Fluchen und Gestikulieren im Auto

Nun hatte ich aber eine ganze Kolonne von mindestens 6 Autos vor mir, die alle um die 70 km/h geschlichen sind.

Das liegt ja in aller Regel daran, dass der erste Wagen entsprechend gefahren ist. Das wirkt sich ja letztlich bis zum Ende der Schlange aus. Aber vermutlich war die Verkehrslage entsprechend! Denn sonst hätten die anderen Fahrerinnen und Fahrer ja überholen können. Daher vermute ich, dass die 70 Km/h nur ein gefühltes Schleichen waren. Ansonsten aber als angepasst gesehen werden können.

Das hat mich ziemlich wütend gemacht, weil ich es hasse, wenn andere mir die Zeit stehlen.

Es ist ein Zeichen von Charakterschwäche, wenn die korrekten Handlungen (es gilt noch lange nicht als Verkehrsbehinderung, wenn man auf Landstraßen mit 70 fährt!) anderer dazu geeignet sein können, dich zu verärgern. Und dieses Argument mit dem "Zeit stehlen" würde ich gerne mal mit Zahlen untermauert sehen. Denn wenn du nun eine Strecke von 20 Km zu fahren hast, dann schaffst du das mit den 70 Km/h in guten 16 Minuten. Fährst du nun die 100 Km/h, dann bist du bereits nach 12 Minuten am Ziel. Damit verlierst du 4 Minuten deiner Lebenszeit. Wenn das den Ärger, das Risiko und die Unvernunft rechtfertigen sollte, dann soll das so sein. In meinen Augen wäre das aber mindestens unklug. Sich also auf die "gestohlene Zeit" zu berufen, zeugt nur von fehlender Weitsicht. Gerade ganz junge Fahranfänger wollen oftmals nicht begreifen, dass sich das Rasen - wie auf der Rennstrecke - in der Regel nur minimal "lohnt". Aber wenn man bei einem Formel-1-Rennen ein paar Minuten gut macht, hat das einen massiv anderen Einfluss auf das Geschehen, als wenn man die paar Minuten auf der Landstraße "gewinnt".

Jedenfalls habe ich wohl mit den Händen herumgestikuliert und natürlich auch vor mich hin geflucht, das mache ich immer.

Das ist ein immer lustig zu beobachtendes Spiel. Ich erkläre mir das indem ich mir die Selbstverliebtheit und Überheblichkeit der anderen vor Augen halte. Schließlich macht man sich mit solchen Unbeherrschtheiten nur lächerlich. Denn spätestens nach der Grundschule sollte man sich ein wenig besser im Griff haben. Aber das ist letztlich nur Theorie, was die Geschehnisse auf den Straßen immer wieder beweisen.

Er schnauzte mich an,

Das gehört sich allerdings auch nicht. Hier sehe ich auch eine Art Nötigung als gegeben an. Niemand muss sich "anschnauzen" lassen. Das ist sicher nicht der Weg, andere zu "erziehen". Schließlich wäre das auch nicht die Aufgabe Dritter!

von wegen, er hätte mich die ganze Zeit beobachtet und beim nächsten Mal gäbe es eine Anzeige

Auch das ist Quatsch. Entweder, er zeigt die Sache an oder nicht. Solche Versprechen sind nicht mal die Atemluft wert, die man braucht, um sie auszusprechen.

Vom Grundsatz aber hat der Mann Recht. Denn was du unter Fluchen und wild Gestikulieren verstehst, kann auf der anderen Seite als Nötigung, Bedrohung und Beleidigung gesehen werden. Und das sind Straftatbestände, die Autofahrer zu Fußgänger machen können! Selbstverständlich ist es so, dass die Anzeige allein nicht genügt und schließlich wird niemand die Verfehlung zugeben. Aber wenn es tatsächlich vor Gericht geht, dann kommt es schon auf die Glaubwürdigkeit an. Sollte der nette Anzeiger auch nur einen (glaubwürdigen) Zeugen (am besten einen Unbeteiligten) nennen können, dann kann diese (dumme) Aktion wirklich dazu führen, das man den Führerschein für eine Zeit abzugeben hat!

Zumal ich ja nichts Verbotenes getan habe, mit den Händen zu gestikulieren oder zu fluchen, ist ja wohl nicht verboten!

Natürlich nicht. Aber du hast das ja nicht zu Hause hinter abgeschlossener Tür gemacht, sondern in der Öffentlichkeit und mit der Absicht, gesehen zu werden. Und genau das kann schon als (mindestens) Beleidigung gesehen werden! Da gibt es eben viel Interpretationsspielraum! So gibt es auch die Geschichte des angedeuteten Stinkefingers (der Mann wollte klug sein und zeigte den Zeigefinger). Damit hatte er aber vor Gericht keine Chance, weil der Richter klar die Absicht der Beleidigung hat erkennen können und strafte den Beklagten ab.

Ich war in dem Moment perplex

Dann hat die Sache ja wenigstens in dem Moment was Gutes gehabt. Es ist schlicht unhöflich, sich so zu benehmen und hinter dem Steuer wild zu gestikulieren! Was soll das auch bewirken? Wenn dir klar ist, dass das nichts bringt, wieso tust du es dann? Und wenn du deine "Gefühle" nicht unter Kontrolle bringen kannst (schon bei Kleinigkeiten wie in dem Fall), solltest du evtl. auf das Führen von Kraftfahrzeugen verzichten. Aus Sicherheit und Sorge um die Unversehrtheit deiner dich liebenden Mitmenschen. Welche Reaktionen zeigst du, wenn der Vordermann z.B. nur 60 Km/h auf der Landstraße fährt?

was der sich denkt?!

Was der sich denkt könnte nur spekuliert werden. Aber du könntest dir überlegen, was du dir denkst, wenn du im Wagen sitzt und fluchst bzw. "wild gestikulierst" - und vor allem ob es jemals einen für dich positiven Effekt im Sinne des Verkehrsflusses gebracht hat.

Was hat dir dein wildes Gestikulieren und Fluchen gebracht? Nichts! Während der Fahrt hast du die Hände am Lenkrad zu lassen und nicht mit ihnen in der Luft wild zu gestikulieren. Wenn du dich so im Auto benommen hast, musst du dich nicht wundern, wenn jemand anhält und dich anspricht. Da du es so eilig hattest, konntest du früher aus dem Haus gehen und nicht andere Verkehrsteilnehmer verrückt machen. Versuch bitte, dich in Zukunft nicht so aufzuregen, das bringt echt nichts.

Mir ist schon durchaus bewußt, dass es davon nicht schneller geht, aber ich bin dann so aufgebracht, dass ich meine Wut einfach rauslassen muss. Im Übrigen war der besagte Tag nicht morgens, sondern nachmittags, zum Feierabend, also konnte ich schlecht früher losfahren. Und es ist ja nur natürlich, dass man irgendwann auch mal nach Hause will! Und wie schon gesagt, ich habe weder einen Vogel, noch einen Stinkefinger gezeigt, denn dass so etwas verboten ist, bzw. angezeigt werden kann, weiß ich. Es nervt mich eben, wenn ich solche Trödler vor mir habe!

Ich habe dieses Problem mit dem Schleichen vor mir, wenn man eigentlich viel schneller fahren kann auch des öfteren. Und ganz ehrlich, ich kann dich da verstehen. Hat man es nun eilig oder nicht. Zu langsames Fahren kann verkehrsbehindernd sein und wenn man irgendwo 100km/h fahren kann, dann sollte man nicht 70km/h fahren. Und nur weil da vielleicht eine alte Dame sitzt, die nicht mehr über das Lenkrad gucken kann, ist das kein Grund dann 70km/h zu fahren. Das ist meine Meinung.

Das Aufregen und gestikulieren bringt natürlich niemandem was außer einem selbst. Das ist der springende Punkt. Das kann man doch von mir aus machen, sofern die anderen Verkehrsteilnehmer nicht behindert werden oder es nicht zu hören bekommen (was durchaus schlecht für einen selbst werden kann, wenn einer mal aussteigt ). man kann sich dadurch abregen. Ganz einfache Begründung. Ich finde da auch nichts unvernünftig dran, wenn man sich mal aufregt und es kann mir auch keiner erzählen, dass er sich noch nie aufgeregt hat. Wenn das beim Autofahren unvernünftig ist, dann doch wohl auch überall anders auch. natürlich immer unter der Prämisse, dass man sich noch soweit unter Kontrolle hat, dass man niemand anderen gefährdet oder das Fahrverhalten beeinträchtigt wird.

Andererseits würde ich auch nicht soweit gehen und sagen, dass man mir meine Lebenszeit stehlen würde. Das könnte man dann an jeder Ampel machen ... Von daher mal mit den Füßen auf dem Boden bleiben und man lernt ja mit Sicherheit daraus, dass man beim nächsten mal vielleicht etwas früher losfährt, dann kommt man auch rechtzeitig an.

Was den Polizisten angeht, wie gesagt, wenn kein gefährdendes Verhalten oder eine diesbezügliche Beeinträchtigung vorliegt, warum meint der dann so drohen zu müssen? Kann mir nicht vorstellen, dass sowas Konsequenzen hat. Natürlich würde ich mich trotzdem nicht mit dem Polizisten anlegen, wer weiß was der sich dann zusammenreimt und dann hat man nachher doch noch was an der Backe. Dass sich Polizisten einiges anmaßen, nur weil sie eine Uniform an haben, davon gehe ich schon länger aus, aufgrund meiner eigenen privaten Erfahrungen mit den grünen, jetzt blauen, Herrschaften.

Mich ärgern solche Langsamfahrer auch manchmal und da das Gestikulieren (nicht mal unbedingt das Fluchen) auch schnell ganz anders gedeutet werden kann als es ursprünglich gemeint war, halte ich mich da stark zurück und versuche den Schleicher nur zu beschwören, in dem ich dann leise etwas murmle wie: Nun gib mal ein bisschen Gas etc. Das baut dann auch schnell Spannung ab, weil man sehr schnell bemerkt, wie kindisch das Ganze doch ist.

Beim Gestikulieren wäre es vielleicht wirklich mal interessant, was das für Gesten waren. Eine hochgerissene Hand kann auch schon mal als Scheibenwischer gedeutet werden. Ein versehentlich abgestreckter Finger als Stinkefinger. Daher würde ich die Drohung nicht unbedingt auf die leichte Schulter nehmen sondern einfach mal als Hinweis, das eigene Verhalten zu überdenken und vielleicht auch anzupassen.

Ich bin beim Autofahren immer ziemlich gelassen und lasse mich auch nicht aus der Ruhe bringen, weil ich immer genug Zeit für die Autofahrten einplane. Und falls man doch zu spät kommen sollte, weil vor einem mal wieder jemand dahinkriecht, gibt's ja auch noch das Mobiltelefon. Natürlich mit Bluetooth Freisprechanlage. Ich habe demnach also noch nie im Auto fluchen oder gestikulieren müssen. Außer bei einigen Ausnahmen, als ich mit meinen Jungs unterwegs war. Aber das ist eher Spaß gewesen und das Fluchen hat auch immer mit einem Gelächter geendet.

Mir ist so eine Situation noch nicht passiert. Ich versuche aber auch, im Auto nicht wild zu gestikulieren, weil es ja doch nichts bringt. Wenn einige Autos mit niedriger Geschwindigkeit vor einem her fahren, bringt es doch nichts, wenn man sich aufregt. Dann sollte man einfach die Ruhe bewahren und entspannt hinterher fahren, wenn man nicht überholen kann.

Natürlich fluche ich im Auto auch schon mal vor mich hin, aber das kann mir ja keiner verbieten. Das passiert mir aber auch nur, wenn ich zu wenig Zeit eingeplant habe und sowieso schon spät dran bin. Ich muss auch ehrlich sagen, dass ich bei Dränglern, die hinter mir dicht auffahren und wild gestikulieren, erst recht die vorgeschriebene Geschwindigkeit und nicht einen km/h schneller fahre.

Ich finde es sehr fraglich, sich so stark aufzuregen, wenn die Autos vor einem nur ein wenig langsamer fahren. Klar, nicht alle verhalten sich im Straßenverkehr optimal, aber das ist kein Grund in irgendeiner Weise zu gestikulieren oder auszurasten. Man selber macht schließlich auch mal Fehler und wenn man jetzt das Pech hat, jemanden vor sich zu haben, der lediglich siebzig statt hundert fährt, dann ist das eben so. Darüber kann man sich dann ärgern, aber daran ändern kann man ja ohnehin nichts, also kann man es auch gleich lassen, sich da in etwas herein zu steigern.

In der Fahrschule hieß es immer, dass Emotionen nicht hinter das Steuer gehören und das sehe ich genauso. Man sollte sich schon so weit unter Kontrolle haben, dass einem so etwas in der Art eigentlich relativ gleichgültig ist und man sich dann halt einfach freut, wenn die langsam fahrende Person vor einem einfach abbiegt und endlich nicht mehr da ist. Es ist also kein Wunder, dass die Polizei dich darauf anspricht. Wer nämlich so hinter dem Lenkrad herum gestikuliert, konzentriert sich möglicherweise nicht auf das Fahren und das ist dann eher suboptimal.

Allerdings haben sie es ja bei einer Belehrung gelassen. So schlimm ist es also nicht und solange man jetzt nicht stark ausfallend wird und beispielsweise den Mittelfinger zeigt, hat das denke ich auch keine Konsequenzen, wird vielleicht nur nicht wirklich gerne gesehen.

Also ich lebe, wie ihr aus vielleicht schon wisst, in der Türkei und hier sind die Verkehrsteilnehmer ganz anders als in Deutschland. Hier fahren alle ein bisschen aggressiver und deswegen sind auch die Gesten und Ausdrücke währenddem man Auto fährt ziemlich aggressiv. Das gehört hier eigentlich schon zum Alltag dazu und ich bin jemand, der so etwas immer mit Humor nimmt.