Frage wegen Wechsel im Vorstellungsgespräch - Mobbing

vom 30.06.2011, 09:35 Uhr

Ich würde dies stark von meinem Gegenüber abhängig machen. Ein gutes Argument ist jedoch die jetzige Befristung und die Möglichkeit sich weiter zu entwickeln. Wie genau die Aufstiegschancen im jetzigen Unternehmen sind, muss man ja nicht explizit erwähnen. Ich würde dem neuen Chef also nicht auf die Nase binden, dass die Karrierechancen im jetzigen Unternehmen gleich sind, sondern betonen, wie toll man die Möglichkeiten in diesem neuen Unternehmen findet.

In manchen Branchen ist es allerdings auch so, dass andere Chefs ihre Mitbewerber teilweise recht gut kennen. Ich habe kürzlich erst bei einem Maler ein Gespräch mit einem Malermeister mitbekommen, wo der Malermeister gleich als er erfuhr wo der Maler vorher gearbeitet hat, sagte, dass er dann ja froh sein könne, dort weg zu sein. So würde ich es als Mitarbeiter wohl auch nicht ausdrücken, aber ein kurzer Hinweis darauf, dass man mit einigen betriebsinternen Abläufen nicht immer glücklich ist, finde ich nicht so schlimm. Die Tatsache, dass es Internas sind, bedeutet dann aber eben auch, dass man nicht mehr dazu sagt!

Von selbst würde ich gar nicht auf das jetzige Unternehmen eingehen, und bei Fragen diesbezüglich die Vorteile des neuen Arbeitgebers betonen. Man hat ja schon so viel Gutes gehört, besonders gut gefallen einem diese und jene Punkte, usw.

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» Trisa » Beiträge: 3269 » Talkpoints: 20,14 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Nach wie vor sehe ich in so einem Punkt zum Zeitpunkt des Bewerbungsgesprächs keine Veranlassung, gleich damit zu kommen, den alten Betrieb als Mobbingopfer zu verlassen. Welchen Vorteil mag man sich hierbei versprechen? Es kann durchaus sein, dass man der idealisierten Vorstellung nachhängt, dass man mit der Wahrheit (im Berufsleben) am weitesten kommt und das der Vorgesetzte das sicher zu schätzen weiß. In der idealen Welt mag das so sein. Aber hier geht es um einen gewöhnlichen Prozess, welcher nur Klarheit darüber herstellen soll, ob man für die in Aussicht gestellte Tätigkeit möglichst produktiv einzusetzen ist. Jeder Makel ist da ein Makel zu viel. Und natürlich ist es kein persönlicher Makel, wenn man gemobbt wird. Aber es ist nicht weit hergeholt, wenn der Arbeitgeber sich hier die Sachlage so zurechtlegt, dass dann doch das Opfer irgendwie schuld daran war, gemobbt worden zu sein. Entweder als Teamunfähig und unwillig, sich einer Gruppe unterzuordnen oder aber als Schwächling und unfähig sich in einer Gruppe durchzusetzen. Egal wie es gedreht wird, es kann einem negativ ausgelegt werden.

Auf der anderen Seite: was für eine Aussage vom Arbeitgeber erhofft man sich durch die eigene Offenheit? Das der Arbeitgeber gleich sagt, dass Mobbing bei ihnen kein Thema wäre oder aber, dass die Stelle dann doch nichts ist, weil Mobbing an der Tagesordnung ist? Erwartet man Verständnis oder gar eine Form von Mitleid? Es ist doch so, dass man sich in erster Linie wegen seiner Qualifikationen für den Job empfehlen will. Daher sollte darauf das Augenmerk gelegt werden. Das ist der Bereich, welcher den Arbeitgeber interessiert.

@JotJot
Mit Story ausdenken meine ich ja auch nicht, sich selbst eine völlig unrealistische neue Identität zu schaffen. Vielmehr sollte man sich auf einen möglichst realen Strang halten und von dem nicht abweichen. Und dieser Erzählstrang muss auf den potentiellen neuen Arbeitgeber abgestimmt sein. Bei der Gelegenheit rückt man sich eben in ein gutes Licht und zeichnet eben den Weg nach, der zum neuen Unternehmen passt/führt. Das ist doch gängige Praxis und Widerspricht in keiner Form irgendwelchen Werten.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


derpunkt hat geschrieben:Auf der anderen Seite: was für eine Aussage vom Arbeitgeber erhofft man sich durch die eigene Offenheit? Das der Arbeitgeber gleich sagt, dass Mobbing bei ihnen kein Thema wäre oder aber, dass die Stelle dann doch nichts ist, weil Mobbing an der Tagesordnung ist? Erwartet man Verständnis oder gar eine Form von Mitleid? Es ist doch so, dass man sich in erster Linie wegen seiner Qualifikationen für den Job empfehlen will. Daher sollte darauf das Augenmerk gelegt werden. Das ist der Bereich, welcher den Arbeitgeber interessiert.


Stimmt, das hast Du sicherlich Recht, natürlich sollte man dem Arbeitgeber, der da vor einem sitzt, deutlich machen, dass man sich nicht nur in seinem Unternehmen bewirbt, weil man selbst die Stelle gern haben will oder gar, um sich aus einer blöden Situation zu retten, sondern man sollte sicherlich auch selbstbewusst genug auftreten, um ihm zu sagen, dass man selbst mit seiner Qualifikation eben hervorragend in das Unternehmen passen und einen konkreten Wert darstellen würde. Im Endeffekt ist so ein Arbeitsvertrag ja doch nichts anderes als ein Geschäft. Und wenn ich mir nun überlege, dass das eigentlich doch dem Bewerben um einen Auftrag als Selbständiger gleich kommt, versuche ich hier auch mit meinem Können zu überzeugen und dem Auftraggeber (der hier Arbeitgeber wäre) klar zu machen, dass ich das, was er sucht, kann und außerdem der Meinung bin, dass ich genau die richtige Person für diesen Job bin.

So sollte man sicher auch im Vorstellungsgespräch auftreten, möglicherweise ist bei manchen von uns aber noch zu verankert, dass wir dankbar sein müssen, wenn wir einen Job bekommen, weil so eine hohe Arbeitslosigkeit herrscht, wir vielleicht nicht genügend Qualifikation vorweisen können oder uns schon immer schwer getan haben, eine Stelle zu finden – oder eben auch einfach nur, weil wir gemobbt wurden, und das vielleicht sogar nicht nur an einem Arbeitsplatz.

Insofern stimme ich Dir durchaus zu, dass man vielleicht doch besser in eine andere Richtung argumentieren sollte, wenn man nach dem Grund für seinen gewünschten Wechsel gefragt wird und mehr Betonung auf die eigene Qualifikation legen und darauf hinweisen sollte, dass man einen konkreten Wert für dieses Unternehmen darstellen würde, in dem man arbeiten möchte.

Eine Aussage habe ich mir von Seiten des Arbeitgebers auf meine Offenheit bisher übrigens nicht erhofft, sondern eher die Vorstellung gehabt, dass der vor mir sitzende Gesprächspartner meine Antwort als eine deutliche und nachvollziehbare Antwort versteht. Darauf erwarte ich keine Gegenantwort und auch schon gar keine emotionale, ich wollte bisher immer nur lediglich eine Antwort auf die mir gestellte Frage geben und weitere Fragen in dieser Richtung möglichst vermeiden, weil ich aufgrund meines eigenen Lebenslaufs schwerlich andere Argumente für meinen gewünschten Wechsel finden konnte, der bisher in der Regel kein Wechsel war, sondern die Suche nach einer stelle aus der Arbeitslosigkeit heraus.

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



moin! hat geschrieben:möglicherweise ist bei manchen von uns aber noch zu verankert, dass wir dankbar sein müssen, wenn wir einen Job bekommen, weil so eine hohe Arbeitslosigkeit herrscht, wir vielleicht nicht genügend Qualifikation vorweisen können oder uns schon immer schwer getan haben, eine Stelle zu finden


Dies ist in Deutschland wohl wirklich weit verbreitet, während Arbeitsverhältnisse in manchen anderen Ländern eher als Partnerschaften angesehen werden. Ich denke auch, dass es hilft, wenn man sich bewusst macht, dann mal eine Dienstleitung für den Arbeitgeber anbietet. Und diese wird je nach Qualifikation bezahlt. Dafür ist aber dann nicht nur der Arbeitnehmer dankbar (weil er Geld verdient), sondern auch der Arbeitgeber sollte dankbar sein, weil er jemanden hat, der seine Aufgaben übernimmt.

Ich denke mal, dass sowieso jedem Arbeitgeber klar ist, nicht immer die absolute Wahrheit zu hören. Aber es würde ihn vielen Fällen auch nichts bringen, wenn bekannt ist, dass man in früheren Stellen unzufrieden war. Nur weil ich im letzten Job keine Lust mehr hatte, tagtäglich das Gesicht meiner Vorgesetzen zu sehen, bedeutet das ja nicht, dass ich schlechte Arbeit leistete.

Im gefragten Fall ist es der befristete Vertrag, der meiner Meinung nach völlig ausreicht als Erklärung. Ansonsten kann man Wechsel auch immer damit begründen, dass man das vorherige Arbeitsverhältnis nur als Zwischenstation wählte. Ein Vorstellungsgespräch dient ja nicht dazu seine komplette Vergangenheit auszubreiten, sondern dazu, dass beide Seiten sich kennenlernen. Der Arbeitgeber darstellt, was genau die Tätigkeit wäre und der Arbeitnehmer seine Qualifikation dafür darlegt. Letztendlich kann ja nicht nur der Chef später absagen, sondern auch der Bewerber. Auch wenn dies in Deutschland wohl eher ein seltener Fall ist.

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» Trisa » Beiträge: 3269 » Talkpoints: 20,14 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



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