Keine Zeitung beim Essen?
Oft höre ich in den Medien und lese in Zeitschriften, dass man beim Essen nichts Anderes machen soll. Also kein Computer, keine Zeitschrift, nur auf das Essen schauen. Das soll dazu führen, dass man besser kapiert, was man isst und so schneller satt ist und langsamer wieder Hunger hat. Allerdings halte ich das für ungewöhnlich, weil nahezu jeder etwas Anderes beim Essen neben bei macht.
Außerdem muss ich beim Essen ja sowieso herum sitzen, da kann ich das doch gleich mit dem Zeitung lesen kombinieren, wenn ich diese später lese, sitze ich ja auch wieder, diese Zeit kann ich doch dazu nutzen, mich zu bewegen. Was macht ihr beim Essen? Starrt ihr einfach nur auf die Mahlzeit und konzentriert euch auf diese? Merkt ihr irgendwelche Effekte beim Hungergefühl, wenn ihr andere Beschäftigungen beim Essen nutzt?
Also ich lese bei jedem Frühstück die Zeitung. Mich stört es überhaupt nicht, im Gegenteil. Ich lese die Zeitung liebend gern beim Frühstücken, schließlich ist es so wie du gesagt hast: Man sitzt eh schon am Tisch, da kann man auch gleich die Zeitung mitlesen. Effekte merke ich keine, und ich habe auch nicht das Gefühl, dass ich dadurch schneller wieder Hunger bekomme.
Ich persönlich mache beim Essen eigentlich nichts weiter außer eben essen. Natürlich unterhalte ich mich mit meiner Familie oder der Familie meiner Freundin, wenn wir gemeinsam Frühstücken.
Allerdings komme ich bei der Familie meiner Freundin kaum in die Verlegenheit etwas zu lesen, da die keine Zeitung abonniert haben. Andererseits komme ich da auch nicht in die Verlegenheit etwas anderes zu tun als zu essen und mich mit denen zu unterhalten, weil die Unterhaltungen meist doch recht ausufernd sind. Bekommen die dann mal eine Zeitung von den Nachbarn, dann finden sie es unhöflich, wenn einer dann mit der Zeitung vor der Nase da rum sitzt und die anderen ihm nicht ins Gesicht blicken können, wenn man sich mit demjenigen unterhalten möchte. Das kann ich durchaus nachvollziehen.
Bei mir zu Hause Frühstücken wir seltener zusammen, da der eine Teil der Familie die totalen Frühaufsteher sind und der andere dann doch bis fast Mittags im Bett bleibt. Meine Eltern lesen meistens nach dem Essen die Zeitung, aber nicht dabei.
Nun ja, ich würde ehrlich gesagt sagen, dass es sich bei dieser Feststellung wohl um ein schlechtes Gerücht handelt. Ich habe zwar auch schon von vielen Bekannten und von meiner Oma davon gehört, die sich immer aufregt, wenn man sich nicht völlig aufs Essen konzentriert, aber ich selbst glaube da nicht so dran. Auch bin ich mir ziemlich sicher, dass es hier auf Talkteria diesbezüglich schon mal einen Thread gab, den ich aber leider nicht finde.
Ich persönlich mache beim Essen eigentlich grundsätzlich immer noch irgendetwas anderes. Früher, als ich aus der Schule kam und es direkt im Anschluss etwas zu essen gab, habe ich mich in der Regel auch mit meinem Teller an den Schreibtisch gesetzt und dort meine Hausaufgaben gemacht. Wenn ich heute nach Hause komme, und falls ich dann überhaupt noch Lust haben sollte, mir etwas zu essen zu machen, dann greife ich auch ganz gerne mal nebenbei zum Ipad oder zur Fernbedienung und lese hier entweder in der Online-Zeitung oder höre mir Nachrichten an.
Klar stimmt es schon, dass man oft gar nicht merkt, wie schnell man den Teller leer geputzt hat, aber im Normalfall merke ich doch im Anschluss, spätestens, wenn der Teller leer ist, ob ich noch Hunger habe oder nicht. Eigentlich reicht mir dies dann auch und ich muss nicht großartig essen. Oft komme ich auch erst so spät von der Arbeit nach Hause, dass ich gar nicht dazu kommen könnte, nach kurzer Zeit schon wieder etwas zu essen, da ich in dieser Zeit dann schlafe. Meiner Meinung nach sollte man sich nur aufs Essen an sich zu konzentrieren, wenn man wirklich mal einfach seine Ruhe haben möchte, aber, dass "aktives essen" eine Art Diät bewirken soll oder ähnliches, möchte ich nicht glauben.
Es hat bisher tatsächlich noch nichts geändert, ob ich am Tisch ohne irgendeine Ablenkung sitze und esse oder ob ich während des Essens fernsehe, ich gehöre leider zu denen, die so oder so eher schnell essen und sich dabei wenig Zeit lassen. Ich konnte bisher aber noch nicht feststellen, dass dieses Grundproblem in irgendeiner Abhängigkeit dazu steht, ob ich mich durch irgendein Medium ablenken lasse, meine Beobachtungen gehen da eher in eine andere Richtung.
Insofern bemerke ich auch keinen weiteren Effekt, wenn ich esse und mich nicht durch ein Medium, egal nun, welches, von meiner eigentlichen Beschäftigung ablenken lasse. Ich esse durchaus bewusst und genieße das Essen auch, ich kaue vernünftig lange und würde nicht sagen, dass ich der typische Schlinger bin. Aber ich bin trotzdem immer sehr schnell und meistens als Erste fertig und wundere mich darüber auch regelmäßig, zumal es eben wirklich absolut keine Rolle zu spielen scheint, ob ich neben dem Essen noch etwas anderes tue.
Dass mein Essverhalten durch das Lesen oder das Blättern in einer Zeitschrift noch extremer wird und ich noch schneller esse und dadurch weniger satt bin, kann ich mir absolut nicht vorstellen. Mein Sättigungsgefühl entsteht dadurch, dass ich Essen in den Magen bekomme, und der Zeitpunkt, ab dem ich mich satt fühle, kommt auch recht schnell. Das Hungergefühl, das ich empfinde, ändert sich nicht durch das Lesen einer Zeitschrift und auch das Sättigungsgefühl scheint durch diese Tätigkeit neben dem Essen überhaupt nicht beeinflusst zu werden. Ich kann diese Aussage also auch nicht wirklich nachvollziehen.
Ich lese oft nebenbei Zeitung, wenn ich esse und würde sagen, dass gerade das Lesen zu einem langsameren Essen führt. Ohne Zeitung habe ich meinen Teller vielleicht in 10 min leer geputzt; lese ich nebenbei, dann esse ich fast eine Stunde lang an einem Teller. Gerade das langsame Essen soll doch gut und gesund sein, von daher fördert (zumindest in meinem Fall) die Beschäftigung nebenher ein „gesundes“ Essverhalten. Schaue ich stattdessen fern, ist es das gleiche.
Was mich hingegen stört, ist es, sich parallel mit anderen zu unterhalten oder unterhalten zu müssen. Ich habe gern „Ruhe“ beim Essen und mag es nicht sonderlich, mit anderen Gespräche führen zu müssen oder deren Gesprächen zuhören zu müssen. Zum einen lenkt mich das vom Lesen ab und zum anderen interessieren mich die Themen anderer, die ihnen beim Abendbrot so einfallen, meistens nicht.
Ich glaube das kommt auf die Person an. Ich kenne Leute, die stopfen das Essen unheimlich schnell in sich hinein, wenn sie nicht anderweitig beschäftigt sind. Wenn diese Leute aber etwas nebenbei lesen, sich unterhalten oder Fernsehen, dann essen sie viel langsamer. Langsames Essen ist ja auch besser, wenn man will, dass es länger vorhält. Man wird langsam gesättigt und der Körper kann das Essen besser verdauen, es hält also länger vor.
Ich selbst bin da unterschiedlich. Manchmal beschäftige ich mich nur mit meinem Essen, manchmal lese ich noch etwas nebenbei. Ich habe so einen tollen "Stuhl" auf dem man ein Buch ablegen kann, gerade damit man nebenbei etwas essen kann, ohne das Buch zu beschädigen. Das nutze ich sehr gerne beim Essen, weil ich dann eine Beschäftigung habe und nebenbei esse ich gemütlich. Wenn ich nur esse, dann esse ich öfter etwas schneller, was nicht sehr gesund ist.
Ich würde generell sagen, dass eine Beschäftigung neben dem Essen schon gut ist. Gerade für Leute, die meinen sie müssten sich voll stopfen und schnell alles herunter schlingen.
Für Jugendliche hört sich das unmöglich an, sich auf das Essen konzentrieren, na sowas? Tja, es stimmt aber wirklich. Heute wird irgendwie alles immer schneller und eiliger, egal ob es die Musik ist (einige Menschen werden doch nahezu aggressiv, wenn sie sich eins der langsamen Konzerte alter Komponisten anhören), die Filme (die Anzahl der Bilder pro Sekunde hat deutlich zugenommen) oder einfach das allgemeine Lebenstempo. Welcher Teenager kann denn heute noch still sitzen und einfach mal eine Stunden Fahrt ertragen, ohne sich permanent berieseln zu lassen oder zu unterhalten? Da wird das Nitendo rausgeholt, die PSP, ein tragbarer DVD Player, MP3 Player, das Handy und so weiter und so fort, kein Mensch kann einfach sitzen bleiben und mit seinen eigenen Gedanken alleine sein, als könnte er das nicht ertragen oder hätte Angst davor.
Auch beim Essen geht das so weiter, wieso fällt es Menschen heute so schwer einfach zu essen, ohne dabei noch irgendwas nebenher zu machen? Ich finde das einfach albern, es ist irgendwie wirklich nahezu krankhaft. Ich selbst habe das früher vermeintlich auch häufiger gemacht, ein Buch gelesen oder die DVD geschaut, irgendwas. Nachdem ich meinen Freud kennengelernt habe, hat sich das geändert, dieser hat immer darauf bestanden, dass man sich ganz allein dem Essen widmet. Er kochte auch wirklich famos und meint, sein Essen hätte das verdient, was auch zweifellos stimmt, für andere Speisen gilt aber das gleiche ''Gesetz''.
Ich finde das an sich auch völlig in Ordnung, denn so ist die Zeit des Essens wenigstens eine Tagszeit, an der man mal zur Abwechslung wirklich nichts anderes macht, als sich nur ganz und allein auf das Essen zu konzentrieren, keine Hintergrundberieselung durch Fernsehen oder Radio (gute Musik, leise gestellt ist natürlich erlaubt), einfach nur man selbst und der Partner oder die Familie. Das ist auch eine Art der Entspannung, man merkt es dadurch, dass einige Menschen mit diesem merkwürdigen Gefühl der Ruhe und Gelassenheit nicht zurecht kommen, hibbelig werden und zu Zeitschriften greifen, die auf dem Tisch liegen oder auch sofort anfangen müssen sich zu unterhalten und zu reden, weil sie einfach nicht damit klar kommen, dass es ruhig ist.
Zweifellos konzerntriert man sich mehr auf das eigene Hungergefühl, wenn man nicht von irgendwelchen Medien abgelenkt wird. Wenn du nebenbei liest oder Fernsehen schaust oder was weiß ich noch was machst, dann wird dir nicht bewusst, ob du schon satt bist oder nicht, weil du darauf auch gar nicht mehr achtest, es gar nicht mitbekommst, du isst einfach weiter und liest oder schaust nebenbei, bist dein Essen weg und der Teller leer ist. Würde man ihn Ruhe essen, dann achtet man doch sehr darauf, wie viel man schon gegessen hat (du kennst wohl auch das Phänomen des vor dem Fernseher oder Laptop sitzens und Knabberns), was einem sonst gar nicht so bewusst wird.
Letztendlich ist sogar nachgewiesen worden, dass man das eigene Hunger- und Sättigungsgefühl eher wahrnimmt. wenn man sich darauf konzentriert. Bei einem Versuch wurde dann einer Testperson ein Teller voll Essen vorgesetzt und sie durfte essen. Man sah dann am Ende nach, wie viel gegessen worden war. Ein andermal machte man den gleichen Versuch mit der gleichen Person nochmal, allerdings Verband man der Person hierbei die Augen. Mit dem Essen hatte sie keinerlei Probleme, aber dadurch, dass sie sich nun nicht mehr auf ihre Umgebung konzentriere und das Ziel auch nicht das war, den Teller leer zu essen, wie das vorher wohl gewesen sien schien, aß sie deutlich weniger, dass Sättigungsgefühl machte sich eher bemerkbar.
Ich bin daher überzeugt davon dass es stimmt, zumal ich das auch aus eigener Erfahrung bestätigen kann, dass ich mehr darauf achte wie viel ich esse und ob ich noch hungrig bin, wenn ich nebenher nichts mehr mache. Abgesehen davon sollte man sich das auch einfach angewöhnen, es ist doch irgendwie lächerlich, dass man nie still sitzen kann, ohne nebenher noch was machen zu müssen.
Bei mir ist es wieder umgekehrt. Ich könnte nie während des Essens die ganze Zeit in den Fernseher schauen oder Zeitung lesen. Mein Freund schaut beim Frühstück so gerne die Nachrichten, dass er meistens für 2 Brötchen mehr als doppelt so lange braucht wie ich. Ich schaue schonmal hin wenn der Fernseher läuft (meistens lassen wir ihn lieber gleich aus), allerdings nur wenn mich etwas wirklich interessiert.
Ich finde es eigentlich gut wenn man isst, sich auch auf das Essen selbst konzentrieren zu können und wenn ich zwei Dinge gleichzeitig machen würde, würde ich keine Zeit einsparen sondern an Zeit verlieren, weil ich dann für beides etwas länger brauche. Gerade beim Zeitung lesen, Brötchen abbeißen, Blättern, usw. das würde mich persönlich einfach nerven.
Es stimmt, dass es besonders Kindern sehr schwer fällt sitzen zu bleiben und sich auf eine Sache zu konzentrieren, gerade heute wo es so viele Möglichkeiten gibt sich nebenbei irgendwie zu beschäftigen. Das finde ich allerdings gar nicht mal unbedingt schlimm, denn wenn sie nur herumsitzen obwohl sie schon fertig sind werden sie nur noch unruhiger.
So neu ist die Erkenntnis, dass man sich beim Essen auch nur auf das Essen konzentrieren soll, nicht wirklich. Man soll sich nicht mit anderen Dingen wie Zeitung lesen, Fernsehen oder am Rechner sitzen beschäftigen, weil damit die Nahrungsaufnahme erhöht wird und man angeblich nicht mehr weiss, ob und wieviel man gegessen hat und sich dadurch mehr einverleibt, als man es eigentlich wollte.
Ich muss sagen, dass ich schon während des Essens allein oder auch zu Zweit Fernsehe oder allein am Rechner sitze. Allerdings ist es dann so, dass ich mir nicht vor dem Fernseher oder dem Computer mein Essen auf den Teller gebe, sondern schon in der Küche und dann mit dem Teller in das andere Zimmer gehe. Dadurch weiss ich schon, was und wieviel ich gegessen habe.
Natürlich gefällt mir diese Entwicklung nicht immer, aber andererseits mag ich auch ungern in der Küche essen, wo ich dann das Chaos sehe. Selbst, wenn ich die Sachen zusammengeräumt habe, sind sie noch zu sehen und ich kann das Essen dann nicht so geniessen, weil ich an den Abwasch denke. Eine Spülmaschine haben mir nicht, um den Kram darin dann zu verstauen.
Im Wohnzimmer haben wir neben dem normalen Couchtisch auch noch einen Esstisch stehen, der aber für zwei Personen einfach zu gross ist. Den nutzen wir als Esstisch immer dann, wenn wir Besuch haben. Mit mehreren Leuten ist es auch etwas anderes, gemeinsam zu essen als wenn man zu Zweit oder eben alleine isst. Es ist aber nun nicht so, dass wir bei einem Essen zu Zweit nichts zu sagen haben, der Fernseher dient eigentlich nur als Hintergrundberieselung, ich gebe es ungern zu. Den gleichen Effekt hätte man mit einem Radio ebenfalls.
Würden wir Kinder haben, würde ich darauf bestehen, dass am Tisch kein Fernseher oder kein Radio läuft, sondern dass man sich hier unterhält und sich austauscht, auch, damit das Kind lernt, dass es gewisse Situationen gibt, bei denen es besser ist, still zu sitzen.
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