Judo als Breitensport?

vom 26.06.2011, 13:00 Uhr

Ich habe mit Judo relativ spät angefangen und habe persönlich die Erfahrung machen müssen, dass bei Späteinsteigern bei meinem Verein scheinbar kein großes Interesse besteht. Z.b hat sich der Trainer von mir abgewendet (das ist wortwörtlich zu nehmen), nachdem ich es nach 3 Versuchen(!) nicht geschafft habe, eine bestimme Falltechnik hinzubekommen. Das war wohl unter seine Würde. Dann kam noch dazu, dass mir ein Partner zugewiesen wurde, der 30 kg schwerer war als ich (ich bin ziemlich leicht), was den Einstieg auch nicht wirklich erleichtert hat. Naja 3 Monaten habe ich es ausgehalten.

Ich will das nicht verallgemeinern. Allerdings habe ich den Eindruck, dass der Breitensport bei solchen nicht-Major Sportarten zu kurz kommt. Ich hätte auch Lust das privat zu machen, bzw. habe das auch kurz gemacht. Allerdings scheinen in Deutschland halt die meistens Leute doch Sportarten im Verein machen zu wollen (was natürlich auch seine Vorteile hat). Vielleicht könnt ihr ja eure Erfahrungen einbringen.

» hawk66 » Beiträge: 1 » Talkpoints: 0,99 »



Ein Trainer, der sich von seinem Auszubildenden nur wegen dessen Unvermögens abwendet, ist keiner. Jeder Schüler benötigt einen Lehrer, so ist es in allen Lebensbereichen. Ich praktiziere seit 10 Jahren Kampfsport und kann Ihnen nur den Rat geben, die Sache (Judo) nicht aufzugeben, jedoch sehr wohl den Trainer. Besonders bei Kampfsportarten, die sehr auf der "richtigen" Technik basieren, ist die Qualität des Lehrmeisters gleichzusetzen mit der Qualität der Ausbildung. Ein Kampfsportlehrer, der nur wegen einer fehlenden Befähigung seines Schülers diesen aufgibt, gesteht sich automatisch ein, nicht die Fähigkeit zu besitzen, diesen bei der korrekten Ausführung unterstützen zu können. Ich vermute, dass Sie ein Anfänger auf dem Gebiet Kampfsport sind, lassen Sie mich Ihnen jedoch versichern, dass es auf diesem Level nichts gibt, was ohne weiteres ein "Aufgeben" des Schülers rechtfertigt.

Kampfsportarten eignen sich hervorragend um körperliche Koordinationsfähigkeiten zu entwickeln, die man selbst nie für möglich hielt. Es geht darum körperliche und geistige Grenzen zu übertreten, sich selbst ständig zu verbessern. Lassen Sie sich nicht den Spaß an diesem großartigen Sport durch eine offensichtlich inkompetente Person, die sich noch dazu als Lehrer betitelt, nehmen! Machen Sie weiter, woanders, Sie werden sehen, dass Kampfsport ein neues Körpergefühl verleihen kann. Dies geht jedoch nicht ohne großes persönliches Engagement, verbunden damit ist oftmals auch Enttäuschung und Schmerz.

Sehen Sie also diese Erfahrung als eine Lektion an (Diese hat Ihnen sogar Ihr unfähiger Lehrer aufzeigen können): Um sich als "Lehrer" zu beschreiben sind sechs Buchstaben notwendig. Um wirklich "Lehrer" zu sein, braucht es Schüler, die einen Mehrwert aus der Lehre ziehen. Um Schüler zu sein, braucht es Engagement, Ausdauer und Zielstrebigkeit. Auf die Gefahr hin Sie falsch zu verstehen: Sich eine Kampfsportart selbst beizubringen ist, in meinen Augen, absolut unmöglich. Es geht um Interaktion, Kontakt und das Messen der eigenen Fähigkeiten mit denen anderer. Ohne fachkundige Aufsicht degradiert man, auch unabsichtlich, eine oftmals über Jahrhunderte überlieferte Tradition.

Dies sollte nicht als Rat aufgefasst werden persönliche Übungen nicht mehr auszuführen, es sind mir jedoch Fälle bekannt, in welchen sich Personen, die einen Kampfsport "selbst erlernt" haben, als in diesem kundig bezeichnet haben. Kampfsport ist mehr als Bewegung, Anstrengung und Können, es ist immer auch Tradition und Philosophie.

» Ratisbon » Beiträge: 3 » Talkpoints: 3,81 »


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