Lehrjahre sind keine Herrenjahre?
Ein alter Spruch, der mich persönlich nervt und wie ich finde, auch vollkommen überholt sein dürfte. Leider gibt es aber immer wieder Geschichten, die wirklich haarsträubend sind. Azubis müssen Reinigungsarbeiten oder sonstige Tätigkeiten verrichten, die überhaupt nichts mit ihrem Ausbildungsinhalt zu tun haben. Bei mir war es zum Beispiel so, dass ich jeden Nachmittag den Abwasch machen musste. In der Firma, in der ich gelernt habe, gab es keinen Geschirrspüler, also habe ich diese Funktion übernehmen müssen. Das hätte mich auch noch nicht mal so gestört, aber das Schärfste war, als ich es einmal nicht mehr geschafft hatte, habe ich den Abwasch stehen lassen und wollte es gleich am nächsten Morgen machen.
Ich bin damals mit dem Bus gefahren, den ich sonst verpaßt hätte. Prompt wurde ich am nächsten Tag von einem Kollegen angezählt, der sagte, ich hätte gestern meine Arbeit nicht gemacht. Zurückhaltend, wie ich damals noch war, fragte ich nur: Meine Arbeit? Da sagte er mir doch glatt, Lehrjahre wären keine Herrenjahre. Also echt, mit meinen heutigen Erfahrungen hätte ich ihm gesagt, dass ich eben auch keine Putzfrau bin, das geht doch mal gar nicht! Wie ist das bei Euch, habt Ihr auch schon solche oder ähnliche Erfahrungen machen müssen?
Ich selbst kenne dies zwar nicht von meiner Ausbildungszeit, doch habe ich mal ein Praktikum gemacht, bei dem ich das gute erste Jahr nichts produktives machen durfte - Bis es mir dann gereicht hat. Ich selbst hatte damals eigentlich nie den gehörigen "Mut", den es erfordert, etwas gegen die auferlegten Arbeiten zu sagen. Da mir meine "Aufgaben" immer vom Chef selbst übermittelt wurden, wollte ich mich dort umso weniger unbeliebt machen.
Mein Praktikum machte ich damals in einer "privaten" Kinderklinik. Ich selbst bekam immer mehr das Gefühl, dass ich den anderen angestellten einfach nur im Weg herumstehe, weshalb ich dann auch solche Aufgaben einfach hingenommen habe. Ich musste zum Beispiel nach Feierabend auch noch etwas länger bleiben und durch alle Behandlungszimmer durchfegen (Obwohl es Putzangestellte gab). Ich musste für die Mittagspausen Kaffee kochen und in einer nahe gelegenen Bäckerei Kuchen besorgen. Selbst bei der Bäckerei wurde ich schon komisch angeguckt und man hat sich dort sicherlich auch gefragt, warum ich solche Aufgaben übernehme (Zumal ich dort Kuchen in großen Mengen gekauft habe). Auch durfte ich die Wartezimmer, die tagsüber von den Kindern verwüstet wurden, wieder auf Vordermann bringen.
Irgendwann, auch nach Rücksprache mit meinen Lehrern hat es mir dann doch gereicht und ich habe meinen Chef mal auf diese Zustände angesprochen. Dieser hat ganz anders reagiert als gedacht und hat auch Einsicht gezeigt. Danach ging es eigentlich, ich bekam richtige Aufgaben, hatte etwas sinnvolles zu tun und lernte auch die restliche Zeit noch das eine oder andere.
Das man als Auszubildender oder Praktikant auch Arbeiten ausführen muss, welche nicht zum Berufsbild gehören, ist nichts neues. Und ich sehe das auch durchaus als normal an, wenn es sich eben nicht auf diese Personengruppe beschränkt, sondern alle Mitarbeiter betrifft.
Ich hatte mal ein Praktikum, wo der Betriebsratsvorsitzende und ich die einzigsten Teetrinker waren. Und während der ganzen Zeit wurde es so gemacht, das immer die Person den Tee morgens kocht, welche früher im Büro ist. Allerdings waren wir in dem Betrieb damals drei Praktikanten mit dem selben Ausbildungsberuf. Trotzdem wurden uns vom Anspruch her sehr unterschiedliche Aufgaben gegeben.
Die eine Praktikantin war halt echt nur dazu zu gebrauchen um Kopien zu machen. Was anderes hat sie nicht auf die Reihe bekommen. Der junge Mann, welcher mit mir in der IT-Abteilung war, hat mehr oder weniger für mich Handlangerdienste erledigen müssen. Es war aber auch gleich an seinem ersten Tag aufgefallen, das er zu wenig Wissen mitbringt. Dagegen durfte ich mich recht frei im Betrieb bewegen. Hatte Zugang zu Werkzeug und Ersatzteilen für die Computer und kannte auch die Kennwörter für die verschiedenen Netzwerke. Ich konnte quasi schon recht selbständig Entscheidungen treffen, musste mich aber im Gegensatz zu den Festangestellten immer bei einem Kollegen abmelden, wenn ich im Haus oder der Produktion unterwegs war.
In einem früheren Praktikum durfte ich nach wenigen Tagen schon die Lieferrouten der LKW, welche Flüssiggas ausliefern, allein machen. Man hatte gesehen, das ich gut hinbekomme und auch effektiv plane. Allerdings war ich auch für viele Botengänge zuständig, wo ich manche Tage nur unterwegs war. Ok, es gab da auch Fahrgeld für mich. Aber ich hatte auch sehr viel Abwechslung.
Wenn man aber nur Arbeiten machen muss, welche die Festangestellten einfach nur nicht erledigen wollen, dann sollte man schon das Gespräch mit dem Vorgesetzen suchen. Denn man ist ja in den Firmen, um etwas zu lernen, was man auch für die Prüfungen benötigt. Einfach nur hinnehmen ist da sicherlich der falsche Weg und an der ausbildenden Schule gibt es ja Klassenlehrer, welche einem da hilfreich zur Seite stehen sollten.
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