Schiffsfonds - empfehlenswerte Geldanlage?

vom 18.05.2011, 20:42 Uhr

Ein Freund von mir hat kürzlich etwas Geld in einen Fonds investiert. Der Fonds beteiligt sich am Bau von Schiffen, welche für zivile Zwecke genutzt werden. Meist handelt es sich dabei um Schiffe für den Transport von Containern oder Rohöl. Mir ist neu, dass man auch in solche Projekte sein Geld investieren kann.

Ich muss jedoch hinzufügen, dass ich mich bisher nur am Rande mit Fonds und deren Betätigungsfelder interessiert habe. Mein Freund meint, dass er diesen Fonds auch deswegen gewählt hat, weil er den Auszahlungsort bestimmen kann. Mich interessiert, wie ein Schiffsfonds funktioniert. Lohnt sich eine solche Investition? Wer im Forum kann da mitreden?

» pastisse » Beiträge: 137 » Talkpoints: 34,49 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Also ein Schiffsfonds funktioniert so: Eine Fondsgesellschaft gibt ein Schiff bei einer Werft in Auftrag und legt dafür einen Fonds auf, mit dem dieses finanziert wird. An diesem Fonds können sich dann eine Vielzahl von Anlegern mit einem entsprechenden Geldbetrag beteiligen. Der Fonds vermietet dann das Schiff an eine Reederei. Die Reederei zahlt dafür Miete, in der Branche auch Charterraten genannt. Diese Miete wird nach Abzug der Verwaltungskosten der Fondsgesellschaft dann an die Anleger ausgeschüttet. Zudem kann der Anleger seine Beteiligung nach und nach abschreiben und die Abschreibungen steuerlich geltend machen.

Wir, also besser gesagt mein Arbeitgeber, hatte so vor etwa 7-8 Jahren mal angedacht, Beteiligungsfinanzierungen für Schiffsfonds anzubieten. Daraus wurde dann aber nichts, weil man zum einen keine guten Gesellschaften ins Boot holen konnte und zum anderen sich die Marktentwicklung in eine andere Richtung entwickelte. Warum schreibe ich das? Also es war so, dass man mit Schiffsfonds um die Jahrtausendwende und in den Jahren danach richtig gutes Geld verdienen konnte. Das lag daran, dass die Weltwirtschaft und insbesondere der internationale Handel boomte, weil die Wirtschaft von Schwellenländern wie China und Indien mit rasantem Tempo wuchs und der Handel mit diesen Ländern quasi explodierte.

Damals waren gar nicht so viele Schiffe vorhanden, um die ganzen Waren zu transportieren, so dass die Charterraten, also die Schiffsmieten, auf Rekordniveau stiegen. Wer damals Schiffsbeteiligungen sein Eigentum nennen konnte, hatte nicht selten Renditen von 15 oder 20 Prozent pro Jahr. In der Folge wurden in China jedoch mehrere große Werften gebaut, die eine große Zahl an neuen Schiffen produziert hat. So wurden die Unterkapazitäten beseitigt und es kam aufgrund der Weltwirtschaftskrise sogar dazu, dass zu viele Schiffe auf dem Markt waren und teilweise sogar stillgelegt werden mussten. Diese Entwicklung schreibe ich deshalb so detalliert, um Dir Deine Frage, ob sich eine Investition lohnt, zu beantworten und damit zu verdeutlichen, dass Erfolg oder Misserfolg bei Schiffsbeteiligungen ganz stark von der Entwicklung der Weltwirtschaft abhängt, die man kaum voraussagen kann.

Eine Schiffsbeteiligung ist also eine sehr spekulative Anlageform, die auch sehr hohe Verluste einbringen kann. Du musst dazu bedenken, dass man eine solche Beteiligung nicht mal eben wieder verkaufen kann. Zwar gibt es spezielle Börsen, wie zweitmarkt.de, bei der solche Beteiligungen gehandelt werden, aber es muss sich schließlich auch ein Käufer finden. Und gerade dann, wenn der Fonds nicht sehr gut läuft, wird sich, wenn überhaupt, nur dann ein Käufer finden, wenn man deutliche Preisabschläge in Kauf nimmt.

Ich selber habe mich immer gegen eine Schiffsfondsbeteiligung entschieden, was im Nachhinein auch richtig war. Generell kann ich Dir nicht zu- oder abraten, aber Du solltest, wenn Du Dich doch dafür entscheidest, nur Geld investieren, was Du wirklich übrig hast und auf welches Du nicht angewiesen bist, so dass Du nicht in finanzielle Schwierigkeiten gerätst, wenn sich der Fonds dann doch als Fehlinvestition entpuppt.

» SirOliver1974 » Beiträge: 74 » Talkpoints: 0,57 »


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