Woher bekommen illegale Filmportale ihre Filme?

vom 08.06.2011, 14:32 Uhr

Ich habe neulich auch im Spiegel-Online oder so gelesen, dass sehr viele der Filme nicht Mals unbedingt aus Deutschland/deutschen Kinos kommen. Wie du dir sicher vorstellen kannst, sind die Sicherheitsstandards und Kontrollen in vielen Ländern nicht so hoch wie in Deutschland. Ich habe dort gelesen, dass sehr viele dieser illegalen Raubkopien aus dem Ausland kommen - Meist aus dem östlichen Europa bis hin nach Russland. Dies erkenne man auch sehr gut daran, dass viele der Filme einen russischen/osteuropäischen Untertitel bei fremder Sprache haben.

Die Filme werden dort überspielt und nach Europa gebracht. In Europa wird dann einfach noch eine vernünftige, deutschsprachige Audiospur für den Film besorgt. Diese wird oft dann einfach schlicht aufgespielt, weshalb es in solchen illegalen Filme auch oft passiert, dass sich die Münder total asynchron zu den Dialogen bewegen. Natürlich gibt es aber auch in Deutschland noch immer Leute mit Camcordern, oder auch Kinos, welche die Filme einfach verbreiten.

Die Portale selbst "bekommen" ihr Filme hochgestellt und stellen diese nicht selbst hoch, weshalb man vielen dieser Online-Portale auch rechtlich nicht sehr viel kann. Diese stellen lediglich einen Ort im Internet zur Verfügung, wo Links gesammelt werden, die zu diesen Videos, hochgeladen auf anderen Hostern, führen.

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» damomo » Beiträge: 3334 » Talkpoints: -0,80 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Julix hat geschrieben:Wie heute eigentlich durch alle IT-Portale geistert, wurde Kino.to von der GVU hochgenommen und mindestens 15 Personen die zu den Betreibern zählen sollen wurden festgenommen. Ich denke mal da wurde die Schallmauer der Grauzone durchschossen.


Wie kommst du denn darauf? Zum einen ist ja noch keine einzige Person der Kino.to-Betreiber verurteilt, womit noch gar nichts feststeht. Zum anderen war das Betreiben solcher Seiten schon immer illegal, genauso wie auch das Hochladen solcher Filme und wie man hört, sollen die Betreiber der Seite durchaus auch den Großteil der Filme über andere Seiten selber angeboten haben. Aber all das ist seit langer Zeit keine Grauzone mehr und darum geht es bei der aktuellen Diskussion auch nicht.

Die Grauzone liegt vielmehr bei den Nutzer solcher Portale. Illegal und strafbar ist bisher nur das Downloaden von Raubkopien und der Besitz solcher Kopien. Wer also so einen Film downloadet und dann zu Hause schaut, der macht sich strafbar, das ist soweit klar. Nur beruht das Prinzip von Seiten wie Kino.to ja eben nicht darauf, dass du die Filme downloadest um sie dann immer wieder zu schauen, sondern sie werden gestreamt. Fraglich ist dabei aber ob das nun auch als Besitz gezählt werden kann, da zumindest temporär ja der Film oder die Serie auf dem Rechner oder im Arbeitsspeicher als Kopie angelegt wird. Das würde dann in Augen einiger Rechtsexperten ebenfalls illegal sein und das gilt es nun zu klären und dürfte damit richtungsweisend für die Zukunft solcher Streamingportale sein.

Crispin hat geschrieben:Aber selbst wenn die Filme aus dem Kino geklaut wären, wieso sollte sich jemand die Mühe machen? Für das hochladen dieser Filme bekommt man doch kein Geld, sondern arbeitet nur zusätzlich oder irre ich mich da?


Ja du irrst dich da schon gewaltig. Natürlich zahlt dir keiner Geld für das Hochladen der Filme und da es die Filme auf genügend Seiten kostenlos gibt, bezahlt auch keiner dafür, dass er sich die Filme anschauen kann. Aber wenn man tatsächlich nichts daran verdienen sollte, was meinst du warum sich jemand die Mühe macht und das Risiko eingeht, irgendwann erwischt und verhaftet zu werden? Weil man natürlich dennoch eine Menge Geld damit verdienen kann. Das Zauberwort hier heißt Werbebanner, die von vielen User angesehen werden und damit gibt es eine Menge Geld von den Anbietern der Banner für die Betreiber der Seite. Die Betreiber von Kino.to sollen ja mehrere Millionen Euro über die Werbung verdient haben und dann versteht man schon, warum sie da soviel Arbeit reingesteckt haben.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


@ Klehmchen
Ich sehe es genau anders herum als du. Die Grauzone liegt viel mehr bei den Betreibern als bei den Benutzern. Der Benutzer macht sich strafbar wenn er urheberrechtlich geschütztes Material downloadet. Dabei spielt es keine Rolle ob Download oder Stream. Denn auch bei Streams landen die Daten auf der Festplatte.

Anders sieht es hier jedoch bei den Betreibern solcher Portale aus. Hier gibt es bisher keine oder nur wenige richtungweisende Urteile. Wäre das ganze generell illegal währen schon weit aus mehr solcher Portale von deutschen Betreibern verschwunden.

Bei Kino.to versucht es die Staatsanwaltschaft mit der Anklage zur Bildung einer verbrecherischen Organisation mit dem Hintergrund der Verbreitung von Urheberrechtlichen Material.Dagegen könnte man beispielsweise argumentieren, dass solche Seiten nur Links sammeln und bereitstellen und somit nichts weiter als eine Art spezialisierter Suchmaschine sind. Vor allem, da diese Links auch über Google gefunden werden können. Theoretisch müsste man Google dann ebenfalls anklagen, da diese Suchmaschine auch Links zu urheberrechtlich geschützten Material bereitstellt.

Wie man sieht ist die Rechtslage auf dieser Seite alles andere als klar.

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» Smoon » Beiträge: 440 » Talkpoints: 2,83 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Smoon hat geschrieben:Dabei spielt es keine Rolle ob Download oder Stream. Denn auch bei Streams landen die Daten auf der Festplatte.


In den Augen vieler Rechtsexperten spielt es aber doch eine Rolle, denn bisher gibt es nicht ein einziges Urteil in Deutschland was das Schauen von illegal gestreamten Filmen oder Serien angeht, da die Kopien ja nur temporär gespeichert werden und nicht weiter vom Nutzer verbreitet werden. Und ob du es nun glaubst oder nicht, ich gehe fest davon aus, dass sich an diesem Problem erstmal nichts ändern wird, da es wohl gegen die reinen Nutzer keine Anklagen geben wird, schon allein aus dem Grund des völlig ungewissen Ausgangs solch eines Prozesses.

Anders sieht es hier jedoch bei den Betreibern solcher Portale aus. Hier gibt es bisher keine oder nur wenige richtungweisende Urteile. Wäre das ganze generell illegal währen schon weit aus mehr solcher Portale von deutschen Betreibern verschwunden.


Die Grauzone liegt hier lediglich bei den Betreibern, die wirklich nur ihre Seite als eine Art Suchmaschine gestalten und fremde Links bereitstellen. Sobald man selber was speichert oder hochlädt ist man raus aus der Grauzone und genau das scheint ja bei Kino.to der Fall zu sein. Hier wurden eben nicht nur Links angeboten, sondern wohl auch alles für den Upload bereitgestellt und Nutzer dazu angehalten illegale Daten bei ihnen hochzuladen.

Bei Kino.to versucht es die Staatsanwaltschaft mit der Anklage zur Bildung einer verbrecherischen Organisation mit dem Hintergrund der Verbreitung von Urheberrechtlichen Material.Dagegen könnte man beispielsweise argumentieren, dass solche Seiten nur Links sammeln und bereitstellen und somit nichts weiter als eine Art spezialisierter Suchmaschine sind.


Das galt für die bisherigen Fälle. Die Kino.to Betreiber haben aber wohl selber auch genug Speicher bereitgestellt auf denen die Daten gelagert werden konnten. Vielmehr wird es aber darum gehen, dass man einfach ein härteres Urteil haben will. Urheberrechtsverletzungen sind ausgelutscht und hauen niemanden vom Hocker. Ich denke daher man will jetzt zum einen das kompelxe Geschäftsmodell mit einbeziehen und eben auch ein Zeichen setzen, was in den Augen der Staatsanwaltschaft und GVU andere davon abhalten soll in einem ähnlich großen Stil wie Kino.to zu agieren. Ob es klappt wird man sehen.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Welche Anreize könnte es haben, Filme illegal ins Netz zu stellen? Mal abgesehen davon, dass es verboten ist und schwere Strafen nach sich ziehen kann, stelle ich mir vor, dass man einerseits bestimmte Werbeeinnahmen bekommen könnte. Auch könnte es sein, dass der Gemeinschaftsgedanke eine Rolle spielt.

Was meine ich damit? Die Filmindustrie macht Millionengewinne, die sie durch hohe Preise bei DVDs und Blurays verdient. Es dauert sehr lange, bis ein Film von der Leinwand ins Fernsehen kommt. Nicht jeder kann es sich leisten, die teueren DVDs zu kaufen. Und abwarten will auch nicht jeder. Nun kommt der Gemeinschaftsgedanke ins Spiel. Wenn jeder nur einen Film kauft und dann ins Netz stellt, dann hat man eine riesiege Auswahl an Filmen für einen Bruchteil des Geldes.

Das ist natürlich nur sehr oberflächlich gedacht. Dadurch verliert die Filmindustrie Millionen von Dollar pro Jahr, und es können weniger neue Filme produziert werden. Daher unterstütze ich diesen Gemeinschaftsgedanken nicht.

» bigfoot11de » Beiträge: 575 » Talkpoints: 3,11 » Auszeichnung für 500 Beiträge


bigfoot11de hat geschrieben:Es dauert sehr lange, bis ein Film von der Leinwand ins Fernsehen kommt. Nicht jeder kann es sich leisten, die teueren DVDs zu kaufen. Und abwarten will auch nicht jeder. Nun kommt der Gemeinschaftsgedanke ins Spiel.


Wäre möglich, aber man könnte bei diesem Gedankengang ja auch einfach auf die Idee kommen, sich mit der GVU und den Filmvertreibern an einen Tisch zu setzen und daraus ein seriöses Geschäftsmodell machen. Man bietet aktuelle Filme und Serie in guter Qualität als Stream an und verlangt dafür ein geringes Entgeld von vielleicht 1 Euro pro Film oder Folge einer Serie. Sowas gibt es in den USA ja durchaus schon und gerade wenn man zeitig amerikanische Serien sehen will, bevor sie hier ausgestrahlt werden, könnte man das ja völlig legal machen.

Ich wäre da also eher vorsichtig, die Kino.to-Gemeinde als Gutmenschen und Revoluzer abtun zu wollen. Bei vielen dürfte da wohl eher der finanzielle Aspekt eine Rolle gespielt haben. Die Betreiber wollten Geld verdienen und die Nutzer wollten keines ausgeben. Trifft sicher nicht auf alle zu, aber es dürfte schon ein wesentlicher Eckpfeiler von Kino.to gewesen sein.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


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