Geht die Moral nun ganz flöten?
Bei Versicherungsabschlüssen, die aufgrund von Beratungen der Versicherungsagenten abgeschlossen wurden, sollte der Versicherungsnehmer schon immer aufpassen, dass er nicht über den Tisch gezogen wurde und auch das Kleingedruckte lesen, bevor er eine Unterschrift leistet. Wer sich nicht vorab unabhängig schlau macht, hat oft das Nachsehen. So geht es wieder einmal um die Versicherungsgruppe, von der kürzlich schon über eine Orgie in Budapest berichtet wurde. Es scheint so, dass die ausgeschiedenen Vertriebsmanager mit den Abfindungen nicht einverstanden sind. Sie verlangen zweistellige Millionen-Abfindungen. Laut Berichten der Financial Times Deutschland hat die Viktoria Versicherung, eine Ergo-Tochter, einige tausend Kunden zu einem Wechsel der Lebens- in eine Unfallversicherung überredet. Das ist unvorstellbar!
Davor wurde bekannt, dass die Hamburg Mannheimer, ebenfalls eine Tochter der Ergo, mindestens 14.000 Kunden getäuscht hatte, mit falschen Formularen. Ihnen wurden die Kosten der Riester-Verträge vorenthalten. Alle Vorwürfe stimmten. Das Unternehmen Ergo sieht sich jedoch selbst als Opfer. Wegen versuchter Erpressung hat das Unternehmen nun Strafanzeige erstattet, gegen mehrere Personen. Es spricht viel für ein Moralproblem. Zu viel wurde auf Belohnung und Provision gesetzt. Für falsche Beratung gab es finanzielle Anreize. Die Verantwortlichen wissen von den oft nicht vorhandenen Kundenbedürfnissen und setzen auf Überrumpelung. Hattet ihr schon einmal ein derartiges Problem mit einer Versicherung? Für mich liegt eine glatte Erpressung vor, seht ihr das auch so? Trotzdem wäre es richtig, die Unfallversicherung wieder in die damalige Lebensversicherung zurück zu verwandeln. So etwas darf nicht vorkommen. Mir ist es unverständlich, mit welchen Argumenten die Versicherungsnehmer geködert wurden. Ich nehme an, dass die Ergo das wieder in Ordnung bringt. Könnt ihr das alles nachvollziehen?
Geld lässt so manche Menschen Sachen machen die eigentlich moralisch inakzeptabel sind, und das sieht man nicht nur an deinem Beispiel. Unsere eigene Hausbank hatte uns auch Verträgliche Daten verschwiegen und wir hatten im Nachhinein das nach sehen. Versicherungstechnisch haben wir auch eine Klage laufen, zwar nicht unbedingt wegen Täuschung, sondern wegen Auszahlung an Dritte.
Ach die Ergo will jetzt als Opfer dastehen? Dabei ist es doch schon seit langem bekannt, das die Leute, welche die Kunden zu dem jeweiligen Unternehmen holen, enormen Druck haben. Da gibt es Vorgaben, was im Monat an Verträgen oder Versicherungssummen gebracht werden muss. Schafft man es nicht, dann fliegt man raus. Also werden Kunden aus vorhanden Verträgen rausgemogelt, um sie zum derzeitigen Arbeitgeber zu locken.
Das man dabei den Kunden gerne Kosten verschweigt, welche auf sie zukommen, ist doch normal. Denn sonst würden wesentlich weniger Leute die Verträge unterschreiben. Zwar wurde es eingeführt, das man ein Beratungsprotokoll führen muss, welches der Kunde dann per Unterschrift auch absegnet, aber leider wissen das viele Kunden noch immer nicht. Daher haben die Versicherungsvertreter noch leichtes Spiel, wo dann erstmal Aussage gegen Aussage steht und nur wenige Kunden gehen dann gegen diese Leute vor.
Die Sache mit dem Sexausflug finde ich gar nicht einmal so schlimm, dieses Geld für die Motivation der eigenen Mitarbeiter auszugeben ist doch in Ordnung und es wäre sonst auch anderweitig verbraten worden. Das sind zwar Kundengelder gewesen, aber darin enthalten sind immer im gewissen Umfang auch Verwaltungskosten und Provisionen. Übrigens können die Kosten dieser Reise auch von der Steuer abgesetzt werden, mit Moral hat das nun wirklich nichts zu tun.
Anders dagegen verhält es sich in meinen Augen mit den bewusst zurück gehaltenen Informationen zu den eigentlichen Gebühren und Kosten für die Riester-Verträge. Wenn das wirklich stimmt dann wurde gegen geltendes Recht verstoßen. Jeder der so einen Vertrag abschließt muss über die Kosten aufgeklärt werden und diese Informationen auch schriftlich erhalten. Für mich ist zwar auch unbegreiflich wie jemand solche langfristigen Verträge abschließen kann ohne nach den Kosten zu fragen, aber es gibt ja genug blauäugige Menschen die sich nur wenig um ihre Finanzen kümmern. Das ist moralisch verkommen und wirft wieder einmal ein schlechtes Licht auf die ganze Versicherungsbranche. Anscheinend waren das auch nur Anweisungen von oben den jeder Mitarbeiter der solche Dinge im Außendienst vertreibt weiß worauf er sich da einlässt wenn er solche Dinge verschweigt oder gar aus eigenem Antrieb handelt. Eine Kündigung wäre garantiert die Strafe gewesen und die Aussicht nie wieder in der Versicherungsbranche tätig zu sein. Dieses Risiko wird sicherlich kaum jemand auf sich nehmen, auch wenn der Verkaufsdruck sehr hoch ist.
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