Eltern das Rauchen in eigener Wohnung verbieten?

vom 26.06.2011, 21:09 Uhr

derpunkt hat geschrieben:Nein, aber man könnte von dem Einzelfall in Versuchung gebracht zu werden, die Risiken als denkbar minimal einzustufen.


Und genau das halte ich für ignorant, denn es gibt eben besagte Studien, in denen die Fälle, die keine Einzelfälle sind, bereits bebildert und beschrieben nachzulesen sind. Dass man selbst niemanden kennt, heißt grundsätzlich nicht, dass es etwas nicht gibt, das gilt doch für jeden Lebensbereich. Deshalb zu glauben, dass einem selbst das, worüber hier diskutiert wird, nicht passieren kann, halte ich sogar nicht nur für ignorant, sondern für nicht besonders weitblickend, um es freundlich auszudrücken.

Es geht hier eben nicht um die Eltern der Threaderstellerin und ihr Denken darüber, was nun passieren kann und mit welcher Wahrscheinlichkeit es passieren wird, sondern darum, dass die Threaderstellerin – begründet, wie ich finde - um die Gesundheit ihres Kindes fürchtet, das sich den schädigenden Situationen nicht selbst entziehen kann. Dabei spielt es keine wirkliche Rolle, ob die Eltern nun Fälle kennen, die irgendwelche Schädigungen aufweisen und ob sie diese dann wiederum auch durch das Rauchen begründet sehen oder nicht, sondern es geht um die besser aufgeklärte Threaderstellerin und vor allem eben um ihr noch ungeborenes Kind, das einer Situation ausgesetzt werden soll, die als ungefährlich abgetan wird, weil es jemand nicht besser wissen will.

Das ist einfach unvernünftig, denn was passiert denn, wenn das Kind nun beispielsweise noch im Säuglingsalter Asthma entwickelt? Führen die Eltern der Threaderstellerin das dann auf ihr Rauchverhalten zurück? Und wenn ja, machen sie sich dann Vorwürfe? Auch das spielt keine Rolle mehr, weil der Schaden schon verursacht wurde und nicht zu korrigieren ist. Deshalb geht es mir auch wesentlich weniger um die Eltern als eben um den Säugling.

derpunkt hat geschrieben:Wenn die Fallzahlen genommen werden (so meine subjektive Sicht als Nichtraucher), dann verhält es sich doch eher so, dass die anderen die mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen leben müssen, Pech hatten. Dabei spielt es keine Rolle, wie sehr die Aufklärung sich verbessert hat. Kleinkinder, die an "typischen" Rauchererkrankungen leiden, wären auch schon vor 30 Jahren aufgefallen. Und wenn es ein weit verbreitetes Vorkommen gewesen wäre, hätte es zum Nichtraucherschutz nicht so lange gedauert.


Ich gehe davon aus, dass diese Kinder, deren Eltern Raucher waren, auch irgendwann vermehrt auffielen und es anschließend wegen der häufigen Fälle der betroffenen Kinder oder gar Embryos auch zu diesen diversen (auch Langzeit-)Studien gekommen ist, die uns heutzutage doch wesentlich mehr in dieser Hinsicht gebildet haben. Du kannst insofern beispielsweise bei Wikipedia nachlesen, dass die Schädlichkeit des Rauchens erst in der Mitte des 20. Jahrhunderts allgemein bekannt wurde, was ich erstaunlich spät finde. Darüber hinaus wurde die konkrete Gesundheitsschädigung auch erst im Jahr 1997 vom Bundesverfassungsgericht festgestellt, also gibt es sicherlich noch einige Generationen, die diese neuerlichen Erkenntnisse für modernen Humbug oder gar Panikmache halten und gar nicht einsichtig werden wollen.

derpunkt hat geschrieben:Unter "ehrlich" meinte ich hier, dass die Elter klipp und klar ankündigen, nicht auf das Rauchen auch in der Wohnung bei Anwesenheit eines Säuglings verzichten zu können. Sie hätten ja, wider besseres Wissen, um den Frieden zu wahren auch sagen können, dass sie dann selbstverständlich auf der Terasse rauchen. So aber sind von ihrer Seite alle Punkte und Rahmenbedingungen geklärt.


Dass die Eltern klar Stellung beziehen, finde ich in Ordnung und ich respektiere das, auch, wenn ich es nach wie vor nicht in Ordnung finde, dass sie es nicht schlimm finden, in Gegenwart des Säuglings innerhalb ihrer Wohnung zu rauchen, aber das haben wir nun schon recht ausführlich diskutiert. Als „ehrlich“ würde ich diese Aussage der Eltern dennoch nicht bezeichnen, sondern eher als deutlich. Sie verharren weiterhin auf ihrem Standpunkt und sagen damit gleichzeitig auch aus, dass ihnen das Rauchen in ihrer Wohnung wichtiger ist als ihrer Tochter mit der Betreuung des eigenen Enkels weiterzuhelfen. Ob das nun wiederum eine vernünftige Aussage ist, können wir separat diskutieren, denke ich.

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich bin selbst starke Raucherin und würde mich auch als süchtig bezeichnen. Auch meine Eltern waren Raucher. Und in meiner Kindheit wurde so wohl während der Schwangerschaft und Stillzeit geraucht. Ich hoffe zwar noch, dass meine Mutter sich keine Zigaretten angesteckt hat, während sie mich stillte, ausschließen kann ich es aber nicht. Auch in der elterlichen Wohnung wurde überall geraucht. Am schlimmsten fand ich persönlich als Kind aber die Raucherei im Auto. 30 Grad im Schatten, zwei Erwachsene die sich eine Zigarette nach der anderen ansteckten und zwei Kleinkinder im Auto, denen verboten war, ein Fenster zu öffnen. Wir sind in dem Auto bald erstickt, zumindest kam es uns so vor. Aber wir sind beide körperlich kerngesund.

Ich selbst habe mir immer gesagt, so was tue ich meinen Kinder nicht an. Für meine Mutter war in ihren letzten Lebensjahren ihre Zigarette immer sehr wichtig. In ihren letzten Lebenstagen noch wichtiger. Was ich ganz schwierig fand. Nicht vom gesundheitlichen Aspekt her, sondern von der ganzen Art her. Und ich hatte in den Jahren vor ihrer Erkrankung auch darüber nachgedacht, was mal ist, wenn ich mal ein Kind habe und es ihr zur Betreuung geben würde. Einer der Punkte die mir zu erst einfielen, waren die Raucherei. Und sie hätte wohl auch im Beisein meiner Kinder geraucht. Beziehungsweise auch die Kinder wegen der Zigaretten vernachlässigt und mir war damals schon klar, dass dieser Punkt dazu führen wird, dass meine Mutter nie Babysitter für meine Kinder machen wird.

Ich kann die Threaderöffnerin durchaus verstehen, dass sie nicht möchte, dass ihre Mutter das Kind betreut und dabei raucht. Meine Mutter hätte mir aber auch gesagt, es ist ihre Wohnung. Auf Gegenargumente hätte sie wohl gesagt, dass mein Bruder und ich ja kerngesund sind. Ich hätte wahrscheinlich noch nicht mal darüber nachgedacht, ob ich mein Kind meiner Mutter anvertraue, sondern mir gleich eine andere Möglichkeit gesucht. Wobei so Ansagen wie: Ich mag dir mein Kind nicht zur Betreuung bringen, weil du in seinem Beisein rauchen wirst, sicherlich gezogen hätten. Nur kann man es oft halt nicht wirklich kontrollieren und ich hätte das einfach nicht gewollt.

Ich für meinen Teil würde allerdings nicht sagen, Mama du musst mein Kind betreuen und deshalb darfst du in deiner Wohnung nicht rauchen. Ich würde sie fragen, ob es möglich wäre, dass sie auf ihre Zigarette im Beisein meines Kindes verzichtet. Wenn sie das ablehnt, wäre das Thema für mich erledigt. Wobei ja generell immer die Möglichkeit besteht, halt in einem anderen Raum oder im Freien zu rauchen. Zumindest gäbe es die Möglichkeit bei meinen Eltern in der Wohnung. Ich sehe es aber auch als Risiko, wenn ein Kettenraucher dann gezwungen wird, sich andere Möglichkeiten zu suchen. Nehmen wir mal an, meine Mutter wäre halt auf den Balkon zum Rauchen. Mein Kind im Wohnzimmer und der Balkon ist nur schwer vom Schlafzimmer aus zugänglich. Während sie raucht, könnte sonst was passieren. Wobei sie wohl eh mehr Zeit auf dem Balkon verbracht hätte.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge


Deine Forderung ist völlig in Ordnung und auf keinen Fall überzogen. Ich würde es deinen Eltern strikt verbieten in Gegenwart deines Kindes zu rauchen. Das ist dein gutes Recht und deine Eltern sollten sich daran halten, wenn sie Verantwortungsbewusstsein haben. Falls sie dann damit drohen, dass sie auf dein Kind nicht aufpassen, würde ich lieber jemand anderes fragen. Denn du solltest niemals die Gesundheit deines Kindes aufs Spiel setzen.

» IamPirat » Beiträge: 431 » Talkpoints: 24,64 » Auszeichnung für 100 Beiträge



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