Toter 16-Jähriger beim S-Bahn surfen
Ehrlich gesagt erschrecken mich solche Vorfälle nicht mehr, sondern sie machen mich eigentlich nur noch wütend. Es handelt sich hierbei auch nicht um ein neues Phänomen, sondern um etwas, das es in ähnlicher oder gar gleicher Form schon vor einigen Jahren oder gar Jahrzehnten gab. Selbst als Kind und Jugendlicher habe ich schon mitbekommen, dass es Menschen (meistens Jugendliche) gibt, die sich an S-Bahnen hängen oder auf Fahrstühle setzen und sich davon einen Kick und die Bestätigung ihrer Peergroup erhoffen. Das Phänomen ist also keineswegs neu und ich glaube auch nicht, dass es sich um einen Trend handelt. Zum Glück gibt es nämlich nach wie vor nicht übertrieben viele dieser (Un-)Fälle, sondern es werden die wenigen, die es tatsächlich gibt, in den Medien entsprechend aufgebauscht.
Ich finde solche Leute auch absolut bescheuert, die solche Aktionen durchführen. Die Unfälle, die es immer wieder gibt, schrecken diejenigen, die sich gerne auf diese dumme Weise wichtig machen wollen, auch nicht unbedingt ab. Solche Aktionen wird es also immer wieder geben, das ist ein zeitloses Phänomen. Schlimm daran finde ich immer wieder, dass diese Idioten andere Leute mit in ihre Spielchen einbeziehen. Wenn sich jemand wichtig machen will, soll er ohne Klettergurt an der Müngstener Brücke hochklettern oder im Schwimmbad vom 10-Meter-Turm springen. Ich finde es aber unmöglich, dem Fahrer der Bahn sowie anderen Fahrgästen so ein Erlebnis und auch die damit verbundenen Unannehmlichkeiten zuzumuten. Dafür werde ich wohl nie Verständnis haben.
Dass der Junge nun tot ist, ist allein sein Verdienst. Es tut mir nun auch nicht leid um ihn. Leid tun mir hier eher seine Eltern, die ihr Kind verloren haben. Er selbst hat sich ja bewusst für diese dumme Mutprobe entschieden und ist daher auch selbst schuld, wenn er verunfallt. Seine Eltern und Freunde hingegen haben sich die Situation nicht ausgesucht und wurden nun schwer getroffen. Das ist sicher nicht fair.
Für mich selbst käme eine solche Mutprobe nicht in Frage. Ich halte grundsätzlich nichts davon, anderen auf solch eine Weise zu zeigen, wie toll ich doch bin. Durch solche Dinge beweist man letztendlich nur, was für ein armseliges Würstchen man eigentlich ist. Ich habe nicht das Gefühl, mit besonders gefährlichen und spektakulären Aktionen auf mich aufmerksam machen zu müssen. Abgesehen davon möchte ich gerne noch ein paar Jahre bis Jahrzehnte leben und eine solche Aktion schränkt die Wahrscheinlichkeit, dass man das Rentenalter erreicht, doch schon etwas ein.
Ich finde das einfach lächerlich, wenn Jugendliche meinen, dass sie dann cool sind, wenn sie eine solche Mutprobe bestehen. Das ist nichts anderes als dämlich und leichtsinnig. Was dabei rauskommen kann sieht man ja. Ich denke, dass auch noch fast sehr viel schlimmeres passieren kann: Zum Beispiel können noch andere Menschen verletzt werden oder man ist nach so einem Unfall Querschnittsgelähmt und das ist noch fast schlimmer als der Tod.
Mutproben an sich können ja sehr lustig sein und machen auch Spaß, wenn sie auf Spaß gemacht werden und zum Beispiel als Aufnahmerituale gedacht sind. Jedoch dürfen sie, meiner Meinung nach, nicht die Gesundheit oder gar das Leben von anderen gefährden.
Es gibt viele dumme Menschen, aber am dümmsten sind wohl die Jugendlichen, die meinen, sich hervortun zu müssen, in dem sie ihrer Clique etwas Besonderes bieten, wofür sie dann bewundert werden wollen. Für viele ist es ein lebensgefährlicher Kick, eine äußerst leichtsinnige Aktion, für die sie riskieren, unter die Bahn zu fallen. Macht sich auch nur einer von ihnen überhaupt Gedanken, wer alles betroffen ist, wenn sie den Halt verlieren und einige Meter mitgeschleift werden? Nein, ich glaube nicht.
Es geht dann nicht nur um die Familie, die um den Sohn, das Enkelkind oder den Bruder trauert und nicht verstehen kann, was passiert ist. Auch die Fahrgäste sind geschockt, Und jedes Mal, wenn sie wieder in die Bahn steigen müssen, haben sie die schrecklichen Ereignisse vor Augen. Der Lokführer ist meist der letzte, der diese Aktion mitbekommt. Wenn in einem Wagen etwas passiert, merkt er das erst, wenn er darauf aufmerksam gemacht wird.Wenn er dann hört, dass er einen sogenannten S-Bahn-Surfer einige Meter mitgeschleift hat, wird er mit seinen Nerven am Ende sein. So gibt es viele unschuldig Beteiligte. Die Gleise werden gesperrt, Bahnen fallen aus oder haben Verspätung, Unschuldige müssen darunter leiden. Und das alles nur, weil jemand größenwahnsinnig geworden war.
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