Korruption im Fußball verhinderbar?

vom 20.05.2011, 13:19 Uhr

Der Fußballweltverband FIFA, genauer deren Präsident Joseph Blatter, hat in diversen Interviews in den letzten Tagen ein klares Statement abgegeben und der Korruption im Fußball den Kampf angesagt. Mit großen Worten, denen große Taten folgen sollen. Warum plötzlich dieser Hype um die Bestechlichkeit des Weltverbands FIFA gemacht wird?

Die letzten beiden Abstimmungen wurden weltweit mit dem Verdacht der Korruption in Verbindung gebracht, da diese entschied, dass die Weltmeisterschaft 2018 in Russland und die 2022 in Katar ausgetragen werden wird. Während Russland als Austragungsort durch die Nähe zu Europa und dem internationalen Erfolg russischer Vereine zu erklären ist, gibt es bei Katar eigentlich keinen Grund, der dafür spräche. Es ist zu warm, zu viel Sonne, die Infrastruktur wird nur für die Weltmeisterschaft enorm vergrößtert und verbessert, es finden unsinnige Veränderung statt (6 Stadien sollen allein in Doha gebaut werden), die Liste ist lang. Leider blieb es nur bei dem Verdacht und konnte nicht nachgewiesen werden, obwohl diverse Leute aussagten, es seien Millionengelder geflossen, um die Stimmen zu bekommen.

Joseph Blatter hat nun Interpol eine Summe von 20 Millionen Euro zur Verfügung gestellt, die im Laufe der kommenden Jahre fließen sollen, um den Kampf gegen die Korruption zu verstärken. Desweiteren schrieb Blatter in einer Kolumne, er werde ohne wenn und aber handeln, wenn sich ein Verdachtsfall bestätigte. Zitiert man ihn so gebe es "keine Toleranz, keine Ausnahmen. Ich werde der Korruption einen Riegel vorschieben."

Einerseits finde ich diese harten Worte sehr gut und auch, dass Interpol von der FIFA direkt mit einer Summe unterstützt ist, ist aller Ehren wert. Doch glaubt Ihr, dass die Korruption im Fußball noch aufzuhalten ist? Selbst in Deutschland werden, wenn auch nicht erstklassig, viele Spiele manipuliert. Und vielleicht sind es noch viel mehr, bei denen es nur nicht ans Licht kommt. Kann man es wirklich verhindern, dass Schiedsrichter, Spieler, und andere zu Marionetten des Geldes wegen werden? Seht Ihr noch eine Möglichkeit der Korruption wirklich "den Riegel vorzuschieben"?

» benutzer7 » Beiträge: 2116 » Talkpoints: 49,80 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Also ich denke, dass man die FIFA nie hundert prozentig vor Korruption schützen kann. Vor einiger Zeit wurden auf ein Spiel der Bundesliga mehrere Millionen Euro von Asien aus gewettet. solche "Mittelmänner" lassen sich bestimmt immer finden, wenn sie einen Gewinn dabei machen können.

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» hennessy221 » Beiträge: 5132 » Talkpoints: -1,94 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Es wird jetzt kein "Hype" darum gemacht. Vielmehr scheinen mittlerweile weltweit im Einflussbereich der FIFA einfach durch die Schiebung von Spielen Dimensionen erreicht worden zu sein, welche die mächtige Organisation zum handeln zwingt, wenn man nicht die Glaubwürdigkeit verlieren will! Wobei Du jetzt vermutlich zwei Dinge durcheinander bringst, wenn es um Korruption geht. Wobei auch ich hier vielleicht die Sache falsch sehe. Allerdings würde ich zwingend scharf trennen, was die Korruption bzgl. der Organisation angeht (wenn es z.B. um die Vergabe von Großereignissen geht) und was die Korruption hinsichtlich einzelner Spiele angeht. Denn der zweite Fall ist sicher der, gegen den die FIFA mit aller Härte durchgreifen will und praktisch durchgreifen muss.

Wenn es jetzt um die FIFA als Organisation angeht, so denke ich nicht, dass Bestechlichkeit bzw. die Abwehr derselben ein Thema sein kann. Die Funktionäre entscheiden sowieso außerhalb von Kontrollinstanzen. Daher kann es der Organisation egal sein, was der letztlich entscheidende Grund eines Funktionärs für oder gegen eine Entscheidung ist. Und was Deine Aufzählung bzgl. der Gründe einer Auswahl angeht: es ist nicht ausschlaggebend, wie erfolgreich und erfolglos ein Staat im Vergleich zu anderen ist, wenn es um den Austragungsort geht. Ebenso ist der FIFA die Nähe zu Europa eigentlich egal - schon weil sich der Markt verschiebt verliert Europa nämlich an Bedeutung. Ziel wird es sein, möglichst ein Land zu wählen, in welchem die Startzeiten so gelegt werden, dass der größte Teil der (betuchten) Menschheit auf dem Planeten die Spiele live verfolgen können. Dann versteht die FIFA sich auch als Entwicklungshelfer! Sowohl was den Fußball angeht, als auch die regionale wirtschaftliche Entwicklung. Man kann also davon ausgehen, dass im Fall Katar offiziell vorgeschoben wird, den Fußball eben auch in dem Teil der Welt zum Bestandteil des Lebens zu machen. Dass dabei auch Gelder geflossen sein dürften, spielt keine Rolle.

Die Schiebung von Spielen, vor allem immer bedeutenderen Spielen, dürfte aber für die FIFA wirklich zum Problem werden können. Denn wenn die Zuschauer das Vertrauen in die zustande gekommenen Ergebnisse verlieren, dürfte der Vorzeigesport auch weniger interessant für Sponsoren werden. Und es zeigt sich aber, dass die sog. Wettmafia Weltweit auch WM Qualifikationsspiele gekauft hatte. Wieso sollte man nun nicht auch unterstellen oder annehmen, dass auch WM Spiele gekauft werden können? So was wäre wohl für die FIFA der schlimmste anzunehmende Unfall. Und daher ist es verständlich, dass man den großen Behörden hilft, solche Machenschaften aufzudecken. Und so mächtig die FIFA auch sein mag: für die Bekämpfung der organisierten Kriminalität (und dazu gehören wohl die entscheidenden Teile der Wettmafia) wäre sie nicht ausgestattet. Hier müssen Geldströme überwacht werden und weltweit gemeldeten Überraschungen bei Spielergebnissen und anschließendem Geldfluss nachgegangen werden.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Die Verquickung wirtschaflticher Interessen mit einem Verband birgt wohl immer die Gefahr von Korruption. Vielleicht können wir da von den Strukturen des Mannschaftssports in den USA lernen. NBA, NHL, NFL, MLS und MLB sind von Verbänden unabhängige Profiligen, die sich weitgehend selbst verwalten. Die einzelnen Mannschaften bzw. ihre Manager und Verantwortlichen verwalten und kontrollieren sich da gegenseitig selber.

» Katzenbuckel » Beiträge: 14 » Talkpoints: 3,26 »



derpunkt hat geschrieben:Wobei Du jetzt vermutlich zwei Dinge durcheinander bringst, wenn es um Korruption geht. Wobei auch ich hier vielleicht die Sache falsch sehe. Allerdings würde ich zwingend scharf trennen, was die Korruption bzgl. der Organisation angeht (wenn es z.B. um die Vergabe von Großereignissen geht) und was die Korruption hinsichtlich einzelner Spiele angeht.

Nein, ich verwechsel das nicht, ich spreche aber beides an. Um im Endeffekt sagt der Verband beidem den Kampf an, wozu zu sagen ist, dass ich schon gleiche Seiten bei beidem entdecke. Denn im Endeffekt wurde ja nicht der Verband bestochen, sondern einzelne Stimmen von korrupten Wahlberechtigten gekauft. Ob Blatter und seine Kommissionen davon betroffen waren, ist schließlich noch unklar. Natürlich bewegt sich der Kauf einer ganzen Weltmeisterschaft in einer anderen Dimension, aber es war nicht der Verband, der bestochen wurde, sondern einzelne Zugehörige des Verbands. Ebenso wie bei manipulierten Spielen, bei denen der Torwart, Verteider oder Schiedsrichter gekauft wird.

Katzenbuckel hat geschrieben:Vielleicht können wir da von den Strukturen des Mannschaftssports in den USA lernen. NBA, NHL, NFL, MLS und MLB sind von Verbänden unabhängige Profiligen, die sich weitgehend selbst verwalten.

Natürlich ist das das ideale Idee, aber in Deutschland lässt sich das nicht umsetzen. Das sieht man an der Stufe darunter. In Deutschland haben wir tausende Vereine, allein in Berlin über 400. Diese Spieler wechseln zu den Bundesligateams, 2.Liga, 3., und so weiter. Viel wird mit Geld gemacht. In Amerika gibt es jedoch nur die Highschool- und Collegeteams. Und aus dem Pool, der die Schule beendet, beziehungsweise der sich zum Draft anmeldet, können die Teams sich die Spieler aussuchen, um schließlich zu einem der 32 Profiteams zu kommen. Das sind ganz andere Dimensionen und ein System, dass sich allein aus der Organisation gar nicht einrichten ließe. Leider. Es ist sicherlich ein tolles Modell, aber wie man sieht, ist es auch nicht so gut sie sich zu überlassen, denn die NFL befindet sich seit Monaten im Lockout und es kein Ende in Sicht und auch die kommende NBA Season findet eventuell nicht statt, weil sowohl die Multimillionäre, als auch die Milliardäre um ein paar Zehntausend Dollar pro Person streiten und klagen.

» benutzer7 » Beiträge: 2116 » Talkpoints: 49,80 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


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