Im Job mit Lob überschüttet – wie reagieren?
Ich habe seit vier Wochen einen neuen Job und arbeite auf Stundenbasis in einem kleinen Büro. Der Job ist genau das, was ich viele Jahre gesucht habe. Das Tätigkeitsfeld ist sehr interessant, die Konditionen sind gut und ich steige nicht gleich wieder in Vollzeit in ein Berufsleben ein, das für mich zuletzt relativ fatal geendet hat. Ich kann mich sozusagen erst einmal wieder rantasten.
Es hat auch von Anfang an Spaß gemacht, dort zu arbeiten. Schon beim Vorstellungsgespräch wurde sofort deutlich, dass der Chef und ich auf einer Wellenlänge liegen und sozusagen „dieselbe Sprache sprechen“. Es war einfach alles klar, es gab nicht viele Fragen, wir sind uns sofort einig geworden und ich bekam die Stelle. Meine Kollegin im Büro, die hin und wieder mit mir arbeitet, ist auch sehr nett und die Partnerin, sozusagen die zweite Chefin, ist auch absolut in Ordnung.
Ich gehe nun wirklich gern zum Arbeiten und bedaure es fast, dass ich so selten arbeite, nämlich gerade zweimal in der Woche. Andererseits ist das für mich natürlich toll, weil ich so noch genügend Zeit habe, mich um andere Belange zu kümmern und vor allem nach anderen Möglichkeiten zu suchen, mein weiteres berufliches Vorankommen zu planen, ohne dabei diese Stelle zu vernachlässigen. Auch kann ich sie bei meiner weiteren Planung berücksichtigen, was mir sehr wichtig ist, weil ich wirklich sehr, sehr gern dort arbeite und das auch gern in Zukunft so beibehalten möchte.
Nachdem meine Einarbeitungszeit ursprünglich auf einen Monat angesetzt war, wurde sie kurzerhand auf zwei Wochen verkürzt. Schon in den ersten zwei Wochen erhielt ich hin und wieder ein Lob von Kollegin und Chef, aber nie so ein richtiges Feedback, sondern eher eine kurze Aussage zu einer bestimmten Arbeit, die ich wohl besonders gut gemacht habe.
Seit der dritten Arbeitswoche hat sich das erheblich verändert. Ich bin nun nämlich in der dritten und vierten Arbeitswoche komplett allein im Büro gewesen. Was erst ein heftiger Sprung ins kalte Wasser war, hat erstaunlich gut funktioniert. Die Feuertaufe war hart, weil ausgerechnet an meinem ersten Tag allein sehr viel zusammenkam, aber vielleicht war gerade das genau richtig so, denn noch stressiger kann es nicht werden und ich habe es so geschafft, dass ich selbst zufrieden bin. Mein Chef hingegen sagte, er sei hochzufrieden.
Seit meinem zweiten Einsatz allein im Büro werde ich nun ständig gelobt. Das war ja anfangs ganz nett, aber mittlerweile ist es doch so, dass ich nicht mehr wirklich weiß, was ich auf diese einzelnen Bemerkungen jeweils antworten soll. Mein Chef benutzt auch ständig Superlativen und ich kann, wenn er mich dreimal nacheinander wegen einer einzigen Sache lobt, nach dem ersten „Danke, das freut mich sehr“ manchmal nichts anderes mehr entgegnen als ein verlegenes Lächeln.
Seit mein Chef sagte, er sei total begeistert von mir, ist das noch eine Spur schwerer geworden. Das hat mich zwar sehr gefreut, allerdings habe ich bisher noch nicht gehört, dass man von Begeisterung von einer Person spricht, wenn man ausdrücken will, dass man fachlich von der Leistung eines Mitarbeiters überzeugt ist. Ich wusste also in dieser Situation erstmal tatsächlich gar nichts zu antworten, weil ich einfach überfahren war.
Dann folgten drei Lobe nacheinander wegen eines Dokuments, das ich angefertigt hatte, die mich auch wieder recht bald verstummen ließen, weil es einfach zu viele Lobe waren. Kennt Ihr das? Und dann sagte mein Chef, dass er ja immer noch begeisterter von mir würde. Auch hier konnte ich nichts weiter entgegnen als ein verlegenes Lächeln.
Ich weiß nicht, ob nachvollziehbar ist, dass ich mich in dieser Hinsicht fast schon unwohl fühle. Es ist tatsächlich so, dass ich unheimlich gern dorthin zum Arbeiten gehe, eben auch, weil das Klima sehr freundlich und unverstellt ist. So kannte ich das bisher nicht. Ich fühle mich dort angenommen, mittlerweile auch anerkannt und vor allem auf einer Stufe mit den anderen Kolleginnen, die denselben Job machen wie ich. Das war auch von Anfang an so, ich war hier nie das Küken, nur, weil ich neu war.
Aber diese häufigen Bemerkungen zu meiner Leistung, auch, wenn sie anerkennend sind, sind fast zu viel des Guten für mich, das merke ich eben hauptsächlich daran, dass ich schon gar nichts mehr zu antworten weiß und oft an meinem PC sitze und denke: „Sag was! Sag was!“
Ich will mich nicht wirklich beschweren, weil ich es durchaus schlechter erwischt haben könnte und zu viel Anerkennung sicherlich kein grundlegendes Problem ist. Aber ich fühle mich damit mittlerweile nicht mehr so sonderlich wohl, so viel und übermäßig gelobt zu werden. Gar nicht, weil mir das nicht ehrlich vorkommt, sondern eher, weil ich darauf nichts zu entgegnen weiß, es ist eben einfach zu viel.
Kennt Ihr das oder könnt Ihr nachvollziehen, dass diese Situationen für mich unangenehm sind?
Ich kann gut nachvollziehen was du hier beschreibst und das du dich bei dem vielen Lob doch irgendwie unwohl fühlst. Ich absolvierte im Rahmen meiner Schulausbildung vor ungefähr einem Jahr ein Pflichtpraktikum und hatte dort eine sehr freundliche Vorgesetzte. Ich kam sehr gut mit ihr klar und wir wurden schnell so etwas wie Freundinnen. Auch die Arbeit machte mir großen Spaß und ich hatte schnell begriffen was ich tun sollte und erledigte meine Aufgaben immer sorgfältig und gewissenhaft.
Schon am zweiten Tag war meine Chefin scheinbar total begeistert von mir und lobte mich in höchsten Tönen. Zu Beginn habe ich mich noch immer höflich für das Lob bedankt und war selber sehr stolz auf mich. Doch als das ständige Lob zu einem Dauerzustand wurde, war ich doch etwas skeptisch und leicht genervt. Ich bin mir sicher, dass das Lob von ihrer Seite aus ernst gemeint war und sie sich wirklich über meine Arbeit freute, aber es wurde mir persönlich einfach zu viel. Nach einiger Zeit habe ich nur noch gegrinst und so getan als würde ich mich mächtig über ihre Anerkennung und das Lob freuen, aber auf Dauer wurde auch das sehr anstrengend. Dennoch habe ich das bis zum Ende durchgehalten und auch als ich dann in einer Festanstellung dort beschäftigt war habe ich durchweg so reagiert.
Das Lob wurde aber mit den Monaten weniger, da sich alle an meine Arbeit gewöhnt hatten und das wird bei dir sicherlich auch noch der Fall sein. Ich kann mir vorstellen, dass man mit diesem übertriebenen Lob die Gunst der Mitarbeiter gewinnen möchte und ihnen auf diese Weise auch Mut zusprechen will. Vielleicht will dir dein Chef einfach zeigen, dass diese Arbeit kein Problem für dich darstellt und du jede Hürde nehmen kannst. An deiner Stelle würde ich noch etwas abwarten und schauen ob das übertriebene Lob weniger wird. Ich weiß auch nicht, ob man auf dieses Lob immer eine wirkliche Antwort geben muss. Ich finde ein Lächeln und ein freundliches „Danke“ reichen in dem Fall völlig aus.
Sissley hat geschrieben:Zu Beginn habe ich mich noch immer höflich für das Lob bedankt und war selber sehr stolz auf mich. Doch als das ständige Lob zu einem Dauerzustand wurde, war ich doch etwas skeptisch und leicht genervt.
Danke, Sissley, genau so geht es mir, allerdings fühle ich mich noch nicht wirklich genervt, auch nicht leicht, sondern eher so etwas ähnliches wie verunsichert, das ist schwer zu erklären.
Ich denke aber, dass Du auf jeden Fall damit richtig liegst, dass dieses Lob vor allem dem Zweck dienen soll, dass der Angestellte Mut zugesprochen bekommt. Ob das allerdings immer notwendig ist, ist eine andere Frage, denn ich würde nun nicht sagen, dass ich sehr unsicher bin, weder von meinem Auftreten her noch was meine Arbeitsweise anbelangt.
Das, was ich zu tun habe, kann ich, es geht also nur um die genauen bürospezifischen Abläufe, die überall anders gehandhabt werden. Aber auch das klappt super, weil die Einarbeitung durch die Kollegin wunderbar ist und vor allem war.
Mein Chef meint es sicherlich nicht böse, und aus welchen Gründen auch immer er sich mittlerweile so verhält, ich bin mir sicher, dass er damit nur Gutes im Sinn hat. Und ich werde auch versuchen, mich hauptsächlich auf ein Grinsen zu beschränken und nur das erste Lob mit einem „Danke“ zu beantworten.
Aber gerade bei dieser Aussage in Bezug auf seine Begeisterung war ich doch tatsächlich erstmal sprachlos. Ein „Danke“ schien mir zu wenig und gleichzeitig fiel mir nichts Besseres ein, vor allem nicht spontan. Meine Antwort war dann auch sehr zeitverzögert zu hören und er war schon fast wieder aus meinem Büro draußen.
Hinzu kommt, dass er mir ständig irgendwas erklären oder zeigen will, das ist irgendwie so widersprüchlich. Einerseits kommt er nach einer Stunde, in der wir uns nicht über den Weg gelaufen sind, in mein Büro und sagt lachend, dass er ja gar nichts von mir hört und da ja Angst bekäme, außerdem betont er bei diversen Gelegenheiten, dass ich ja alles bestens im Griff hab und einwandfreie Arbeit abliefere.
Andererseits kommt er aber teilweise ungelogen zwanzig Mal in zwei Stunden in mein Büro und unterbricht mich immer wieder in meiner eigentlichen Arbeit, weil er fragen will, ob ich diesen oder jenen Ablauf schon kenne oder ob ich schon weiß, wie das und das funktioniert.
Ich kommentiere das in 99 % der Fälle mit einem ehrlichen „Ja“ und mittlerweile einem begleitenden und entschuldigenden Lächeln, woraufhin ich manchmal deutlich sehen kann, dass er geradezu krampfhaft nach irgendetwas Neuem sucht, das er mir zeigen kann.
Das verunsichert mich zusätzlich, weil ich mich frage, woran das liegt. Bin ich zu versiert für seinen Geschmack? Dann würde er mich aber vermutlich nicht auch noch unterstützend loben, oder?
Ich denke, dass es auch einige Menschen gibt, die Lob schlecht annehmen können. Und wenn man wegen einer vergangenen Sache mit Lob überschüttet wird, fühlt es sich auch nicht mehr ganz echt an, vor allem wenn man es selber für eine Selbstverständlichkeit hält.
Wahrscheinlich würde ich wie du verlegen reagieren. Wenn du etwas mutiger bist, kannst du deinen Chef auch darauf ansprechen, dass mehrere Lobs wegen der gleichen Sache dich verunsichern. Vielleicht kannst du dies in einen Scherz verpacken, wenn dein Chef dich wiederholt lobt.
Ashley1979 hat geschrieben:Ich denke, dass es auch einige Menschen gibt, die Lob schlecht annehmen können. Und wenn man wegen einer vergangenen Sache mit Lob überschüttet wird, fühlt es sich auch nicht mehr ganz echt an, vor allem wenn man es selber für eine Selbstverständlichkeit hält.
Danke für Deine Einschätzung.
Zu den Menschen, die schlecht mit Lob umgehen können, würde ich mich allerdings gar nicht zählen. Ich bin zwar meistens eher kritisch in Bezug auf die Qualität meiner Leistung, weiß aber, was ich kann und was mir liegt. Wenn das von außen, vor allem von einem Vorgesetzten, auch mal entsprechend anerkannt wird, freut mich das und es macht mich möglicherweise sogar stolz, je nachdem, um was für ein Feedback mit welcher Wortwahl es sich genau handelt.
Momentan ist es auch noch so, dass sich das Lob meines Chefs echt anfühlt, mein Hauptproblem ist wohl, dass es mich eher in Verlegenheit bringt, weil er mich häufiger wegen ein- und derselben Sache lobt und mir irgendwann keine Antwort mehr einfällt, weil er quasi zu viel sagt.
Das ihm gegenüber wiederum ansprechen würde ich wahrscheinlich aber eher nicht wollen, gar nicht, weil ich dafür nicht mutig genug wäre, das würde ich schon hinbekommen. Aber ich denke, dass ihn meine Botschaft vielleicht wiederum verunsichern könnte.
In den ersten zwei Tagen habe ich ausschließlich mit der einlernenden Kollegin zusammengearbeitet und bin meinem Chef kaum über den Weg gelaufen – und wenn, dann nur in Begleitung meiner Kollegin. In dieser Zeit habe ich kaum Feedback von seiner Seite bekommen, sondern tatsächlich nur von der einlernenden Kollegin.
Nun werde ich mit Feedback seinerseits regelrecht überschüttet und eben auch leicht überfordert. Ich möchte ihn aber nicht unbedingt wieder zu dem Ausgangspunkt zurückbringen, an dem er kaum Feedback abgegeben hat. Und ich denke, es könnte für ihn schwierig sein, da das richtige Mittelmaß zu finden.
Ich denke, dass das Problem damit nicht nur darin liegt, dass man ein Lob schlecht annehmen kann. Vielmehr ist es doch so, dass man heute eher selten gelobt wird und gerade im Job werden viele Arbeitnehmer eher „kurz“ gehalten. Lob ist da extrem selten. Ich hatte mal einen Chef, für den ein Lob schon war, dass etwas ja ganz gut wäre, und dann kam immer ein aber. Wenn man dann in einer neuen Anstellung immer wieder gelobt wird, dann ist man da eher irritiert und weiß erst mal nicht zu antworten.
Ich werde zwar nicht ständig überschwänglich gelobt. Aber ab und zu kommt das auch schon mal vor und ich antworte dann inzwischen auch etwas gelassener. Als ich einmal für meine schnelle Auffassungsgabe gelobt wurde, da habe ich beispielsweise geantwortet, dass mir die spezielle Aufgabe auch sehr viel Spaß mache. Als Entwürfe gut ankamen, habe ich dann einfach geantwortet, dass es mich das sehr freut. Zumindest in meinem Fall denke ich nicht, dass mit einem Lob zu hohe Qualifikationen ausgedrückt werden sollen. Ich denke, dass damit wirklich ehrliche Wertschätzung ausgedrückt werden soll. Wer weiß was Dein Chef, moin!, zuvor für Hochstapler eingestellt hatte, die nicht mal halb so viel konnten, wie sie vorgaben.
Ja, damit könntest Du Recht haben, JotJot, es ist gut möglich, dass mein Chef in der Vergangenheit auch schon Mitarbeiter hatte, die mehr vorgegeben haben zu sein als sie letzten Endes tatsächlich waren. Dennoch empfinde ich es so, dass dieses ständige Lob irgendwie zu viel des Guten ist.
Und ich war deshalb schon direkt froh, dass ich ihn letztes Mal nur kurz gesehen habe, weil er zuvor auf Terminen außer Haus war und den Kopf mit allem möglichen voll hatte, als er dann wieder ins Büro kam. Er hat mir noch irgendwas gezeigt und dann hatte ich auch schon wieder Feierabend. Ein Arbeitstag ohne Lob, der mir direkt angenehm war – oh je. Allein das zeigt mir, dass mir das viele Lob tatsächlich unangenehm ist.
Ich sehe ihn nun erst morgen wieder im Büro und werde mal versuchen, etwas zu sagen, das ihm die Möglichkeit gibt, zu erklären, weshalb er so viel lobt. Vielleicht kann ich das bewirken, wenn ich auf ein Lob mal antworte, dass das, wofür ich soeben gelobt wurde, selbstverständlich ist? Möglicherweise rutscht ihm ja ein etwas wie: „Sie glauben gar nicht, was ich schon alles erlebt habe“ raus, dann wüsste ich, dass Du mit Deiner Vermutung richtig lagst.
Ich kenne diese Situationen, ich kann auch persönlich nur schlecht mit Lob klarkommen. Ich muss noch 3 Jahre lang die Schule besuchen (ja, die Oberstufe ist eine schreckliche Erfindung), und gerade deshalb, weil ich ein guter Schüler bin, bekomme ich ständig Lob zu hören. Das motiviert mich einerseits, andererseits kommt so auch schnell Neid auf bei meinen Mitschülern. Auch im Arbeitsumfeld kann so etwas vorkommen, aber Du solltest das auf jeden Fall positiv sehen. Vielleicht möchte dein Chef auch nur eine angenehme Arbeitsumgebung schaffen, wer weiß?
Nur ein Problem gibt es dabei: Wenn Du pausenlos nur gelobt wirst, weißt Du selber irgendwann nicht mehr, was Du noch besser machen kannst. Daher mein Tipp: Frage gezielt nach, worin Du dich noch verbessern kannst. So kann man auch ein gutes Verhältnis mit seinen Vorgesetzten schaffen. Mich spornt Lob zu immer mehr Leistung an, und tatsächlich: Ich habe in letzter Zeit in mehreren Klausuren 15 Punkte bekommen und hatte 100 % richtig. So macht die Arbeit (oder in meinem Fall die Schule) einfach Spaß, weil zum ersten Mal die eigene Leistung wirklich anerkannt wird. Wir sollten froh darüber sein, und versuchen, unsere Arbeit zu perfektionieren!
Es ist wie gesagt nicht so, dass ich mit Lob nicht umgehen kann, ich finde es sogar sehr wichtig, auch ein positives Feedback zu bekommen, denn ich meine, dass das oft in der Arbeitswelt untergeht, selbst, wenn es tatsächlich vom Arbeitgeber so empfunden wird. Es ist also meiner Meinung nach durchaus wichtig für beide Seiten, dass Zufriedenheit auch entsprechend ausgedrückt wird, gern auch häufiger. Das, was mir hier zugedacht wurde, ist allerdings doch tatsächlich einfach zu viel des Guten gewesen, jedenfalls für mein Empfinden.
Mittlerweile hat es sich tatsächlich ein wenig beruhigt. Zwar kommen hin und wieder noch Anmerkungen, aber die sind wohldosiert und es klappt prima. Allerdings ist mein Chef nun auf andere Aussagen umgestiegen, die mir wohl seine Wertschätzung zeigen sollen. So sagte er gestern, ich sollte ihm aber nicht wieder abhauen, und wenn ich irgendwann mal stundenmäßig mehr arbeiten will, auch, wenn das in den nächsten Monat bei ihm nicht wirklich geht, soll ich trotzdem immer zuerst zu ihm kommen.
Heute fragte er dann ganz unvermittelt und aus dem Nichts heraus, warum ich nicht Jura studiert habe und: „dann hätten Sie bei mir einsteigen können“. Und das sagte er, obwohl die Partnerin, die zum Ende des Monats geht, bereits eine feststehende Nachfolgerum zum nächsten Monatsersten hat und er keinen Partner mehr sucht. Außerdem hab ich nicht mal Abi, und eigentlich sollte er das wissen, denn meinen Lebenslauf hat er noch ganz gut im Kopf, das hat er gestern schon unter Beweis gestellt.
Nun hoffe ich mal, dass er es mit Aussagen in dieser wertschätzenden Richtung nicht übertreibt, nachdem er das Loben mittlerweile doch ganz gut dosieren kann.
Dazu sag ich nur: Ehrlichkeit ist die Grundlage menschlicher Kommunikation. Bedeutet: Entscheide am besten erst einmal für dich selbst wie störend die dauerhaften Belobigungen für dich wirklich sind. ist es ein wenig Verlegenheit oder stört es dauerhaft dein persönliches Arbeitsklima? Und wenn du an dem Punkt angelangt bist, an dem du für dich entschieden hast, dass es so nicht weiter geht, dann fange zunächst mit Andeutungen an.
Wenn du gelobt wirst, antworte mit Dingen wie: "Oh je, wenn Sie mich so weiter loben, muss ich wohl einen Gang runter schalten. Nicht dass ich die Erwartungen zu hoch schraube." Oder: "Na hoffentlich werden die anderen bei so viel Lob nicht eifersüchtig." Oder so etwas in der Art. Auf jeden Fall sollten deine Andeutungen auf witzig, charmante Art und Weise deutlich machen, dass dein Chef einen Gang zurück schalten sollte.
Dann schau ob das funktioniert und wenn auch da nichts bringt, hilft nur noch ein freundliches, direktes Gespräch. Dort kannst du deinem Chef sagen, dass du sehr froh bist, dass er scheinbar mit deinen Leistungen zufrieden ist. Aber auch, dass du die Belobigungen als recht häufig empfindest und dadurch verunsichert wirst. Du kannst auch einfach behaupten, dass durch häufiges Lob du den Bezug zu deiner Leistung verlierst, da du auf die Dauer nicht unterscheiden kannst, wenn du etwas wirklich "Besonderes" getan hast.
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