Schauspieler an Rolle gebunden? (Der ewige Hannibal Lecter)

vom 28.06.2011, 02:40 Uhr

Ich habe mir gestern den Film "Gran Torino" angeschaut. Neben Clint Eastwood spielt dort auch John Carroll Lynch mit. In diesem Film spielte er keine unsympathische Rolle, allerdings gehört er zu den Schauspielern, denen ich ihre positive oder zumindest neutrale Rolle gar nicht mehr abnehme. Zum ersten Mal habe ich diesen Schauspieler in dem Film "Gothika" gesehen, wo er ein echtes Ekelpaket gespielt hat. Auch in dem Film "Zodiac" war er nicht gerade ein Sympathieträger. Dieser Schauspieler ist, auch wenn die Rollen ihn anders darstellen, in meinem Empfinden immer noch der fiese Kleinstadt-Sheriff aus "Gothika". Ein Bekannter von mir meinte mal, dass er Anthony Hopkins immer wieder mit der Rolle des Hannibal Lecter aus dem Film "Das Schweigen der Lämmer" verbindet. Selbst wenn dieser Schauspieler in einer anderen Rolle zu sehen ist, gibt es immer wieder die Assoziation zu der Rolle als Hannibal Lecter.

Geht es euch auch so? Verbindet ihr manche Schauspieler mit bestimmten Rollen? Habt ihr auch manchmal eine vorgefasste Meinung und empfindet die neue Rolle eines Schauspielers als negativ, nur weil er in der Vergangenheit negative Rollen gespielt hat? Seht ihr den Schauspieler immer wieder in dieser Rolle und könnt euch den Darsteller daher gar nicht mehr in einer anderen Rolle vorstellen? Dies funktioniert natürlich auch andersherum. Bis zu dem Film "Training Day" hätten viele Denzel Washington die Rolle als Bad Cop sicher nicht abgenommen, weil er in seinen Filmen eigentlich immer positive Rollen bekleidet hat. Welche Schauspieler verbindet ihr mit bestimmten Rollen?

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ja, es gibt gewisse Schauspieler, die ich durchaus immer mit der gleichen Rolle assoziiere. Es scheint meiner Erfahrung auch damit zu tun zu haben, wie gross der Erfolg für den Schauspieler durch diese Rolle in einem Film gewesen ist oder sogar, ob der Film ein Durchbruch für die Karriere des Darstellers gewesen ist. Ich bin nicht selten überrascht, wenn gewisse Schauspieler -ohne nun Beispiele parat zu haben- plötzlich eine Rolle spielen, die ganz dem Gegenteil von dem entspricht, was sie bisher gespielt haben.

Aber noch extremer als bei den Filmschauspielern ist es bei Seriendarstellern. Gerade die Urgesteine der deutschen Serie "Lindenstrasse" in anderen Serien oder auch Fernsehfilmen zu sehen, aber auch bei den amerikanischen Serien war ich manchmal doch verwundert, wenn ich einen Darsteller noch woanders gesehen habe.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge


Eigentlich eher nicht. Auch wenn es sicher Schauspieler gibt, die man zunächst mit bestimmten Rollen oder Klischees verbindet. Aber wenn man sich einen Film A anschaut, dann sollte man sich als Zuschauer von anderen Filmen oder Serien lösen können, welche eben nichts mit dem aktuell gezeigten zu tun haben. Beispiele, wo es vielleicht eher schwer fällt, gibt es zuhauf. Aber dennoch stört mich das Ganze nicht sehr.

So könnte es schwer sein, in "Polizeibericht Los Angeles" Ed O'Neill nicht als "Al Bundy" zu sehen. Oder auch David Rasche, welcher als "Seldge Hammer" anders gesehen wird als z.B. in Filmen, in denen er den fiesen Cop spielt. Oder, klassisch, William Shatner, der eigentlich immer als "Kpt. Kirk" im Gedächtnis bleiben sollte, aber mit "Boston Legal" wieder mal eine Rolle spielte, die man ihm sofort und unabhängig vom "Raumschiff Enterprise" abnimmt.

Wenn nun aber wirklich ein Schauspieler immer die gleichen Typen spielt, dann mag das sein, dass dieser irgendwann so stark mit dem Schauspieler assoziiert wird, dass keine anderen Rollen mehr denkbar werden. Einfach, um das Publikum nicht zu überfordern - was das Karriereaus bedeuten könnte. Wenn man eben als "Kinderstar" entsprechend "verbrannt" wurde (z.B. Kevin McCallister als "Kevin").

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Klar gibt es Schauspieler, denen man immer das gleiche Rollenschema zuordnet. Ich verbinde Anthony Hopkins auch immer mit der Rolle des Hannibal Lector, und es gibt noch einige andere, die schlicht "gebrandmarkt" sind. Einige Beispiele wären Jack Nicolson, den ich immer mit "Shining" in Verbindung bringe, Keanu Reeves ist für mich der Matrix - Mann, Arnold Schwarzenegger wird immer und ewig der Terminator sein und Nicolas Cage ist grundsätzlich der schmachtende Dackelblickfuzzi aus "Stadt der Engel". Er könnte alle möglichen Rollen annehmen und bliebe für mich doch immer der Dackelblick.

Ich schätze, daß wir die Gesichter einfach meistens dem Rollenklischee zuordnen, in dem wir den Schauspieler als erstes gesehen haben. Hätte ich Jack Nicolson in der Rolle des liebenden Familienvaters kennengelernt, würde ich ihn wahrscheinlich nicht immer unbedngt in der Rolle des Bösewichts erwarten.

» Thaddäus » Beiträge: 1011 » Talkpoints: 22,78 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Dieses Phänomen finde ich ganz extrem bei Serien. Ich persönlich liebe jede gute Serie. Da eine Serie immer etwas länger dauert als ein Film, manifestiert sich das Bild von einem Schauspieler viel Stärker. Letztens habe ich ein Liebesfilm mit Zach Braff gesehen und diese ganze Zeit darauf gewartet, dass er mit seiner Traumstimme spricht. Jeden Moment habe ich auf irgendwas dummes gewartet.

Der Film hatte eine ganz andere Wirkung auf mich, da ich immer J.D. gesehen habe und nicht den Schauspieler. Genauso kann ich heute Charlie Sheen in seinen ernsthaften Filmen nicht wer wirklich Ernst nehmen.

Deswegen ist es auch für viele Schauspieler bestimmt schwer, neue Rollen zu finden, in denen man mal wirklich etwas anderes ist als sonst. Es gibt halt Stereotypen, die einmal eine Rolle spielen und dann von diesem Image nicht mehr runter kommen. Siehe Arnold Schwarzenegger, Sylvester Stalone, Jason Stetham oder auch Schauspieler wie George Clooney. Der wird für mich nie ein Bösewicht sein können.

Zum anderen werden, glaube ich, diese Klischees mit Absicht geschaffen. Wenn man von einem Schauspieler schon ein bestimmtes Bild hat, dann kann man damit auch ohne viel zu sagen, eine bestimmte Atmosphäre schaffen. Charlie Sheen zum Beispiel lockert eine Stimmung, wo hingegen ein Schauspieler wie Anthony Hopkins Unbehagen auslöst. Auch kann man einen vermeintlich guten Charakter den ganzen Film über gut aussehen lassen und die Zuschauer würden in ihn niemals den Bösewicht sehen, wenn er es doch ist, dann hat man am Ende eine großen Überraschungseffekt.

» Skulp » Beiträge: 87 » Talkpoints: 0,45 »


Thaddäus hat geschrieben:Hätte ich Jack Nicolson in der Rolle des liebenden Familienvaters kennengelernt, würde ich ihn wahrscheinlich nicht immer unbedngt in der Rolle des Bösewichts erwarten.

Da sieht man auch wieder, dass es immer auf einen selbst ankommt und man eine Brandmarkung gar nicht allein dem Schauspieler zuschreiben kann. Denn der Fall hier zeigt, dass es auch anders geht. Denn ich kenne bzw. sehe Jack Nicholson in "Einer flog über das Kuckucksnest" und verbinde ihn nachrangig mit "Shinig".

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Mir geht es auch so. Allerdings denke ich, das hängt auch davon ab, wo man den Schauspieler das erste Mal gesehen hat oder womit man den Schauspieler verbindet. Nicolas Cage erinnert mich zum Beispiel immer an seine Rolle in Independence Day. Ähnlich geht es mir bei Will Smith. Wobei ich den vorher schon aus seiner Sitcom kannte. Bei beiden Schauspielern denke ich aber in anderen Filmen halt an manche Szenen in Independence Day.

Jack Nicholson mag aus Shinig bekannt sein. Wobei das nun ein Film ist, den nicht jeder kennt. Seine bekannteste Rolle dürfte er wohl in: Einer flog über das Kuckucksnest gehabt haben. Ich gebe aber zu, ich habe den Film gestern das erste Mal gesehen und leider wurde ich durch ein Telefonat unterbrochen. Trotzdem ist das ja schon eine sehr markante und auch bekannte Rolle, die Jack Nicholson in seinem Leben gespielt hat.

Ansonsten sind Serienschauspieler durchaus ein gutes Beispiel. Al Bundy kennt fast jeder. Egal ob man ihn liebt oder hasst. Und dem Darsteller nimmt man nur schwer eine andere Rolle ab. So ging es zumindest mir lange. Seit dem ich einen große Bogen um seine Serie mache, hat sich das ein wenig gebessert. Ähnlich ist es aber auch im deutschen Fernsehen zum Beispiel mit Darstellern deutscher Serien. Einige der Darsteller aus Gute Zeiten, Schlechte Zeiten treten ja auch in deutschen Produktionen auf. Ich persönlich sehe sie Serie zwar nicht mehr, aber einige Darsteller sind mir von früher noch bekannt.

Für mich persönlich ist aber für die Thematik Noah Wyle aus Emergency Room immer noch das beste Beispiel. Immerhin hat er 15 Jahre in der Serie eine Hauptrolle bekleidet. Als ich die ersten Filme mit ihm sah, die ja eher Abenteuerfilme sind, suchte ich seinen weißen Kittel. Wobei ja auch andere Schauspieler der Serie noch aus Filmen bekannt sind. George Clooney kannten die meisten schon vorher. Da habe ich nun weniger Probleme mit, wenn ich ihn in einem Film sehe. Und Anthony Edwards, der Dr. Green darstellte, hat in einigen Filmen mitgespielt. Wobei er sich ja äußerlich ziemlich verändert hat. Oder war jemand bewusst bekannt, dass Tom Cruise Kollege in Top Gun Dr. Greene war?

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge



Das kennt bestimmt jeder. Auch wenn jemand der in einer Serie mitgespielt hat dann in Filmen auftaucht, ist es schwierig sich an die neue Rolle zu gewöhnen. In diesem Fall probiere ich immer mich ganz auf das einzulassen was gerade läuft. Doof ist nur wenn dann auch immer noch bestimmte Textstellen vorkommen die einen wieder an die alte Rolle erinnern. Ein Beispiel dafür ist John Travolta, in jedem seiner Filme werden Pulp Fiction Fans irgendeinen Spruch finden der sie an Vincent Vega erinnert. :D

» flat eric » Beiträge: 2 » Talkpoints: 0,66 »


Ich kann mich meinerseits nur der Meinung deines Freundes anschließen, denn Anthony Hopkins bleibt für mich der Bösewicht, egal in welchem Film er auch mitspielt.''Das Schweigen der Lämmer'' und Hannibal habe ich mir dabei aber so ziemlich am Schluss angeschaut, vorher habe ich seine Filme ''Das perfekte Verbrechen'' und Instinkt angeschaut, da war es eigentlich schon vorbei. Als dann eben die beiden anderen Filme dazu kamen, sah ich mich nur bestätigt, ihm passt diese Rolle einfach zu gut, als das ich ihn in einer lieben Rolle hätte sehen wollen. Ich weiß nicht, ob es Filme von ihm gibt, wo er eine positive Rolle spielt, so vertraut bin ich mit ihm nicht, aber ich denke, dass ich diesen Film nicht besonders überzeugend finden würde. Vermutlich würde ich in Knutschszenen denken, dass er ihr gleich etwas abbeißt und wenn er jemandem umarmt, dass derjenige nun ein Messer im Rücken stecken hat. Für mich bleibt Hopkins in dieser Rolle.

Das trifft aber auch auf eine ganze Menge anderer Schauspieler zu, zum Beispiel Robert Pattinson. Bei meiner Freundin bin ich einmal gezwungen worden mir einen Teil einer Twilight Folge anzuschauen. Dazu habe ich aber natürlich auch die Plakate gesehen und die Trailer dieser Filme habe ich auch geschaut. Niemals wieder, werde ich Pattinson ernst nehmen können, dass ist einfach so. Ich weiß nicht, ob er ein guter Schauspieler sein kann und dazu in der Lage ist, in anständigen Filmen mitzuspielen, aber das was er sich in Twilight geleistet hat, war meiner Ansicht nach einfach der komplette Reinfall und ich werde mir niemals einen seiner Filme anschauen können ohne permanent an seine armselige Twilightrolle denken zu können. Vermutlich werde ich schon nach den ersten Minuten oder ganz im Vornherein seine Filme als schlecht bewerten, selbst wenn sie das gar nicht sind. Sachen wie Remember me sind eh nicht so mein Fall, aber ''Wasser für die Elefanten'' habe ich geschaut weil ich das Buch gelesen habe und ich fand ihn in seiner Rolle fürchterlich.

Andere Schauspieler die nie aus ihrer Rolle heraus kommen werden sind für mich auch Heath Ledger und Orlando Bloom. Ich habe Ledger in Filmen wie ''Casanova'', ''Ritter aus Leidenschaft'', ''Der Patriot'' gesehen und ab dann war er für mich einfach ein Frauenheld und Mädchentyp, ein Schauspieler der immer nur diese Rollen spielt und in dessen Filmen es auch irgendwo immer um Frauen gehen muss. In ''Dark Knight'' war seine Rolle wohl überzeugend gespielt, aber trotzdem kam ich nicht davon los immer nur daran denken zu müssen, dass er ein Frauenschwarm ist, sowas bleibt wirklich hängen. Bei Legder hält sich das aber noch in Grenzen, Orlando Bloom ist so ein Schauspieler, der ist einfach hoffnungslos in dieser Rolle gefangen, er kann alles tun was er will, er wird niemals bösen sein können! Fluch der Karibik, Herr der Ringe, Elizabethtown, Königreich der Himmel, wie könnte er denn da je aus der Rolle des soften, sensiblen, zärtlichen und tapferen Mannes wieder herauskommen? Niemals!

Ein typischer Bösewicht ist für mich aber auch Ralph Fiennes. In Harry Potter war er wohl ganz gut verkleidet, aber ich habe ihn trotzdem auf den ersten Blick erkannt. In Schindler's Liste, Brügge sehen und sterben, war er eigentlich für mich auch schon der Bösewicht, schon allein wegen seiner Stimme und diesen unheimlichen Augen. Das er dann in ''Der englische Patient'' eine so bemitleidenswerte und tragische Figur gespielt hat, kam bei mir nie so wirklich an. Ich bin mir aber sicher, dass das eben auch sehr davon abhängt, in welcher Reihenfolge man die Filme schaut, denn mein Freund hat diesen Film beispielsweise zuerst gesehen und fand ihn als Bösewicht anschließend weniger überzeugend, als in der tragischen, verliebten Rolle. Bei einigen Schauspielern wie Anthony Hopkins würde mir aber wohl nicht passieren, zumindest kann ich es mir nicht vorstellen, weil er einfach vom Äußeren her der perfekte Bösewicht ist.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ich muss zugeben, dass ich die meisten Schauspieler, die hier genannt wurden, nicht vom Namen her kenne. Es gibt ein paar wenige Schauspieler die ich benennen kann und sonst merke ich mir nur welches Gesicht ich wo schon mal gesehen habe. Bzw fällt mir beim Filmschauen dann auf, dass ich diese Person schon mal gesehen habe. Den Schauspieler selber verbinde ich dann aber nicht mit einer bestimmten Rolle. Viele von denen erkenne ich auch gar nicht wieder, weil ich mich für den Film selber interessiere und nicht für die Besetzung. Ich schaue mir einen Film an weil er mich anspricht und nicht weil XY da mitspielt.

Hannibal Lecter ist für mich Hannibal und nicht Anthony bzw Anthony, der den irren Hannibal spielt. Ich trenne das schon so weit, dass ich beim nächsten Film mit dem Schauspieler nicht ständig an den fixierten "Irren" denke. Ich sehe das Ganze halt etwas distanzierter. Für mich sind es einfach Personen, die die Rolle des Harry Potter, Hannibal, etc annehmen und spielen. So ist es ja auch. Dass die Zuschauer dann nur noch die Filmrolle und nicht den Schauspieler sehen, ist für diese sicherlich auch ziemlich nervig. Als Schauspieler will man nicht als Figur X gesehen werden sondern als jemand, der fast jede beliebige Rolle spielen könnte.

Es gibt nur ganz wenige Schauspieler, die für mich nur in Rollen des Bösewichts passen. Das hat dann aber etwas mit dem Äußeren zu tun. Der große Russe, der bei Rocky mitgespielt hat (Ivan?), sieht für mich aufgrund seiner harten Züge nicht wie jemand aus der die Hauptrolle in einer Megaschnulze spielen könnte. Wenn Anthony demnächst in einer Komödie dabei wäre und die Rolle überzeugend spielen würde, wäre das für mich nicht "komisch" ihn herumblödeln zu sehen.

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» Sonty » Beiträge: 1997 » Talkpoints: 20,24 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


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