Pünktlicher Feierabend - kein Recht mehr darauf?
Derzeit bin ich manchmal wirklich sehr verunsichert und frage mich, ob ich einen entscheidenden Wandel in der Berufswelt verpasst habe. Dass man pünktlich kommt und nicht erst auf die Sekunde zum Dienstbeginn, das scheint sich ja nicht verändert zu haben. Wie ist es aber mit dem Feierabend? Ist es da nicht mehr politisch korrekt pünktlich zu gehen, natürlich nicht Punkt Feierabend alles fallen zu lassen und dann zu gehen, aber eben doch pünktlich die angefangene Arbeit zu beenden und dann eben die Freizeit zu genießen?
Ich hatte jetzt schon mehrfach Gespräche mit Kollegen, die sich über andere Kollegen mokierten, die es wagen pünktlich zum Feierabend aus dem Büro zu gehen, obwohl die Arbeit so weit erledigt ist, wie nötig. Das würde ja einen schlechten Eindruck machen. Außerdem haben wir einen Abteilungsleiter, der einige seine Mitarbeiter zu sich zu einem Dienstgespräch bittet, wenn diese Feierabend haben. Das gilt als normal und wird vom Geschäftsführer und Unternehmensgründer so auch absolut befürwortet. Das ist nun eben schon einigen Kollegen schon so in Fleisch und Blut übergegangen, dass ich mich manchmal schon mit einem schlechten Gewissen zum Feierabend aus dem Büro schleiche.
Das hängt ganz davon ab, in welcher Branche du arbeitest, ansonsten natürlich auch von der Position. Da du einen Abteilungsleiter über dir hast, gehe ich mal davon aus, dass du selbst keine Führungsverantwortung hast. Es gibt durchaus Branchen, da gibt es keinen "normalen Feierabend".
Arbeitest du beispielsweise für eine Unternehmensberatung hast du dann Feierabend, wenn die Arbeit für den Kunden soweit fertig ist und der Partner (Projektleiter) nichts mehr von dir an dem Abend braucht. Die Unternehmensberatungen sind natürlich ein Extremfall. Generell würde ich aber auch nie auf die Minute genau Feierabend machen, aber wenn denn gar nichts mehr ansteht, würde ich nicht länger als eine halbe Stunde bleiben.
Bei uns im Restaurant wird gemeinsam Feierabend gemacht, sprich niemand muss sich raus schleichen oder ähnliches, man versammelt sich halt bei uns um den Tresen herum, genießt sein Feierabendbier und danach schmeißt meine Frau alle gemeinsam raus und schließt hinter sich die Tür zu.
Vorgestern habe ich mir den Kochkessel in einer Küche einer Kurklinik "ausgeliehen" und dort geht es definitiv anders zu. Die Frühschicht endete um 14.30 Uhr, bzw. 14.18 Uhr, da dort eine 39 Stundenwoche vorherrscht und die Mitarbeiter ihre Stunde auf die Woche verteilt bekommen. Es war also wirklich so, dass Punkt 14.18 Uhr bereits niemand mehr von der Frühschicht in der Küche, respektive dem Speisesaal stand.
So etwas habe ich auch mal erlebt. Wir hatten eigentlich Gleitzeit, so dass ich immer gegen kurz vor 06:30 Uhr eingestempelt und um 15:30 Uhr ausgestempelt habe. Schließlich hatte ich immer einen Arbeitsweg von 58 km
mit dem Auto, da hat man ja auch keinen Bock, erst so spät loszufahren. Irgendwann wurde ich dann angezählt,
von wegen, ich dürfte nicht vor 16:00 Uhr gehen. Da fragt man sich dann aber, wozu es Gleitzeit gibt, zumal auch keine Kernzeit vereinbart war. Glücklicherweise hatte ich zu diesem Zeitpunkt schon die Zusage der Firma, in der ich jetzt arbeite und nur 15 Minuten mit dem Auto brauche. So konnte ich promt am nächsten Tag kündigen, was
für mich ein innerlicher Vorbeimarsch war!
Aber damals war es auch so, sobald man das Büro verlassen hat, gingen die anderen Köpfe direkt zur Uhr, ich finde das sowas von kindisch! Ich finde, wenn man nicht einfach früher geht und seine Arbeit geschafft hat, kann man auch Feierabend machen. Wo bitte macht es denn einen schlechten Eindruck, wenn man es sich "wagt", pünktlich zu gehen?! Das verstehe ich überhaupt nicht. Vielleicht liegt es auch an meiner grundsätzlichen Einstellung zu diesem Thema, denn ich bin ein absoluter Gegner von Überstunden und würde nur im Notfall
länger bleiben.
In der Firma, in der ich jetzt arbeite, habe ich noch nie länger gemacht und ich arbeite da jetzt fast 10 Jahre. Gut, ich bin zwar auch immer fast eine Stunde vor Arbeitsbeginn im Büro, aber lieber früher anfangen, als länger zu machen. Ich denke, wenn man seine Arbeit richtig organisiert und alles nach Prioritäten abarbeitet, muss man nicht unnötig länger machen. Leute, die die Nase rümpfen, nur weil andere ihr Recht auf einen pünktlichen Feierabend in Anspruch nehmen, brauchen vermutlich nur Zündstoff zum Lästern oder sie haben keine anderen Interessen. Man hat ja schließlich auch noch ein Leben außerhalb der Arbeit!
Ich kann deine Beobachtungen teilen! Wer sich nicht für den Job aufopfert und mindestens zehn Minuten länger bleibt, dem liegt nichts an der Arbeit. Eine Zeit war es so schlimm, dass ich mich gar nicht mehr getraut habe pünktlich zu gehen. Da bin ich gut und gerne eine viertel Stunde oder gar eine halbe Stunde länger geblieben, einfach um mit Einsatz zu glänzen. Dabei werden mir Überstunden nicht einmal bezahlt, die kann ich irgendwann abbauen, nur wird das auch nicht gerne gesehen. Außerdem wird es einem sowieso nicht gedankt.
Meiner Meinung nach tragen die Kollegen einen beträchtlichen Teil dazu bei, dass es so ist wie es ist. Es traut sich zumindest in meiner Branche wirklich keiner pünktlich zu gehen. Irgendwie wird es von einem als selbstverständlich genommen mehr zu tun als die Bezahlung hergibt. Der Arbeitgeber profitiert von seinen sozialen Arbeitnehmern, die die anderen doch nicht einfach hängen lassen wollen. Außerdem bekommt unser eins (bin noch Azubine) gerne unzählige Aufgaben in die letzten fünf Minuten vor Feierabend aufgedrückt. Wer hat da bitte schon den Mut zu sagen "Nein"?
Ebenso nervig sind jene, die schon 20 Minuten vor Arbeitsbeginn da sind.
Ich denke mal es liegt sicherlich mit daran wieviel zu tun ist, und ob die Arbeit heute noch erledigt werden muss. Ich selbst habe eigentlich kaum pünktlich Feierabend, aber habe mich auch schon dran gewöhnt. Allerdings habe ich auch ab und an das Glück eher gehen zu können, da ich meine Tagesarbeit erledigt habe.
Ich kenne allerdings ein paar Personen, die meistens immer 2 bis 3 Stunden länger bleiben müssen und die dies nicht bezahlt bekommen haben, und das Täglich. Nach einer Weile haben sie auch gekündigt, da es nicht sein kann das sie 4 Stunden bezahlt bekommen, aber 6 bis 8 Stunden arbeiten müssen, und das für einen Mindestlohn.
Ich denke mal man muss sehen wo man arbeitet um einschätzen zu können, das an hier pünktlich Feierabend machen kann oder nicht. Ich denke mal es bricht keinen das Herz mal 10 Minuten oder eine Halbe Stunde länger zu arbeiten.
Es kommt immer auch auf das ganze Drumherum an. Grundsätzlich bin ich auch niemand, der sagt, Feierabend ist Feierabend. Wenn noch etwas zu tun ist und das nicht mehr warten kann, dann muss man das halt auch mal nach Feierabend machen. Erst recht wenn es daran liegt, dass man selber etwas langsam gearbeitet hat und diese Verspätung verschuldet. Ebenso lässt es sich auch leichter über den Feierabend arbeiten, wenn das dementsprechend honoriert wird, sei es durch bezahlte Überstunden oder auch nur mal ein paar anerkennde Worte des Chefs.
Dagegen sehe ich es nicht ein, länger zu arbeiten obwohl es keinen Grund dafür gibt. Wenn die Arbeit erledigt ist, dann ist es doch sinnlos, noch irgendwas zu machen, nur damit man sich noch 10-20 Minuten beschäftigt oder wenn man dauernd länger bleiben muss, weil die Kollegen zu faul waren, rechtzeitig ihre Arbeit zu erledigen und man dann da helfen soll. Ein Selbstverständlichkeit darf sowas nicht werden, wenn es dazu kommt, dann ist Feierabend eben wirklich Feierabend.
Ich kann auch nur bestätigen, dass das von vielen Faktoren abhängig ist: der Branche, der Position usw. In der Regel ist es doch aber so: es gibt Tage, da kommt man pünktlich weg oder kann sogar eher gehen, wenn nichts zu tun ist. So gleicht sich das mehr oder weniger auch wieder aus.
Ich hatte auch schon den Fall. Wo Diensübergabe VOR Dienstbeginn stattfand. Das wusste man, man kam eher und durfte allerdings auch eher gehen. Und das obwohl es feste Dienstzeiten gibt.
In einigen Branchen ist es auch an der Tagesordnung, dass man selten eher gehen kann und kaum pünktlich gehen kann. Wenn ich ehrlich bin wäre mir das am Ende aber immer noch lieber, als keine Arbeit zu haben. Ansonsten kann man sich in so einem Fall sicher auch an eine höhere Instanz wenden. Dann sollten die dafür sorgen, dass man nicht jeden Tag eine Stunde länger bleiben muss oder wenn, es bezahlt bekommt.
So allgemein gesehen ist es schon so, dass man selten noch pünktlich Feierabend hat. Ich sehe es manchmal bei meinem Freund, der selten wirklich um Punkt 15 Uhr, 23 Uhr oder 7 Uhr die Firma verlässt, eher wird noch nachgearbeitet, weil gerade ein Auftrag läuft oder weil noch etwas zu besprechen ist. Auch "pünktlicher" Dienstbeginn ist nicht drin, da die Mitarbeiter in der Regel 10 oder 5 Minuten vor Beginn der Schicht anwesend zu sein haben. Es gibt dennoch Spezialisten, die meinen, sie könnten die anderen dann in Stich lassen, haben aber dann Beschwerden erhalten. Dieses Verhalten hat sich teils gebessert, aber teils wird noch immer nur an sich gedacht.
Ich selbst arbeite ja nun wirklich so, dass ich quasi dann Feierabend habe, wenn alle Zeitungen und alle Briefe beim Kunden sind. Wenn ich im Winter durch den Schnee nicht durchkomme, ist es was anderes, aber da wird es eben so weit verteilt, wie es noch vertretbar ist. Einen pünktlichen Feierabend gibt es da also nicht, der ist erst dann, wenn jeder Kunde bei normaler Witterung seine Zeitung hat.
Als ich noch in Einrichtungen für Kinder gearbeitet habe, war dann Feierabend, wenn der Kindergarten geschlossen war. Es gab Eltern, die jedoch ihre Kids nicht pünktlich abgeholt haben und sich dann verspätet haben oder nach der Betreuungszeit angerufen haben, dass die Kinder nach Hause geschickt werden sollen. Das war schon nervig, liess sich aber aushalten. Auch Zeiten für Dienstbesprechungen oder Mitarbeitergespräche fanden zu Arbeitszeiten und nicht danach statt. Aber ich denke, dass so etwas eher selten der Fall ist, weil es nun mal gewisse Öffnungszeiten gibt und danach die Arbeitszeit bis auf Dienstbesprechung beendet ist. Auch Vorbereitungszeiten waren im Dienstplan integriert und wurden nicht nach Abholung der Kinder genommen.
Die Mutter meiner beiden Tageskinder hat es selbst mit ihrem Feierabend nie so genau genommen. Ich war nicht selten länger da, als es eigentlich ausgemacht wurde. Aber ich konnte ja nun schlecht die Kinder allein lassen, auch, wenn sie dann geschlafen haben. Dafür hatte ich zwar dann die einzelnen Wochenenden frei gehabt oder so, aber nervig war es schon, wenn ich mich nie darauf verlassen konnte, wann nun sie oder ihr Lebensgefährte zu Hause waren. Ich hatte die Kinder übrigens im Elternhaus und nicht bei mir in der Wohnung betreut.
Ich habe gerade mal im Internet ein Paar juristische Foren durchforstet und bin hierbei auf einige Interessante Dinge gestoßen, die ich auch selbst noch nicht gewusst habe. Im Arbeitszeitgesetz steht sinngemäß, dass die werktägliche Arbeitszeit nicht länger dauern darf, als acht Stunden. Verlängert werden kann diese Zeit jedoch nochmal um zwei Stunden, also auf 10 Stunden am Stück. Dafür müssen aber bestimmte Bedingungen erfüllt werden: Man kann die Arbeitszeit nur um zwei Stunden verlängern, wenn man in den letzten 6 Monaten davor nicht die acht Stunden am Werktag überschritten hat.
Außerdem ist mit Sicherheit auch noch interessant zu wissen, dass der Arbeitnehmer ein Recht darauf hat, nach jeder beendeten Arbeitsschicht, eine Ruhezeit von 11 Stunden am Stück zu genießen. Sprich: Wenn du bis spät Abends arbeiten sollst, du aber schon wieder früh auf der Arbeit erscheinen musst, du also keine 11 Stunden Ruhezeit hattest, hast du ein Recht darauf, andere Arbeitszeiten zu verlangen. Einzige Ausnahmen hierbei sind Sanitär-Berufe und Ärzte, etc. Also diese, die immer in "Bereitschaft" sein müssen.
So sieht es zwar auf der rechtlichen Seite aus, aber wer möchte sich schon mit seinem Vorgesetzten wegen den Arbeitszeiten in die Haare kriegen? Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass diese Forderungen immer so einfach umzusetzen sind. Aber rechtlich wärst du abgesichert, wenn du mit deinem Chef darüber sprechen willst.
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