Arbeitsplatz Öffentlicher Dienst

vom 19.06.2011, 00:19 Uhr

Im welchem Bereich seid ihr im Öffentlcihen Dienst?

Bund
0
Keine Stimmen
Land
4
80%
Kommune, Kreis
1
20%
 
Abstimmungen insgesamt : 5

Ich möchte mal in die Runde fragen, wer von euch im Öffentlichen Dienst arbeitet? Wie seid ihr dort hingekommen? Was macht ihr und wo? Würdet ihr es wieder machen?

Ich selbst bin Auszubildender als Fachangestellter für Bürokommunikation in einer Kreisverwaltung und derzeit im Bereich der Unterhaltsvorschusskasse. Der Öffentliche Dienst war schon immer mein Ziel, da ich mich schon sehr lange für den Aufbau und den Ablauf in Verwaltungen interessiert habe.

Ich finde es hier so interessant, da man so viele Möglichkeiten hat. Ob Umwelt, Sicherheit und Ordnung oder Familie. Ich würde es jederzeit immer wieder machen. Aber wer weiß wie meine Ziele in 5 oder 10 Jahren aussehen. Ich kenne selbst Eisenbahner und Finanzbeamte, die heute Fahrschullehrer und Chemielaborant sind.

» Nabilianer » Beiträge: 78 » Talkpoints: 3,04 »



Ich arbeite schon etwas mehr als 30 Jahre im öffentlichen Dienst wenn man meine Ausbildungszeit dazu rechnet und auch die früheren DDR-Zeiten. Wie ich damals dazu gekommen bin weiß ich nicht mehr so recht, damals musste ich mich schon mit dem Halbjahreszeugnis der neunten Klasse bewerben, ich war also zu diesem Zeitpunkt höchstens 15 Jahre alt. Ich nehme mal an das mein Vater da irgendetwas arrangiert hatte weil er auch im Gesundheitswesen tätig war. In diesem Alter hatte man wirklich noch keine Kennung über die Konsequenzen einer Berufswahl, mir war es im Prinzip auch völlig egal was einmal aus mir beruflich wird.

So landete ich also nach einer dreijährigen Fachschulausbildung im Gesundheitswesen der DDR, absolut mies bezahlt (so um die 500 Ost-Mark was auch zu damaligen Zeiten schon sehr gering war) und ohne Hoffnung jemals etwas Sinnvolles zu machen. Ich war in der Umweltbranche tätig, speziell ging es um den Gesundheitsschutz der Arbeiter. Im Grunde also ein Lacher weil es da nicht viel zu ändern gab, der Plan ging immer vor und bei der Mangelwirtschaft gab es auch kaum Möglichkeiten entsprechende Technik durchzusetzen. Auf jeden Fall war es ein lockerer Job mit viel Zeit zum Einkaufen, Kaffee trinken und Zeitung lesen. Ich war absolut nicht ausgelastet und machte aus Spaß noch meinen Ingenieur im Fernstudium. Das dauerte drei Jahre bis zum Abschluss und brachte mir ganze 50 Mark Netto mehr.

Zum Glück kam dann bald die Wende, mein direktes Berufsbild gab es aber nicht in der Form im Westen so dass diese Einrichtung auch bald aufgelöst wurde. Da man aber dabei war hier dieselben Strukturen aufzubauen kam mir mein Ingenieurstudium noch sehr zu nutze so dass ich nahtlos in eine neu gegründete Institution übernommen wurde. Da bin ich heute immer noch und ich mache immer noch dasselbe wie vor 20 Jahren, nur mit der Weisheit das ich inzwischen eine Beförderung oder gar eine Karriere aufgegeben habe. Der Job ist immer noch locker und er könnte sogar richtig Spaß machen wenn nicht bestimmte Zwänge vorgegeben sind um die man sich nicht drücken kann. Aber die Bezahlung und der sichere Arbeitsplatz als Beamter gleichen schon einiges aus so dass ich nach dem jetzigen Stand der Dinge nicht über einen Wechsel nachdenken würde.

Schwer zu sagen ob ich heute noch einmal den Weg in den öffentlichen Dienst finden würde, die Vorurteile sind doch beträchtlich und würden mich als Jugendlicher mit einem ordentlichen Abschluss doch eher erst einmal abschrecken. Ich denke eher dass ich meine Begeisterung für finanzielle Dinge nutzen würde um in der Finanzbranche etwas zu werden. Der öffentliche Dienst ist wirklich so verschnarcht und unflexibel wie er sich immer selbst darstellt, die Sparzwänge werden mit jedem Jahr größer und durch die Zusammenlegung etlicher Aufgaben werden die Leute immer inkompetenter. Dagegen steht nur ein sicherer Arbeitsplatz und eine geregelte Arbeitszeit sowie ein gemütlicher Arbeitsplatz im Warmen (es gibt natürlich auch hier Ausnahmen: Polizei, Müllfahrer), aber selbst die Bezahlung ist meistens deutlich schlechter als in der freien Wirtschaft.

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» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Ich bin jetzt seit 12 Jahren im öffentlichen Dienst tätig. Die ersten 3 Jahre habe ich als Justizfachangestellte im Amtsgericht gearbeitet. Leider bekamen wir aber nach der Ausbildung immer nur Halbjahresverträge, so dass das für die Zukunft gesehen, nicht so rosig aussah. Außerdem machte mir die Schreibtischtätigkeit nicht sonderlich viel Spaß. Ich wollte jedoch auch meinen Beruf im öffentlichen Dienst nicht einfach so aufgeben. Also sah ich mich nach etwas Ähnlichem um.

Ich bewarb mich bei mehreren Justizvollzugsanstalten des Landes und wurde zu einigen Tests eingeladen. Bei zwei JVAen hätte ich letztendlich anfangen können und habe mich für die meines Wohnortes nähere entschieden. Dort bin ich nun seit 9 Jahren als Justizvollzugsbeamtin beschäftigt. Anfangs war natürlich alles ganz aufregend und neu. Auch heute noch möchte jeder wissen, was genau ich tue, ob es nicht gefährlich ist, und so weiter.

Als Traumjob würde ich es nun nicht gerade bezeichnen. Ich bin froh, einen sicheren Beruf zu haben. Das Geld kommt jeden Monat, ob ich da bin oder nicht. Missen möchte ich diese Sicherheit nicht mehr. Allerdings kommt es auch viel auf die Kollegen an, mit denen man zusammen arbeitet. Gerade in diesem Beruf musst du dich auf sie verlassen können. Manchmal ist das schwierig. Ich denke, man braucht einen guten privaten Ausgleich um in diesem Job auf Dauer bestehen zu können.

» Blumenelfe » Beiträge: 185 » Talkpoints: 32,30 » Auszeichnung für 100 Beiträge



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