Beschwerden und Lesebriefe - Wie sieht es bei euch aus?
Ich habe neulich einen neuen Englischlehrer bekommen, da unser alter krank geworden ist. Nun führt uns ein älterer Lehrer mit zwei Doktortiteln und jede Menge Lebenserfahrung durch das Abitur. Er versüßt uns die Unterrichtsstunden damit Anekdoten aus seinem Leben zu erzählen, sein Studium, die vielen Auslandsaufenthalte, der Unterricht an den verschiedenen Schulen und so weiter und so fort. Dabei erzählt er auch immer wieder von den vielen Leserbriefen und Beschweren, die er so einreicht und welche Antworten er darauf bekommen hat.
Mir ist dabei auf aufgefallen, dass ich selbst noch keine Beschwerde eingereicht habe, auch wenn ich das vielleicht gerne täte. Bei einigen Dingen habe ich mich anderen angeschlossen oder sie dazu bewegt eine Beschwerde zu schrieben (das Ergebnis war einmal ein Karton Pringles umsonst), aber selbst eine verfasst habe ich noch nicht. Und wenn ich so darüber nachdenke, dann würde ich das an sich eigentlich schon mal gerne tun, denn nichts zu tun, wenn einem etwas nicht gefällt, ist ja nun auch keine Lösung.
Kurzerhand habe ich mich also auch mal hingesetzt und einige Beschwerdebriefe geschrieben, mir praktisch ein bisschen Frust von der Seele gelassen und einige Unternehmen und Hersteller angemeckert, ohne beleidigend zu werden, versteht sich. Im Moment bin ich mir nicht sicher, ob ich diese Leserbriefe per Mail verschicken soll oder in getippter Form als Brief. Leserbriefe würde ich auch gerne verfassen, die Themen in Zeitschriften und Co. die mich aber interessieren würden, sind schon veraltet, ich müsste mich da mal in neuen Magazinen umschauen ob ich etwas findet, wozu ich meine Meinung abgeben kann.
Wie sieht das bei euch aus? Schreibt ihr Beschwerdebriefe, wenn euch etwas nicht passt oder seit ihr da zu faul für und lasst es lieber bleiben, weil die Unternehmen sich an einer einzelnen Meinung eh nicht stören? Empfindet ihr das als eine Erleichterung, wenn ihr sowas macht?
Als Beschwerdebrief würde ich es nicht direkt bezeichnen. Aber ich habe im letzten Jahr einer Firma eine Mail geschickt, weil in deren Wurst etwas drin war, was dort nicht reingehörte. Hatte es auch eher als Hinweis angesehen, das in der Produktion was schief gelaufen ist. Ansonsten hatte ich in der letzten Zeit je einen Anruf bei dem regionalen Radiosender und bei einem Fernsehsender, weil dort falsche Informationen gemacht worden.
Aber das ich nun permanent schaue, wo ich was ankreiden kann, würde ich nicht behaupten. Manchmal fallen mir eben auch Dinge auf, wo ich das einfach so hinnehme und mir keine Gedanken darüber mache. Vor allem bin ich der Meinung, das ich gerade ein Lehrer zwar Annekdoten erzählen kann, aber doch nicht sein halbes Leben vor den Schülern auspacken sollte.
Ich verschicke manchmal Leserbriefe an Zeitschriften und Zeitungen, wenn ich finde, dass in einem Artikel etwas wirklich kritikwürdiges veröffentlich wurde. Da schlägt dann die Journalistin in mir durch und ich muss einfach meinen Senf dazugeben.
Ansonsten habe ich noch nie einen Beschwerdebrief zu einem Produkt geschrieben. Ich habe auch schon von Leuten gehört, die sowas praktisch als Hobby tun und dann auch häufiger kostenlos Proben oder ganze Produkpaletten zugesendet bekommen. Einerseits scheint es sich also zu lohnen, sich diese Arbeit zu machen, andererseits finde ich es aber irgendwie auch lächerlich, ständig so einen Aufwand auf sich zu nehmen, nur weil man irgendwo eine Kleinigkeit zu bemängeln hat.
Ich schicke manchmal Beschwerden oder Leserbriefe, wenn mich etwas wirklich aufregt. Ich denke wenn einem etwas nicht passt muss man dies anderen Mitteilen. Auch wenn ich mit Produkten nicht zufrieden bin teile ich dies den Unternehmen mit.
Ich habe schon einige Male eine eMail geschrieben, allerdings würde ich diese nicht mal unbedingt als eine Beschwerde bezeichnen wollen, sondern eher als angebrachte konstruktive Kritik. Hin und wieder hatte ich aber tatsächlich auch Beschwerden vorzubringen und ich kann eines mit Sicherheit sagen: Antwort habe ich noch jedes Mal erhalten und zwar immer sehr zeitnah. Kein einziges Mal hatte ich das Gefühl, nicht ernst genommen zu werden, ganz im Gegenteil.
Wenn ich mich bei Discountern beschwert habe, weil irgendwelche Produkte entweder zum Teil kaputt, aber dennoch benutzbar und teilweise auch durchaus genießbar waren, habe ich genauso immer eine großzügige Entschädigung erhalten wie in einem Fall, in dem ich tatsächlich der Meinung war, dass ich ein Produkt gekauft habe, von dem ich sehr überzeugt war, dieses aber in immerhin zwei Packungen grobe Qualitätseinbrüche aufgewiesen hat. Beide habe ich auf Bitte des Unternehmens hin eingeschickt und es wurde im internen Labor sogar untersucht. Die Auswertung, also das Ergebnis der Untersuchung, habe ich wenige Tage später zusammen mit einem recht umfangreichen Paket enthalten, in dem mir einige Produkte aus der Palette des Herstellers als Entschuldigung für meine Unannehmlichkeiten übersandt wurden.
Das war mir fast wieder unangenehm, denn ich wollte eigentlich eher wissen, ob meine Kritik berechtigt ist. Es hätte durchaus sein können, dass ich mich täusche und eine Entschädigung in dieser Form fand ich überhaupt nicht notwendig. Kundenfreundlich fand ich das aber natürlich dennoch und ich weiß auch, dass die jeweiligen Unternehmen das nicht wirklich viel kostet, also nehme ich es dankend an.
Leserbriefe schreibe ich hingegen gar nicht mehr. Einmal habe ich das getan und auch eine sehr große Resonanz auf meinen Brief erhalten. Einige Wochen lang hat der Verlag der Zeitschrift, an die ich meinen Brief geschickt hatte, mir Briefe von anderen Lesern an mich zugeschickt, die alle mit mir in Kontakt treten wollten. Das waren allerdings so viele Leser, dass ich gar nicht allen antworten konnte – auch mal eine nette Erfahrung, aber mittlerweile lese ich kaum noch Zeitschriften und würde wohl auch eher eine Leser-eMail schreiben als einen -brief. Aber selbst das vermutlich nicht einmal.
Einerseits finde ich es schon wichtig, dass man seine Meinung sagt und sich nicht alles gefallen lässt, aber andererseits würde ich jemanden, der lang und breit von seiner Karriere als Leserbriefeschreiber und Beschwerdeneinreicher erzählt, extrem merkwürdig finden.
Ich habe mich im letzten Jahr bei einer Kosmetikfirma beschert, weil deren "verbesserte" Creme mit neuer Rezeptur sich nun überhaupt nicht mehr mit meiner Haut verträgt, während ich mit dem alten Produkt nie Probleme hatte. Außerdem habe ich mich bei der Stadt über den eingeschränkten Winterdienst beschwert und zum gleichen Thema auch eine Mail an meine Tageszeitung geschrieben.
Sicher gab es noch die ein oder andere Sache, die mich irgendwie gestört hat, aber ich finde, dass eine gewisse Gelassenheit im Alltag auch nicht verkehrt ist. Wenn ich eine Karriere wie dein Lehrer anstreben würde, müsste ich wirklich gezielt nach Dingen suchen, über die ich mich genug aufregen kann um in die Tasten zu greifen und einen Brief zu verfassen. Und dann frage ich mich einfach, zu was für einer Weltanschauung das führen würde, wenn ich praktisch mit dem Gegenteil der berühmten rosaroten Brille leben würde. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass das meine Laune irgendwie verbessern würde, wenn ich meinen Blick auf all die negativen Dinge in meinem Leben konzentrieren würde.
Ich weiß übrigens von meiner Tageszeitung, dass Leserbriefe als Mail lieber gesehen werden. Das liegt wahrscheinlich daran, dass es weniger aufwendig ist diese für die Veröffentlichung in der Zeitung zu bearbeiten. Ich könnte mir aber vorstellen, dass man bei manch einem Unternehmen ernster genommen wird, wenn man einen richtigen Brief schickt.
Ich persönlich ringe mich da manchmal dazu durch, aber das passiert auch nur, wenn mich ein Beitrag nun wirklich tierisch auf die Palme bringt. Da ich aber als regelmäßige Zeitschriften nur Sport- und Computerzeitschriften vermerken kann, kommt das eher selten vor. Wenn ich aber mal in den Stern oder Focus schaue, dann gibt es schon das eine oder andere Diskussionsthema. So finde ich es manchmal nicht gut, wie über einzelne Parteien oder Politiker abgelästert wird oder wie Themen einfach in die Länge gezogen werden, die völlig unangebracht sind.
Da schreibe ich dann gerne Mal ein paar Zeilen, aber wirklich auffordernd und kritisch werde ich dann auch nicht. Es ist eher so der Zwang, etwas unternehmen zu müssen. Veröffentlicht wurde auch noch keine meiner Briefe, aber darauf bin ich auch gar nicht aus. Wenn ich schreibe, dann per Mail, denn so einen Wert lege ich auf die Leserbriefe nicht, dass ich auch noch Porto dafür ausgeben würde. Mit Kosten verbunden würde ich die Briefe sein lassen.
Ich bin dann aber immer überrascht, wenn ich in den Ausgaben der Zeitschriften dann die abgedruckten Leserbriefe sehe. Mit welch einem Engagement die Leser selbst beim Sport dabei sind, das finde ich sensationell. Da wird jeder einzelne Beitrag von vorne bis nach hinten anscheinend analysiert und dann wird ganz genau geschaut, dass ja keine falsche Information enthalten ist, oder eine Meinung, die den Kritikern unschlüssig erscheint. So penibel könnte ich bei so einem Thema nie sein, denn es sind nur ein paar Berichte zum Sport, sonst nichts.
Mein Vater ist bei Leserbriefen und Beschwerden aber auch wieder eine Geschichte für sich. Am liebsten würde er glaube ich den ganzen Tag beim Beschweren sein und wahrscheinlich gleich auf die Straße gehen. Wenn ich bei Lebensmitteln oder Produkten, die wir gekauft haben, irgend einen Mängel sehe, dann meint er sofort, er persönlich würde es gleich zurückbringen. So verbissen ist er dann auch bei seinen Verkäufen im Online-Auktionshaus. Er ist immer ehrgeizig und kann sich stundenlang in die Dinge herein steigern und sich aufregen. Ich persönlich könnte das nie, aber er regt sich auch über Sachen auf, die preislich bei einem Euro liegen. Ich bewundere das aber auch ein wenig.
Dass man bei Beschwerden durch aus Erfolg haben kann, das ist sicherlich richtig. Manche Bestellungen im Schreibwarenbereich und bei Amazon waren kurz nach dem erstmaligen Benutzen kaputt. Auch haben wir mal aus Versehen eine kaputte Landkarte im Ausland bei einem Supermarkt gekauft. Beim ersten Fall bekam ich neue Produkte, und das super schnell. Damals in Frankreich waren die Leute auch nett und haben sogar ihre Hand als Schreibunterlage benutzt. Wir haben einen satten Rabatt von über der Hälfte damals auf die Landkarte bekommen, dabei war nur die Hülle ein wenig gerissen und das war gar kein großer Qualitätsmangel. Also hilft es manchmal wirklich, sich zu überwinden und einfach den Mund auf zu machen und die Händler auf seine Beschwerden aufmerksam zu machen.
In der Regel würde ich eigentlich schon sagen, dass es sich oft gar nicht lohnt, überhaupt einen Leserbrief oder einen Beschwerdebrief zu verfassen. Wenn man einen Leserbrief zum Beispiel für eine Zeitung schreibt, dann kann man ja nie sicher sein, dass dieser überhaupt veröffentlicht wird, dann frage ich mich schon ein bisschen, warum ich mir überhaupt die Mühe machen sollte. Bei Beschwerdebriefen ist es ja auch nicht viel anders. Wenn man zum Beispiel irgendein Produkt gekauft hat, welches aber nicht das erfüllt, was es verspricht, dann kann man zwar eine Beschwerde schreiben, aber ob diese auch gelesen wird ist immer eine andere Sache.
Ich selbst habe für die Zeitung noch nie einen Leserbrief geschrieben, wobei ich aber auch von einem meiner früheren Lehrer weiß, dass er dies hin und wieder mal tut, wenn er sich zu einem aktuellen Thema äußern möchte. Wir sind eine Kleinstadt und dann kommt man mit Sicherheit auch schon viel einfacher in die Lokalzeitung, als in einer Großstadt, aber trotzdem bewundere ich sein Engagement hierbei in gewisser Weise schon. Wenn mich ein Thema sehr reizen würde, und ich der Meinung bin, dass in der Zeitung noch ein klarer Gesichtspunkt fehlt, der noch nicht beachtet wurde, dann würde ich mich wahrscheinlich auch dazu äußern, egal ob man mir nun versichern würde, ob der Brief auch abgedruckt wird, oder eben nicht.
Eine Beschwerde habe ich aber in der Tat schon geschrieben. Das ist zwar schon eine ganze Weile her, aber damals habe ich mich bei den Herstellern von Lebkuchen und Weihnachtsgebäck beschwert, da ich mir eine Packung Lebkuchen gekauft hatte, und dieser Leberkuchen war, obwohl die Packung komplett eingeschweißt und neu war, steinhart und kaum essbar. Ich zweifelte zwar daran, dass dieser Brief überhaupt gelesen wird, aber was soll ich sagen? Ich habe auf meine Beschwerde sogar eine handschriftliche Entschuldigung bekommen - Ich wurde also nicht ignoriert, was ich ja schon mal nicht schlecht fand. Noch mal einen Tag später, kam noch ein kleiner "Karton" der Firma bei mir an, die mich für meinen "Verlust" entschädigten. In dem Karton waren mehrere Packungen des Gebäcks, welches ich mir gekauft habe, so, dass ich die ganze Weihnachtszeit über genug Lebkuchen auf Vorrat hatte.
Ich fand diese Geste sehr nett und kann deshalb schon sagen, dass solche Beschwerden auch etwas bringen. Aber leider gibt es auch eben diese Leute, die mit solchen Beschwerdeschreiben lediglich versuchen Gratis-Rationen zu "erschnorren", da auch diese Wissen, dass viele Firmen eben ihre Kunden entschädigen. Auch finde ich es ziemlich übertrieben, sich für jeden Kleinkram gleich zu Beschwerden. Manchmal muss man eben einfach darüber hinwegsehen und sich selbst sagen, dass man sich nicht so anstellen soll.
Nun ja, wenn man möchte, würde man immer etwas finden, um einen Leser- oder Beschwerdebrief zu schreiben. Wenn jemand mir erzählt, er habe schon zig solche Briefe geschrieben, würde ich mich auch fragen, ob er nichts anderes zu tun hat oder ob er ein notorischer Nörgler ist, der an allem etwas auszusetzen hat. Das sind eben die ersten Gedanken, die mir in den Kopf kommen, wenn ich so etwas erzählt bekomme, sofern ich die Person nicht näher kenne. Kenne ich die Person näher, würde ich sicher anders denken. Aber aus meinem Umfeld kenne ich nun niemanden, der regelmässig Leser- oder Beschwerdebriefe schreibt.
Ich meine mich dunkel daran erinnern zu können, dass ich mal auch einen Beschwerdebrief oder besser gesagt eine Beschwere-eMail geschrieben habe. Aber warum und wieso das gewesen ist, kann ich heute gar nicht mehr sagen. An eine Reaktion des Unternehmens kann ich mich auch nicht mehr erinnern, geschweige denn, dass ich eine Entschädigung erhalten habe.
Klar juckt es mich manchmal in den Fingern, wenn ich mit einem Zeitungsartikel oder so nicht einverstanden bin, aber andererseits habe ich doch besseres zu tun, als mich hinzusetzen und meinen Unmut an einen Verlag zu schreiben, der vielleicht Tausende von solchen Briefen erhält. Für mich persönlich fühlt es sich schon so an, als würde es nichts bringen. Und so über einen Artikel aufzuregen, dass ich Dampf ablassen müsste, ist so gar nichts meins.
Richtige Beschwerdebriefe habe ich noch nicht geschrieben, obwohl ich das manchmal schon hätte tun können. Aber irgendwie bin ich dann immer doch der Meinung, dass es nicht so schlimm ist, dass ich mich jetzt beschweren müsste. In nächster Zeit wollen mein Mann und ich aber einen Leserbrief schreiben, wir lesen regelmäßig das Wii Magazin und haben da ein paar Fragen zu bestimmten Themen. So etwas haben wir bisher aber auch noch nie gemacht.
Ich würde sagen, wenn man es damit übertreibt, dann verliert ein Beschwerdebrief irgendwann auch seinen Sinn. Meiner Meinung nach sollte man sich dann beschweren, wenn etwas gravierendes vorliegt, oder vielleicht das Produkt nicht dem entspricht, was da versprochen wird. Auch bei Fehlinformationen kann man einen Hinweis verfassen, das ist dann aber keine Beschwerde. Trotzdem mache ich das nicht sehr häufig, weil ich einfach finde, dass das nicht immer nötig ist. Wenn mir wirklich etwas bitter aufstößt, dann würde ich mich vielleicht zu einem Beschwerdebrief durchringen, aber das war bisher noch nie der Fall.
Ich bin übrigens auch der Meinung, dass solche Beschwerden durchaus etwas bringen. Einem Unternehmen kann nicht egal sein, was seine Kunden denken. Viele Firmen schicken nette Antworten zurück, sofern man selbst höflich geblieben ist und manchmal sogar ein kleines Dankeschön für den Hinweis. Das finde ich sehr gut, auch wenn das für mich nun kein Grund wäre, extra einen Brief zu verfassen.
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