Autoritäre Erziehung - Ja oder Nein?
Punktedieb hat geschrieben: Allerdings gibt es dann "Strafen" auch für beide. Denn ich halte nichts davon ein Kind zu bevorzugen, nur weil in dem Moment grad mal brav war, wo die andere das Fass zum überlaufen gebracht hat.
Nur, damit ich das richtig verstehe: Du bestrafst immer beide Kinder, wenn eines grade frech zu dir war? Na, das ist ja reizend! Es ist also völlig egal, wie sie sich verhalten, bestraft werden sie trotzdem. Also, wenn du es ungerecht findest, nur das Kind zu bestrafen, dass Mist gebaut hat und das andere, das nichts gemacht hat nicht? Wofür bestrafst du denn das brave Kind? Dafür, dass es brav war...da muss ich dann doch mal sagen, dass ich von dir genauso wenig halte, wie du davon, nur ein Kind zu bestrafen, dass ich grade daneben benommen hat!
Aber zum Thema Konsequenz: Ich finde so was unheimlich wichtig. Woher soll denn ein Kind, vor allem ein Kleines, wissen, wann etwas verboten ist und wann nicht, wenn die Eltern bei Verboten oder Strafen immer so handeln, wie es ihnen grade am bequemsten ist? Dann wissen Kinder doch nie wo sie stehen. Klar, ist es manchmal anstrengend gesetzte Regeln durchzusetzen, wenn man z.B. gerade viel zu tun hat und die Kleinen quengeln. Aber man hilft weder sich selber, noch den Kindern damit, dann einfach einzuknicken und "ach, mach doch!" zu sagen.
Dasselbe gilt übrigens auch für Sachen, die man verspricht oder erlaubt. Man sollte nicht einmal sagen: "Immer, wenn du ein gutes Diktat schreibst, unternehmen wir etwas Schönes." und dann beim zweiten oder dritten Mal schon sagen, "ach, nee, keine Lust." Ich denke Konsequenz ist von klein auf sehr wichtig. Es sollte gewisse Regeln geben, die man mit größeren Kindern vielleicht aushandeln, oder zumindest besprechen sollte, damit sie verstehen, warum das so ist( "Weil ich das sage!" gilt nicht!), aber diese sollten dann auch verbindlich sein!
Das Argument, dass sie irgendwann in ein Alter kommen, wo sie alleine entscheiden können, was richtig ist, und was falsch funktioniert nicht so einfach. Denn wenn die lieben Kleinen dann die Pubertät erreicht haben, und man dann plötzlich versucht Regeln aufzustellen und diese durchzusetzen erlebt man sein blaues Wunder. Abzuwarten bis die Pubertät vorbei ist, und zu hoffen, dass schon alles gut geht und das völlige Lotterleben nur eine Phase ist, geht auch meist schief. Kinder müssen von klein auf verstehen, wo es lang geht im Leben und auch, dass man eben nicht immer machen kann was man will, denn sonst begreifen sie es später als Erwachsene nicht mehr. Aber: Verstehen ist ein wichtiger Faktor dafür, denn wenn sie nicht wissen, warum sie jetzt so handeln sollen, begreifen sie es auch nicht.
Also: Pro Konsequenz und Autorität, aber kontra Gewaltherrschatf!
Natürlich ist, wie viele schon gesagt haben, eine Mischung das Beste. Allerdings wurde ich auch sehr autoritär erzogen, was meiner Meinung nach in den ersten Jahren, einschließlich Grundschule schon sehr wichtig ist, damit das Kind erst einmal lernt wo es lang geht und dass es nicht machen kann,was es will. Meiner Meinung nach hat mir diese Beziehung schon viel gebracht, was Normen und Respekt angeht, auch wenn in den letzten paar Jahren die Autorität zurückgeschraubt wurde und mir (viel) größere Freiheiten gelassen wurden. Eben so, dass man auch selbstständig im Leben vorwärts kommt.
Ich denke auch, dass die Jugend heutzutage weniger autoritär erzogen wird und deshalb auch so wenig Respekt gegenüber Älteren aufbringen, was ich besonders bei uns in der Schule bei den 5./6. Klässlern und auch generell bei den Hopper-Kindern beobachten kann. Wenn man mal bedenkt woher diese Respektlosigkeit kommt, kann man unter anderem nur die Erziehung in Frage stellen, wo man sieht, dass die meist überhaupt nicht erzogen wurden oder zu viele Freiheiten schon im frühen Alter hatten.
Allerdings gibt es dann "Strafen" auch für beide. Denn ich halte nichts davon ein Kind zu bevorzugen, nur weil in dem Moment grad mal brav war, wo die andere das Fass zum überlaufen gebracht hat.
Das finde ich ehrlich gesagt auch merkwürdig. Was kann der eine denn dafür, wenn der andere was gemacht hat was nicht deinen Vorstellungen entsprach? Bekommen dann beide Fernsehverbot oder dergleichen? Das ist wirklich.... komisch.
Mein Bruder und ich hatten bis zu einem gewissen Alter eine sehr konsequente Erziehung mit klaren Linie und Regeln. Das hat uns auch nie geschadet. Allerdings haben wir nie was bekommen wenn wir gute Noten hatten, und wurde von Anfang an gesagt, dass es unser Leben ist,was wir verbauen,wenn wir nicht lernen und das hat durchaus geprägt. Wir mussten zu bestimmten Zeiten im Bett sein, oder von einer Freundin wiederkommen, grade sitzen, mit Besteck essen, lieb beim Einkaufen sein und so weiter.
Ab der 5. Klasse hat meine Mutter dann bei mir eher losgelassen, es gab keine Schlafzeiten mehr und für das schulische war ich auch komplett selbst verantwortlich. Auf diese Weise lernt man eben auch Verantwortung zu tragen. Bei meinem Bruder musste sie was das schulische betraf noch etwas länger gucken, weil der sonst vermutlich ab und an mal vollkommen ohne Buch und Heft in die Schule gegangen wäre
Meine Schwester ist erheblich jünger und da war die Erziehung komplett anders, eher locker. Konnte auf bleiben so lange sie wollte, auch in der Grundschulzeit noch. Schläft noch bei Mama und Papa im Bett, macht keine HA wenn man da nicht hinterher ist und so weiter - da sie äußerst Intelligent (wir waren alle nicht dumm, aber ich gebe zu, mit 8 hab ich mich noch nicht mit Quantenphysik beschäftigt -.-) und eben die jüngste ist hat sie wohl gewissen Privilegien.
Ich fand es so wie ich erzogen war schon ok. Man wusste wo an man war und ich konnte die Reaktion meiner Mutter immer gut einschätzen. Ich wusste, dass ich mich an klare Linien halten musste und wenn ich das nicht gemacht haben, hatte ich ein Problem. Hat mir nicht geschadet.
Meine Eltern hatten genau das gesunde Mittelmaß gefunden zwischen einer angebrachten Konsequenz und Nachsichtigkeit. Und das Gute war, dass sie niemals einfach so "Nein und aus Schluss" gesagt haben, sondern immer versucht haben, zu erklären, warum ich das jetzt nicht darf. Und dann habe ich es auch oft verstanden und war nicht mehr bockig.
Ich habe auch vor, mein Kind absolut nicht antiautoritär zu erziehen, weil dann die Kinder schnell das Gefühl bekommen, die Eltern würden sich gar nicht für das Kind interessieren und es wäre ihnen egal. Viele Kinder versuchen ja gerade in der Trotzphase auszutesten, wie weit sie gehen können. Und wenn dann von den Eltern keine Resananz kommt, dann fühlen sich die Kinder allein gelassen, weil sie ja insgeheim schon mit Ärger rechnen, wenn sie ihre Grenzen austesten.
Natürlich möchte ich auch nicht zu streng sein, denn so häufige rigorose Neins ohne Sinn sind auch fehl am Platz. Ich habe das bei einer Freundin mitbekommen, deren Eltern wirklich grundlos so extrem streng waren und diese Freundin hat sehr darunter gelitten und ich als Freundin auch weil ich viele Dinge ja nicht mit ihr zusammen machen konnte wegen der strengen Eltern.
Ich denke man muss ganz klare Grenzen ziehen. Die meisten trauen sich ja schon nicht mal mehr zu schimpfen in der Öffentlichkeit, weil man schon mal schräg von den Menschen angeschaut wird.
Aber das du beide Kinder bestrafst, obwohl nur einer frech war und der andere lieb, da habe ich kein Verständnis für. Was kann denn das Geschwisterkind dafür, wenn Bruder oder Schwester grade Blödsinn treiben? Klar soll man kein Kind vorziehen, aber das geht zu weit.
Was versteht ihr denn eigentlich unter autoritär oder antiautoritär?
Auch wenn es bei der antiautoritären Erziehung gern mal Missverständnisse gibt: gern wird sie als Erziehungsstil gesehen, bei dem das Kind alles tun und lassen darf, was ihm gefällt. Wohingegen, der autoritäre Stil bedeutet, dass der Erzieher, hier also die Eltern, sagen wo es langgeht, ohne Rücksicht auf Verluste.
Wenn ich das als Ausgangspunkt nehme, dann würde ich meinen Erziehungsstil als Balanceakt in der Mitte bezeichnen. Da wo es möglich ist dem Kind Freiräume geben und in bestimmten anderen Dingen ein klares Gehorsam fordern. Wenn ich Konsequenzen androhe, dann werden die auch durchgezogen, aber so, dass es auch immer einen Zusammenhang zur "Missetat" gibt. Wenn etwas nicht klar ist, dann wird darüber gesprochen, allerdings gibt es auch eine Dinge, über die ich nicht diskutiere (beste Beispiele: fernsehen, schlafen gehen). Auch das hat etwas mit Grenzen setzen zu tun! Und es ist in meinen Augen auch wichtig, damit Kinder auch lernen, dass sie eben nicht mit Erwachsenen gleichberechtigt sind.
Wenn ich so die Ergebnisse sehe, dann bin ich auch zufrieden. Obwohl ich von mir nicht behaupte perfekt zu sein, aber hinterher ist es immer leicht, zu sagen, was man hätte besser machen können. Erziehung ist nun mal keine leichte Aufgabe.
Was Kritik an meinen Eltern angeht, da halte ich mich mal an dieser Stelle zurück. Allgemein kann ich sagen, dass sie sicher an manchen Stellen zu autoritär waren, was ich dann aber auch mit meinen Reaktionen auf bestimmte Aktionen deutlich gemacht habe. Allerdings ist es noch nicht aller Tage abend. Und auch ich habe mir vorgenommen, Erziehung in bestimmten Situationen "anders zu machen". Ich wünsche mir, dass ich dann wirklich immer so willensstark bleibe oder wenigsten nur in ganz wenigen Ausnahmesituationen abweiche
Punktedieb hat geschrieben:
Bei meinen Kindern versuche ich auch konsequent. Ok, klappt nicht immer. Aber wer kann das von sich schon behaupten? Allerdings gibt es dann "Strafen" auch für beide. Denn ich halte nichts davon ein Kind zu bevorzugen, nur weil in dem Moment grad mal brav war, wo die andere das Fass zum überlaufen gebracht hat.
Du schreibst, das du deine beiden Kinder bestrafen würdest, obwohl eins lieb war? Frei nach dem Motto einer für alle? Wenn du das für eine autoritäre Erziehung hältst finde ich das nicht so gut, denn du kannst meiner meinung nach nur dann "bestrafen", wenn ein Kind auch unartig war.
Diesen Fehler haben meine Eltern zu meiner Jugend auch gemacht, und immer die ganze Kinderschar zusammen bestraft. Deshalb fühlte ich mich immer ziemlich oft ungerecht behandelt. Bei meinen Kindern versuche ich mich schon durchzusetzen, denn die Kinder müssen lernen das es grenzen im Leben gibt. Die halte ich auch konsequent ein, denn wenn man das nicht durchhält, an was sollen sich die Kinder dann halten? Irgendwann wissen sie schon wann ich was erst meine, oder wenn es noch "Verhandlungsspielraum" gibt. Sie sind ja im Moment noch recht klein, doch was Hänschen nicht lernt lernt Hans nimmermehr.
Von einem Totalen Antiautoritären Erzeihungsstil halte ich auch nichts, denn es gibt gewisse Regeln an die sich auch Kinder halten sollten, so wäre das in aller erster Linie mal den Respekt, denn ich habe es schon miterlebt, das Kinder die Großeltern beschimpfen durften, und es wurde nichts unternommen. So was gibt es bei meinen Kindern nicht, denn ich möchte nicht das sie frech zu jedem sind. Nun ja, so muss jeder seinen eigenen Stil finden, der auch zum jeweiligen Charakter passt, aber eine gute Mischung machts aus.
Als Jugendlicher halte ich von einem autoritären Erziehungsstil genauso wenig wie von dem Laissez-faire Stil. Der perfekte Erziehungsstil ist meiner Meinung nach der kooperative Erziehungsstil. Dem Kind müssen natürlich diverse Grenzen gesetzt werden, aber auch Freiheiten gelassen werden, damit es sich zu einem verantwortungsbewussten Bürger entwickeln kann. Das Kind sollte möglichst keine Angst haben bei allem was es tut Gefahr laufen bestraft zu werden.
Ich bin auch noch in einer Generation aufgewachsen, in der die Eltern im Allgemeinen strenger waren. Gut, meine Freundinnen durften meistens alle mehr, aber es war nicht so, wie heutzutage, wo sich Kinder manchmal alles erlauben dürfen. Es gab bei uns früher feste Regeln, wie zum Beispiel feste Essenszeiten, bei der die Familie zusammen am Tisch saß. Und auch die Zeit, wann wir ins Bett mussten, war von vornherein klar, die einzige Ausnahme war am Wochenende, da durften wir mal länger auf bleiben.
Später, als ich dann auch schon alleine zu einer Freundin gehen durfte, die bei mir in der Straße gewohnt hat, musste ich aber um 12:00 Uhr zum Mittagessen wieder zurück sein. Von wegen, woanders mit essen, wie es heutzutage oft üblich ist, hätte es bei uns nicht gegeben. Aber ich finde, das muss auch nicht sein, schließlich stellt sich eine Mutter ja nicht aus Langeweile in die Küche.
Leider scheint sich ja die antiautoritäre Erziehung immer mehr durchzusetzen, was ich persönlich nicht gut finde. Es kann ja nicht sein, dass Kinder sich alles erlauben dürfen, oder? Eine zu strenge Erziehung halte ich auch für Quatsch, aber ich denke, es ist schon richtig, wenn man klare Regeln aufstellt und Grenzen setzt. Wie soll man denn sonst seinem Kind etwas beibringen, es muss ja bestimmte Dinge erst lernen.
Wie schon einige meiner Vorposter stellt sich mir die Frage der Definition. Denke ich an "autoritäre Erziehung" denke ich an schreiende, drohende und strafende Erwachsende die ihre körperliche Überlegenheit ausnutzen. So was finde ich zum kotzen.
Gewisse Richtlinien konsequent durchzusetzen ist sicher eine gute Sache. Allerdings halte ich "Grenzen setzen" nicht für den Kern erfolgreicher Erziehung. Liebe und Verständnis finde ich wichtiger. In Deutschland neigt man, historisch bedingt, dazu von Kindern Disziplin zu verlangen, die sie oft nicht leisten können. Wir lassen unsere Kinder nicht die Welt erkunden und begleiten sie dabei, sondern wir glauben wir müssten sie formen und zurechtbiegen, denn wenn wir sie nicht richtig erziehen werden sie TYRANNEN. Diese Angst vor den eigenen Kindern gibt es Deutschland schon seit Jahrzehnten. Und auch nur hier. Kein Wunder, dass die Geburtenrate sinkt bei dieser Sicht auf Kinder.
Auch diese Angst vor antiautoritärer Erziehung, die ja immer gerne mit "keine Erziehung" gleichgesetzt wird, ist etwas sehr deutsches. So wie ich autoritär definiere erziehe ich auf jeden Fall antiautoritär. Ich versuche meine Kinder nicht durch Druck, Angst oder Erniedrigung zu erziehen. Aber ich hoffe doch, dass tun inzwischen die Meisten.
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