Typisch für XYZ

vom 18.06.2011, 04:24 Uhr

Bestimmt habt ihr alle schon mal den Satz gehört oder gar selbst gesagt "das ist ja mal wieder typisch für Person xyz". Irgendeine Eigenschaft, die irgendeine Person so regelmäßig an den Tag legt, dass die Mitmenschen sie als "typisch" klassifizieren.

Habt ihr sowas auch schon an euch selbst feststellen können? Eine Eigenschaft wo ihr sagt "ja, das ist typisch für mich". Ich bin da heute durch Zufall drauf gestoßen, weil eine Bekannte sagte "ach hast Du schon gehört, der Mike hat sich blitzen lassen" und eine andere Freundin von mir sagte "ach das ist typisch". Mich würde mal interessieren, was andere Leute für mich als typisch sehen, denn ich selbst finde das irgendwie nicht. Es gibt eigentlich keine Eigenschaft wo ich sagen würde, diese charakterisiert mich so stark, das man sie als typisch für mich bezeichnen könnte.

Was ist mit Leuten bei denen nichts typisches erkennbar ist? Fehlt da ein Stück der Persönlichkeit oder sind die einfach "spontaner" und leben nicht nach einem immer wiederkehrenden Muster? Kann man selbst eigentlich seine typischen Eigenarten erkennen oder sind das eher andere, die so etwas für einen festlegen? Habt ihr typische Verhaltensmuster, für die ihr im Freundes- und Bekanntenkreis bekannt seit?

» Jess0708 » Beiträge: 715 » Talkpoints: 47,47 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Das ist ja mal ein interessantes Thema. Ich denke für die meisten meiner Bekannten ist wohl meine Sparsamkeit absolut typisch für mich und damit auch mein Wissen über alle Dinge die damit zusammenhängen. Naja, damit kann ich Leben auch wenn Sparsamkeit oft mit Geiz verwechselt wird, so einen Ruf muss man sich ja auch erst einmal erarbeiten.

Ansonsten kenne ich aber niemanden der nicht über mindestens eine besonders für ihn typische Eigenschaft verfügt die ihn deutlich von anderen unterscheidet. Das können durchaus wenig schmeichelhafte Eigenschaften wie Dummheit, Tolpatschigkeit oder Klatschsucht sein oder eben besonders gute Eigenschaften wie absolute Freundlichkeit, Hilsfsbereitschaft und so weiter. Wenn ich allerdings mehr darüber nachdenke dann würde ich aber schon sagen dass die typischen Eigenschaften die man gerne mit bestimmten Personen verknüpft doch vorwiegend in das Negative tendieren oder zumindest einen gewissen negativen Touch haben.

Bestimmte Verhaltensmuster hat eigentlich jeder von uns weil wir auch alle Individualisten sind. Allerdings würde ich nicht sagen dass jedes Verhaltensmuster eine besonders typische Eigenschaft ist die man unbedingt hervorheben muss. Wer es einfach gewohnt ist immer Montags Tanken zu fahren, seinen linken Schuh immer zuerst anzieht oder sein Essen immer bis zum letzten Krümel verspeist der folgt natürlich einem bestimmten Verhaltensmuster welches im günstigsten Fall noch als eigenartig bezeichnet wird, aber so richtig typisch und individuell empfinde ich das nicht weil es einfach zu belanglos ist.

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» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Diese Fragestellung finde ich auch sehr interessant, muss ich sagen. Und es gibt auch tatsächlich so einiges, das ich als typisch für mich selbst nennen kann.

Zunächst wäre da mal die Tatsache, dass ich in Situationen, in denen es erforderlich wäre, kurz und knapp zu formulieren, gerade aufgrund der Tatsache, dass ich weiß, dass das angebracht ist, so ein blödes Druckgefühl bekomme, präzise zu sein, dass ich erst recht ausschweifend und umständlich werde und manchmal nicht mal mehr selbst verstehe, was ich da eigentlich sage.

Zum Glück habe ich das vor einiger Zeit bereits als äußerst hinderlich erkannt und soweit daran arbeiten können, dass ich mich nun meistens in dieser Hinsicht im Griff habe, in entsprechenden Situationen kurz durchatme, mir sage, dass es kein Problem gibt und dann auch wirklich nur stichpunktartig die vorliegende Problematik schildern kann, ohne noch großartig und unnötig ausschweifend zu werden, sondern erst auf Nachfrage des Gesprächspartners nochmal auf einige Punkte näher eingehe, wenn sie denn von Interesse sind.

Außerdem ist wohl typisch für mich, dass ich viel und gern rede, was nicht immer nur eine positive Eigenschaft ist, möchte ich behaupten. Ich mache mir darüber hinaus zu viele Gedanken über das, was mir geantwortet wird und denke auch teilweise zu häufig über die genaue Bedeutung von Worten nach. Man könnte also sagen, dass ich in Situationen, in denen es wirklich wichtig ist, das Gesagte zu verstehen, möglichst genau zu verstehen, jedes Wort auf die Goldwaage lege. Ich interpretiere leider auch sehr viel, vor allem dann, wenn die Worte meines Gesprächspartners nicht eindeutig gewählt sind.

Ich selbst achte wiederum gezielt darauf, dass ich Dinge, die mir wichtig sind, so thematisiere, dass mein Gegenüber genau nachvollziehen kann, was ich meine. Dafür wiederhole ich mich gern, aber mit jeweils anderen Worten. Erst, wenn ich merke, dass mein Gegenüber jetzt genau versteht, was ich sage, lasse ich nach und erkläre nicht weiter, weil ich weiß, dass der Gesprächspartner dann den „richtigen Faden“ aufgenommen hat und grundlegend versteht, was mir so wichtig ist.

Das nervt mich einerseits an mir selbst – und anderen geht das sicherlich mit mir nicht anders -, allerdings habe ich schon zu oft bemerkt, dass unsere Sprache sehr oft sehr falsch oder nicht mit genügend Bedacht angewendet wird. Zu viele Menschen sagen zu wenig und man versteht als Gesprächspartner zu selten, was genau sie einem sagen wollen, dabei ist es doch manchmal so unglaublich wichtig, wirklich genau und präzise zu sein, weil man sonst im schlimmsten Fall tatsächlich zu wenig sagt, falsch verstanden wird und so eine Situation, einen Situationsverlauf oder eine zwischenmenschliche Beziehung mehr oder weniger unbewusst und nur aufgrund dieser zu wenigen oder nicht genug exakten Worte manipuliert. Das finde ich schlimm. Und genau das ist wiederum typisch für mich: dass ich das so schlimm finde, wo doch so viele andere Menschen dieser Problematik keine Bedeutung beimessen, weil sie darin keine Problematik sehen.

Typisch für mich ist außerdem, dass ich, wenn ich das Haus verlasse und mich ins Auto setze, um irgendwo hinzufahren, nicht weiß, ob ich die Kaffeemaschine oder das Licht ausgemacht hab, ob ich die Hasen mit ausreichend Wasser versorgt und ob die Dachfenster geschlossen sind, obwohl ich meistens noch weiß, dass ich all diese Punkte überprüft habe. Ich erinnere mich nur nicht mehr an das Ergebnis meiner Kontrolle. Ebenfalls typisch für mich ist als Konsequenz hieraus, dass ich gern nochmal umdrehe, um nachzusehen, weil ich es mir nicht verzeihen könnte, wenn ich nach einer Weile nach Hause käme und es hätte hier ordentlich rein geregnet oder die Hasen wären stundenlang ohne Wasser gewesen.

Mehr fällt mir nun auf die Schnelle nicht ein, da gibt es sicherlich noch so einiges mehr, das typisch für mich ist.

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich würde mal sagen, dass es an sich gar nichts heißen muss, wenn nicht klar wird, dass an einem Menschen nichts typisch ist. Das kann auch einfach bedeuten, dass die Freunde es nicht erkennen oder man nicht genug Zeit mit ihnen verbringt, als das sie es erkennen könnten. Es muss auch einfach gar nichts heißen. Das Persönlichkeit fehlt stimmt natürlich absolut nicht, es gehört wohl eher nicht zur Persönlichkeit dazu, dass jeder Mensch eine Charaktereingenschaft hat, die für ihn selbst speziell und typisch ist und für alle anderen nicht. Das wäre doch recht befremdlich.

Auch hat das mit Spontanität nichts zu tun, schon allein an deinem Beispiel sieht man das. Es kann doch auch einfach sein, dass dein Kumpel gerade total spontan war und irgendwo hin musste, so dass er zu schnell fuhr, ebenso kann es sein, dass er immer zu schnell fällt und würde er langsamer fahren, ist das etwa Spontanität? Sicherlich nicht. Ich denke, das hat auch nichts mit wiederkehrenden Muster zu tun, ein völlig spontaner und lebenslustiger Mensch kann doch auch Eigenschaften für ihn haben, typisch ist seine Spontanität, die Reiselust und so weiter. Wie du siehst hat das absolut gar nichts damit zu tun, dass jemand sich in einem Lebensmuster festgefahren hat oder so in der Art.

Je nachdem was dieses typische ist, finde ich das aber gar nicht mal so schlecht. Wie in deinem Beispiel ist es eben eher etwas schlimmes, wenn es typisch für einen ist, das man ständig Knöllchen bezahlen muss, gewalttätig ist oder so weiter, aber die meisten Menschen die mir jetzt einfallen, haben schöne typische Eigenschaften. Als ich und mein Freund beispielsweise letztes Jahr nach Rom gefahren sind, mühte sich einer der Burschen dort mit einem Packen rot-schwarzer Koffer ab, wir gingen daran vorbei, dann dreht mein Freund sich um und schmunzelte. Es erkannte das Kofferset als das unser Kumpels wieder, der wohl wieder einen seiner Überraschungen geplant hatte. Das ist typisch für ihn, sagte mein Freund dann. Wie du siehst, ist das auch spontan.

Ansonsten fallen mir eigentlich recht viele typische Eigenschaften meiner Freunde und Bekannten ein. Für meinen Freund ist es typisch, dass er nie lange an einem Ort bleiben kann und häufig Urlaub macht, sein Haus immer pingelig sauber hält und überall Ordnung herrscht, nur seine Bücher und Partituren führen ein Eigenleben, es ist auch typisch für ihn, dass er kalte Pizza zum Frühstück haben will.

Auch ich habe einige typische Eigenschaften, die sich mit den Jahren aber sicherlich auch geändert haben. Ich denke schon, dass man selbst feststellen kann, was typische Eigenschaften seiner selbst sind, dass ist an sich gar nicht so schwer festzustellen, wenn man darauf achtet. Festlegen tut man sie natürlich selbst, denn deine Freundin kann jetzt nicht kommen und sagen, es ist jetzt typisch für dich, dass du dieses oder jenes machst. Sehr wohl kann es aber sein, dass Freunde eine bestimmte dieser Eigenschaften herauskristallisieren. Das man nett oder hilfsbereit ist, benennt meistens keiner als typisch, dann eher schon die Tatsache, dass die Person ständig Bananen isst oder so.

An sich empfinde ich es aber eher als schön, wenn ich etwas typisches an mir habe, was andere eben nicht haben, denn das hat Wiedererkennungswert. Wenn jetzt meine Freundin ihrer Freundin erzählt, Crispin erkennst du daran, dass sie nur schwarz und bordeau trägt und immer am Essen ist obwohl sie ein Strich in der Landschaft ist, dann ist das doch schon mal etwas, was nicht jeder sein kann.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



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