Wie genaue Diagnose bei psychischer Erkrankung erhalten?

vom 18.05.2011, 18:12 Uhr

Ich will dir an sich auch nur die Angst vor Psychiatrie und Medikamenten nehmen. Wobei ich auch vieles verstehe was du schreibst. Und ich mit Sicherheit dankbar gewesen wäre, wenn ich manches nicht hätte austesten müssen. Manches erfährt mal halt leider nicht einfach mal so, obwohl es die Möglichkeiten gibt.

Ich hätte wahrscheinlich auf Borderline getippt, gebe ich zu. Aber eher so nach dem Gefühl. Wobei ich das Verhalten dem Therapeuten gegenüber nicht unbedingt für maßgeblich halte. Ich stand kurz nach der ersten Diagnosestellung ( da war es zum Teil noch ein Verdacht) bei meiner Hausärztin, die mich damals schon über 15 Jahre behandelt hatte. Ich sagte ihr, dass man bei mir Borderline vermutet. Ihre erste Reaktion war:ein, sie haben kein Borderline. Sie sprach aber danach mit anderen behandelnden Ärzten und stimmte der Diagnose dann zu. Ich persönlich finde es mittlerweile schwierig, wenn ich mit professionellen Personal zusammen treffe und die mich eher in die Richtung behandeln: Achtung, da ist ein Borderliner ( ich persönlich sage noch böser Borderliner). Man geht einen Schritt zurück, weil man bestimmte Handlungsweisen schon zu erwarten scheint. Blöd nur, dass ich solche Verhaltensweisen nicht an den Tag lege.

ADS oder auch ADHS und Borderline sind in vielen Punkten sehr ähnlich. Ich möchte deiner Therapeutin auch die Diagnose nicht absprechen, keine Sorge. Und dir auch nicht Borderline aufschwatzen. Ich denke, vielleicht ist es auch dienlich, einfach nur mal nach Symptomen zu schauen und die dann zu behandeln. Eine genaue Diagnose ist vielleicht auch nicht immer nötig. Ich kenne es nur von mir so, dass ich ja immer das Gefühl habe, ich habe ja "nur" Borderline und alles wird in die Schublade gepresst und mir wäre es halt manches Mal wichtiger, wenn es noch andere Nebendiagnosen geben würde. Mit mir hat sich aber auch noch keiner hingesetzt und gesagt, ich habe die und die Punkte der Borderline- Erkrankung erwischt. Was aber wohl auch einfacher wäre, wenn ich jünger wäre.

Generell denke ich, eine klare Diagnose ist zur Behandlung, gerade zur medikamentösen Behandlung, nicht immer zwingend nötig. Bei Borderline ist es zum Beispiel so, dass es keine speziellen Borderline- Medikamente gibt und man sich anders behilft. Einmal halt mit Medikamenten gegen bestimmte Punkte. Wie halt Antidepressiva, gegen die gedrückte Stimmung.

Und ich finde es total toll, dass du so offen mit deiner Therapeutin sprechen kannst und du dich auch traust offen zu fragen. Den Weg solltest du auf alle Fälle weiter gehen.

Zur Therapeutensuche. Klar gibt es auch Therapeuten, die keine Kassenzulassung haben. Oftmals sind die aber auch gar keine "richtigen" Therapeuten. Der Begriff ist leider nicht wirklich geschützt. Ich bin in den letzten Jahren gerade im stationären Bereich vor allem von Therapeuten behandelt worden, die noch in der Ausbildung sind. Ein mal war mir das nicht wirklich bewusst und mir waren auch andere Sachen wichtiger. Heute würde ich auf Therapeuten bestehen, die ihre Ausbildung beendet haben. Ich habe keine Lust mehr Therapeuten auszubilden und dafür noch nicht mal was zu bekommen. Ich würde auch keinen Therapeuten nehmen, der keine Borderlineerfahrung hat. Deshalb würde ich auch im Bereich anderer Therapeuten nicht wirklich suchen.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge



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