Ausbildung zum Rettungshelfer - Ablauf?
Meine Freundin steckt derzeit mitten in der Berufsorientierungsphase und hat auch schon den einen oder anderen Berufseignungstest hinter sich gebracht. Dabei hat sich herauskristallisiert, dass eine Ausbildung zum Rettungshelfer ihr durchaus passen könnte und deswegen möchte sie sich nun in diese Richtung für eine Ausbildungsstelle bewerben.
Leider haben weder sie noch ich wirkliche Ahnung, wie eine Ausbildung zum Rettungshelfer aussieht und welche Lerninhalte insgesamt vermittelt werden. Deswegen wäre es sehr nett, wenn jemand, der sich ein wenig mehr mit diesem Ausbildungsberuf auskennt, hier mal melden würde und von seinen Erfahrungen und Erlebnissen erzählen würde, um meiner Freundin die Auswahl ein wenig leichter zu machen. Welche Fähigkeiten werden in der Praxis besonders gefragt? Wo könnte sie sich überall bewerben? Welche Vorkenntnisse sollte man vor Ausbildungsbeginn haben?
Ist ein Rettungshelfer denn das Gleiche wie ein Rettungssanitäter? Ich bin zwar beides nicht, aber habe letztens von einem Freund den Alltag geschildert bekommen. Er hat jetzt gerade seine Prüfung hinter sich und ist jetzt meines Wissens nach richtiger Rettungsassistent oder wie das heißt. Eben die, die im Krankenwagen sitzen, aber kein Arzt sind. Er hat sich dafür entschieden, da er wegen seines Abitures nicht gleich einen Studienplatz für Medizin bekommen hat.
Den größten Teil seiner Arbeit machen wohl alte Menschen aus (die ernsthaft alle 5 Sekunden im Krankenwagen fragen "Wo bin ich?" und man sie anschreien muss, damit sie es akustisch verstehen). Er meinte man müsse in dem Job viel Humor mitbringen und solche Sachen mit Humor nehmen. Einen anderen Teil machen viele Betrunkene aus, die sehr stark riechen, nicht unbedingt nur nach Bier. Sicher gibt es auch andere Menschen, die er behandelt, die sind aber eher in der Minderheit.
Ich denke man darf das nicht nur von der Seite "Ich möchte Menschen helfen" sehen, sondern sich auch darüber im Klaren sein, dass der Job nicht einfach ist und man nicht nur mit netten und angenehmen Menschen zusammen ist. Das ist jetzt sicher nicht sehr aufmunternd, aber vielleicht kann ja jemand anders auch mal eine positive Erfahrung schildern.
Soweit ich weiß wird unterschieden zwischen Rettungshelfer, Rettungssanitäter und Rettungsassistent. Die Berufe unterscheiden sich in der Ausbildungsdauer und der Qualifikation. Die Ausbildung zum Rettungsassistenten dauert zwei Jahre, die zum Rettungssanitäter nur drei Monate, die Rettungshelferausbildung oder der Kurs ist glaube ich noch kürzer.
Wenn dauerhaft ein Beruf in dieser Richtung angestrebt ist, würde ich die Ausbildung zum Rettungsassistenten empfehlen. Der Verdienst ist besser und der Rettungsassistent hat gegenüber dem Rettungshelfer und dem Rettungssanitäter mehr Kompetenzen, darf mehr machen.
Ein Freund von mir ist Rettungsassistent und diese Ausbildung beinhaltet die Ausbildung zum Rettungssanitäter. Oder er hat erst die Sani-Ausbildung gemacht und dann weiter den Rettungsassistenten, das weiß ich nicht genau. Allein als Rettungsassistent hat man aber noch Aufstiegschancen und kann zum Beispiel auch noch eine Fortbildung zum Lehrrettungsassistenten machen.
Zum Thema Rettungsdienst empfehle ich ein recht großes Online-Lexikon zur Rate zu ziehen, dort steht alles wichtige zum Thema Ausbildung, Arbeit etc. Wichtig: Jedes Bundesland hat eigene Rettungsdienstgesetze, dementsprechend kann ich hier nur für das Bundesland Bremen sprechen, wo ich meine Ausbildung zum Rettungssanitäter gemacht habe. Und nun zu dir: Erstmal vorneweg: Keine Gute Idee Warum sage ich am Ende... Und zwar erst mal die verschiedenen Berufsqualifikationen:
Rettungsassistent:
- Nach dem Notarzt Ranghöchste Person im Rettungsdienst
- Ist im Prinzip auf dem Rettungswagen die Person mit dem meisten Wissen und meisten Befugnissen
- kann - salopp gesagt - jede Art von Fahrzeugen des Rettungsdienst besetzen: RTW, KTW, NEF (Notarzteinsatzfahrzeug (Notarzt + RA)), NAW (Notarztwagen = RTW mit Notarzt) etc...
- Ausbildung zum RA dauert - in Deutschland (!) 2 Jahre: Ein Jahr abwechselnd Unterricht in der Rettungsdienstschule und Praktika in Krankenhäsuer, sowie im Rettungsdienst; das zweite Jahr ist das sogenannte Annerkennungsjahr, wo der zukünftige RA als Praktikant ein Jahr auf dem Rettungswagen mitfährt und den Praxisalltag lernen soll.
Unter dem Rettungsassistent steht der Rettungssanitäter
- Zweite Person auf dem Rettungswagen oder
- Erste Person auf dem Krankentransportwagen
- Ausbildung: 160 Stunden theoretische Ausbildung (mit Abschlussprüfung), anschließend 160 Stunden Praktikum im Rettungsdienst und 160 Stunden Praktikum im Krankenhaus. Und zum Abschluss danach einen 40 Stündigen Abschlusslehrgang mit Prüfung. --> also insgesamt 3 Monate und 1 Woche
Und als letzter in der Hierachie des Rettungsdienstes steht der
Rettungshelfer
- (in Bremen!) Gar nicht auf den Rettungswagen vertreten (!!!)
- Zweiter Mann auf dem Krankentransportwagen
- Ausbildung: 160 Stunden theoretische Ausbildung (mit Abschlussprüfung), 80 Stunden Praktikum im Rettungsdienst und 80 Stunden Praktikum im Krankenhaus
Das vielleicht wichtigste: Rettungsassistent ist eine staatlich anerkannte Berufsausbildung, Rettungssanitäter und Rettungshelfer nicht!
Fazit: "Nur" mit dem Rettungshelfer wird sie nicht glücklich werden, es fehlen einfach wichtige medizinische Grundlagen um vernünftig arbeiten zu können.Und vorallem sind die Chancen eine Stelle zu bekommen extrem schlecht, da es in D viel zu viele RAs gibt, die dann - bei gleichem Gehalt - besser qualifiziert sind...in Bremen z.B. sind beinahe alle Rettungswagen nur mit Rettungsassisten besetzt und als RS bekommst du nur mit sehr sehr viel Glück eine Stelle. Nebenbei: M.E. ist selbst die RA-Ausbildung in Deutschland viel zu "simpel" und nicht tiefgründig genug...
Zur Erklärung der Abkürzung KTW, RTW und NEF, also des "Arbeitsplatzes" Der RTW - Rettungstransportwagen ist das Auto, das kommt wenn du beim Gardinenaufhängen vom Stuhl fällst und dir das Bein gebrochen hast. Dann kommt der Rettungswagen (meistens mit Alarm und Blaulicht) und fährt dich ins Krankenhaus. Dieser RTW kann dann eine kompetente Erstversorgung geben und auch bei instabilen Patienten (Herzinfarkt etc.) den Patienten sicher ins Krankenhaus transportieren.
Der KTW - Krankentransportwagen ist für den Transport von stabilen Patienten gedacht, z.B. von einem Krankenhaus ins nächste oder von der Arztpraxis ins Krankenhaus. Dementsprechend ist er auch "nur" mit RS und RH besetzt (in der Realtität meistens auch nur mit RS oder RS und RA)
Der KTW fährt überwiegend ohne Alarm und muss keine "direkte Erstversorgung" durchführen, sondern nur darauf achten, dass der Patient heil ankommt.
In Bremen fährt der Notarzt im Rendevouz-System, das bedeutet, wenn ein Notarzt benöigt wird, kommt er seperat (Mit Mercedes Viano) zum Ort des Geschehens und übernimmt vor Ort die Leitung und verstärkt so die geballte Kompetenz vor Ort Und als Fahrer hat der Notarzt (NA) immer einen RA dabei...also wenn Oma Blümchen einen Herzinfarkt hat, stehen 2 RA, 1 RS und 1 NA im Wohnzimmer auf dem Blümchenteppich und hilft ihr. So weit soll es erstmal sein. Also, besser gleich eine RS-Ausbildung machen, oder erstmal ein "Schnupperpraktikum" auf dem Rettungswagen absolvieren, sprich eine oder zwei Schichten mal mitfahren.
Und noch ein Tipp: die Ausbildung bei einer der großen Hilfsorganisationen machen, wie ASB, DRK, Malteser oder Johanniter, und nicht zu privaten Schulen gehen...die Qualität der Ausbildung schwankt extrem bei den unterschiedlichen Schulen und die Hilfsorgas haben fast immer bessere Dozenten, Übungsmaterialien etc pp Falls noch Fragen sind, einfach eine der örtlichen Hilfsorganisationen oder Rettungsdienstschulen anfragen oder im Internet googlen! P.S. eine Sache habe ich noch nicht angesprochen: die Rettungsdienstausbildungen müssen komplett selbstfinanziert werden, also ca. 1500€ für den RS und ca. 3-4000€ für den RA...Ob es in D irgendwo auch Schulen gibt, die es anders finaziert bekommen weiß ich nicht...
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