Verwandtschaftshilfe - wann ist Schluß?

Bei mir ist definitiv Schluss mit der Verwandschaftshilfe wenn es anfängt in Arbeit auszuarten, wenn ich merke dass ich ausgenutzt werde oder die Arbeiten durchaus auch selber erledigt werden können.

Um mal ein paar Beispiele zu nennen, ich würde niemals bei einem kompletten Hausbau oder einer kompletten Haussanierung helfen. Hier ist absehbar dass ich viele Wochenenden und meine Freizeit in Größenordnungen opfern muss. Mal ein Wochenende ist in Ordnung um den guten Willen zu zeigen, mehr aber nicht. Neulich wurde ich vom Vater der Freundin meines Sohnes gefragt ob ich ihm bei einer Festveranstaltung als Buffetkraft helfen könnte, das habe ich auch abgelehnt. Hier werde ich nur ausgenutzt, ein paar Aushilfen mit einem kleinen Stundenlohn kann man ruhig bezahlen wenn man dabei noch die große Kohle macht. Außerdem wäre es mir nicht recht wenn die Besucher mich da hinter dem Tresen erkennen. Die geladenen Gäste sind voraussichtlich alles Geschäftsleute mit denen ich als Behördenvertreter auch beruflich oft zu tun habe und das tut meinem Ansehen nicht gut. Außerdem müsste ich so etwas auch meinem Arbeitgeber melden damit es später keinen Ärger mit einer Nebentätigkeit gibt, auch wenn sie sicherlich nicht bezahlt wird.

Neulich wurde ich auch von einer befreundeten Familie gebeten beim Umzug zu helfen. Hier sollte eine Zweitwohnung 250 Kilometer von hier entfernt geräumt werden um mit dem ganzen Krempel in die Schweiz zu verladen. Auch hier habe ich abgesagt, mit Bauchschmerzen allerdings weil ich doch einige Verpflichtungen gegenüber der Familie habe. Ich hätte wirklich gerne geholfen, aber der Anfahrtsweg war mir mit ungefähr drei Stunden Fahrzeit einfach zu lang und aufwendig. Das hätte mich schon mindestens 50 Euro an Spritgeld gekostet und dafür kann man sich schon für fünf Stunden einen Helfer verpflichten. Auch hat der Umziehende den Termin so blöd geplant dass ich extra einen Tag Urlaub dafür nehmen müsste. Dafür sind mir meine Urlaubstage doch zu kostbar und die verbringe ich auch lieber mit meiner Familie. Ich hatte auch den Eindruck dass der Termin absichtlich so ungünstig gelegt wurde weil das Mietauto in der Woche billiger war als am Wochenende, dass es in einer Großstadt mit ein paar hunderttausend Einwohnern überhaupt keine Miettransporter mehr am Wochenende selbst bei äußerst kurzfristiger Planung mehr gibt kann ich nicht so recht glauben. Selbst wenn die einschlägigen Firmen keine geeigneten Fahrzeuge mehr haben, auch etliche Tankstellen, Möbelhäuser und Baumärkte vermieten ihre Kundenfahrzeuge.

Ich bin ebenfalls der Meinung, dass du dich hier in übertriebener Weise über etwas ganz harmloses mokierst, das dich darüber hinaus auch überhaupt nichts angeht. Auf die Freizeitgestaltung deines Partners hast du erst einmal keinen Einfluss und ich persönlich fände es total besitzergreifend, wenn eine Partnerin oder ein Partner mir vorschreiben wollte, mit wem ich meine Freizeit zu verbringen habe. Dein Freund ist der einzige, den diese Sache überhaupt etwas angeht. Zeit mit dem Partner zu verbringen ist schön und gut, aber man muss auch nicht dauernd aufeinanderhocken, auch wenn ich mir sehr wohl im Klaren darüber bin, dass genau diese symbiotischen Beziehungen von vielen Leuten gewünscht werden. Da gilt es dann direkt als außergewöhnlich oder gar schrecklich, wenn der Partner mal ausnahmsweise die Freizeit mit Freunden oder mit der Familie verbringen möchte - und das vielleicht sogar mehr als einmal im Jahr.

Letztendlich war es doch scheinbar wirklich so, dass du und dein Partner noch nichts geplant hattet. Sperrmüll kann man immer rausstellen und das dauert wohl kaum den ganzen Tag. Als wir die Wohnung meiner Oma komplett aufgelöst haben, hat es vielleicht zwei bis drei Stunden gedauert, bis die restlichen Sachen aus der Wohnung und den beiden vollgepackten Kellern vor die Tür gestellt waren. So etwas schafft man meistens auch alleine, oder bist du ohne deinen Freund nicht in der Lage, mit anzupacken? Außerdem hättest du doch sicher auch mit zu der Schwester deines Partners fahren können, sofern du es nicht ertragen kannst, wenn er mal ohne dich etwas unternimmt. Bei der Sache mit dem Heizungsventil wäre das natürlich albern, sofern du dich damit eh nicht auskennst, würde es keinen Sinn machen, dass du da mitgehst. Aber Laminat kann wirklich jeder verlegen, dabei hättest du doch helfen können. Du schreibst, dass die Schwester deines Freundes mehrfach Hilfe von ihrem Bruder in Anspruch genommen hat. Du schriebst aber nur von der einen Aktivität mit dem Sperrmüll. Bevor man blöd zusammen auf dem Sofa rumsitzt, kann man sich doch dann wirklich lieber aufraffen und der Schwester helfen.

Wenn dein Freund bisher nichts gesagt hat, wird er wohl nichts dagegen haben, seiner Schwester zu helfen. Warum auch? Solange sie nett fragt und in anderen Situationen vielleicht auch ihre Hilfe anbietet, ist das doch in Ordnung. Ich würde in einer solchen Situation auch helfen. Allerdings bin ich auch niemand, der dauernd am Partner kleben muss. Ich finde es wichtig, dass man auch Zeit mit Freunden und Familienmitgliedern verbringt, eine Beziehung kann das auch nicht ersetzen - und soll es auch gar nicht. Ein Partner ist ein Mensch von vielen, die im Leben eines Menschen eine Rolle spielen dürfen. Anhand deines Postings habe ich den Eindruck, dass du deinen Partner allein für dich beanspruchst. Woher nimmst du diese Überzeugung?

Falls dein Freund sich ausgenutzt fühlen sollte, muss er seiner Schwester das eben sagen. Das ist aber nicht deine Aufgabe, sondern allein seine. Solange er nichts sagt, wird er wohl kein Problem damit haben. Wenn er dann ab und zu mal Zeit mit seiner Familie oder mit Freunden verbringt, ist das doch seine Sache. Du wirst schon nicht zu kurz kommen, nur weil er seiner Schwester mal ein bisschen unter die Arme greift. Massiv übertrieben fände ich deine Einstellung, wenn ihr vielleicht auch noch zusammen wohnen würdet. Wenn man vielleicht eine Fernbeziehung über 500 Kilometer führt und sich nur zwei- bis dreimal im Monat besucht, könnte ich deine Kritik noch verstehen. Ansonsten wird es schnell übertrieben.