leider nun einmal praktiziert wird. Mein Chef lobt zwar durchaus, meine Kollegin aber möglicherweise nicht und von ihr stammten ja diese Worte als Wiedergabe dessen, was mein Chef ihr so erzählt haben dürfte.
Nach Angaben meines besten Freundes, der ebenfalls oft mit einem „ok“ oder „ganz ok“ urteilt, bedeuten diese Worte hier in unserer Gegend wohl so viel wie eine Schulnote 2, manchmal sogar besser. Meiner Meinung nach erstaunlicherweise ist bei ihm ein „ganz ok“ sogar noch besser als nur ein „ok“, wobei ich sagen muss, dass ein „ganz gut“ für mich die schlechtere Beurteilung ist als ein „gut“. Aber hier funktioniert dieses sprachliche Prinzip wohl anders.
Darauf gekommen, meinen besten Freund mal dahingehend anzusprechen, bin ich übrigens, als wir mal zusammen essen waren und es ganz offensichtlich war, dass ihm das Essen sehr gemundet hat. Nachdem ich sagte, dass das wirklich hervorragend war, sagte er: „Ja, war ganz ok.“ Das hat mich wirklich verwundert, weil es so zurückhaltend klang und auch nicht wirklich zu dem passte, was er während des Essens von sich gegeben hat. Er hat mir dann aber erklärt, dass ich bei meiner Interpretation vergesse, den Dialekt mit einzubeziehen und den Menschenschlag hier vor Ort, der eben nicht zum Loben neige.
Da ich nun allerdings doch schon ein paar Wochen länger in diesem Büro arbeite und auch noch einige andere Worte meines Chefs gehört habe, hat sich meine Fragestellung im Eingangspost wohl erst einmal erledigt. Dass man den Dialekt einer Gegend und den dort vorhandenen Menschenschlag in die Interpretation der gesprochenen oder geschriebenen Worte miteinbeziehen muss, finde ich allerdings nach wie vor eher erstaunlich und auch gleichermaßen schwierig.
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