Umweltzonen - braucht ihr noch mehr oder schon überflüssig?
In Wiesbaden und Offenbach, zwei hessischen Städten, sollten eigentlich Umweltzonen errichtet werden. In Frankfurt gibt es ja bereits in einer hessischen Stadt welche. Laut den Politikern würde es dort nur positive Erfahrungen geben und so bräuchte man noch mehr Umweltzonen, um die Belastung in Hessen zu verringern. Nun kommt aber Widerstand von der FDP, weil man dann ja neue Autos kaufen müsse, und manche Leute kein Geld für ein "sauberes Auto" hätten. Deshalb werde es vorerst keine Weiteren geben.
Was sagt ihr zu dem Thema? Meiner Meinung nach kann es nie genug solcher Zonen geben und so langsam sollte sich jeder von seinem belasteten Auto getrennt haben, oder? Natürlich muss man sich mit einer Umweltzone erst einmal befassen und sich darauf einstellen, aber das dauert doch nicht lange. Und so teuer ist ein Filter oder ein Gebrauchtwagen mit Filter auch wieder nicht. Da schlägt die FDP falschen Alarm, oder? Sollte es noch mehr Umweltzonen in Deutschland geben?
Ich sehe es ein bisschen anders. Ich denke nämlich, dass erstmal die großen "Umweltsäue", wie China oder die USA anfangen sollten. Wie groß ist Deutschland gegen diese Länder?! Das mit den Umweltzonen finde ich eine Frechheit, denn was ist mit Leuten, die in einer "roten" Zone wohnen, aber mit ihrem Auto da nicht mehr herein fahren dürfen? Es kann doch nicht sein, dass die jetzt laufen und ihr Auto womöglich woanders stehen lassen müssen, oder? Das geht echt zu weit, finde ich!
Und was die Autos an sich betrifft, nicht jeder hat das Geld, sich ein neueres Auto zu kaufen! Und genug bestraft wird man ja schon dafür mit den hohen Steuern, die man blechen muss! Der Ansatz mit den Umweltzonen ist vielleicht nicht verkehrt, aber nicht richtig durchdacht. Ich hätte jedenfalls keinen Bock, täglich einen Fußmarsch auf mich zu nehmen, nur weil mein Wohngebiet jetzt zu einer "roten Zone" erklärt wurde, das geht gar nicht!
Einmal davon abgesehen, dass ich von den Umweltzonen rein gar nichts halte, würde mich einmal interessieren wie du dazu kommst, dass ein Filter oder ein Auto mit einem entsprechenden Filter nicht teuer ist. Das kannst du doch nur dann beurteilen, wenn du selbst Geld verdienst und eben so viel zur Verfügung hast um dir ein Umbau oder eine Neuanschaffung eben leisten kannst. Es gibt aber mehr genügend Menschen, die sich ein anderes Auto oder eben den Umbau nicht leisten können und für die eine Umweltzone bedeuten würde, dass sie komplett auf das Auto verzichten müssen. Was dies für viele dann bedeutet werde ich dir wohl nicht mehr erklären müssen. Teuer oder günstig ist eben immer ein relativer Begriff und du kannst eben nicht einfach sagen, dass sich das doch jeder leisten kann.
Die Umweltzonen an sich braucht doch eigentlich kein Mensch. Das ganze ist doch nur wieder eine weitere Möglichkeit, dass der Autofahrer für kleine Aufkleber bezahlen muss. Glaubst du denn wirklich, dass ein grüner Punkt an deiner Frontscheibe dafür sorgt, dass die Luft besser wird? Ich kann es mir ehrlich gesagt nicht vorstellen. Außerdem meine ich auch in der letzten Zeit einmal gelesen zu haben, dass in einigen Städten, in denen eine Umweltzone eingeführt wurde, keinerlei Verbesserungen der Luft festgestellt werden konnten. Dies wäre dann für mich wieder ein klarer Punkt um zu sagen, dass die bunten Punkte totaler Unfug sind.
Ob sich jeder so langsam von seinen die Umwelt belastenden Autos getrennt haben sollte, kann ich nicht sagen. Ich unterstütze diese Aussage allerdings in keinster Weise. Es gibt mit Sicherheit genügend Menschen, die sich kein neues Auto leisten können und deswegen kann diese Aussage nicht auf alle Menschen anwendbar gemacht werden.
Dann glaube ich auch und meine das auch mal in irgend einer Reportage gesehen zu haben, dass durch die Einführung von Umweltzonen genau wie durch die eventuelle Einführung eines Tempolimits auf Autobahnen der CO2-Ausstoß von Autos zwar gemindert werden kann, dieser Betrag sei aber so gering, dass es nur ein bis zwei Prozent des Jährlichen CO2-Ausstoßes des Landes ausmachen würde. Sicherlich kann man mal klein anfangen, aber ich sehe da eher wenig Sinn drin jede Stadt zuzupflastern mit Umweltzonen, sodass Leute womöglich noch nicht mal mehr zu ihrer Wohnung kommen, ohne zig Straßen oder sogar Kilometer weiter zu parken.
Ich sehe dieses Problem in meinem Freundeskreis. Ein Freund ist in der Ausbildung, kann sich aber kein neues Auto leisten, weil der Ausbildungsort so weit weg ist von seinem Wohnort, dass er eine Wohnung finanzieren muss. Diese liegt, nachdem da eine Umweltzone hingemacht wurde, eben in einer Umweltzone. Er muss immer einige Kilometer von seiner Wohnung wegparken und dann mit öffentlichen Personennahverkehrsmitteln zu seiner Wohnung fahren. Das kann es meiner Meinung nach nicht sein, bei so wenig positiven Effekten für die Umwelt. Da sollte man mal lieber wo anders anfangen den CO2-Ausstoß herunterzufahren.
Das ärgerliche an diesen Umweltzonen ist ja letztlich, dass viel Wirbel um nichts gemacht wird und der Aufwand in keinem Verhältnis zum Nutzen steht. Aber es scheint so zu sein, als das dieser Aktionismus zunächst genügt, um den Kriterien zu genügen, welche über alle EU Staaten gelegt werden, wenn es darum geht, die Umwelt nachhaltig zu schützen. Das langfristig damit keinerlei Verbesserungen erzielt werden (vermutlich noch nicht mal kurzfristig!), ist dabei nebensächlich. Der positive Effekt ist die Außenwirkung (es wird was getan) und die Tatsache, dass die Industrie hier außen vor gelassen wurde, was die Beiträge angeht.
Zusätzlich, so die Hoffnung, ist das auch ein Weg des geringsten Widerstands in der Bevölkerung. Würde man, der Umwelt zuliebe, die Tempolimits auf deutschen Autobahnen generell auf 100 setzen und ebenso die gefahrenen Geschwindigkeiten in den Städten nachhaltig reduzieren (von mir aus auf reale 50 Km/h), dürfte wesentlich mehr für den Umweltschutz getan worden sein. Das aber würde wohl von den Wählerinnen und Wählern mutmaßlich eher bestraft werden.
Das jetzt eine Partei wie die FDP hier interveniert, überrascht kaum. Denn damit macht man sich keine Feinde bei der Wählerschaft (echte Verfechter der Umweltzonen gibt es ja noch nicht mal bei den Grünen, weil eben der falsche Ansatz verfolgt wird). Vielmehr spielt man sich als "Retter" des kleinen Mannes auf (der sich eben kein neues "umweltfreundliches" Auto leisten kann) sowie als Retter des Mittelstandes (die kleinen Ladenbesitzer in den Innenstädten, welche fürchten, dass Kunden verloren werden, wenn die Autos nicht rein fahren dürfen). Außerdem macht man bei den Ordnungshütern punkte, nachdem die Kontrolle äußerst schwierig ist (warum soll ein Halter einen Punkt in Flensburg zugesprochen werden, wenn ein Dritter den Wagen in eine Umweltzone fährt - ohne die richtige Plakette?).
Bevor also über eine Ausweitung der "Umweltzonen" nachgedacht werden soll, sollte noch einmal über die ursprüngliche Intention nachgedacht und mit den jetzigen Erfahrungen abgeglichen werden. Einfach, um vielleicht noch einmal die Sinnfrage zu klären.
Jacqui_77 hat geschrieben:Ich denke nämlich, dass erstmal die großen "Umweltsäue", wie China oder die USA anfangen sollten.
Mal davon abgesehen, dass die Umweltschutzbemühungen auf europäischer Ebene gestartet sind, ist es gerade in dem Bereich nicht sehr weitsichtig, auf die vermeintlich anderen zu schauen. Denn wenn damit ernsthaft begonnen wird, ist nichts mehr zu retten.
Ich sehe es ein bisschen anders. Ich denke nämlich, dass erstmal die großen "Umweltsäue", wie China oder die USA anfangen sollten. Wie groß ist Deutschland gegen diese Länder?!
Irgendeiner muss aber anfangen und Vorbildwirkung haben. Und wenn sich keiner diesen Schuh anzieht, wird nie etwas passieren. An und für sich finde ich den Grundgedanken schon gut Umweltzonen zu errichten. Nur die Umsetzung, wie sie bisher passierte, finde ich nicht gut oder besser gesagt, nicht durchdacht. Da hat man schneller gehandelt, als gedacht. Natürlich kann man denken, dass immerhin mal gehandelt wurde, aber so wie gehandelt wurde, sorgt es schlicht weg nur für schlechte Laune der Bevölkerung.
Selbst wenig Co2-Reduzierung ist ein Schritt in die richtige Richtung - nur interessiert es wieder keinen. Da "sieht" man die Veränderung wieder nicht, und so ist sie automatisch in den Augen vieler auch nicht da. Und bevor man nur ein bisschen was macht, macht man lieber wieder nichts!? Keine Ahnung, was ich von dieser Einstellung halten soll. Dürfen in den roten Zonen eigentlich Busse fahren?
Ich bin eindeutig gegen die Errichtung weitere Umweltzonen, weil die schlicht und ergreifend nicht wirklich etwas bringen, diese Zonen keinen signifikanten Einfluss auf die Höhe der Feinstaubwerte haben.
Ärgerlich ist natürlich auch, dass bestimmte Autos einfach nicht mehr in die Umweltzonen fahren dürfen. Da die Umweltzonen so lange noch nicht existieren - @fctbill, die Einführung war 2007 geplant, wurde aber letzten Endes auf 20888 verschoben - kann man auch noch gar nicht erwarten, dass schon alle betroffenen Fahrer ihre Fahrzeuge erneuert haben werden. Die überwiegende Anzahl der Fahrzeuge mit Otto-Motor dürfte keine Probleme haben, aber die Diesel-Fahrer eben doch und da sind auch viele Fahrzeuge aus Fahrzeugflotten von Unternehmen betroffen, die nicht so ohne weiteres ausgetauscht werden (können).
Ansonsten sehe ich schon, dass auch Länder Schritte in Richtung Nachhaltigkeit machen, die gar nicht so viel Umweltverschmutzung betreiben. Immerhin gibt es nicht nur in Deutschland Umweltzonen sondern auch in anderen europäischen Ländern.
Soweit mir bekannt ist, wird seit mehr als zehn Jahren in einer vielbefahrenen Straße in Erfurt der Feinstaub gemessen. In Erfurt gibt es auch keine Umweltzonen, aber der Verkehr wird auch so nicht wenige. Im Gegenteil, denn wenn ich vor Jahren dort zwei Grünphasen brauchte, um über die nächste Kreuzung zu kommen, während halt Feierabendsverkehr ist. So brauche ich da heute wesentlich mehr Zeit.
Die Werte an der Meßstation sind aber über Jahre konstant geblieben, trotz das der Verkehr in dieser Straße wesentlich mehr geworden ist. Also ist es doch ein deutliches Zeichen, das solche Umweltzonen nicht bringen, um die Feinstaubbelastung zu senken. Einzig, das man eben das gesamtw Verkehrsaufkommen in der Innenstadt dadurch verringen kann, was wieder zu weniger Staubildung an manchen Kreuzungen führen würde.
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