Freiwillig einfach verschwinden?!
Habt ihr schon einmal daran gedacht, einfach abzuhauen?! Die meisten wahrscheinlich nicht. Ich stand schon öfter am Bahnhof oder auch am Flughafen und stellte mir vor einfach irgendwohin zu reisen- one way, ohne Reiserücktrittversicherung, Auslandskrankenversicherung und all dem Urlaubsklimbim. Aber auch nicht im Sinne einer geplanten Auswanderung, wo man über Monate oder gar Jahre darauf hin arbeitet und alles ins kleinste Detail plant.
Vor einiger Zeit las ich diesen Artikel in der NEON und konnte so vieles nachvollziehen. Und dabei sehe ich es nicht einmal unbedingt als Flucht. Ich denke nicht einmal, dass es so falsch war. Das einzige was mir wichtig wäre, ist es keine große Suchaktion zu starten. Mit einer kurzen Mitteilung an eine bekannte Person, einem Zettel in der eigenen Wohnung oder wahrscheinlich auch einem Hinweis an die Polizei, dass man freiwillig verschwindet, nicht plant sich umzubringen und auch nicht gesucht werden möchte, sollte sich derartiges allerdings vermeiden lassen.
In dem Artikel wird von einer Neugeburt, sowie der Tatsache, dass die Karten neu gemischt werden gesprochen und das ist es, was auch für mich den Reiz ausmacht. Einfach irgendwo neu zu beginnen. Ohne zu wissen wie und mit wem. Dies wussten wir zu unserer Geburt auch nicht, wir wurden nicht einmal gefragt, ob wir an diesem jenen Ort hier, unsere Kindheit und Jugend verbringen möchten. Ich bin erst mal gespannt auf eure Ansichten zum Thema!
Nein, ich wollte noch nie weg oder irgendwo neu anfangen. Ich bin ganz zufrieden hier wo ich bin mit dem Leben das ich habe. Zudem wäre mir die Gefahr zu groß, dass ich an dem neuen Ort nicht zurecht komme, keinen Job finde, nicht genug Geld für die Zeit der Überbrückung habe usw. Da bin ich einfach zu vorsichtig, so etwas würde ich zuvor planen.
Ich verstehe sowieso nie die Auswanderer, die einfach in ein anderes Land gehen ohne die Sprache zu sprechen oder einen Job dort zu haben. Wenn ich mir dann vorstelle, ich würde einfach mal so irgendwo anders hingehen, ohne vorher irgend etwas geplant zu haben, dann finde ich das fast noch schlimmer. Sicherlich wurden wir vor unserer Geburt auch nicht gefragt ob wir hier sein wollen, aber da gab es Menschen, die sich um uns gekümmert haben. Das ist mit deinem Beispiel überhaupt nicht zu vergleichen, denn du wärst auf dich alleine gestellt, du müsstest alleine für deinen Unterhalt aufkommen, du müsstest erstmal das Geld haben für einen Flug, du müsstest irgendwo leben und arbeiten. Das alles zu erreichen stelle ich mir ziemlich schwer vor, wenn man überhaupt keine Grundlage hat.
Ich denke, wenn man bereit ist hier alles hinter sich zu lassen bzw. sich das sogar wünscht ist es ein toller Gedanke. Bevor ich mit meinem Freund zusammen war habe ich auch oft spekuliert einfach woanders ein neues Leben anzufangen, aber dabei kam nie in Frage alleine wegzugehen, sondern mit einer Freundin die dasselbe Ziel hatte. Alleine hätte ich wahrscheinlich doch ein wenig Zweifel ob das ganze gut geht, in einem Land wo man auf niemanden bauen kann weil man niemanden wirklich kennt.
Mittlerweile will ich nichtmehr weg aus Deutschland. Eventuell irgendwann einmal soviel Geld haben, damit man sich ein kleines Ferienhaus in einem warmen Land leisten kann wo man auch mal längere Zeit verbringen kann, aber ansonsten nicht. Ich bin auch ganz froh hier aufgewachsen zu sein, weil ich denke wenn ich in irgendein Land reise was mich eventuell interessiert ist es für mich eben etwas ganz besonderes, für die die dort leben allerdings meistens nichtmehr.
Meiner Meinung nach kann es klappen einfach so alles hinter sich zu lassen. Aber oft geht es auch nach hinten los und man sitzt dort in einem fremden Land, ohne Unterkunft, ohne die Menschen zu verstehen und wünscht sich wahrscheinlich nur noch wieder nach Hause zu können. Aber mit so einem Schritt geht auch jede Menge Geld verloren, so dass man ihn nicht einfach wieder rückgängig machen kann also würde ich es mir schon sehr gut überlegen bevor ich so eine Entscheidung wirklich treffe.
Mit diesen Gedanken habe ich schon oft gespielt, gerade als Teenager und auch noch als 20jährige wollte ich einfach nur weg und woanders ganz von vorn anfangen. Aber den Mut habe ich nicht gehabt, weil ich einfach so etwas wie eine Arbeitsstelle schon benötigt hätte, um zu wissen, dass es woanders auch besser sein kann. Also hätte ich doch wieder etwas organisieren müssen und nicht spontan in eine andere Gegend reisen, um nicht zu wissen, wie das Leben für mich weitergeht. Eine gewisse Sicherheit brauche ich immer und die wäre da nicht gewährleistet gewesen.
Also wäre es nicht mein Ding gewesen, ohne Nichts anzufangen. Ich wüsste auch gar nicht, wie ich so etwas auf die Reihe hätte kriegen können oder sollen. Dazu war ich dann wohl auch noch zu feige, wobei ich damals in England gedacht habe, ich könnte einfach dort bleiben und nicht den Rückflug nehmen. Denn England, so unverständlich es für andere klingt, für mich wäre England einfach nur ein Traumland. Gar nicht mal von den Lebensbedingungen her, aber von der Gegend - ich war wenige Male dort und dieses Land hat einfach eine magische Anziehungskraft auf mich ausgeübt und übt diese noch immer aus.
In gewisser Linie beneide ich sogar die Menschen, die in der Lage sind, woanders ein neues/ anderes Leben zu beginnen und die ihren Traum dann ausleben. Diese Bewunderung geht aber in der Regel nur an die Menschen, die es schaffen, sich eine neue Existenz aufzubauen. Manchen geht es mit dieser Entscheidung und ihrem Leben gut, manche steigen vom Ausstieg aus und kehren aus unterschiedlichen Gründen wieder zurück. Es kann also schon funktionieren, auch, wenn man keine Sicherheiten hat.
Heute spiele ich aber nicht mehr mit den Gedanken, auszusteigen. Mein Freund und ich haben mal überlegt, als es mit Jobs nicht so rosig aussah, sich einfach mal im Ausland zu bewerben. Aber wir haben es nicht getan, wäre dann aber auch keine "Flucht" wie diese gewesen, von der hier die Rede ist. Ohne nichts würde ich also nicht auswandern oder aussteigen wollen.
Na so ganz ohne nix irgendwo hin wäre mir doch ein bisschen zu heikel. Aber einfach rumspinnen ist schon toll, eine kurze Flucht vor dem Alltag kann ungemein belebend sein und neue Energien verleihen, mit denen man den Alltag und die tägliche Tretmühle wieder besser stemmen kann. Wenn man das Ganze mal sehr eng sieht. Die wenigsten werden mit ihrem Leben wirklich so unzufrieden sein, dass sie ernsthaft alles stehen und liegen lassen wollen. Obwohl so zwei Wochen alles vergessen und wirklich ausspannen gar nicht mal so ein schlechter Gedanke ist. Ohne Handy und ohne Möglichkeit, erreicht zu werden.
Mein Ziel der Wahl wäre in so einem Fall eine kleine einsame Südseeinsel. Mein Eigentum wäre, ein Radio, ein gutes Buch, eine Hängematte und eine Bananenhütte. Mein Leben spielte sich in der Hängematte am Strand ab. Zumindest die kurze Sequenz sieht so aus, in der man sich einfach mal weg wünscht. Wobei zu überlegen wäre, wie lange es dauern würde, bis ich mich echt anfange zu langweilen.
Einen wirklichen Neuanfang mit Kind und Kegel könnte ich mir dagegen schon vorstellen. Mich zöge es da in die USA. Das angebliche Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Ich spekuliere da nicht mal auf die große Karriere vom Tellerwäscher zum Multimillionär, sondern einfach auf einen kompletten Neuanfang. Niemand weiß, wo man vorher gearbeitet hat, wo man gewohnt hat, wie das Leben aussah. Man erfindet sich neu und erschafft sich eine neue Existenz. Florida würde ich gerne besuchen oder überhaupt ein paar nett klimatisierte Staaten, um zu sehen, wo es mir am besten gefallen würde.
Für einen echten Neuanfang wären aber schon ein paar Ersparnisse vonnöten, um über die erste Zeit zu kommen, wenn man noch keinen richtigen Job hat oder sonst was ist. Viele sind auch schon zurückgekommen und hatten gar nichts mehr.
Ich weiß nicht, wer den verlinkten Artikel gelesen hat von euch, dabei geht es ja gerade darum, ohne Sicherheiten zu verschwinden, in dem Artikel lies der Mann ja auch Schlüssel und Handy im Auto zurück und ich gehe nicht davon aus, dass er in Italien locker mit Kreditkarten zahlte, dann wäre man wohl sehr viel eher auf seine Spur gekommen.
Wobei dies dann auch erst mal zu einigen Nächten im Park führte. Wobei sich selbst dieses durch Programme wie Wwoof oder Couchsurfing heute vermeiden lies. Und ich selbst habe damals im Ausland schon bemerkt, wie schnell man mit Menschen in Kontakt kommt und wenn man will einen Job findet, oftmals auch mit Schlafplatz.
Ja natürlich ist es eine Reise ins Ungewisse. Aber dies wäre eine Schwangerschaft für mich zum Beispiel auch. Partner können ganz schnell verschwinden, ich trage ein erhöhtes Risiko, dass es gleich doppeltes Glück wird und zudem kann auch immer etwas passiert. Und dann?! Ist es nicht so, dass dann das ganze Leben von einem Moment auf den anderen völlig auf den Kopf gestellt wird?! Und oftmals völlig unvorhergesehene Dinge passieren? Ich glaube dafür muss man nicht einmal ein beeinträchtigtes Kind zur Welt bringen, was einen Selbst dann extrem fordert, vielleicht Umbauten oder Umzüge erforderlich macht, usw., sondern selbst ein gesundes Kind unter besten Bedingungen sorgt doch oftmals dafür, dass das Leben völlig auf den Kopf gestellt wird.
Na ja, ich habe den Artikel nicht gelesen, aber ich habe geschrieben, dass ich ohne eine Sicherheit nicht einfach so abhauen würde und dass ich es mutig finde, wenn jemand so etwas tut. Dabei würden mich aber die Gründe interessieren - war es einfach so spontan gedacht, war es, weil man verzweifelt war, oder warum wurden ohne ein Wort alle Zelte abgebrochen und anderweitig neue aufgestellt? Die Hintergründe sind schon interessant, weil diese "Flüchtlinge" sicherlich nicht alle aus dem gleichen Grund ihrer Heimat den Rücken gekehrt haben.
Eine Schwangerschaft jedoch würde ich mit so etwas nicht vergleichen. Bei einer Schwangerschaft weiss man doch, was auf einen zukommen kann und dadurch hat man auch ein wenig mehr Sicherheit oder Halt. Wenn man dazu noch ein gesundes Umfeld hat, steht man so schnell nicht allein mit einem Kind da, während es in einer völlig fremden Umgebung eine neue Existenz aufzubauen gilt.
Im Artikel gab es Gründe, die aber nur für den "Flüchtling" sichtbar waren. Nach außen hin war alles toll. Ich hatte ähnliche Gedanken schon in verschiedenen Situationen, teilweise auch wenn eigentlich gerade alles in Ordnung war und sich zudem die Zukunft noch positiver zu entwickeln schien.
Weiß man vor einer Schwangerschaft wirklich immer, was auf einen zukommt?! Mal ganz unabhängig von den vielen ungeplanten Schwangerschaften, denke ich, dass viel im Vorfeld anders geplant war, als es sich dann entwickelte. Ich brachte dieses Beispiel, da sich mit dem Kinder kriegen wahrscheinlich mehr Menschen identifizieren können. Natürlich gibt es noch gut funktionierende Familien, wo sich Großeltern, Tanten und Freunde für die Kinder interessieren, wo die Partnerschaft sich durch das Kind festigt, usw. Aber bei vielen scheint es anders zu sein. Ich denke, die wenigsten Alleinerziehenden planten dies so bevor sie sich für Kinder entschieden! Und viele von ihnen haben sehr wohl das Gefühl mit dem Kind allein da zu stehen.
Auch deshalb bieten für mich viele Lebensmodelle nur vermeintliche Sicherheit. Selbst Millionäre landen manchmal nach einigen Jahren beim Jobcenter und ganze Familien zerbrechen daran; mit einem Jobwechsel beginnt für viele ein neuer Lebensabschnitt, ebenso in einer neuen Beziehung. Und wer kann schon genau sagen, wie sein Leben in 5 oder 10 Jahren aussieht?! Jene die dies sicher voraussagen können, führen oftmals kein sehr erfülltes Leben. Und eine Sicherheit kann wohl niemand bieten. Wohl auch deshalb hänge ich nicht so an diesem Sicherheitsmodell.
Um mal auf die ursprüngliche Fragestellung zu antworten, will ich sagen, dass auch ich diese Gedanken hin und wieder hatte, allerdings wie *steph* in deutlich jüngeren Jahren. Damals fand ich noch alles spannend und stand oft am Stuttgarter Bahnhof und dachte, dass ich vielleicht einfach eine Karte für irgendeinen Zug auf einer beliebigen Gleisnummer kaufe, in den Zug einsteige und sehe, wohin er mich bringt. Und dort wäre ich geblieben – nur vermutlich nicht für immer, aber ich hätte doch gern dort versucht, irgendwie weiterzukommen, vielleicht dort, wo ich lande, zu arbeiten und mir irgendwas aufzubauen. Ich empfand das als äußerst spannende Herausforderung.
Mittlerweile habe ich meine Herausforderung im Leben an sich gefunden und muss sagen, dass ich nicht glaube, dass es für mich dahingehend notwendig ist, erst an einen anderen, vermutlich noch sehr fernen Ort zu reisen. Um irgendwo neu anzufangen, muss man allerdings nicht unbedingt weit weg, finde ich. Diese Reise ins Ungewisse kann auch schon 300 km entfernt beginnen, es ist vermutlich alles ein wenig eine Frage der Perspektive.
Nun finde ich die Vorstellung, einfach von jetzt auf gleich irgendwo anders hinzufahren oder zu fliegen eher unangenehm, denn ich bin doch in den letzten Jahren so hier verankert, dass es mir mehr als nur schwerfallen würde, alles aufzugeben, was sich im Laufe der Jahre ergeben hat und teilweise so ein harter und steiniger Weg für mich war. Auch die Menschen, mit denen ich hier lebe, möchte ich nicht missen und schon deshalb könnte ich schon gar nicht wirklich bei Null anfangen. Ich fände das auch den Menschen gegenüber unfair, denen etwas an mir liegt, es würde also nicht nur umgekehrt mit wehtun.
Ich hatte diesen Gedanken auch schon sehr oft; besonders als ich noch etwas jünger war, hatte ich oft dieses Bedürfnis einfach meinen Koffer zu packen und mich irgendwo hin durchzuschlagen. Heutztage habe ich dieses Gefühl auch oft noch, dass ich gerne einfach mal verschwinden würde. Besonders in schweren Zeiten und wenn ich total unzufrieden mit mir und meinem Leben bin, packt mich dieses Gefühl.
Wirklich ernsthaft habe ich da allerdings nichts geplant, da es auch mir zu unsicher wäre ohne irgendeine Sicherheit zu verschwinden. Auch das Gefühl meine Familie zurück zulassen hat mich daran gehindert, jemals ernste Pläne zu schmieden. Es wird wohl also immer eine Rumspinnerei bleiben. Jedenfalls dieses einfach verschwinden. Ich könnte mir aber durchaus vorstellen irgendwann mal - mit genug Planung und Sicherheiten - auszuwandern.
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