Kindern kleine Aufgaben geben = Kinderarbeit?

vom 25.06.2011, 16:43 Uhr

Ich weiß ja nicht, wie es heutzutage ist, aber ich wurde noch so erzogen, dass ein Kind ab einem gewissen Alter auch mal kleinere Aufgaben im Haushalt übernehmen kann, wenn die Eltern arbeiten gehen. Mit kleinere Aufgaben meine ich sowas wie den Müll runterbringen, die Spülmaschine ausräumen oder auch mal im eigenen Zimmer aufräumen. Natürlich erst ab einem bestimmten Alter, klar.

Wir mussten auch beim Laub harken helfen oder mal abtrocknen, während meine Mutter den Abwasch gemacht hat. Klar haben wir rumgemosert, denn welches Kind macht das schon gerne? Aber davon gestorben sind wir nun auch nicht. Ich habe manchmal auch den ganzen Garten geharkt und Unkraut gezupft und dafür sogar ein bißchen Taschengeld bekommen. :wink:

Aber wie seht Ihr das, sind kleinere Aufgaben und Hilfen im Haushalt schon mit Kinderarbeit gleich zu setzen? Es gibt ja Leute, die der Meinung sind, ein Kind sollte gar nicht im Haushalt helfen müssen. Aber ich finde, nur so kann man den Kindern nach und nach Selbständigkeit anerziehen und sie langsam an bestimmte Pflichten heranführen, oder? Ein Junge aus unserem Bekanntenkreis, der 2 Jahre älter ist, als ich, durfte sogar nur raus, wenn er seine täglichen Aufgaben erledigt hatte. So schlimm war es allerdings bei meiner Schwester und mir nicht.

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» Jacqui_77 » Beiträge: 2718 » Talkpoints: 19,87 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Kinderarbeit wäre es doch, wenn das Kind den ganzen Haushalt allein schmeissen müsste, dann vielleicht noch die Betreuung der Geschwisterkinder mit übernehmen müsste und solche Sachen. Das kann ich mit einer Hilfe im Haushalt nicht gleichsetzen, ganz im Gegenteil. Wie Du schon sagtest, durch gewisse Aufgaben lernt das Kind, dass zum Leben etwas Arbeit dazu gehört und dass Eltern nicht alles allein machen müssen und können.

Was ist schon dabei, beim Tisch decken zu helfen oder den Geschirrspüler mal einzuräumen, sich auch mal einen Besen oder den Staublappen zu waschen oder auch aufzuräumen, vielleicht seinen eigenen Kram beseitigen und Geschirr oder Leergut nicht im Zimmer zu lagern, wie es manche vielleicht getan haben. Ja, ich habe gern mal unter meinem Bett irgendwelche Flaschen liegen gehabt und die dort gesammelt, bis sie zum Getränkeeinkauf wieder mitgenommen werden mussten.

Klar ist es nicht immer toll und nicht selten möchte man lieber spielen, fernsehen, sich mit Freunden treffen. Aber ich denke, wenn man auch als Kind eine Kleinigkeit übernimmt, geht es schneller. Dass aber bei einer Aufforderung gemotzt wird, liegt auch daran, dass Kinder und Jugendliche auch bei der Hausarbeit ihre Grenzen austesten wollen. Ich glaube nicht, dass wir alle mal nicht gemeckert haben, wenn es darum ging, etwas zu tun, oder? Ich jedenfalls habe schon gemault, wenn ich etwas tun sollte, obwohl es keinen Anlass gegeben hat.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge


Es gehört zu den normalen Aufgaben eines Kindes oder eines Jugendlichen, auch mal den Haushalt in Ordnung zu halten, es ist meiner Meinung nach aber egal ob man dazu nun den Tisch deckt und abräumt oder mal die Straße kehrt. Man sollte das den Kindern überlassen und sie wählen lassen, was sie am liebsten tun. Wichtig ist nur, dass sie überhaupt einen Teil zum Haushalt beisteuern und nicht gleich nach dem Essen verschwinden.

Natürlich gibt es da sehr strenge Eltern, bei denen die Kinder sehr viel machen müssen und auch noch härtere Richtlinien haben und Eltern, denen das total egal ist und die ihre Kinder von jeglichen Aufgaben befreien. Ich finde, man sollte als Elternteil da einen geeigneten Mittelweg finden und sein Kind nicht überanstrengen, aber auch nicht nur einmal im Monat etwas machen lassen, wobei ich hier denke, dass eine Überanstrengung eher sehr selten vorkommt. Natürlich stößt man da auf Widerstand, aber ein wenig Dankbarkeit kann man von den Kindern schon erwarten, die Meisten wissen nämlich gar nicht, was die eigenen Eltern für einen alles tun und getan haben.

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» fcbtill » Beiträge: 4713 » Talkpoints: 21,47 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Bei mir war es genau andersherum. Ich musste so gut wie nichts machen- durfte manches nicht einmal. "Das kannst du sowieso nicht", "Räum lieber dein Zimmer auf", "Stör mich nicht dabei" waren die Kommentare, wenn ich etwas machen sollte. Wie ich damals, sind die meisten Kinder eigentlich neugierig. Vor allem, wenn die Erwachsenen ihnen etwas als angenehm präsentieren, wollen viele es doch selbst auch versuchen.

Mir kommt gerade eine Szene aus Tom Sawyer und Huckleberry Finn in den Sinn. Tom musste einen Zaun streichen, hatte aber keine Lust dazu. Da kam ihm die Idee, es andere machen zu lassen. Freunde wollten ihn bemitleiden, weil er die Arbeit machen muss, da erklärte er wie toll das sei, das er das freiwillig macht und total Spaß dabei hat. Ein Freund wollte dann auch mal, aber Tom ließ ihn zuerst nicht. Es ging soweit, dass dieser Freund ihn dafür bezahlte streichen zu dürfen (mit irgendwelchen kleinen für Kinder interessanten Dingen)- und später war der ganze Zaun gestrichen und Tom hatte richtig viele Schätze von den anderen Kindern bekommen.

Ja das ist ein Film und eine ausgedachte Geschichte, aber ich habe es bei Kindern sehr oft ähnlich erlebt. In der Schule stellte ein Lehrer uns mal seinen Sohn vor, brachte ihn mit zur Schule. Der Kleine konnte mit 5 oder 6 Jahren alleine Spaghetti machen und war total stolz drauf. Ich war damals schon wesentlich älter und dürfte daheim in der Küche nichts machen! Ich hätte beinahe alles dafür getan, dass man mir auch zeigt, wie man Nudeln kocht. Stattdessen durfte ich nur unliebsame Arbeiten machen und wurde dafür schon mal "bezahlt", Brötchen holen gehen und das Wechselgeld behalten dürfen zum Beispiel. So lernte ich es als unliebsame Arbeit kennen und nicht als etwas angenehmes. Gerade mit Kindern kann man doch bei der Gartenarbeit, beim Tisch decken, kochen und anderen Alltäglichen Spaß haben und kommt zudem mit seinem Kind in Kontakt. Und bei so vielen verschiedenen Dingen im Haushalt gibt es garantiert Sachen, die dem Kind dann auch Spaß machen und wo es gerne bei helfen möchte. Mit Zwang funktioniert das eher nicht, denke ich. Materielle Belohnungen finde ich auch fehl am Platz. Stattdessen kann man Vorher- Nachher Fotos machen, Dinge spielerisch erledigen, dabei Musik hören, singen, oder kleine Wettbewerbe veranstalten (wer räumt die meisten Sachen weg? wer zupft das meiste Unkraut? oder ähnliches). Abhängig vom Alter natürlich.

Ich habe schon 13jährige kennengelernt, die mir erklärten, dass es wohl selbstverständlich ist, seine Haare aus dem Waschbecken zu entfernen, das dreckige Geschirr wegzuräumen und den Müll wegzubringen. Das ist doch eklig und stinkt oder sieht hässlich und so möchten sie nicht wohnen, erklärten sie mir. Auch möchten sie saubere Klamotten tragen und ihre Lieblingsstücke aus dem Schrank nehmen können und nicht aus einem Berg aus Müll,dreckiger Wäsche und anderem Krams suchen müssen. Wenn die Eltern hingegen im Dreck leben, kann man von den Kindern auch nicht erwarten, dass sie ihren Müll wegbringen, sie erst recht nicht dazu zwingen. Beim Campen habe ich mal zwei Mädchen erlebt, die morgens ihr Zelt aufgeräumt haben und ihr Bett (Luftmatratze und Schlafsack) machten- falls mal jemand zu Besuch kommt :D

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» Trisa » Beiträge: 3297 » Talkpoints: 31,17 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Warum sollten Kinder nicht gewisse Aufgaben übernehmen, welchen sie auch gewachsen sind? Ich räume schon lange nicht mehr das Kinderzimmer auf. Wenn sie in ihrem Chaos dann bestimmte Dinge nicht finden, dann ist das nicht mein Problem. Sie können doch auch Ordnung halten, dann fällt die Suche leichter.

Auch im Haushalt an sich erledigen meine Kinder kleinere Aufgaben. Abwasch in die Schränke räumen oder den gelben Sack mit runter nehmen, ist sicherlich bei achtjährigen Kindern zu viel verlangt. Auch die Pappe lasse ich sie zum Container bringen. Das ist nicht zu schwer vom Gewicht her und der Container steht nur 50 Meter weg.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Ich finde, dass gewisse Aufgaben im Haushalt auch zur Erziehung gehören. Kinder müssen doch auch mal lernen, dass in einem Haushalt nicht alles von alleine gemacht wird. Sie müssen auch lernen, wie alles funktioniert und etwas selbständig werden. Ich finde dabei helfen Aufgaben im Haushalt ungemein. Dass das viele Eltern nicht möchten, verstehe ich gar nicht. Mit Kinderarbeit hat das doch ganz und gar nichts zutun. Man kann seine Kinder ja nicht ewig schonen oder schützen, sie müssen auch mal mithelfen und ihnen muss mal für gewisse Aufgaben Verantwortung übertragen werden, damit sie auch das lernen.

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» Vampirin » Beiträge: 5979 » Talkpoints: 30,32 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Ab einem gewissen Alter sollten Kinder und Jugendliche schon im Haushalt mithelfen. Mit Kinderarbeit hat das für mich nichts zu tun, sondern mit guter Erziehung. Denn wer sich immer alles hinterherräumen lässt und nie selbst etwas machen muss, wird später Schwierigkeiten haben, seinen eigenen Haushalt zu führen.

Natürlich sollte es aber nicht übertrieben werden, aber kleine Aufgaben wie den Tisch decken, den Geschirrspüler ausräumen, Müll rausbringen und das eigene Zimmer aufräumen sollten schon möglich sein. Ich finde es immer wichtig, dass dabei alle Kinder etwa gleich viel helfen müssen, sonst ist immer einer benachteiligt.

Ich selbst habe früher nicht allzu viel machen müssen, habe aber dafür oft freiwillig mitgeholfen. Wenn ich gesehen hab, dass etwas gemacht werden musste, dann habe ich das einfach gemacht, feste Regeln gab es nicht. Mein eigenes Zimmer habe ich schon immer selbst aufgeräumt, staubgesaugt und so weiter. Da wollte ich auch gar nicht, dass das jemand anderes macht. Und dann wurde halt beim Tischdecken, abwaschen bzw. abtrocknen geholfen und wozu man sonst noch so Lust hatte.

» SuperGrobi » Beiträge: 3876 » Talkpoints: 3,22 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich denke es sollte sogar fester Bestandteil der Erziehung sein, dass Kinder ab einem gewissen Alter Aufgaben übernehmen. Damit werden sie schließlich auch zur Selbstständigkeit erzogen. Wenn ich mir überlege,dass es tatsächlich Menschen mit 30 gibt, die noch niemals Wäsche gewaschen habe, dann kann ich nur den Kopf schütteln. Da hätte es auch nicht geschadet, wenn Mutti mal gezeigt hätte, wie es geht, statt immer alles allein zu machen. Früher oder später fällt einem das nämlich ganz sicher auf die Füße.

Und natürlich ist das eine Kinderarbeit. Kinderarbeit wäre es, wenn das Kind daheim Kulies zusammenschrauben muss und die Mama bessert sich damit die Urlaubskasse auf. Kinderarbeit wäre es auch, wenn man das Kind Zeitungsaustragen schickt und dann frisch fröhlich das Geld einkassiert. Und meiner Meinung nach ist es auch Kinderarbeit, wenn man ständig das Erstgeborene dazu missbraucht, dass es auf kleine Geschwister aufpasst, statt einen Babysitter zu angagieren oder selbst aufzupassen. Weil das nämlich meiner Meinung nach nicht Aufgabe des Kindes ist.

Und wenn man dem Kind Geld dafür zahlt, dann ist das eher eine Sache der Motivation und hat nichts mit Bestechung zu tun. Manche Kinder brauchen eben einen Anreiz und letzten Endes geht man als Erwachsener ja auch Arbeiten und wird dafür entlohnt. Das man dann den Haushalt so für sich machen muss, damit man nicht in einer gammeligen Bude hausen muss, dass lernt man mit der Zeit.

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» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge


Ich musste auch früher solche Arbeiten im Haushalt verrichten. Ich bin auch deiner Meinung, dass nur durch Mithilfe im Haushalt Kinder zur Selbstständigkeit erzogen werden können. Ich habe natürlich auch ab und zu gemoppert, aber das war nie weiter schlimm. Ich musste früher immer den Rasen mähen, meine Schwester musste die Spülmaschine ausräumen und mein Bruder musste die, sofern das nicht direkt geschehen ist, einräumen.

Solche Aufgaben finde ich aber vollkommen normal und würde sie nicht als Kinderarbeit bezeichnen. Ich kann nicht verstehen, dass Eltern ihren Kindern auf Deutsch gesagt „den Arsch hinterher tragen“. Immer wenn ich gesagt habe, dass ich keine Lust auf die Hausarbeit habe, hat mein Vater gesagt: „Dann habe ich am Anfang des nächsten Monats auch keine Lust dir dein Taschengeld zu geben!“. Das war ein effektives Druckmittel.

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» Tassadar » Beiträge: 1245 » Talkpoints: -1,26 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Also ich musste als Kind auch hin und wieder mal im Haushalt mithelfen und so schlimm fand ich das nicht. Natürlich hatte ich keine große Lust dazu, aber wenn man als Belohnung dann eben ein Eis oder sonstiges bekommen hat, so wie es bei mir immer der Fall war, war ich doch gerne bereit unter die Arme zu greifen, auch wenn es vielleicht nicht gerade die beste Motivation ist nur deshalb zu helfen.

Wie man dabei von Kinderarbeit sprechen kann ist mir allerdings schleierhaft. Ich finde es normal, dass man ab einem gewissen Alter eben einfach im Haushalt etwas mit hilft. Aber ich finde es schon übertrieben, wenn diese Pflichten täglich gemacht werden müssen und man nur danach heraus darf, so wie es bei deinem Kumpel der Fall war. Das finde ich dann doch ein wenig zu streng, immerhin ist man noch ein Kind und gewöhnt sich gerade erst an die Pflichten und wenn es dann gleich so viel ist, finde ich das schon nervig und auch nicht in Ordnung.

» Wunschkonzert » Beiträge: 7184 » Talkpoints: 42,56 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


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