Fluchen und Gestikulieren im Auto
Mir ist vor ein paar Wochen die folgende Situation passiert. Ich fuhr mit meinem Auto auf einer Landstraße, die sich außerhalb geschlossener Ortschaften befindet. Demzufolge dürfen dort 100 km/h gefahren werden. Nun hatte ich aber eine ganze Kolonne von mindestens 6 Autos vor mir, die alle um die 70 km/h geschlichen sind. Das hat mich ziemlich wütend gemacht, weil ich es hasse, wenn andere mir die Zeit stehlen. Jedenfalls habe ich wohl mit den Händen herumgestikuliert und natürlich auch vor mich hin geflucht, das mache ich immer.
An der nächsten Ampel stieg dann plötzlich mein Vorfahrer aus und kam an meine Scheibe. Ich sah, dass er einen Pullover mit Polizei-Symbol trug. Er schnauzte mich an, von wegen, er hätte mich die ganze Zeit beobachtet und beim nächsten Mal gäbe es eine Anzeige und er wird eine Schulung mit mir machen und alles solche Sachen. Zum einen frage ich mich, wie er denn den vorausfahrenden Verkehr im Auge behalten will, wenn er mich die ganze Zeit beobachtet?
Die Leute, denen ich das erzählt habe, meinten alle, der wollte mir nur Angst machen. Aber was soll das, ich frage mich echt, was manche Leute sich einbilden, nur weil sie eine Uniform tragen. Zumal ich ja nichts Verbotenes getan habe, mit den Händen zu gestikulieren oder zu fluchen, ist ja wohl nicht verboten! Habt Ihr schonmal was ähnliches erlebt? Und wenn ja, wie hättet Ihr Euch verhalten? Ich war in dem Moment perplex, aber im Nachhinein habe ich mich richtig über diesen Typen geärgert und mich gefragt, was der sich denkt?!
Zuerst einmal muss ich sagen, dass ich kein Verständnis für Autofahrer haben, die meinen sich über andere aufregen zu müssen und wild zu gestikulieren. Ich hatte auch mal so einen hinter mir. Ich fuhr auf einer Bundesstraße auf der rechten Spur, es waren 50 km/h erlaubt und ich fuhr diese Geschwindigkeit. Mein Hintermann kam mit etwas schnellerer Geschwindigkeit an mich heran, anstelle mich aber zu überholen, weil er es offensichtlich eilig hatte, hat er wild gestikuliert hinter mir und wollte mich damit dazu bringen, dass ich schneller fahre. Das habe ich natürlich nicht gemacht.
Ehrlich gesagt frage ich mich, wie man die Tatsache, dass auf einer Straße 100 erlaubt sind, man aber wegen der vor einem fahrenden Autos nur 70 fahren kann, als "Zeit stehlen" bezeichnen kann. Wenn du es eilig hast, dann ist das doch dein Problem, aber was bitte bringt es denn, wenn du dich aufregst und wild gestikulierst? Geht es dann schneller? Ich möchte mal behaupten, dass es nicht schneller geht. Ich finde so ein Verhalten unmöglich, mich bringt das auch immer dazu, mich an die Geschwindigkeit zu halten oder eben weiterhin das zu fahren was ich fahre. Dein Vordermann hätte sowieso nicht schneller fahren können, wenn vor ihm alle so langsam gefahren sind. Also hat deine Art und Weise, deiner Wut über diese ganze Sache Luft zu machen, überhaupt nichts gebracht.
Der Polizist hat aus meiner Sicht Recht gehabt. Solche Leute, die hinter einem fahren und einen so aus der Ferne anmachen, muss man ansprechen. Inwiefern er das was er dir sagte, auch tatsächlich so meinte, ist eine andere Sache. Aber er hat dich angesprochen und dir damit auch mal gezeigt, dass so ein Verhalten absolut nicht in Ordnung ist. Zudem kann er in regelmäßigen Abständen in den Rückspiegel sehen und dich damit durchaus beobachten. Wenn du ständig gestikulierst, konnte er sich damit ein Bild über dich machen. Viele Leute fühlen sich durch so ein Verhalten wie du es an den Tag gelegt hast unter Druck gesetzt und steigen extra aufs Gas, dabei ist das nicht richtig. Gerade Fahranfänger lassen sich so ziemlich schnell einschüchtern. Ich gestikuliere nie, ich fluche auch nie beim Autofahren oder rege mich über das Fahrverhalten anderer auf, das bringt doch eh nichts. Wenn man es eilig hat, hätte man vielleicht früher los fahren sollen, dann wäre man nicht so unter Druck gewesen.
Ich kann mich erinnern, dass wir einmal auf der Autobahn gefahren sind und ein Autofahrer Schlangenlinien gefahren ist und den Verkehr durch seine Fahrweise behindert hat. Als wir diesen Autofahrer mit der Lichthupe darauf aufmerksam machten, dass er eine potentielle Gefahr darstellt, ist er mit seinem Fahrzeug neben uns auf gleicher Höhe gefahren und hielt ein Polizeiabzeichen ans Fenster und hat auf sein Hemd gedeutet.
Wir haben diesen Fahrer dann wegen Behinderung im Straßenverkehr angezeigt und haben noch erwähnt, dass der Fahrer eine Uniform trug, sowie das Abzeichen vorgezeigt hätte. Der Polizei, der die Anzeige aufgenommen hat, meinte dazu nur, dass man sich dadurch nicht beeinflussen lassen sollte. Auch Polizeibeamte machen Fehler und in Zivil im Privatwagen sind sie nichts anderes als die anderen Verkehrsteilnehmer.
Im Auto habe ich auch schon mal geflucht, klar. Aber dass es so weit kommen musste, dadran bin ich selbst schuld. Denn oft genug, wenn ich es eilig habe oder hatte, bin ich zu spät losgekommen. Dass ich dann Leute vor mir hatte, die etwas langsamer gefahren sind oder landwirtschaftliche Fahrzeuge, die man nicht überholen konnte, war nicht anders zu erwarten. Das sind dann schon Dinge, die mich nerven und über die ich mich fluchend äussere.
Gestikulierend wirst Du mich weniger im Auto finden, das tut nicht Not. Ich hatte aber durchaus mal einen Verkehrsteilnehmer gehabt, der so dermaßen ausgerastet ist, weil ich es gewagt hatte, etwas zu dicht an die Kreuzung zu fahren. So etwas habe ich noch nie gesehen. Zum Einen war die Straße breit genug, zum Anderen stand ich noch auf meiner Straße und nicht dort, wo dieser Autofahrer entlang gefahren ist. Da kann ich mir doch nur an den Kopf fassen.
Was nun Deinen Kontakt mit diesem vermeintlichen Polizisten betrifft, mach Dir deshalb keine Gedanken. Ein Polizeisymbol auf dem Pullover berechtigt ihn noch lang nicht, Dich anzuschnauzen und Dir eine Schulung aufs Auge zu drücken. Dazu ist er nicht befugt. Und so lang er keinen offiziellen Polizeiausweis hat vorlegen können, hätte er Dir ja sonst etwas erzählen können. Dass Du aber durcheinander gewesen bist, ist für mich nachvollziehbar und an eine Vorlegung des Ausweises denkt man ja nun auch nicht. Aber sollte so etwas noch einmal vorkommen, dann erinnere Dich doch daran oder kleb' Dir einen Post-It mit solch einer Notiz ins Auto.
Ich habe beim Autofahren schon oft Situationen erlebt über die ich mich aufregen könnte. Manchmal frage ich mich wie manche Autofahrer den Führerschein bekommen haben, so wie die fahren. Aber ich rege mich nicht auf, weil sich das einfach nicht lohnt. Wenn ich mich aufrege, dann schade ich meiner Gesundheit. Und der andere Autofahrer wird sich durch meine Aufregung und mein Gestikulieren sowieso nicht ändern.
Nun konkret zu deinem Erlebnis. Auf einer Straße 70 km/h zu fahren obwohl 100 km/h erlaubt sind, ist nicht verboten. So ärgerlich wie diese Situation auch ist - du hast kein Recht dich darüber aufzuregen. Vielleicht saß in diesem Auto eine ältere Dame, welche sich einfach nicht traut 100 km/h zu fahren. Aber das ist ihr gutes Recht, solange sie ansonsten noch sicher Auto fährt. Dein Problem war vermutlich, dass du nicht rechtzeitig losgefahren bist und deshalb im Zeitdruck warst.
Sei mir bitte nicht böse, dass ich so direkt meine Meinung geschrieben habe. Ich habe nicht die Absicht dich zu verletzten. Ich möchte vielmehr sagen, dass es einfach keinen Sinn macht sich über andere Autofahrer aufzuregen, weil du diese nicht ändern kannst. Du kannst nur dein eigenes Verhalten ändern. Beim Autofahren ist vor allem ein gutes Zeitmanagement wichtig. Wenn ich genug Zeit einplane, dann brauche ich mich nicht über unvorgesehene Verzögerungen ärgern und fahre ohne Stress.
Dass man sich über andere Autofahrer, die irgendetwas falsch machen oder scheinbar recht langsam unterwegs sind, aufregt, finde ich nicht schlimm. Man kann doch seine Gefühle nicht beeinflussen und wenn einen etwas ärgert und man dann halt flucht oder gestikuliert, ist das nur ein Ventil, um diesem Ärger Luft zu machen.
Man kann ja aufgrund des Gegenverkehrs auch nicht immer überholen und ist manchmal gezwungen, trotz Termindruck hinter den langsamer vorausfahrenden Wagen zu bleiben. Und so lange man hier nicht drängelt oder sich sonst irgendwie aufdringlich verhält, sondern einfach nur den angestauten Ärger in seinem eigenen Auto abreagiert, ohne damit jemandem zu schaden, ist das völlig in Ordnung.
Ich habe mal davon gehört dass wenn man Ausdrücke während des Autofahrens an andere Verkehrsteilnehmer sagt, auch wenn diese das nicht unbedingt hören, kann man eine Strafe kriegen. Vielleicht wollte der Polizist dich nur vorwarnen, trotzdem hätte er sich nicht so aufspielen sollen.
Ich fühle mich von solchen Autofahren bedrängt, die hinter mir fahren und Gestikulieren oder laut fluchen. Oft ist der Fahrer davor ja nicht mal Schuld, wenn es nun mal langsam vorwärts geht. Allerdings finde ich die Reaktion des Polizisten auch etwas seltsam. Vielleicht hat er sich durch dein Benehmen auch gestört gefühlt oder gedacht, dass du dadurch andere Verkehrsteilnehmer gefährden könntest.
Ich habe jedoch auch noch nie etwas davon gehört, dass so etwas zu einer Schulung oder ähnlichem geführt hat. Du hast den Fahrer vor dir ja nicht beleidigt oder ihm einen Vogel gezeigt oder ähnliches. Das wäre dann ein Grund für eine Anzeige gewesen. Wenn du es genau wissen willst, dann solltest du dich einfach mal an die Polizei wenden und den Fall schildern. Dort wird man dir sicher sagen, ob du etwas falsch gemacht hast oder ob der Polizist dir nur Angst machen wollte.
Wenn man beim Gestikulieren das berühmte "Vögelchen" zeigt oder den Mittelfinger oder die Zunge rausstreckt oder anderweitig beleidigende Handbewegungen macht, dann ist das eine Beleidigung. Das kann natürlich auch zur Anzeige führen. Auch wenn es kein Polizist ist, den man derart beleidigt und wenn dieser Polizist meint, dass er eine derartige Handbewegung oder Geste gesehen hat, dann ist das Pech für den, der so wild gestikuliert.
Weiterhin sollte man auch beachten, dass man, wenn man sich so tierisch aufregt, nicht zu dicht an den Vordermann fährt, keine Schlangenlinien fährt oder eben durch die wilde Gestikulierung nicht mehr auf den Verkehr achtet. Dann ist es selbstverständlich auch eine Gefährdung im Straßenverkehr und kann auch durchaus dazu führen, dass man angezeigt wird. Eine Schulung kann dann eventuell durch das Gericht angeordnet werden.
Auch wenn ein Polizist in einem vermeintlichen privaten Wagen, also in eine Zivilfahrzeug ist, kann es auch sein, dass er im Dienst ist. Aber egal, ob es ein Polizist ist oder ein Privatmann. Man kann durchaus im Rückspiegel seinen Hintermann beobachten und gleichzeitig auch auf den Straßenverkehr achten.
Man sollte sich immer vor Augen halten, dass es gar nichts bringt, wenn man sich so tierisch aufregt, dass man flucht und wild gestikuliert. Es geht dadurch nicht schneller und man hat nichts davon, außer einen erhöhten Blutdruck. Man verärgert seinen Vordermann noch dazu und wenn ich so einen Menschen hinter mir sehe, dann bleibe ich extra gelassen. Wenn du 6 Autos vor dir hattest, dann sieht der, der an diesem "Stau" Schuld ist deine blöden Gesten sowieso nicht. Also schone deine Nerven und bleibe gelassen.
Es ist wohl strafbar, jemanden zu beleidigen; auch der klassische Stinkefinger zählt dazu. Aber das muss der andere im Zweifelsfall ja auch beweisen können und wenn Du im Auto fluchst, was außerhalb Deines Wagens keiner hören kann, wie will man Dich da zur Rechenschaft ziehen? Genauso kann ja niemand beweisen, dass Du wegen des vor Dir fahrenden Wagens gestikuliert hast – man kann ja auch behaupten, man hätte sich über etwas anderes aufgeregt, z.B. darüber, dass man bemerkt hat, etwas daheim vergessen zu haben usw. Man kann sich hier doch prima herausreden.
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