Postbote wirft 400 Briefe weg
In Köln soll ein Briefzusteller im Winter 400 Briefe in einen Teich geworfen haben, da es wohl zu kalt war zum austragen. Er soll auch mehrfach auf den vereisten Straßen gestürzt sein, bis er wohl die Nase voll hatte. Die Briefe wurden natürlich gefunden, der Postzusteller verlor seinen Job und wurde vom Amtsgericht zu 900 Euro Strafe verurteilt. Was haltet ihr davon? Hätte die Kündigung gereicht?
Also wenn ich daran denke, wie viele wichtige Dokumente per Brief verschickt werden, und dann so etwas lese, werde ich richtig sauer! Da können so wichtige Sachen in den Briefen sein, und nur weil einer keine Lust mehr hat, seinen Job zu machen, schmeißt er die Briefe weg. Die Kündigung finde ich durchaus gerechtfertigt, die Geldstrafe auch. Jedoch weiß ich jetzt nicht, wem die Geldstrafe zusteht, dies sollte meiner Meinung nach den Geschädigten zustehen, sofern diese ausgemacht werden können.
Stünde die Geldstrafe den Geschädigten zu, müsste erst einmal ein Weg ermittelt werden, wie stark jede einzelne Person geschädigt ist und dann ein Betrag daraus ermittelt werden für diese Personen. Wenn man annimmt, dass alle Personen gleich geschädigt wären (sehr vereinfacht), dann würde jede Person 900/400=2,25 Euro bekommen. Es würde sich also nicht wirklich lohnen diese verhältnismäßig geringe Geldstrafe auf alle aufzuteilen.
Ich finde es allerdings schon richtig, dass der betreffende Briefträger seinen Job verloren hat, so geht es nämlich nicht. Ich kann mich dem Argument nur anschließen, dass sehr viele wichtige Dokumente per Briefpost verschickt werden und dass das für die betroffenen ernste Konsequenzen haben kann. Die Geldstrafe finde ich auch gerechtfertigt, über die Höhe kann man sich streiten, aber das haben die Richter wohl schon erledigt.
Die Kritik am Postboten sowie die ausgesprochene Strafe sind sicher verständlich und auch so weit möglich gerechtfertigt. Natürlich ist es so, dass Post bzw. Postdienste nicht zufällig einst auch in Deutschland hochheitliche Aufgaben waren, welche von verbeamteten Briefzustellern übernommen wurde. Erst die Privatisierung hat hier die Entwicklung von Missständen stark befördert. Denn, auch wenn die Dienstleistung sicher wichtig und mit unter entscheidend sein kann, ist man hier in einem Bereich, welcher für die Angestellten eben nicht lukrativ ist. Die Dienstleistung wird zu Dumping Löhnen erbracht und diese Situation verschlimmert sich mit der weiter gehenden Liberalisierung des Marktes. Wenn einem diese Dienstleistung eben nicht wirklich viel Wert ist, dann darf man sich nicht wundern, wenn das ausführende Personal entsprechend arbeitet.
Und genau hier sollten Fälle wie der genannte vielleicht zum Umdenken oder Hinterfragen führen. Kein Zweifel, gegen Ende seiner Zeit war der staatliche Postdienst zu behäbig und schlicht nicht mehr tragbar. Aber das war kein Systemfehler sondern Folge des politischen Missbrauchs der dort möglichen Ämter und Funktionen. Hätte man den Staatsbetrieb besser kontrolliert, wäre der Verkauf bzw. das Finden der zugehörigen Argumente, wesentlich schwieriger gewesen.
Aber selbst wenn es sich nun um einen Privatbetrieb handelt, sollte geprüft werden, inwieweit es vertretbar ist, dass die Zustellungsbezirke für einzelne Zusteller praktisch nach belieben vergrößert werden. Auch sollte geprüft werden, welche Standards gesetzt werden müssen, damit hier auch besser qualifizierte Personen bereit werden, einen verantwortungsvollen Job zu übernehmen.
Jetzt nämlich ausschließlich die Folgen der Entwicklung - völlig losgelöst von der Ursache - betrachten zu wollen, bringt nichts und begreift das Problem nicht wirklich. Nur höhere Strafen bzw. Strafandrohungen und so weiter dürften ja kaum helfen. Der Zusteller im geschilderten Fall ist ja seinen Job los und wenn alles mies für ihn gelaufen ist, dann liegt die Strafe im Bereich von über 90 Tagessätzen, was für ihn eine eingetragene Vorstrafe bedeuten würde!
Der Postbote nimmt dieses Risiko in Kauf, wenn er eingestellt wird, werden ihm alle Richtlinien mitgeteilt und es wird ihm ebenfalls gesagt, dass er bei Wind und Wetter verteilen muss. Man kann nur hoffen, dass diese 900€ Strafe an die Leute verteilt werden, dessen Post im Wasser gelandet ist. Der Postbote hat diese Bestrafung vollkommen verdient.
Ichweißeinfachalles hat geschrieben:Man kann nur hoffen, dass diese 900€ Stafe an die Leute verteilt werden, dessen Post im Wasser gelandet ist.
Was hätten denn die davon? Besser wäre es ja, wenn die Briefe nachträglich - so weit möglich - verteilt werden (was wohl auch anzunehmen ist). Aber ganz nebenbei wäre es doch richtig, die Strafe nicht auf die Empfänger zu verteilen sondern den Sendern der Briefe. Schließlich haben die das Porto für die Briefzustellung bezahlt.
Nachdem es sich hier wohl nicht um einen Zivilprozess gehandelt haben dürfte, hat die Strafe nichts mit den Sendern oder Empfängern der nicht zugestellten Post zu tun. Will einer der Kunden hier noch was erreichen, so bleibt auch hier der Weg, gegen den Postboten zu klagen. Wobei es schwer werden dürfte, den wirklich erlittenen wirtschaftlichen Verlust nachzuweisen.
Definitiv hätte die Kündigung nicht gereicht. So ein Verhalten ist nicht nur eine Frechheit, sondern auch eine Straftat. Immerhin entsorgt der Mann Dinge, die ihm nicht gehören. In Briefen ist ja nicht immer nur Papier (abgesehen davon dass auch Unterlagen und Wertpapiere drin sein könnten). Manchmal werden auch Bargeld, Gutscheine oder kleinere Wertsachen wie Ketten, etc verschickt. Wenn also der Briefträger diese Dinge einfach achtlos wegwirft, entsteht zum einen Mal ein größerer Sachschaden, zum anderen ist das ein Vertrauensmissbrauch gegen den Kunden und zum dritten könnte man das sogar als Diebstahl werten, ganz abgesehen davon, dass der Kunde um seine Dienstleistung betrogen wird, für die er ja bezahlt hat - nämlich den Transport.
Die Strafe war daher in meinen Augen angemessen. Wenn ich in Kleidergeschäft arbeite, und dort einfach irgendwelche Sachen wegwerfe oder sogar mitnehme, nur weil ich keine Lust habe sie in die Regale zu räumen, ist das auch Diebstahl und neben der Kündigung erwartet mich dort ebenfalls eine Anzeige. Das ist vollkommen normal. Außerdem ist schlechte Laune durch Missgeschicke keine Rechtfertigung für so ein Verhalten. Wenn ich einen schlechten Tag im Büro habe und mir schon zig-Mal der Kuli heruntergefallen ist, schmeiße ich deswegen auch nicht den Monitor aus dem Fenster.
@skeygeta
Diebstahl setzt doch voraus, dass man sich selbst einen Vorteil verschaffen will bzw. sich (oder anderen) eine fremde Sache zueignen möchte. Hier hat der Postbote aber die Briefe nicht an sich genommen sondern tatsächlich nur "entsorgt". Diebstahl wäre übrigens meiner Meinung nach wesentlich besser für den Postboten gewesen, weil so die Tat nicht hätte auffliegen können. Zumindest nicht so einfach.
Wer diesen Beruf ergreift der weiß, dass er bei Wind und Wetter und eben auch bei Schnee und Kälte Briefe zu befördern hat. Das ist einfach der Aufgabenbereich. Wenn man ein Problem damit hat, sollte man sicherlich nicht ausgerechnet diesen Beruf wählen.
Es ist durchaus legitim mal schlechte Tage zu haben und wenn man dann auch noch ständig durch die vereisten Straßen stürzt, dann läuft das Fass einfach irgendwann über. Dennoch, man muss seine Aufgabe eben stets gewissenhaft erledigen. Aus diesem Grund kann ich es beim besten Willen nicht nachvollziehen, wie man als Postbote Briefe einfach wegschmeißen kann.
Es gibt genug Dokumente, die sehr wichtig sind und mit Sicherheit wurden auch solche mit im Teich versenkt. Das kann einfach mal nicht sein. Ich finde es gut, dass man gehandelt hat und den Verantwortlichen gekündigt hat. Er hat bei so wenig Selbstbeherrschung nichts in dem Beruf verloren. Ich wüsste dann zwar auch nicht, wo er besser hinpassen würde, aber das ist ja hier nicht die Frage. Meiner Meinung nach hätte man noch feststellen müssen, welchen Schaden er damit genau angerichtet hat. Ich bin mir nicht sicher, ob 900€ da ausreichend sind. Und gemeinnützige Arbeit wäre vielleicht auch nicht ganz verkehrt gewesen.
Es hätte nun wirklich auch genug Alternativen gegeben. Zum einen kann man sich einfach sagen: Augen zu und durch und so ein unschöner Tag geht auch einmal zu Ende oder man denkt ernsthaft über die Berufswahl nach oder man reicht erstmal Urlaub ein oder, oder, oder. Aber Briefe zu entsorgen sollte nicht dabei sein.
Einerseits kann ich nartürlich verstehen, wenn man im Winter auf den Straßen über Stunden hinweg Post austragen muss und dann auch noch hinfällt, keine Lust mehr hat. Aber andererseits ist es nartürlich eine Unverschämtheit als Postbote 400 Briefe einfach so in einen Teich zu werfen um schneller nach Hause zu kommen . Es hätte die Kündigung gereicht von meinerseits. Wenn der Teich aber noch Eigentum eines Menschen ist, dann hat der Postbote Sachbeschädigung verrichtet
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