Freispruch für Kachelmann - eure Meinung?

vom 31.05.2011, 15:48 Uhr

Wie ihr sicherlich heute aus den Nachrichten mitbekommen habt, wurde heute der ehemalige Fernsehmoderator Jörg Kachelmann von den Vorwürfen, er habe seine Lebensgefährtin vergewaltigt, freigesprochen. Der Prozess selbst war ja ein Hin und Her sondergleichen, der ein wahrer Kampf zwischen Staatsanwaltschaft und Verteidigung. Aber das wurde ja an anderer Stelle hier im Forum bereits besprochen.

Mir geht es nun eher darum, wie ihr das Urteil des Landgerichts Mannheim findet. Ich persönlich bin davon überzeugt, dass ein Freispruch die einzig wahre Lösung für diesen Fall gewesen ist, der von seltsamen Wendungen nur so strotzte. Im Endeffekt stand ja Aussage Kachelmanns gegen die Aussage des mutmaßlichen Opfers - eine klassische Pattsituation, die durch den Rechtsspruch "Im Zweifel für den Angeklagten" gelöst wurde.

Doch was ist eure Meinung zum Urteil? Welche Gefühle habt ihr, wenn ihr hört, dass ein mutmaßlicher Vergewaltiger nicht überführt werden könnte? Stärkt dieser Rechtsspruch eure Meinung vom deutschen Justizsystem? Oder war es letztendlich doch nur ein geschicktes Verwirrspiel der Verteidigung, das letztendlich zum Freispruch führte?

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» Malcolm » Beiträge: 3256 » Talkpoints: -1,99 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Mir geht es so wie Dir. Es war nicht wirklich zu beweisen, dass Jörg Kachelmann seine ehemalige Freundin bedroht und vergewaltigt hat. Dass selbst die Gutachter sich nicht einig waren, war für mich schon noch auch ein Zeichen, dass da irgendetwas nicht stimmen konnte. Und nach all diesen Wirrungen hat es für mich im Grunde auch nur einen Freispruch ergeben können.

Ich glaube dieser Frau nicht wirklich, dass sie von Kachelmann missbraucht wurde. Aber ich kann mir vorstellen, dass nun andere Frauen, die bedroht werden oder die vergewaltigt wurden, Angst davor haben, zur Polizei zu gehen und Anzeige zu erstatten. Je schneller das nach einer Tat geschieht, desto besser. Daher hoffe ich, dass das Urteil nun keine Art Freiwildschein für manch kranke Persönlichkeit darstellt.

Man hätte gut und gern an Kachelmann ein Exempel statuieren können, aber das ist nicht geschehen. Irgendwie ist es auch gut zu wissen. Ob mich das Urteil vom deutschen Justizsystem überzeugt, weiss ich nicht, dafür kenne ich mich zu wenig in diesem Bereich aus. Aber ich denke nicht, dass die Taktik der Verteidigung der Grund für den Freispruch ist.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge


Wie heißt es so schön, im Zweifelsfalle für den Angeklagten. Die Beweislage war für eine Verurteilung nicht ausreichend und auch die Klägerin hatte sich ja immer wieder in Lügen und Widersprüche verstrickt. Wenn ich ehrlich sein soll, weiß ich nicht, was ich davon halten soll, also ob er wirklich unschuldig ist. Zutrauen würde ich ihm so eine Tat nicht, andererseits weiß man nie... Wenn er aber wirklich unschuldig ist, ist der Freispruch natürlich gerechtfertigt. Und er hat ja ohnehin schon alles verloren, sein Ruf ist ruiniert, jetzt hat er wenigstens seine Freiheit zurück.

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» Jacqui_77 » Beiträge: 2718 » Talkpoints: 19,87 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ich war die ganze Zeit nicht wirklich sicher, ob er schuldig ist oder nicht, gerade weil das Verfahren bisher so viele Indizienbeweise zutage führte, aber keinen wahren Beweis der seine Schuld auch zeigte. Deshalb habe ich eigentlich kein schlechtes Gefühl dabei, wenn ich daran denke, dass er freigesprochen wurde. Im Zweifel gilt es eben, für den Angeklagten zu sprechen und das finde ich in diesem Fall auch richtig so.

Schon als diese Sache an die Öffentlichkeit kam, war ich eher erstaunt und konnte es gar nicht so richtig glauben. So geht es mir auch heute noch, selbst nachdem so viele Einzelheiten ans Licht gekommen sind. Wenn man keinen eindeutigen Beweis dafür hat, dass er es getan hat, dann war es durchaus richtig ihn freizusprechen. Deshalb ist auch mein Glaube an unser Justizsystem nicht weiter erschüttert. Ich glaube schon daran, dass man wirklich bemüht war hier alle Einzelheiten in die Urteilsfindung einzubringen und zweifle nicht an dem Urteil.

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» Vampirin » Beiträge: 5979 » Talkpoints: 30,32 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Ich dachte eigentlich gestern noch das er verurteilt wird, deshalb hat mich die ganze Sache im Radio ein wenig überrascht, das er frei gesprochen wurde. Man kann nun hier wirklich nicht eindeutig sagen was passiert ist, und ich denke mal das sie ihn deshalb frei gesprochen haben.

In den ganzen letzten Monaten wurden doch so viele Aussagen darüber getroffen, das man eigentlich gar nicht weiss was davon nun wahr ist und was nicht. Sicherlich wurde einiges durch die Medien erst so richtig hoch gepuscht, aber irgendwo muss doch ein wenig Wahrheit dahinter gesteckt haben.

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» alkalie1 » Beiträge: 5526 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Für mich ist ein ein Freispruch zweiter Klasse und die Begründung der Richter nach dem Urteilsspruch, dass Kachelmann wahrscheinlich Schuld ist, man es ihm aber nicht beweisen kann war schon heftig. Auch wenn es ein Freispruch mangels Beweise ist, ist es ein Freispruch. Aber in den Medien wird er teilweise doch zwischen den Zeilen schuldig gesprochen. Vor Gericht ist er ein freier Mann. Aber wie ist es in der Öffentlichkeit? An ihm wird immer was haften bleiben.

Das mutmaßliche Opfer hat sich in Widersprüche verstrickt. Wo bleibt da die Gerechtigkeit? Warum wird da nicht klar und deutlich gesagt, dass das angebliche Opfer die Unwahrheit gesagt hat. Die Verteidiger haben immer wieder die Widersprüche vor Gericht erläutert. Darauf wurde kaum eingegangen.

Mir tut Kachelmann Leid. Auch wenn eben noch im Fernsehen gesagt wurde, dass die Männer sich für ihn freuen und die Frauen ihn lieber verurteilt sehen würden, denke ich, dass auch genug Frauen für Kachelmann waren und gehofft haben, dass er frei gesprochen wird. Es ist schade, dass er nie wieder so ein Leben führen kann, wie er vor einem Jahr geführt hat. Diese Vorverurteilung mancher Menschen finde ich einfach schrecklich und das macht es nicht leichter für seine Zukunft.

Ich hoffe, dass Kachelmann beruflich wieder auf die Beine kommt und dass er sich nicht allzusehr in Schulden stürzen musste für den Prozess. Auch wenn er einiges wiederbekommen wird, so muss er die Anwaltskosten doch zum größten Teil selber übernehmen. Lediglich die Anwältin wird von der Staatskasse bezahlt.

An Kachelmanns Stelle würde ich einen Zivilprozess anstreben und das angebliche Opfer verklagen und Schadensersatz fordern. Denn diese Widersprüche waren sehr offensichtlich und das Gericht hätte eigentlich wegen erwiesener Unschuld freisprechen müssen. Das wäre in meinen Augen fair gewesen.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich von diesem Urteilsspruch halten soll. Es ist eben so, dass niemand die Wahrheit kennt - Außer die beiden Parteien selbst. Ich persönlich glaube aber schon, dass an den Vorwürfen wenigstens ein kleines bisschen Wahrheit hätte dran sein müssen - Welcher Mensch wirft einem anderen Menschen denn bitte schon eine Vergewaltigung vor? Und dann auch noch einen solchen Menschen wie Kachelmann, der in der Öffentlichkeit stark vertreten war.

Wenn an den Vorwürfen also etwas dran sein sollte - Was aber eben niemand weiß, dann ist dieses Urteil, gerade für die Frau wohl sehr enttäuschend. Würde ich vergewaltigt werden und mein Täter würde dann bei einer Verhandlung, die sich über Monate hinzieht, freigesprochen werden, wäre ich glaube ich auch sehr enttäuscht und würde an unserem Rechtssystem zweifeln. Aber die Unschuld von Jörg Kachelmann wurde ja eben auch nicht bewiesen. Viel mehr hat man sich bei diesem "Freispruch zweiter Klasse" auf ein "Im Zweifel für den Angeklagten" geeinigt.

Auch kann man jetzt wohl nichts mehr an dem Urteil ändern, wenn der Staatsanwalt nicht innerhalb der nächsten Woche gegen dieses Urteil in Revision geht. Ich meine ein mal gelesen zu haben, dass es in Deutschland ein Gesetz gibt, dass es verbietet, einen Menschen zwei Mal für die gleiche Sache anzuklagen. Sprich: Wenn Kachelmann jetzt erst ein mal freigesprochen wurde, dann kann man ihm auch in ein Paar Jahren nichts mehr, auch wenn sich die Tat bis dahin vielleicht doch irgendwie beweisen lässt.

Aber auch wenn dieses Urteil vielleicht falsch war, dann glaube ich, dass Jörg Kachelmann trotzdem eine "Strafe" bekommen hat. Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass Kachelmann nochmal eine Chance bekommt, wieder im Fernsehen anzufangen, geschweige denn, dass er wieder seinen alten Job aufnehmen kann. Seine Karriere wird jetzt vorbei sein - Aber dies wird wohl eher ein schwacher Trost für das Opfer sein, wenn dieser echt ein Vergewaltiger ist.

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» damomo » Beiträge: 3334 » Talkpoints: -0,80 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ob er nun im Sinne der Anklage schuldig war oder nicht, vermag ich nicht zu beurteilen, wie auch, wo ich doch so gar keine Kenntnis der genauen Sachlage habe und nur das weiß, was die Medien mir weiszumachen versucht haben.

Was ich allerdings doch seltsam finde – und was mir jemand mir entsprechender Ahnung gern erklären kann – ist, dass es überhaupt zu einer Anklage und entsprechenden Gerichtsverhandlung kam, wenn keine entsprechenden Beweise vorgelegen haben. Reicht eine Aussage der Geschädigten, die durch widersprüchliche Aussagen widerlegt werden kann?

Dann verstehe ich das Rechtssystem tatsächlich nicht wirklich, denn ich war immer der Ansicht, dass die Staatsanwaltschaft vor ihrer Anklageerhebung durchaus ordentlich recherchiert und im Endeffekt tatsächlich zur Anklage bringt, was auch in der Regel entsprechend erfolgversprechend, weil wenigstens mit Indizien belegbar ist, wenn schon nicht mit Beweisen.

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


So lange wie der Prozess gedauert hat, so viele Verhandlungen wie es gab, denke ich schon, dass es ein ziemlich überraschendes Ende ist. Wenn wirklich solch massive Zweifel an der Aussage der Nebenklägerin bestanden haben, fragt man sich schon, warum man so lange dann ermittelt und verhandelt hat. Ich frage mich schon, wie diese Verhandlung ausgegangen wäre, wenn Kachelmann nicht diese Staranwälte gehabt hätte sondern nur Anwälte, die sich jeder andere Normalbürger genommen hätte. Das ist das, was mir sauer aufstößt, weil das bei mir ein wenig den Anschein erweckt, dass man nur genug Geld haben muss und dann bessere Chancen hat, als der Mann von nebenan.

Im Grunde ist es schon richtig, dass man hierzulande den Grundsatz walten lässt, dass man im Zweifel für den Angeklagten entscheidet. Das Problem ist jedoch die Art des Verbrechens. Bei vielen anderen Verbrechen gibt es häufig Zeugen, die etwas beobachtet haben. Wenn man als Frau wirklich Vergewaltigungsopfer ist, wird jeder halbwegs abgebrühte Täter sofort schreien, dass der Sex einvernehmlich war und die Frau entweder einem ans Bein pinkeln will oder harten Sex bevorzugt. In so einem Fall, wenn man als Frau wirklich Opfer von Gewalt geworden ist, ist das typische dieser Situation dass man es verdammt schwer hat, die Tat als Vergewaltigung zu beweisen. Für eine Frau, die wirklich vergewaltigt, belästigt oder missbraucht wird ist das eine mehrfache Strafe, erst die Demütigungen und Verletzungen des Täters und dann das Erlebnis, dass keiner vor Gericht einem glaubt. Ich finde auch die Grundhaltung vor Gericht in solchen Fälle generell recht ungleich. Beim mutmaßlichen Täter gilt die Unschuldsvermutung bis das Gegenteil bewiesen wurde, beim mutmaßlichen Opfer gilt so lange die Vermutung, dass die Anschuldigungen nicht stimmen, bis nicht das Gegenteil bewiesen ist. Das ist formaljuristisch sicherlich alles richtig, aber für ein wirkliches Opfer nach einer Gewalttat sicherlich sehr schwer zu verkraften.

Im Fall Kachelmann weiß ich nicht, wie wahrscheinlich er dieser Frau oder diesen Frauen wirklich sexuelle Gewalt angetan hat. Wenn die Aussage dieser Frau so stimmt, dann stelle ich es mir für sie sehr furchtbar vor, denn die Medienreaktionen waren in diesem Falle nicht sonderlich objektiv. Manches Klatschblatt sagt hier immer nur, der arme Kachelmann wurde so von den Medien demontiert, aber letztlich ist weder seine Schuld noch seine Unschuld zweifelsfrei bewiesen. Da sollte man auch berücksichtigen, wie die Freundin in den Medien dargestellt wird: Als unglaubwürdige Person und sogar als und potentiell bösartige Lügnerin. Für den Fall, dass sie tatsächlich ein Vergewaltigungsopfer ist, muss dies die Hölle sein.

Ich hoffe, dass die Kriminalistik in den nächsten Jahren deutliche Fortschritte mache, damit gerade bei diesen perfiden Verbrechen die Aufklärungsquoten steigen. Nur durch ein höheres Risiko erwischt zu werden kann man Opfer besser vor sexueller Gewalt schützen.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


trüffelsucher hat geschrieben:... Da sollte man auch berücksichtigen, wie die Freundin in den Medien dargestellt wird: Als unglaubwürdige Person und sogar als und potentiell bösartige Lügnerin. Für den Fall, dass sie tatsächlich ein Vergewaltigungsopfer ist, muss dies die Hölle sein. ....

Und wie ist Kachelmann hingestellt worden? Wenn er wirklich nichts gemacht hat, dann ist dass wohl mindestens genauso schlimm, wenn ein Mann als Vergewaltiger durch die Presse geht und schon von einigen Menschen vorverurteilt wurde. Für Kachelmann ist das Leben auch wenn er wirklich unschuldig ist nicht mehr das Leben, was er vor einem Jahr gelebt hat.

damomo hat geschrieben:.... Welcher Mensch wirft einem anderen Menschen denn bitte schon eine Vergewaltigung vor? Und dann auch noch einen solchen Menschen wie Kachelmann, der in der Öffentlichkeit stark vertreten war.....

Das wäre nicht die erste Frau, die aus Rache, weil der Mann nichts mehr von ihr wollte oder weil er keine feste Beziehung wollte so handelt. Es gibt Frauen, die zu vielem fähig sind. Ich bin selber eine Frau. Und ich kenne Frauen, die zumindest diese Gedanken hatten, als sie sehr verletzt wurden von ihrem Partner. Und wenn man schon die Gedanken hat, dann wird es auch Frauen (und bestimmt auch Männer) geben, die die Rache bis zum bitteren Ende ausführen.

Schon mal daran gedacht, dass die Frau sich in Widersprüche verstrickt hat? Die Richter sind kaum auf diese Äußerung der Rechtsanwälte eingegangen. Warum wohl? Es wurde auch gesagt, dass Kachelmann sehr hart rangenommen wurde. Die U-Haft war schon eine Farce. Jeder Mensch, wo keine Fluchtgefahr besteht wäre niemals un U-Haft gekommen. Und gerade ein Mensch, der in der Öffentlichkeit steht kann wohl kaum untertauchen. Ihn kennt ja jeder.

Die Verletzungen die die Frau hatte, waren teilweise nachweislich nicht von der Tat. Teilweise konnten sie nicht zugeordnet werden. Keine einzige Verletzung war 100% nachgewiesen von der angeklagten Tat. Was spricht also für den Wahrheitsgehalt des angeblichen Opfers?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


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