"Angst" vor Antidepressiva
Seit etwa 1 1/2 Jahren gehe ich in Psychotherapeutische Behandlung, mindestens genauso lange nehme ich pflanzliche Präparate um meine Depressionen, Aggressionen etc. zu behandeln. Meine Therapeutin darf, als Psychologin und psychologische Psychotherapeutin, leider keine Medikamente verschreiben und schickte mich daher zum Psychiater, sollte ich jemals den Wunsch verspüren meine "Probleme" mit chemischen Medikamenten zu behandeln.
In der ganzen Zeit gelante ich immer mal wieder an den Punkt, an dem ich dachte "die Therapie alleine reicht Dir nicht", vor etwa einem halben Jahr machte ich es also wahr und lies mir Citalopram verschreiben. Ich nahm davon eine einzige Tablette, mit fatalen Folgen. Ich saß auf der Couch und konnte mich kaum noch rühren, mir war übel, schwindelig und ich hatte Sehstörungen, ich hatte Angst umzufallen wenn ich mich nur bewege oder rede. Ich war kaltschweißig und hatte Magenschmerzen ohne Ende. Kaum denkbar das ich noch eine zweite Tablette nehmen würde. Ich zählte die Minuten bis 4 Stunden nach Einnahme (denn solange verbleibt normalerweise die Nahrung auch im Magen) und danach wurde es besser - doch ich hab noch nie so lange 4 Stunden erlebt. Meine Mutter hat in der Zeit mehrmals überlegt mich ins Krankenhaus zu fahren, weil das alles zusammen wirklich heftig war.
Normalerweise ist es bei solchen Tabletten ja nicht unnormal, dass der Körper sich erst an den Wirkstoff gewöhnen muss und man Nebenwirkungen erleidet, doch diese waren so schlimm das ich sie kein zweites Mal erleben wollte (und auch nicht konnte - ich war zu nichts mehr fähig). Trotzdem bin ich mal wieder an einem Punkt angelangt an dem ich denke, das ich das nicht mehr alleine schaffe und mir Baldrian und Co. einfach nicht genügend helfen.
Mein Arzt verschrieb mir dann am Anfang der Woche Sertralin 50mg, morgen wollte ich die erste Tablette nehmen. Allerdings denke ich seit heute morgen über die morgige Einnahme nach und je später der Abend umso größer die Panik. Das ist mittlerweile so schlimm, das ich richtig fiese Bauchschmerzen habe, weil ich solche Angst habe diese Tabletten zu nehmen. Wahrscheinlich wird es darauf hinauslaufen, das ich sie dann doch nicht nehme und wahrscheinlich werde ich irgendwann wieder an einen Punkt gelangen, an dem ich an mir zweifle und doch in der medikamentösen Unterstützung Hilfe suche.
Kennt ihr dieses Problem und könnt mir vielleicht einen Tipp bei der ganzen Sache geben? Eigentlich glaube ich ja (meistens), das ich keine Antidepressiva brauche, mein Leben besteht aus Unzufriedenheiten die mich Unglücklich machen und Dingen wie Verlustängsten, irgendwie denke ich aber dass das doch auch ohne "Muntermacher" auf die Reihe zu kriegen sein sollte. Andererseits hatte ich gehofft, das sich dadurch meine Stimmung generell hebt und meine Ängste etwas beseitigt werden.
Ja, ich kenne genau dieses Gefühl. Ich habe auch mal Psychopharmaka nehmen sollen. Damals hatte ich eine sehr schwere Zeit und ich brauchte psychologische Hilfe. Die Tabletten allerdings habe ich niemals genommen. Ich hatte fürchterliche Angst nicht mehr ich selber zu sein. Ich wollte nicht, dass meine Psyche sich verändert und ich habe es auch ohne diese Chemiebomben geschafft und habe pflanzliche Mittel genommen, die ich auch nicht regelmäßig nehmen brauchte, sondern nur, wenn ich glaubte, dass ich sie bräuchte.
Ich kann deine Angst und deine Sorge durchaus verstehen und finde sie auch berechtigt. Ich selber habe zum Glück noch keine persönlichen Erfahrungen damit. Meiner Mama ist es eine Zeit lang aber auch nicht so gut gegangen und sie hat sich dann auch zu Medikamenten überreden lassen. Leider, muss ich sagen, weil sie verändern die Persönlichkeit wirklich ziemlich.
Bei meiner Mama waren das auf den ersten Blick gar keine bösen Nebenwirkungen, sie wirkte durchaus fröhlicher, aber eben künstlich fröhlich und das merkt man natürlich, wenn man eine Person gut kennt. Auf einmal war alles total schön und die Welt war mehr oder weniger in Rosa. Irgendwie wirklich seltsam. Leider nimmt sie auch jetzt noch phasenweise die Medikamente, wenn auch zum Glück nicht mehr so häufig. Aber ich merke gleich wenn ich sie anrufe, also schon am Telefon, ob sie was genommen hat oder nicht.
Wenn einfach ein übertrieben freundliches Hallo kommt, dann wundert es mich schon sehr. Sie ist sonst auch nicht wirklich betrübt oder so, aber mit den Tabletten ist es einfach eine künstliche Fröhlichkeit, mit der ich persönlich so gar nichts anfangen kann und ich hasse es mit ihr dann zu telefonieren und ich fasse mich dann auch immer sehr kurz.
Ich möchte Antidepressiva allerdings nicht allgemein verpönen. Man hört leider sehr viel Negatives über diese Medikamente, aber manchmal müssen sie eben schon sein, zumindest wenn eine wirklich ausgeprägte Depression vorhanden ist. Ich glaube, dass das schwierigste die richtige Dosierung ist, oder eben das für den jeweiligen Menschen passende Medikament. Wenn alles gut eingestellt und übereingestimmt ist, braucht man eben auch keine große Angst haben, aber leider werden solche Antidepressiva zu oft und zu schnell verschrieben. So heftige Nebenwirkungen wie von dir beschrieben halte ich im Normalfall aber nicht für normal!
Wir hatten zu dem Thema ja schon mal gemailt. Ich stehe der Sache ja generell ein wenig anders gegenüber. Ich halte Psychopharmaka generell für eine gute Sache. Sämtliche Vorurteile treffen an sich nicht zu. Ich finde es aber schade, dass sich manche keine Gedanken machen würde, bei gesundheitlichen Problemen ein Herzmittel oder Insulin zu nehmen, aber bei Erkrankungen der Psyche generell Psychopharmaka ablehnen.Citalophram war mein erstes Antidepressiva. Ich habe die Einnahme auch lange verweigert. Aber eher, weil ich mich nicht wirklich als krank sah und auch sonst keine Medikamente regelmäßig nahm. Ich hätte damals auch die Antibabypille nicht genommen, einfach weil ich noch nie in meinem Leben länger als ein paar Wochen regelmäßig ein Medikament eingenommen habe. Und ich glaubte auch nicht an die Wirkung von Antidepressiva. Ich nahm es an sich eher, um zu beweisen, dass der Scheiß eh nichts bringt.
Die Wirkung wurde mir damals wohl auch nicht wirklich bewusst. Wenn ich heute an die Zeit denke: Es war die beste Zeit meines Lebens. Und man mag das vielleicht kritisch sehen, aber es bewirkte zum Teil ein Leck mich am Arsch Gefühl. Wobei ich aber nicht benebelt war. Böse Sachen kamen einfach nicht mehr so nah an mich ran. Die mobbende Chefin hörte ich, befolgte ihre Anweisungen, aber ohne Heulerei etc. Und ohne daran zu denken, wie toll es wäre, mit dem Auto auf dem Heimweg Mist zu machen. Auch meine Freunde erlebten mich anders. Positiver. Ich wurde aktiver. Ich kam aus dem Loch raus. Leider wirkte es irgendwann nicht mehr. Wir haben es in den letzten Jahren noch mal versucht, aber die positive Wirkung blieb leider aus. Ich habe an sich generell keine Probleme mit Medikamteneinnahmen. Übelkeit etc- kenne ich nicht. Ich habe in den letzten Jahren einige Psychopharmaka genommen. Und bei einigen hatte ich unschöne Nebenwirkungen. Und ich wäre dankbar, wenn mir nur schlecht davon gewesen wäre. Problem an der Sache ist, dass ich Nebenwirkungen mitgenommen habe, die es laut Beipackzettel nicht geben soll. Da Citalophram ja genannt wurde. Das wird gerne verschrieben, weil es nachweislich nicht dick macht. Mir brachte es 20 Kilogramm mehr. Glaubt mir keiner, war mir auch damals nicht bewusst.
Trotzdem verteufle ich Psychopharmaka nicht generell. Ich versuche es mal anders zu erklären, vielleicht hilft das auch tournesol. Die Woche hatte ich ein Gespräch mit meiner Betreuerin. Thema waren halt Medikamente. Ich habe mich vor ein paar Wochen kurzfristig entschieden noch ein Antidepressiva auszuprobieren. Wirkung brachte es keine. Nebenwirkungen- die Standardsachen habe ich ausgelassen. Aber ich bin seitdem dauermüde. Und das Zeug soll an sich antriebssteigernd sein. Mein Arzt glaubt mir zwar nicht, dass diese Wirkung von dem Medikament kommt, weil das halt nicht sein kann. Da es aber auch keine stimmungsaufhellende Wirkung brachte, haben wir es nun abgesetzt. Und dem stimmte er ausnahmsweise von sich aus zu. Nun geht es halt drum, probiere ich was anderes oder nicht. Und an sich kamen wir auf das Thema Medikamenteneinnahme ( ich verweigere Medikamente- allerdings aus anderen Gründen), weil ich so was in der Art sagte, ich hätte gerne wieder eine Be Happy Pille wie Citalophram. Meine Betreuerin weiß das und so meinte sie die Woche, das könnte kein Medikament bewirken. Ich sagte ihr dann nur, es wäre aber schön, wenn manches einfach halt nicht mehr so schwarz wäre und alleine komme ich da nicht raus. Etwas was die gute Laune mal anstupst. Und genau das bewirken solche Medikamente ja auch. Oder generell mal anders erklärt: bei einem hohem Blutdruck kann man den sicherlich auch anders als mit Medikamenten in den Griff bekommen. Aber Medikamente machen es einfacher und in dem Fall manches Mal auch sicherer.
Generell sage ich zur Zeit, Medikamente werden meine Probleme nicht lösen, werden mir meine Erinnerungen nicht nehmen. Leider weiß ich aber halt auch, dass gerade die Erinnerungen, die mich zur Zeit am meisten belasten, sich nicht mit Gesprächen aus dem Weg bringen lassen. Und Gespräche oder Therapie sind ja an sich der erste Weg. Problem an der Sache ist aber, dass keiner mit mir darüber reden mag. Zumindest die Leute nicht, die es könnten. Aber es wäre einfach schön, da mal Abstand zu bekommen. Ich denke, man kann sich in die Angst vor Medikamenten auch einfach rein steigern und habe bei dir da zum Teil das Gefühl. Ist nur mein Eindruck. Du scheinst mir auch eher die negativen Aspekte zu sehen. So weit ich weiß, arbeitest du im medizinischen Bereich und kennst da natürlich auch andere Punkte. Es sollte einem aber auch bewusst sein, dass auch bei psychischen Erkrankungen irgendwas im Körper nicht richtig läuft und man das mit Medikamenten beeinflussen kann. Bei Diabetes arbeitet die Bauchspeicheldrüse nicht richtig und das kann mit Medikamenten ausgeglichen werden. Nur sieht man da halt auch relativ gleich ein Ergebnis, wenn man halt den Blutzuckerspiegel misst. Bei Psychopharmaka kann man halt vieles nicht einfach an irgendwelchen Werten sehen. Wobei es auch da Möglichkeiten gibt, falls dir das eventuell Sicherheit geben würde. Es gibt Medikamente, da weiß man, dass man einen bestimmten Spiegel braucht, damit der Wirkstoff wirken kann. Wie man einen Medikamentenspiegel macht, wirst du ja wissen. Und nun suche ich dir Worte und ich hoffe du nimmst sie mir nicht übel. Denn sie sind nicht böse gemeint. Ich habe nicht mehr den Eindruck, dass du nur depressiv bist. Aber ich bin kein Arzt. Ich kann es auch an nichts bestimmten fest machen. Wobei "komische" Reaktionen auf Medikamente halt schon Anzeichen sein können. Ich kann deine Angst verstehen. Wenn du dich sicherer fühlen möchtest, wäre es eventuell sinnvoll sich stationär auf Medikamente einstellen zu lassen.
Ja das ist richtig, zu dem Thema hatten wir uns ja schonmal unterhalten. Prinzipiell lehne ich solche Medikamente ja nicht ab, ich bin sicher das sie gut helfen können, allerdings nehme ich generell nicht gerne "Chemiekeulen" zu mir, da viele dieser Medikamente mit heftigen Nebenwirkungen verbunden sind und ich einen recht empfindlichen Magen habe. Es liegt also nicht an den Psychopharmaka selbst, das ich solch eine Angst vor der Einnahme habe. Dasselbe Problem hatte ich auch schon mit dem ein oder anderen Antibiotika und ich habe einen gesunden Respekt vor jedem chemischen Medikament, das ich vorher noch nicht eingenommen habe - aus Angst vor den Nebenwirkungen.
Die Einsicht, das mir ein solches Medikament helfen könnte hatte ich beim ersten Mal recht schnell und ich habe es auch sofort ohne Vorbehalte genommen - die Nebenwirkungen waren jedoch so gravierend, das ich einfach Angst davor habe, wieder knapp vor einem Kreislaufkollaps zu stehen, wenn ich sowas wieder einwerfe.
Ich glaube eine "Leck mich am Arsch" Einstellung ist vielleicht garnicht so falsch, ein bisschen lockerer zu werden würde mir ganz gut tun, vorallem weil ich unter anderem auch solche Probleme auf der Arbeit habe, wie Du sie schilderst - ich vermute mal stark das viele meiner Probleme auch sehr stark damit zusammenhängen. Allerdings versuche ich auch mal die andere Seite zu betrachten: In ein paar Wochen ist meine Ausbildung beendet und ich kann diesem Ort (der für mich stellenweise nurnoch die Hölle darstellt) entfliehen - das gibt wahnsinnig Hoffnung.
Auch ich habe schon mit meiner Therapeutin über die Einnahme von Medikamenten gesprochen - grundsätzlich ist sie der Meinung, das alles was mir helfen könnte auch mal ausprobiert werden kann, allerdings sprachen wir etwas später nochmal über die Auslöser meiner Verhaltensweisen: Sie meinte aus all meinen Sitzungen ginge hervor, dass ich sehr Unzufrieden bin und mein Selbstbewusstsein nicht unbedingt das beste und all diese Punkte würden wohl wesentlich dazu beitragen, das ich in manchen Situationen so unglücklich bin. Dieses Gespräch hat mir die Augen etwas geöffnet und mir gezeigt, das ich für meine Gesundung selbst verantwortlich bin und das es mir eigentlich auch nur bedingt hilft, die Symptome zu beseitigen, wenn sich die Ursache nicht beseitigen lässt.
Mein Grundgedanke war eigentlich, das ich mit den Tabletten mein ständiges Grübeln und meine ständige Schwarzmalerei besser in den Griff bekomme, meine ständigen Ängste vor Verlusten. Doch leider glaube ich, dass das kein Medikament schafft, denn wie Du so schön sagst, die Vergangenheit ändert niemand mehr und vergessen kann man sie dadurch auch nicht.
Deine Worte nehme ich Dir nicht übel, ich verstehe sehr gut was Du meinst. Möglicherweise habe ich ein paar Probleme mehr,. als nur die Depressionen. Allerdings fällt mir auch auf, das ich seit über einer Woche durchgehend "gut" gelaunt bin - das hängt vorallem damit zusammen das ich meine Prüfungsergebnisse bekommen habe (Abschlussprüfung) und endlich die Hoffnung habe meine Arbeitsstelle bald für immer verlassen zu können. Das gibt mir zum einen einen ganzen Batzen Zufriedenheit (wegen der Noten und der "Freiheit") und zum anderen Selbstbewusstsein - weil ich etwas geschafft habe und Stolz auf mich sein kann.
Solche Situationen zeigen mir, das ich es auch so schaffen kann und das ich nur etwas an den Punkten ändern muss, die mich belasten. Wenn ich damit anfange, dann komme ich wahrscheinlich besser zurecht und kann mich noch besser den Punkten widmen, die ich nicht so einfach bewältigen kann. Ob ich langfristig gesehen wirklich ohne Medikation auskomme, bleibt dahingestellt, aber wenn nicht, dann werde ich mich vielleicht doch irgendwann mal in stationäre Therapie begeben. Allerdings würde mich dann doch noch eines interessieren: Was glaubst Du denn, was mir "sonst" noch fehlt? Ich bin ja auch immer am "selbst rumdoktorn" und am suchen, was auf mich zutreffen könnte. Vielleicht hast Du ja einfach mal Lust, mir eine Mail oder PN zu schreiben.
allerdings nehme ich generell nicht gerne "Chemiekeulen" zu mir, da viele dieser Medikamente mit heftigen Nebenwirkungen verbunden sind und ich einen recht empfindlichen Magen habe. Es liegt also nicht an den Psychopharmaka selbst, das ich solch eine Angst vor der Einnahme habe. Dasselbe Problem hatte ich auch schon mit dem ein oder anderen Antibiotika und ich habe einen gesunden Respekt vor jedem chemischen Medikament, das ich vorher noch nicht eingenommen habe - aus Angst vor den Nebenwirkungen.
Bei Psychopharmaka sollte man da auf empfindlichen Magen vielleicht auch hinweisen. Wie gesagt, ich habe in die Richtung halt keine Probleme. Bei dem letzten Medikament welches ich getestet habe, scheint eine typische Nebenwirkung halt auch Übelkeit oder so zu sein und mein Arzt wies mich darauf hin, mit dem Hinweis, dem kann man mit was anderem gegen steuern. Ich grinste halt mal da und meinte zu ihm, dass ich diese Nebenwirkungen nie mitnehmen würde. Ich würde eher zu Nebenwirkungen neigen, die nicht typisch sind. Und ich persönlich habe lange Zeit gar keine Beipackzettel gelesen. Die habe ich oft erst gelesen, nachdem ich das Medikament schon länger nahm. Ich persönlich denke, man geht anders damit um, wenn man vorher schon ständig in sich rein horcht, ob man nun die oder die Reaktion hat.
Mein Grundgedanke war eigentlich, das ich mit den Tabletten mein ständiges Grübeln und meine ständige Schwarzmalerei besser in den Griff bekomme, meine ständigen Ängste vor Verlusten. Doch leider glaube ich, dass das kein Medikament schafft, denn wie Du so schön sagst, die Vergangenheit ändert niemand mehr und vergessen kann man sie dadurch auch nicht.
Ich kann das schwer beschreiben. Wir sprachen ja beide von der Leck mich am Arsch Einstellung. Für andere mag das nun komisch klingen. Eher so eine Art, man legt nicht mehr jedes Wort auf die Goldwaage. Nimmt nicht mehr alles zu persönlich und so. Die Grübeleien werden nicht gestoppt. Aber ich hatte irgendwie vor der Einnahme der letzten Medikamentes die Hoffnung, dass halt nicht mehr alles nur schwarz ist. Wobei sich die antriebststeigernde Wirkung vielleicht auch positiv ausgewirkt hätte. Und klingt blöd sich da auf Medikamente verlassen zu wollen oder so. Trotzdem denke ich, sie können helfen. Zumindest mal einen Ansatz zu finden. Du schreibst, dass sich in absehbarer Zeit wahrscheinlich was an der Grundsituation ändern wird. Klar gibt das auch Auftrieb. Ich wünsche dir, dass dir das reichen wird. Ich kann hier nur für mich sprechen. Es gab Zeiten in meinem Leben, da konnte ich gefühlte Ewigkeiten von kleinen Freuden "leben". Mich daran Monate erfreuen. Klar gibt es zur Zeit auch Sachen die ein gutes Gefühl hinterlassen. Aber ich bin meistens noch schneller wieder unten. Und je weiter oben ich war, umso tiefer ist der Fall. Ob sich das durch passenden Medikamente ändern würde, weiß ich nicht, gebe ich zu. Ich will damit nur zum Ausdruck bringen, dass mir früher solche Höhenflüge ( so nenne ich sie heute) auch lange geholfen haben und ich da auch Sachen mit geschoben habe, statt sie näher zu betrachten.
Generell bin ich nur Patientin. Ich mag keine Diagnosen stellen. Ich kann nur aus meinem Leben erzählen. Als ich das erste Mal in professioneller Behandlung war, war ich nicht viel jünger als du heute. Die Behandlung endete auf Wunsch der Therapeutin. Der offizielle Grund war damals, dass ich gesund wirkte. Heute weiß ich, dass sie auch einfach zu wenig wusste oder so. Man auch generell noch nicht so weit war mit den ganzen Erkenntnissen. Ich bin erst mit 30/31 Jahren den Weg wieder gegangen. Ich habe als Teenager schon nicht geredet, mittlerweile hatte ich es ganz verlernt, beziehungsweise halt nie wirklich gelernt. Das ich Borderline habe, wissen die meisten hier eh. Die Diagnose bekam ich mit 33 Jahren. Aber der ambulant behandelnde Arzt hätte das wahrscheinlich auch nicht diagnostiziert. Heute gilt die Diagnose als gesichert. Sprich das testet keiner mehr aus und jeder wird mich auf Borderline behandeln. Alles was nicht der Norm entspricht, wird mit Borderline bezeichnet. Da wird nichts mehr getestet, ob es da noch was anderes gibt oder so.
Auch wenn das total doof klingt. Wenn ich könnte wie ich wollen würde, dann würde ich gerne in eine Psychiatrie gehen, in der mich keiner kennt. Würde nur sagen dürfen, mir geht es nicht gut, testet mal. Aber das geht nun mal nicht. Die ersten Fragen werden sein, was halt bisher Stand der Sache ist, oder man fragt wer mich vorher behandelt hat oder oder oder. Keiner wird mehr testen. Ich habe mal mit jemand gesprochen, die mich auf meinem Weg relativ lange und intensiv begleitet hat. Ich sagte dann, das ich das und das festgestellt habe. Sie strahlte und meinte, dann hätte ich ja ein Therapiethema für eine ambulante Therapie. Ich sah sie an und meinte nur zu ihr, dass es verdammt weh tat, als ich diese Erkenntnis erlangte. Einiges in den letzten Jahren hätte anders laufen können. Und das ich nicht verstehen kann, wie das noch nie jemand vorher aufgefallen sein kann. Sprich halt auch speziell ihr. Und hier geht es nicht um Selbsterkenntnisse. Wenn ich mit solchen Problemen umgehen könnte, bräuchte ich keine professionelle Hilfe. Aber jeder scheint das von mir zu erwarten. Weil halt jeder andere Mensch halt solche Fähigkeiten hat. Ist genauso, wie man heutzutage von jedem erwachsenem Menschen selbstverständlich erwartet, dass er Lesen und Schreiben kann und es doch tatsächlich noch Analphabeten gibt.
Von Selbstdiagnose halte ich nicht viel. Und ich kann dir an meiner Geschichte halt nur versuchen zu zeigen, dass Offenheit wichtig ist. Und je früher man Erkrankungen erkennt, um so wahrscheinlicher ist eine Heilung oder eine brauchbare Behandlung. Da ist es egal, ob es eine psychische oder physische Erkrankung ist.
Und ich persönlich habe lange Zeit gar keine Beipackzettel gelesen. Die habe ich oft erst gelesen, nachdem ich das Medikament schon länger nahm. Ich persönlich denke, man geht anders damit um, wenn man vorher schon ständig in sich rein horcht, ob man nun die oder die Reaktion hat.
Das vermeide ich eigentlich auch ganz und gar - außer den Punkt "Wechselwirkungen", denn man muss ja auch wissen, welche Medikamente (z.B. Schmerztabletten, die Pille. etc) man ungestraft nehmen darf und was Kontraindiziert ist. Die häufigste Nebenwirkung die ich in der Regel habe ist wirklich Übelkeit/Erbrechen und heftige Bauchschmerzen, alles andere kommt eher selten vor. Beipackzettellesen betreibe ich dann erst, wenn ich Beschwerden habe/hatte und wissen möchte, ob's eher Zufall war oder doch von den Tabletten kam. Da ich allerdings im Medizinischen Bereich tätig bin, kenne ich leider Gottes die Nebenwirkung von einigen Medikamenten auch so.
Das was Du beschreibst zum Thema "Höhenflüge und umso tiefere Abstürze", damit kann ich mich nur allzu gut identifizieren. So oder so ähnlich betreibe ich das ganze nun schon einige Jahre lang, allerdings bin ich nicht sicher ob das alles nicht auch mit meiner Grundunzufriedenheit zu tun hat und ob es mir vielleicht besser ginge, wenn ich einige Anforderungen zurückschrauben würde? Aber ich glaube, das würde auch nur kurzzeitig funktionieren. Ich hab die letzten paar Wochen (in denen es mir soweit gut ging) eigentlich gehofft, das es funktioniert und das ich nicht wieder abstürze. Aber heute ist mir mal wieder klar geworden, das die kleinsten Dinge genügen um mich wieder zu Fall zu bringen.
Das Du selbst als Patientin keine Diagnosen stellen kannst und willst verstehe ich natürlich, allerdings fand ich es einfach nur mal interessant zu sehen, wie Du (eben als Patienten, die das alles am eigenen Leib gespürt hat) das ganze siehst und beurteilst. Mit der Diagnose Borderline habe ich mich schon einige Male auseinandergesetz, besonders weil ein "großer" Teil der Symptomatik doch schon auf mich zutrifft, gerade was das Beziehungsverhalten zu anderen Menschen angeht. Heute war wieder einer der Tage an denen ich mich durch kleinste Dinge wieder ungeliebt und allein gefühlt habe und das führte wieder zum Totalabsturz. Jetzt sitze ich hier und weiß nicht mehr wohin, mit mir und der Welt.
Möglicherweise bräuchte ich Medikation, aber ich weiß nicht, wie ich das machen soll. Ein Psychiater kennt nicht meine ganze Geschichte, nur meine Therapeutin. Aber die Sitzungen von über einem Jahr kann man nicht in kurzer Zeit inhaltlich wiedegeben, sodass dieser jemand dem Folgen und vorallem alles beurteilen könnte. Ich weiß nicht, wie ich vorgehen soll, um eine Diagnose zu erhalten, die mir auch medikamentös weiterhelfen kann. Aber dazu mehr in einem anderen Thread - wir wollen Off - Topic ja vermeiden.
Ich kann verstehen, dass du Angst vor Antidepressiva hat. Schließlich hört man heutzutage sehr viel von den ganzen Nebenwirkungen und von Leuten, die davon abhängig geworden sind. Da ist es nur verständlich, dass man selbst auch Angst bekommt so anhängig zu werden und ohne dieses Medikament nicht mehr leben zu können.
Jedoch denke ich, dass du die Tabletten bedenkenlos nehmen kannst, wenn dein Arzt es empfiehlt. Dein Arzt kennt sich ja mit deinem derzeitigen Gesundheitszustand und so weiter am besten aus und daher denke ich, dass er das auch am besten einschätzen kann. Wenn er also der Meinung ist, dass du dieses Medikament nehmen solltest, dann würde ich an deiner Stelle auf ihn hören.
Wenn du das Gefühl hast, das du so einfach nicht mehr klar kommst, würde ich dir empfehlen diese Tabletten zu nehmen. Sie sind eh noch recht niedrig dosiert und nach kurzer Eingewöhnungsphase wird es dir besser gehen. Ich habe selber in der Familie einen Fall, der recht hoch dosierte Medikamente nehmen muss und von dem her kenne ich mich recht gut aus. Vor allem bei den Nebenwirkungen. Probiere es einfach ein paar Wochen aus, so lange kann es nämlich dauern bis die Nebenwirkungen verschwinden, aber spätestens dann sollten sie weg sein. Aber ich vermute du hast eh wieder einen Kontrolltermin.
Leider kann es auch sein das die Nebenwirkungen überhaupt nicht verschwinden, dann muss das Medikament gewechselt werden. Aber irgendwann gibt es das richtige. Mein Bekannter musste über 20 Tabletten ausprobieren bis die richtigen gefunden waren. Mit denen lebt er jetzt aber schon jahrelang ohne Probleme. Also, probiere es aus, du wirst sehen, es hilft.
Ich kann verstehen, dass du Angst vor Antidepressiva hat. Schließlich hört man heutzutage sehr viel von den ganzen Nebenwirkungen und von Leuten, die davon abhängig geworden sind. Da ist es nur verständlich, dass man selbst auch Angst bekommt so anhängig zu werden und ohne dieses Medikament nicht mehr leben zu können.
Ich hasse diese, man hört ja so viel. Man weiß auch, dass Alkohol abhängig machen kann und trotzdem wird er getrunken. Sogar Schokolade kann abhängig machen, trotzdem wird sie gegessen.
Ganz generell noch mal, es gibt Medikamente, die abhängig machen können. Aber die gibt es nicht nur im Bereich Psychopharmaka, sondern auch in anderen Bereichen. Wobei das Gefühl, man kann ohne nicht mehr auskommen, nicht unbedingt Abhängigkeit ist. Und es gibt genügend Medikamente, ohne die viele Menschen nicht leben könnten, bei denen aber kein Mensch von Abhängigkeit in dem Sinne sprechen würde.
Ja im Bereich Psychopharmaka gibt es Medikamente die abhängig machen können, aber es gibt noch mehr Psychopharmaka die nachweislich nicht abhängig machen und es gibt auch Psychopharmaka, ohne die manche Menschen nicht mehr Leben könnten, ohne das man von Abhängigkeit im Sinne von Sucht spricht.
Jedoch denke ich, dass du die Tabletten bedenkenlos nehmen kannst, wenn dein Arzt es empfiehlt. Dein Arzt kennt sich ja mit deinem derzeitigen Gesundheitszustand und so weiter am besten aus und daher denke ich, dass er das auch am besten einschätzen kann. Wenn er also der Meinung ist, dass du dieses Medikament nehmen solltest, dann würde ich an deiner Stelle auf ihn hören.
Ganz so einfach ist die Sache nicht. Das wüsstest du aber, wenn du den ganzen Thread gelesen hättest.
Möglicherweise bräuchte ich Medikation, aber ich weiß nicht, wie ich das machen soll. Ein Psychiater kennt nicht meine ganze Geschichte, nur meine Therapeutin. Aber die Sitzungen von über einem Jahr kann man nicht in kurzer Zeit inhaltlich wiedegeben, sodass dieser jemand dem Folgen und vorallem alles beurteilen könnte. Ich weiß nicht, wie ich vorgehen soll, um eine Diagnose zu erhalten, die mir auch medikamentös weiterhelfen kann. Aber dazu mehr in einem anderen Thread - wir wollen Off - Topic ja vermeiden.
Manche Therapeuten kennen sich auch mit Medikamenten aus. Ich kenne auch Therapeutinnen die damit fitter sind, als die Ärzte. Kommt aber halt wie gesagt auf die Therapeuten an. Was sie aber generell machen kann, eben weil sie dich besser kennt, die Richtung der Medikamente mal vorschlagen. Du schreibst ja, dein Problem seien mehr die Stimmungsschwankungen. Da gibt es durchaus Medikamente, die stimmungsstabilisierend wirken. Oder auch Bedarfsmedikamente, die man halt nur nimmt, wenn es mies ist. Damit würde zumindest die dauerhafte Medikamentation wegfallen. Das wäre für dich eventuell einfacher?
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