Wie reagieren wenn für Nachhilfe mehr gezahlt, als gefordert
Ich gebe schon länger Nachhilfe an meiner Schule und habe auch Nachhilfeschüler aus anderen Schulen. Da es an meiner Schule sehr viele Nachhilfelehrer unter den Schülern gibt, die eben ach weiter vermittelt werden, hat sich hier eine Art Einheitspreis pro Stunde bei etwa 8 Euro eingependelt. Das ist meiner Ansicht nach auch ganz in Ordnung so, da das ein Preis ist, den mitunter einige Schüler auch selbst zahlen können, wenn sie den Nachhilfeunterricht nicht von ihren Eltern bezahlt bekommen. Mir ist es nun schon einige Male passiert, dass ich mehr Geld gezahlt bekommen habe, als ich eigentlich verlange. Bei zwei Schülern, die aus eher reichen Familien kommen, zahlen mir die Eltern pro Nachhilfestunde 15 Euro, was ja an sich schon fast das doppelte ist. Ich habe die Eltern zwar auch darauf angesprochen, allerdings meinten diese nur, dass ihnen das wert sei und das ich das Geld nehmen sollte. Ich habe mich nicht weiter darüber beklagt, da es sich bei besagten Schülern um eher schwierige Charakter handelt, mit denen ich meine Mühe habe.
Nun ist es aber auch schon passiert, dass mir eine Mutter mehr gezahlt hat, nachdem sich die Noten ihrer Tochter gebessert hatten. Ich habe die Tochter damals in Mathe unterrichtet, sie stand ursprünglich auf einer fünf und ihre Versetzung war gefährdet. Ich bekam diese Schülerin wenige Tage vor der letzten Klausur, die sie schreiben würde, die Mutter war damals schon total verzweifelt, weil die Nachhilfeorganisation, in der ihre Tochter vorher war, nichts gebracht hatte und ihre Versetzung gefährdet war. Damals nun hat sie in der Klausur noch eine glatte vier geschafft, im darauf folgenden Halbjahr allerdings schon eine drei, auf der sie sich dann konstant hielt, bis sie sogar mal eine zwei schrieb. Nach der zwei zahlte mir die Mutter nur noch zehn Euro pro Stunde, anstatt der acht.
Momentan habe ich nun schon wieder einen solchen Fall. Ein Schüler von mir, der in Englisch nur Vieren geschrieben hatte, steht nun auf einmal auch auf einer zwei und hatte letztens eine Eins minus. Daraufhin bekam ich dann von der Mutter einen Zuschuss von zwanzig Euro und die darauf folgende Nachhilfestunde überwies sie mir dann auch mehr Geld, als ich verlangte. Jetzt bin ich mir nicht sicher, wie ich auf so was reagieren soll. Wenn es einmalig ein bisschen mehr ist, habe ich da nichts gegen, ich kann es gut verstehen, wenn die Eltern sich freuen, wenn ihr Kind eine gute Note schreibt, nachdem sie nun regelmäßig zur Nachhilfe gehen. Wenn das dann allerdings häufiger passiert und ich einen höheren Stundenlohn bekomme, das finde ich dann aber ehrlich gesagt nicht mehr so toll, weil ich mich einfach ungemein unter Druck gesetzt fühle. Ich habe dann das Gefühl, dass das eine klare Belohnung dafür ist, das Sohnemann nun zwei oder eins steht und damit das auch so bleibt, werde ich mit Geld bestochen.
Allerdings liegt es ja wohl nicht an mir, welche Note der Junge schreibt, ich kann ihm zwar helfen Dinge zu verstehen, die er im Unterricht nicht lernt, aber letztendlich kommt das doch alleine auf ihn an, wie er sich anstrengt und ob er die gute Note haben will. Und wenn er in seiner Anstrengung nachlässt, dann wird er vermutlich auch die Note nicht mehr halten können, bekomme ich dann wieder weniger Geld? Ich überlege zur Zeit, ob ich die Mutter nicht darauf ansprechen und ihr das erklären soll, ihr das Geld nicht vielleicht auch wieder zurückgebe. Ich strenge mich nicht mehr an, als vorher auch, wenn ich mehr bezahlt bekomme, das kann ich auch gar nicht, daher sollte sie meinetwegen das Geld ihrem Sohn selbst geben, der hat sich die Note immerhin er schrieben. Und wenn er nächste Arbeit etwas schlechteres schreibt, dann werde ich mich wegen des Geldes wieder schuldig fühlen.
Wie handhabt ihr das, wenn ihr mehr Geld für die Nachhilfe bekommt, als ihr eigentlich verlangt? Nehmt ihr das einfach so hin und freut euch über das zusätzliche Geld oder fühlt ihr euch dann auch unter Druck gesetzt?
Also ich finde hier nicht das du dich deswegen unter Druck setzen lassen solltest, sehe es doch als kleines Trinkgeld. Wenn du bereits mit den Eltern drüber gesprochen hast und sie dir dennoch die Summe zahlen, brauchst du doch kein schlechtes Gewissen zu haben. Freue dich und nimm es selbst als Ansporn deine Schüler genauso zu unterrichten wie du es jetzt machst, schließlich sind die Ergebnisse ja eindeutig und jeder ist zufrieden mit dir.
Besteht ein Vertrag zwischen Dir und den Nachhilfeschülern bzw. dessen Eltern? Also nun ein schriftlicher, nicht nur ein mündlicher. Notfalls, wenn es Dir wirklich so unangenehm ist, dass Du Dich davon unter Druck gesetzt fühlst, beharre auf den Vertrag und sage den Eltern oder auch Schülern, sie sollen wirklich nur das vereinbarte Geld zahlen und nichts mehr. Auch kannst Du sagen, dass Du Dich über die Anerkennung freust, aber andererseits fühlst Du Dich eben unter Druck gesetzt. Nicht Du schreibst die besseren Noten, sondern die Kinder, Du vermittelst das Wissen eben nur weiter.
Es ist schon ein blödes Gefühl, ich kann es ein wenig nachvollziehen. Aber andererseits denke ich weniger, dass die Eltern Dich damit unter Druck setzen wollen, sondern eher Deine Leistung belohnen möchten oder Dir anhand des erhöhten Stundenlohns ihre Dankbarkeit zeigen wollen. Du kannst ihnen ja auch sagen, dass Du Dich einmalig darüber freust, aber ansonsten mögen sie Dir doch bitte den ausgehandelten Lohn zahlen. Das reicht Dir als Anerkennung.
Da ich selbst noch nie Nachhilfe gegeben habe oder selbst genommen habe, kann ich mich auch nicht in solch eine Situation hineinversetzen. Ich habe bei Kinderbetreuungen manchmal etwas mehr Geld erhalten, als ausgemacht gewesen ist, weil sie zufrieden gewesen sind oder weil ich kurzfristig eingesprungen bin, aber mehr auch nicht. Das war dann aber auch nur Ausnahmen gewesen, ich habe es dann gleich in der Situation lösen können.
Es besteht leider kein schriftlicher Vertrag. Viele der Nachhilfeschüler werden direkt über die Lehrer vermittelt, so dass ich die Eltern auch von den Kindern, die sich die Nachhilfe nicht selbst bezahlen, nicht einmal zu Gesicht bekomme, besonders wenn das Kind mit dem Bus fährt. Die Eltern haben dann nur meine Kontodaten oder geben den Kindern das Geld mit. Ich kann mich daher leider nicht auf einen Vertrag berufen, aber das wäre mit Sicherheit eine gute Möglichkeit gewesen.
Wenn Du eine Leistung erbringst (hier die Nachhilfestunden), dann steht Dir auch der vorher vereinbarte Stundensatz sicher zu. Nachdem jetzt aber die Eltern der Nachhilfeschülerinnen und Nachhilfeschüler einen messbaren Erfolg für diese Nachhilfestunden unterstellen (was ja noch nicht mal falsch sein muss!), dann kann man ihnen nicht verübeln, wenn sie sich sehr erfreut darüber zeigen. Dass das über eine freiwillige "Überzahlung" geschieht, sollte dich aber nicht stören oder unter Druck setzen. Das einzige Problem würde ich hier nur darin sehen, wenn Eltern dann eines Tages die Zahlung einstellen aber weiter Leistungen (Nachhilfestunden) fordern, weil diese "im Voraus" durch die Überzahlungen bezahlt wurden. Das mag jetzt ein unwahrscheinliches Szenario sein, theoretisch aber denkbar.
Ich an deiner Stelle würde es weiter so wie gehabt handhaben und trotz des möglichen unschönen Szenarios alles wie gehabt handhaben. Den Eltern einfach mitteilen, wie dein Stundensatz ist und wenn diese dann doch mehr zahlen, kannst du dich dafür bedanken aber ansonsten Dich nicht weiter darum kümmern.
Sofern Du aber selbst schon einen höheren Preis als gerechtfertigt ansiehst, würde ich bei den Kandidatinnen und Kandidaten von den 8 Euro pro Stunde über die Zeit abweichen und einen höheren Satz verlangen. Das kann bei der Umstellung seltsam wirken, wenn Du plötzlich zwar mehr verlangst es dann aber immer noch unter dem tatsächlich bezahlten Preis liegt, "sichert" Dich aber ein wenig ab und sorgt auch dafür, dass Du selbst mit dem verlangten Preis eher zufrieden bist. Sobald Du nämlich meinst, dass eben auf Grund der schwierigen Charaktere sowieso mehr gerechtfertigt wäre, musst bzw. solltest Du handeln.
Ich denke, dass Du die Überzahlung Deiner Leistung eher als Anerkennung werten solltest, jedenfalls meine ich das in Bezug auf alle der geschilderten Fälle, wobei ich mir beim letzten, also dem aktuellen Fall, in dem Du Handlungsbedarf Deinerseits siehst, nicht ganz sicher bin.
Auch hier war mein erster Gedanke, dass Du offenbar einen guten Zugang zu diesem Schüler hast und ihm gut nahebringen kannst, was er zu lernen hat. Wenn er sich von Gerade-noch-so-Durchkommen-Noten auf wirklich gute Noten verbessert, ist das schon eine besondere Leistung, die sicherlich auf Dich zurückzuführen ist. Sicherlich hat auch der Junge einen Verdienst daran, ohne seine Mitarbeit würden Deine Versuche scheitern, egal, wie gut Du unterrichten kannst, das ist klar.
Aber ich habe nicht den zwingenden Eindruck, dass die Mutter des Jungen Dich dafür bezahlt, dass Dir Deine Motivation erhalten bleibt, ihren Jungen zum Lernen anzuhalten. Dass dieser Eindruck bei Dir entstanden ist, muss noch irgendeinen anderen Grund haben – hast Du sie vielleicht mal kennengelernt? Oder hat ihr Sohn, den Du unterrichtest, mal irgendwas von zu Hause erzählt, das diesen Deinen Eindruck entsprechend verstärkt oder erst entstehen lassen hat?
Vielleicht solltest Du tatsächlich mit dieser Mutter reden, wen Du den Eindruck nicht loswerden kannst, dass sie Dich noch für irgendwas anderes bezahlt als den bloßen Nachhilfeunterricht und auch nicht ihre Anerkennung mit der Überzahlung ausdrücken will. Allerdings würde ich hier wohl vorsichtig vorgehen, denn ich kann mir gut vorstellen, dass ich als Mutter eines Kindes, das Nachhilfe braucht und so gute Nachhilfe bekommt, dass es wieder Spaß am Lernen hat und sich deutlich verbessern kann, auch entsprechend mehr zahlen würde, um meinen Dank auszudrücken.
Schließlich finde ich, dass 8 Euro pro Stunde nicht gerade viel für Nachhilfeunterricht sind und weiß auch, dass es bei wirklich fundiertem Nachhilfeunterricht gern mal bei 15 – 20 Euro losgeht und der Nachhilfeunterricht bei einem Lehrer auch gern mal 25 Euro pro Stunde bedeutet.
Insofern kann ich mir noch einmal mehr nur allzu gut vorstellen, dass all diejenigen, die Dir den Unterricht überzahlen, damit hauptsächlich sagen wollen, dass Du Deine Sache äußerst gut machst und 8 Euro einfach nicht angemessen, sondern viel zu wenig sind für das, was Du zu leisten imstande bist und eben auch leistest.
Eigentlich brauchst du ja gar kein schlechtes Gewissen zu haben, wenn die Eltern dir mehr Geld überweisen. Du hast offenbar gute Arbeit geleistet und damit auch gutes Geld verdient. Die Eltern geben dir bestimmt nicht mehr, als sie sich leisten können. Und wie du schon sagst, mit professionellen Nachhilfeeinrichtungen muss man nicht immer bessere Arbeit bekommen. Das heißt, die Eltern würden bei einem Nachhilfedienst viel mehr zahlen und weniger Leistung bekommen. Wenn du das mal so siehst, dann sollte es dir eigentlich nicht schwer fallen, das Geld anzunehmen. Immerhin hast du die Eltern ja nicht dazu gezwungen, dir mehr zu zahlen. Somit können sich sowohl die Eltern als auch du darüber freuen.
Übrigens ist das Preisniveau für Nachhilfe eh von Ort zu Ort unterschiedlich. In der Gegend, in der ich wohne, denken die meisten Leute noch, dass Nachhilfe unter Schülern Ehrensache ist, wofür man nichts bezahlt. Für professionelle Nachhilfe bekommt man als Dozent auch nur einen Apfel und ein Ei. Da lohnt es sich nicht mal als Nebenjob, Nachhilfe zu geben. Also machen es die Dozenten meist auch nur, um noch was nebenbei zu machen. Insofern kannst du stolz auf deinen Nebenverdienst sein.
Aufpassen musst du nur wegen der Verdienstgrenzen. Nicht dass du dann noch einen Haufen Steuern bezahlen musst. Da solltest du dich wahrscheinlich mal erkundigen, wo die Verdienstgrenzen liegen. Zumal du geschrieben hast, dass die Eltern dir das Geld überweisen. Ich hoffe mal, dass du damit keinen Ärger bekommst.
Hier gibt es eine einfache Lösung. Ich würde meine ganzen Einkünfte in eine Datenbank eintragen. Danach würde ich mit meinen Arbeitgebern über mein Gehalt reden. Man kann sich ja vernünftig miteinander absprechen. Ich würde einen Pauschalbetrag ausmachen, der für die Nachhilfe üblich ist. Diesen Betrag würde ich bei allen Familien verlangen. So kommt man erst gar nicht in diese kleine Krise. Ehrlichkeit währt hier wieder einmal am längsten.
Ich an deiner Stelle würde mich einfach darüber freuen. Du musst dich nicht unter Druck gesetzt fühlen. Ich würde es an deiner Stelle eher als einen Art Ansporn sehen, dass du deinen Nachhilfeschülern weiter so gute Nachhilfe gibst. Daher solltest du dich auch nicht irgendwie bevorzugt fühlen. Die Eltern machen es ja freiwillig und nur, weil sie sich über deine guten Leistungen freuen.
Meiner Meinung nach solltest du das Geld einfach weiterhin einstecken und nichts tun. Du bist ja anscheinend auch sehr gute Nachhilfe. Wenn das nicht so wäre, dann würdest du ja nicht so viele Schüler haben und dann würden sich die Schüler auch nicht so stark verbessern. Es liegt alleine an dir, weil du es schaffst, dass die Schüler sich in der Schule verbessern und ihre Leistungen steigen. Das ist nicht immer ganz einfach. Darum denke ich, dass du dir das Geld auch verdienst hast.
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