Vollnarkose trotz Schwangerschaft möglich?

vom 24.06.2011, 17:57 Uhr

Ich habe da mal eine Frage, die mich schon eine Zeit lang bewegt und zwar geht es darum, das ich und mein Partner in der Kinderplanung sind und ich somit auch keine Pille mehr nehme. Nun habe ich aber Anfang Juli eine Zahn OP und ich kann nun auch nicht mit Sicherheit sagen, das ich nicht schwanger bin, denn ich habe die OP am 4.7. und meine Regel würde erst ein paar Tage später eintreffen, falls ich nicht schwanger sein sollte.

Nun frage ich mich natürlich, was passieren würde, wenn ich diese Zahn OP, die unter Vollnarkose stattfindet und auch eigentlich sehr dringend ist, durchführe und sich dann hinterher heraus stellt, das ich doch schwanger bin? Kann so eine Vollnarkose Schäden für eine Schwangerschaft, bzw. für das Baby bedeuten? Vielleicht war ja von euch auch schon mal jemand in so einer Situation und kann mir da weiterhelfen.

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» EmskoppEL » Beiträge: 3423 » Talkpoints: 20,21 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich würde das auf jeden Fall dem Arzt sagen und ggf. auf die Vollnarkose verzichten. Gerade in den ersten drei Monaten der Schwangerschaft sollte man da sehr aufpassen. Denn die Vollnarkose bekommt das ungeborene Kind, auch wenn es erst ein "Zellhaufen" ist auch mit bzw. es würde eventuell die Zellteilung stören.

Du solltest bedenken, dass du, ein paar Tage vor der Regel erst 1 1/2 Wochen schwanger bist. Auch wenn es schon die 4. Schwangerschaftswoche ist, wenn die Regel ausbleibt. Denn du kannst ja erst beim Eisprung schwanger werden.- Gezählt wird aber ab erster Tag der letzten Regel.

Meine Freundin stand vor einigen Jahren vor dem gleichen Problem wie du. Bei ihr sollten auch alle 4 Weisheitszähne raus. Sie hat dann die Zähne nicht mit Vollnarkose ziehen lassen, sondern hat im Abstand von 3 Wochen erst mal rechts und dann links machen lassen und das nur mit örtlicher Betäubung. Bei ihr hat sich nach der ersten Sitzung beim Zahnarzt dann auch herausgestellt, dass sie schwanger ist. Der Arzt hat damals dringendst davon abgeraten eine Vollnarkose machen zu lassen.

Der Arzt erklärte das so, dass durch die Narkose ja alles wie gelähmt ist und dann auch keine Zellteilung stattfinden kann. Wenn also die Schwangerschaft ganz am Anfang ist, kann es durch eine Vollnarkose entweder zum Abgang kommen oder zur Fehlgeburt oder das Kind wäre behindert, weil die Zellteilung gestört wurde. Dass ein gesundes Kind dabei herauskommen kann hielt er für unwahrscheinlich und er hat davon abgeraten.

Operationen mit Vollnarkose können im dritten Drittel der Schwangerschaft unter Vorbehalt und unter strenger Kontrolle gemacht werden. Auch in der zweiten Hälfte werden schon mal Operationen gemacht. Aber gerade am Anfang ist es für das Kind auf jeden Fall eine große Gefahr.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Danke Diamante, vielleicht sollte ich den OP Termin auf jedenfall erstmal verschieben, damit ich sicher sein kann, ob ich nun schwanger bin oder nicht. Wenn ich es nicht bin, dann kann ich die OP ja mit einem guten Gewissen durchführen lassen und wenn ich es bin, dann muss ich mir wohl überlegen, die OP zu verschieben, aber leider ist es alles zeitlich bei mir begrenzt mit der Übernahme der Kosten für die OP und ohne Vollnarkose geht dieser Eingriff leider auch nicht bei mir. Aber auf jedenfall kann ich dann ja auch die ersten 3 Monate abwarten, falls ich schwanger sein sollte.

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» EmskoppEL » Beiträge: 3423 » Talkpoints: 20,21 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Auch nach den ersten drei Monaten musst du den Arzt aufklären und sagen, dass du schwanger bist. Ggf. musst du halt diese Operation um 9 Monate verschieben. Ich würde wohl lieber 9 Monate mit Zahnschmerzen rumrennen als dem Kind schaden. Eine Vollnarkose bekommt das Kind ja auch voll mit . Deswegen wird ein Kaiserschnitt ja auch nur mit einer kurzen Vollnarkose gemacht, wenn überhaupt noch. Es ist schon schwierig, da zu entscheiden. Wenn nachher was mit dem Kind ist, machst du dir ständige Vorwürfe.

Kannst du nicht mit einer örtlichen Betäubung diese Zahn OP machen lassen? Oder wirklich ein paar Monate warten? Mir wäre es auf jeden Fall zu gefährlich. Auch wenn es im dritten Drittel der Schwangerschaft wäre. Rede auf alle Fälle mit einem Gynäkologen, mit dem Zahnarzt und ggf. auch mit dem Narkosearzt.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Diamante hat geschrieben:Kannst du nicht mit einer örtlichen Betäubung diese Zahn OP machen lassen? Oder wirklich ein paar Monate warten? Mir wäre es auf jeden Fall zu gefährlich. Auch wenn es im dritten Drittel der Schwangerschaft wäre. Rede auf alle Fälle mit einem Gynäkologen, mit dem Zahnarzt und ggf. auch mit dem Narkosearzt.


Nein, leider kann ich diese OP nicht mit einer örtlichen Betäubung durchführen, denn sie ist schon grösser und auch zeitlich begrenzt durch die Kostenübernahme, das ist ja das Problem. Ich werde auf jeden Fall den Termin erstmal verschieben und schauen ob ich meine Regel bekomme oder nicht. Danach seh ich weiter.

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» EmskoppEL » Beiträge: 3423 » Talkpoints: 20,21 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Ich würde an Deiner Stelle, sofern sie nicht dringend durchgeführt werden muss, diese Operation verschieben, und zwar so lange, bis Du weißt, ob Du schwanger bist oder nicht. Solltest Du es nicht sein, dann vereinbare doch einen Termin und verhüte bis zu diesem Zeitpunkt, sonst weißt Du beim nächsten Mal wieder nicht, ob Du Dir ruhigen Gewissens eine Vollnarkose geben lassen kannst oder nicht.

Eine weitere Möglichkeit wäre, dass Du sowohl mit Deinem Frauenarzt als auch mit dem Anästhesisten besprichst, welche Mittel da zum Einsatz kommen, und ob sie denn eine Gefahr für das Kind darstellen könnten. Heutzutage gibt es sicherlich mehrere Möglichkeiten, eine Narkose einzuleiten, als das noch vor 10 Jahren der Fall war. Vielleicht kann man das so machen, dass das Baby nicht gefährdet wird.

Am besten wäre aber meiner Meinung nach wirklich, Du wartest ab und planst dann entstprechend neu. Ein Schwangerschaftstest ist ab dem ersten Fälligkeitstag der Periode durchführbar. Wenn die Zeit also drängt, mach doch den Test sofort bei Fälligkeit. Ist er positiv, kannst Du Deinen Frauenarzt noch um einen Ultraschall bitten, um sicher zu gehen. Man wird zwar kein Kind sehen, dafür aber eine hochaufgebaute Gebärmutterschleimhaut.

» Thaddäus » Beiträge: 1011 » Talkpoints: 22,78 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Diamante hat geschrieben:Deswegen wird ein Kaiserschnitt ja auch nur mit einer kurzen Vollnarkose gemacht, wenn überhaupt noch.


Wie soll ich mir das denn vorstellen, der Anästhesist fängt mit der Narkose an und gibt dem Frauenarzt dann nur 30 Minuten um das Kind zu holen und wenn er das nicht schafft, dann wird es wieder reingesteckt und zugenäht? Beim Kaiserschnitt gehört die Vollnarkose genauso zum Standard wie die Spinalanästhesie und ist im Prinzip für das Kind auch nicht so tragisch und wird dann auch solange durchgeführt, wie es nötig ist. Das man da meist eine kurze Vollnarkose bekommt, liegt ganz einfach nur daran, dass der Eingriff an sich in der Regel in 30-45 Minuten erledigt ist. Klar kriegen die Babys davon etwas ab, aber das führt nicht zu bleibenden Schäden, sondern nur in manchen Fällen nur dazu, dass es am Anfang leichte Anpassungsstörungen gibt.

Die Spinalanästhesie wird da nur befürwortet, weil sie zum einen für den Eingriff völlig ausreicht und für die FRAU risikoärmer ist als die Vollnarkose, schon allein weil die Frau dabei ja weiter bei Bewusstsein ist und spontan atmet. Lediglich der Ablauf einer Vollnarkose ist bei Schwangeren etwas anders, es werden also auch etwas andere Medikamente genommen, weil Schwangere als Nicht-nüchterne Patienten gelten, hat also auch nur bedingt etwas mit dem Baby zu tun.

Dennoch sollte man lieber generell auf alle Eingriffe verzichten, die nicht unbedingt gemacht werden müssen und wenn dann zumindest während der ersten 3 Monate der Schwangerschaft lieber auf regionale Verfahren ausweichen oder gleich nur eine lokale Betäubung wählen. Danach sinkt das Risiko wieder deutlich und auch eine Vollnarkose kann durchgeführt werden, wenn auch hier weiterhin regionale Verfahren zu bevorzugen sind, da ja immer auch Medikamente über die Nabelschnur übertragen werden können. Wichtig ist dann aber eben, dass man die Ärzte darüber informiert, damit die Narkose entsprechend optimiert werden kann.

Teilweise wird von einigen Ärzten auch gesagt, dass in den ersten 2-3 Wochen nach Befruchtung sogar gar kein Risiko bestehen soll, da dort ja auch noch nicht eine so ausgeprägte Verbindung zwischen dem Kreislauf der Mutter und dem befruchteten Ei besteht. Würde ich mich aber nicht unbedingt darauf verlassen. Wenn du also unbedingt eine Vollnarkose brauchst und sich die OP auch nicht wirklich verscheiben lässt, würde ich etwas warten und die Zahn-OP dann nach der 12. SSW machen lassen.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



@ Klehmchen: Du kannst dir das so vorstellen, dass der Anästesist eine Kurznarkose gibt. Eine Narkose, die wirklich schnell wirkt und der Operateur schneidet dann auch schnell den Bauch auf und holt das Kind auch schnell. Erst, wenn das Kind dann raus aus dem Bauch ist, wird die Narkose ein wenig stärker gemacht. Dann kann der Operateur sich auch Zeit lassen, weil das Kind dann die Narkose nicht mehr mitbekommt.

Ein Kind, was dann aus dem Bauch kommt, wird auch sofort so untersucht und es wird geschaut, ob es die Narkose mitbekommen hat. Wenn ja, dann bekommt es ein Gegenmittel. Das kann man natürlich nicht machen, wenn das Kind noch im Bauch ist, also wenn man während einer Schwangerschaft operiert.

Ich habe zwei Kinder mit Vollnarkose per Kaiserschnitt bekommen und mir wurde das bei meinem zweiten Kind sehr genau erklärt. Bei meinem ersten Kind war es ein Notkaiserschnitt. Da konnte nicht viel erklärt werden. Das Kind ist in der Regel auch nach Narkosesetzung innerhalb einer Viertelstunde da. Am längsten dauert es die Schichten wieder zuzunähen. Bei Mehrlingsgeburten werden sofort die Gegenmittel bereit gehalten, damit die Babys aus der Narkose schnell wieder aufwachen, weil da das Risiko mehr besteht, dass sie die Narkose mitbekommen.

@EmskoppEL: Ich würde auch warten, bis du die Periode bekommst oder auch nicht. Wenn du sie bekommst, würde ich sofort ab dem Zeitpunkt auch verhüten und die Kinderplanung so lange verschieben, bis du die Operation hinter dir hast. Besser ist besser.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Diamante hat geschrieben:@ Klehmchen: Du kannst dir das so vorstellen, dass der Anästesist eine Kurznarkose gibt. Eine Narkose, die wirklich schnell wirkt und der Operateur schneidet dann auch schnell den Bauch auf und holt das Kind auch schnell. Erst, wenn das Kind dann raus aus dem Bauch ist, wird die Narkose ein wenig stärker gemacht. Dann kann der Operateur sich auch Zeit lassen, weil das Kind dann die Narkose nicht mehr mitbekommt.


Schön dass es dir genau erklärt wurde, richtig verstanden hast du es aber scheinbar nicht. Die Narkoseeinleitung wird anders gestaltet, weil es durch die Schwangerschaft wahrscheinlicher ist, dass Mageninhalt aufsteigt. Daher gibt es ein anderes Schlafmedikament, was sehr schnell seine volle Wirksamkeit erreicht, dazu gibt es gleich noch ein sogenanntes Muskelrelaxanz, was bewirkt, dass die Muskel sich nicht mehr kontrahieren können. Danach wird dann sofort der Beatmungsschlauch eingeführt und dann wird auf ein anderes Schlafmedikament umgestellt, weil es praktisch nur eins gibt, was man kontinuierlich geben kann. Hat also nichts damit zu tun, ob der Operateur gerade schneidet oder dass die Narkose vertieft werden muss, es geht schlichtweg nicht anders.

Durch die Vollnarkose hast du natürlich auch nicht viel vom Eingriff mitbekommen. Die Narkoseumstellung erfolgt noch vor dem Schnitt des Operateurs, quasi sobald der Beatmungsschlauch drin ist. Das ist aber für das Kind nicht weiter tragisch, da es ja schnell rauskommt. Das liegt aber nicht daran, dass der Operateur schnell schnell macht, sondern das Herausholen des Kindes von Haus schnell geht. Man braucht ja nur einen Hautschnitt und reißt dann quasi weiter. Das geht zügig und man ist schnell beim Kind, kann es herausholen und abnabeln. Das geht, wenn es keine Komplikationen gibt, innerhalb von 5 Minuten. Da ist einfach wenig Zeit bis in der überhaupt irgendein Medikament beim Kind ankommen kann. Danach braucht man die Narkose auch nicht mehr großartig vertiefen, weil die Schmerzen danach nicht mehr wirklich schlimmer werden.

Genauso wird jedes Kind direkt nach der Geburt untersucht und nach den gleichen Parametern beurteilt, völlig egal ob eine Vollnarkose stattgefunden hat, eine Spinalanästhesie oder gar nichts. Zudem kannst du die Wirkung Schlafmittel, die es während der Narkose gibt auch nicht aufheben. Lediglich wenn durch die Schmerzmittel (in der Regel Opiate bzw. das Beruhigungsmittel vor der OP) können dazu führen, dass die Spontanatmung länger ausbleibt. Das ist aber eher ein Problem unter der Geburt, denn nur das muss das Kind ja atmen. Solange es im Bauch ist, ist das völlig egal, da dort ja die Versorgung über die Nabelschnur stattfindet. Selbst wenn man da das Kind untersuchen könnte, wäre das völlig für die Katz.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


@ Klehmchen: Schön, dass du so genau Bescheid weißt. Mir wurde es anders erklärt. Im Übrigen ist es nicht nur ein Hautschnitt. Es müssen mehrere Schichten aufgeschnitten werden. Unter anderem auch die Gebärmutter. Diese Schichten müssen auch alle wieder zugenäht werden und da muss die Narkose noch vertieft werden. Aber das ist hier schlichtweg nicht das Thema.

Ich wollte damit nur klar machen, dass die Narkose dem Kind und der Zelle schaden kann. Deswegen sollte man in der Frühschwangerschaft auf keinen Fall eine Narkose bekommen und im letzten Drittel nur im absoluten Notfall, wobei die Ärzte da eher in betracht ziehen, das Kind früher zu holen und zu operieren. Aber EmskoppEL wird es schon richtig machen und dem eventuell entstehenden Kind nicht schaden.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


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