EHEC- Bakterium: Einige Fragen

vom 24.05.2011, 13:40 Uhr

Also, es wird ja immer noch wüst spekuliert, woher dieser Keim nun kam. Da es sich aber in Deutschland so ungleichmäßig ausgebreitet hat, würde ich persönlich eher vermuten, dass die Waren entweder in einem Truck infiziert wurden, der in Norddeutschland alle Ware abgeliefert hat, oder ein einem Großmarkt geschlampt wurde. Von schlampig gereinigten LKW im Lebensmitteltransport hört man ja immer wieder. Schließlich gibt es spanische Gurken von den Alpen bis zur Nordsee zu kaufen. Wenn die Quelle in Spanien läge, dann hätte sich die verseuchte Ladung doch gleichmäßiger verteilen müssen. Das ist aber meine persönliche Spekulation.

Wenn man Dosenobst und Gemüse isst, ist man natürlich sicher. Die Waren in der Dose sind immer so lange so hoch erhitzt, dass der Inhalt pasteurisiert ist, als die Keime abgetötet sind. Man kann also gefahrlos auch Dosen kaufen, die noch nicht kurz vor dem Ablauf stehen. Wenn man ganz sicher gehen will, kann man die Dose ja außen gründlich abwaschen und den Dosenöffner vorher gut reinigen. Dann kann man auch keine Keime von Außen in den Inhalt einschleppen. So kann man dann den Doseninhalt, zum Beispiel Ananas auch bedenkenlos kalt verzehren.

EHEC ist wirklich ein besonderes Mitglied der Bakterienfamilie Escherichia Coli oder auch unter E Coli bekannt. Es ist auch nichts ungewöhnliches, dass EHEC für den Menschen gefährlicher ist als andere Colibakterien. Das lässt sich bei anderen Bakterien oder Viren immer wieder beobachten. Es gibt halt nunmal immer wieder eine Mutation die sich besonders gut darauf eingestellt hat, die Immunabwehr der Menschen auszutricksen. Ein Beispiel: Wenn normale Grippe von robosten Menschen recht gut überstanden wird, heißt das noch lange nicht, dass das für alle Mutanten der Grippeviren gilt. Vor nicht all zu langer Zeit diskutierten wir hier über die Schweinegrippe, die eigentlich auch nur ein besonderer Grippevirus war.

In den letzten Jahren gab es schon mal Infektionswellen mit dem EHEC- Bakterium, die allerdings nie solche Ausmaße annahmen. Das bringt halt der moderne Handel mit sich, dass mache Waren über hunderte Kilometer verschifft und verfahren werden und somit auch über weite Landstriche Infektionen auslösen können. Vor rund 50 Jahren waren solche Infektionsausbreitungen schwerer möglich, da man da Obst und Gemüse eher regional vermarktet hat. Damit ist es auch einfacher gewesen die Quelle ausfindig zu mache, wo der Mist herkam. Aber welcher Chef von Lidl oder jedem anderen Supermarkt weiß heute schon noch genau, woher exakt diese Kiste mit Grünzeug herkommt und wo die Kiste überall war?

Natürlich hat man schon immer mit Gülle gedüngt. Allerdings bringt man Gülle normalerweise nicht aus, wenn das Feld schon bestellt ist. Falls die Produkte doch schon in Spanien infiziert wurden, kann es durchaus sein, dass ein Bauer ein Entsorgungsproblem mit der Gülle hatte und ausnahmensweise ein bepflanztes Feld mit Gülle besprengt hat. Menschen halten sich eben nicht immer an die Vorschriften, vor allem in einem Bereich wie der Lebensmittelproduktion, wo es sowieso nur kleine Gewinnspannen gibt. Man denke da nur mal an den letzten Skandal mit den Dioxineiern. Der konnte auch nur entstehen, weil das eigentlich unmögliche passiert ist.

Es geht auch immer wieder durch die Medien, dass Menschengruppen

Für Familien mit Kindern, älteren Menschen und Schwangeren so wie Mitgliedern mit schlechter Immunabwehr halte ich es für wichtig, kein Risiko einzugehen. Da ist es vermutlich das Beste, fragliche Salate und Gemüse zu entsorgen und den Kühlschrank und die Küche zu desinfizieren. Wenn man erwachsen, gesund und mit einer guten Immunabwehr gesegnet ist, dann kann man sich durchaus an die alte Tropenurlaubsregel halten, dass gut durch gekochte Lebensmittel unbedenklich sind. Auf das Waschen alleine würde ich mich nicht verlassen. Wenn man die Tomatensauce aus frischen Tomaten zubereitet und gut sprudelnd 10 Minuten durch kochen lässt, dann sind die Tomaten locker über die genannten 70 Grad erhitzt. Aus einer Salatgurke kann man auch Schmorgurken kochen, dann ist die Gurke auch gut verarbeitet. Allerdings sollte man in der Küche eben auch akribisch auf Hygiene achten, damit man nicht auf dem gleichen Schneidebrett nacher das Brot für das Abendessen geschnitten wird. Man sollte sich eben wirklich gründlich nach dem Zubereiten die Hände und sämtliche Werkzeuge und Oberflächen gründlich und heiß reinigen, so wie man es mit Geflügelfleisch auch machen sollte. Gegebenenfalls kann man die Oberflächen ja auch mal desinfizieren, auch wenn das normalerweise in der häuslichen Küche überflüssig ist.

Ob die übergroße Infektionsquote unter Frauen damit zusammenhängt, dass die Frauen sich bei der Zubereitung infiziert haben, wage ich zu bezweifeln. Ich vermute einfach mal, dass das eher daran liegt, dass Frauen aus Schlankheitsdenken eher mehr Salat und Rohkost essen als die meisten Männer. Die wenigsten Männer die ich kenne geraten nunmal beim Anblick einer großen Schüssel gemischtem Salat in Entzücken, viele Frauen schon.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Also zumindest Lidl hat alles Obst und Gemüse aus dem Handel genommen was aus Spanien oder Holland stammt

Ich komme gerade aus meinem Lidl. Ich habe mich mal bewusst umgeschaut, woher die Sachen kommen. Die Tomaten kommen aus Spanien, steht sogar auf dem Etikett an der Ware selbst.

Und zum Thema mehr Frauen als Männer. Ich hatte ja gestern Abend Kerner gesehen. Die waren auch im Krankenhaus. Ich habe da nur Männer und Kinder als Patienten gesehen. Ok immerhin war das Kind weiblich.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge


LittleSister hat geschrieben: Und zum Thema mehr Frauen als Männer. Ich hatte ja gestern Abend Kerner gesehen. Die waren auch im Krankenhaus. Ich habe da nur Männer und Kinder als Patienten gesehen. Ok immerhin war das Kind weiblich.


So ist das eben mit der Statistik. Auch wenn in dem Beispiel EHEC deutschlandweit eine Mehrheit der Patienten weiblich ist, heißt das noch lange nicht, dass in eben dem Krankenhaus in dem Kerner zu Besuch war eine repräsentative Auswahl an Opfern lag. Durch die rein zufällige Auswahl der Erkrankten in diesem Krankenhaus kann es eben zufällig sein, dass da fast nur Männer lagen. Man kann halt von Einzelfällen schwer aufs Ganze schließen. Dafür liegen dann in anderen Krankenhäusern umso mehr Frauen. Außerdem soll es ja auch gesundheitsbewusste Männer geben, die sich nach gängigen Empfehlungen der Ernährungswissenschaftler ernähren und auch mal Rohkost essen.

Außerdem wurde neulich im Radio auch durchgegeben, dass erstens die Inkubationszeit 10 Tage betrifft und zweitens man erst abwarten muss, was die Auszählungen letztlich ergeben, ob es mehr Männer oder Frauen waren. Heute wurde auch ein EHEC-Toter in seiner Wohnung aufgefunden. Der ist augenscheinlich nicht zum Arzt gegangen. Vielleicht kommen nun bald verstärkt Männer zum Arzt und das Verhältnis verschiebt sich wieder zu Gunsten einer normalen Verteilung.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



LittleSister hat geschrieben:Wenn Rinder den Erreger eh in sich tragen, sind sie ja potentiell gefährlich. Wenn nun Rinder in einem Transporter transportiert wurden, der nicht richtig gereinigt wurde und dann darin Gemüse transportiert wurde, wäre ja eine Übertragung generell möglich. Wobei das Wetter zur Zeit da mit Sicherheit auch eine Rolle spielt. Bei dem Wetter spielen alle Bakterien Party, wenn man ihnen die Möglichkeit gibt. Und die wäre bei einem schlecht gereinigten Wagen durchaus gegeben.


Mal blöd gefragt. Aber wie lange hast du keine Tiertransporter mehr gesehen? Auch wenn es in den südlichen Gefilden mit vielen Dingen lockerer läuft als bei uns. Aber in Tiertransportern Gemüse auf die Straße schicken ist doch auch sehr weit hergeholt.

Ansonsten bleibe ich dabei, das man zur eigenen Sicherheit erstmal frisches Obst und Gemüse vermeiden sollte. Ich denke mal, das eine Woche weniger frische Vitamine geringere gesundheitliche Risiken mit sich bringen, als wenn man doch belastetes Obst oder Gemüse zu sich nimmt. Alles kann man eben auch nicht erhitzen, um die Bakterien abzutöten.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Gegenfrage: Warum triffst gerade du so viele Sicherheitsmaßnahmen? Bisher warst du doch eher eine, die sagte, auch an anderen Erkrankungen stirbt man. Gegen Schweinegrippe oder generell gegen Grippe würdest du dich nicht impfen lassen, weil halt an einer normalen Grippe auch Menschen sterben. An einem "normalen" Magen- Darm- Infekt sterben auch Menschen. Und die kann man sich auch wo anders holen.

Und vielleicht hast du dann eine bessere Erklärung, wie es möglich ist, dass sich der Erreger angeblich von Deutschland nach Spanien auf Spaniens Gurken legt, nach Deutschland zurück kehrt, dann wieder nach Spanien kommt und gleichzeitig auch andere, aber eher nördliche Staaten betroffen sind? Irgendeine Gemeinsamkeit muss es geben. Und mir fallen da nur die Transportwege ein. Ob das nun ein Viehtransporter ist oder ein anderer ist ja egal. Aber du kannst mir gerne zeigen, WO ich in dem Beitrag, den zu zitiert hast, das Wort Viehtransporter benutzt habe. Ich sprach nur von einem Transporter. Nenne es von mir aus auch Lastkraftwagen oder LKW oder größeres Auto mit viel Ladefläche. Aber ich sagte nichts von einem speziellen Tiertransporter.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge


Letztlich sollte doch jeder für sich selbst entscheiden können, wie vorsichtig er oder sie in diesem Fall sein möchte. EHEC ist ja auch völlig unabhängig von der Vogelgrippe und anderen Erkrankungen. So kann ich jeden verstehen, der diesmal andere Maßstäbe für sich selbst anlegt. Ich möchte mal erläutern, warum ich persönlich das Risiko bei den beiden Krankheiten total anders bewerte:

Bei der Vogelgrippe gab es als Medikament das Tamiflu, das recht gut gegen die Erreger gewirkt hat. Die EHEC-Erreger sind sehr resistent gegen Antibiotika und die Therapie ist wohl nicht ganz so einfach. Da das Bakterium aus der Tierhaltung kommt, ist das auch nicht weiter vermutlich, da in der industriellen Tierhaltung sehr viel Antibiotika eingesetzt werden. Außerdem wird wohl langsam das Blutplasma knapp, und bei jedem schwer an EHEC-Erkrankten muss ja bekanntlich mehrmals das Blutplasma getauscht werden, um die Nieren zu entlasten .

Die Vogelgrippeimpfung war wegen möglicher Nebenwirkungen nicht ganz unumstritten, ein paar Wochen keine Rohkost zu essen und einzelne Lebensmittel zu meiden ist erwiesenermaßen sehr wenig riskant, schließlich haben unsere Großeltern ganze Winter mit sehr wenig Frischkost gesund und munter überlebt. Bei der Vogelgrippe ließ es sich kaum vermeiden, das Haus zu verlassen und Kontakt zu potentiellen Erregerträgern aufzunehmen, schließlich muss man ja zur Arbeit oder zu Schule und so weiter. Eine Einschränkung in der Lebensmittelauswahl ist relativ niedrigschwellig zu machen, ohne dass das unerwünschte Nebenwirkungen hat.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


LittleSister hat geschrieben:Ich habe mir das mit dem E. Coli nicht aus den Fingern gezogen, sondern auf einer der von mir verlinkten Seiten so gelesen. Und E. Coli ist, auch wenn er in kleinen Mengen ungefährlich in Joghurt eingesetzt wird, durchaus ein ernst zu nehmender Krankheitserreger, der ebenfalls tödlich enden kann. Einem relativ gesunden Menschen stören ein paar Bakterien eher weniger. Wenn aber jemand eh schon anfällig ist, kann halt auch der Flüssigkeitsverlust bei einer Magen- Darm- Erkrankung ( egal welcher), tödliche Folgen haben.


Natürlich hast du es dir nicht aus den Fingern gezogen, aber du hast es eben falsch verstanden. EHEC ist ein eigener Stamm von E.Coli-Bakterien. Die E.Coli-Bakterien, die man als normaler Mensch kennt, sind diejenigen, die zur normalen Darmflora des Menschen gehören. Das hat rein gar nichts mit der Menge der Bakterien zu tun. Normale E.Coli-Bakterien im Magen-Darm-Trakt sind völlig ungefährlich. Gefährlich werden sie nur, wenn sie in die Blutbahn gelangen oder bei Harnwegsinfekten, aber nicht im Magen-Darm-Trakt. Genau deswegen sind diese Bakterien ja auch in zum Teil Joghurt enthalten. Sie sollen die Darmflora stärken und die Dosis ist ja egal, da man damit rechnen müsste, dass sich jemand damit bis oben hin voll stopft.

Der EHEC-Keim dagegen wirkt auch im Magen-Darm-Trakt als Krankheitserreger. Vorrangies Problem ist dabei die Durchfallerkrankung, die wie du richtig erkannt hast, durchaus auch über Flüssigkeitsverlust und Giftfreisetzung zu einem tödlichen Verlauf führen kann, kann - aber nicht muss. Wichtig ist daher erstmal den Flüssigkeitsverlust auszugleichen, bis man den Keim wieder ausgeschieden hat (das ist ja dann auch durchaus der Sinn des Durchfalls). Und wie ich oben schon schrieb, wenn man eh schon ein nur mäßig agierendes Immunsystem hat, dann wird sowas natürlich sehr schnell gefährlich, aber das trifft ja auf jede Erkrankung zu und nicht nur auf EHEC. Und EHEC kann man ja mit Hygienemaßnahmen noch relativ gut aus dem Weg gehen. Ordentlich Händewaschen, sein Essen vor der Zubereitung gut reinigen und dann abkochen. Dann muss man halt mal für ein paar Wochen auf rohes Gemüse, besonders Salat, Gurken und Tomaten verzichten.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Es ist nun wirklich ein Hin und Her mit den EHEC-Erregern, da Gurken und Co angeblich doch nicht mit dem EHEC-Erreger versehen sind, an denen die bisherigen 15 Menschen gestorben sind. Dennoch gibt es keine Entwarnung, da auf Frischgemüse eine andere Art des EHEC-Erregers gefunden wurde und die Warnung, kein frisches Gemüse zu essen, besteht nach wie vor noch.

Der Schnelltest, welcher von der Universität Münster entwickelt wurde, soll nun langsam Klarheit bringen, woher der EHEC-Erreger nun stammt. In wenigen Stunden kann nachgewiesen werden, ob eine EHEC-Infektion vorliegt oder ob Lebensmittel mit EHEC-Erregern versehen sind.

Unterdessen fordert wohl die spanische Agrarministerin Entschädigungen von Deutschland nach Spanien, da die dortigen Landwirte erhebliche Einbußen hätten. Ob und inwieweit es durchkommt, wird sich zeigen, da nach wie vor EHEC-Erreger auf Gemüse nachgewiesen wurde.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge


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