Problem mit Schulfreundin

vom 12.05.2011, 22:25 Uhr

Seit einiger Zeit habe ich ein Problem mit einer Schulfreundin(dreizehn Jahre alt). Sie benimmt sich meiner Ansicht nach unmöglich in der Schule. Erstens schreibt sie oft ab, was ich aber nicht ganz so schlimm finde. Aber Urkundenfälschung ist da meiner Meinung nach ein ganz anderes Kaliber. Ich glaube, sie riskiert damit, von der Schule zu fliegen. Ich habe ihr auch meine Meinung gesagt, sie meinte aber, das sei ihre Entscheidung. Sie meinte, wenn sie das Abitur nicht schafft, ist ihr Leben eh versaut.

Außerdem weiß ich, dass sie gelegentlich raucht und Diebstähle begeht. Nicht so kleine Kaugummipackungen, sondern richtigen Schmuck und so. Das macht sie immer mit einer anderen Freundin. Sie meint zwar, dass diese beiden Sachen nur selten vorkämen, doch da bin ich mir nicht mehr so sicher. Ich habe auf der letzten Klassenfahrt für sie Zigaretten geschmuggelt, weil sie dachte, dass ihre Tasche kontrolliert wurde. Jetzt mache ich mir Sorgen, ob das so richtig war oder ob ich ihr nicht eher damit geschadet habe.

Als wir sie auf der Klassenfahrt auf das Rauchen ansprachen, versuchte sie das mit ihrer Familie zu erklären. Ich muss zugeben, sie hat keine schöne Situation - ihre Eltern sind geschieden und ihr Vater erpresst ihre Mutter. Ich frage mich, ob das allein die Gründe für das Rauchen und Stehlen sind.

Einmal hat sie mir gegenüber gestanden, dass sie einmal Selbstmord begehen wollte, und es nur gelassen hat, weil sie ihre Mutter nicht traurig machen wollte. Ich habe ihr gesagt, dass wir Freundinnen auch sehr traurig sein würden, aber sie meinte nur, sie sei nichts wert und wir würden sie bald vergessen. Außerdem erzählte sie mir, dass sie mit 40 sterben will. Und das aus allein dem Grund, dass sie nicht so „hässlich“ wie diese „alten Leute“ werden will. Ich konnte ihr nicht zustimmen. Aber ich mache mir Sorgen um sie, ob sie es ernst meint. Überhaupt will ich sie davon überzeugen, dass ihr Leben Sinn hat und sie es nicht mit 13 Jahren mit Zigaretten versauen soll. Weiß jemand, was ich tun soll? Ich mache mir solche Sorgen. Vielleicht denkt ihr, dass ich überreagiere, aber sie kam auch schon mit Verbrennungen und Schnitten an den Armen in die Schule, und sie meint es wirklich ernst, glaube ich. Was soll ich tun?

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» Mila15 » Beiträge: 24 » Talkpoints: 9,46 »



Alle Achtung, so eine Freundin wie Dich hätte ich zu Schulzeiten auch gerne gekannt. Ich finde das ganz toll, dass du ihr helfen willst. Vergiss aber bitte nicht, dass deine Kräfte da begrenzt sind, du brauchst dringend jemanden, der Dir helfen kann zu helfen, weil alleine schafft das leider kein Jugendlicher.

Deine Freundin wäre nicht die erste, die schwer damit zu kämpfen haben, dass ihre Eltern nach der Scheidung so mit Machtspielen aufeinander los gehen. Aus der Ferne ist so etwas schwer einzuschätzen, aber es kann gut sein, dass deine Freundin irgendwie versucht die Eltern wieder zu vernünftigem Verhalten zu bringen, indem sie so schwierig reagiert. Das versuchen viele Scheidungskinder. Letztlich müsste das Mädchen lernen, dass auch die Kinder nichts an den Fehlern der Eltern in der Beziehung ändern können, so gerne sie das hätte. Sie würde dich da aber kaum ernst nehmen, weil ich davon ausgehe, dass du solche Erfahrungen nicht selbst durchmachen musstest. Außerdem muss ihr das selbst gar nicht mal klar sein, warum sie so fühlt und handelt.

Auf jeden Fall musst Du Dir jemanden ins Boot holen, dem Du vertrauen kannst. Deine Eltern vielleicht, oder eure Lehrerin oder einen Vertrauenslehrer. Du kannst sogar direkt selbst zum zuständigen Jugendamt gehen und deine Sorgen da schildern. Oft sind die ganz froh, wenn sie von neutralen Personen den Ernst der Lage gesagt bekommen und nicht von den Eltern die sich eh streiten. Mal angenommen einer der Elternteile von dem Mädchen hat das beim Jugendamt schon gemeldet, dann ist das Jugendamt immer kritisch, ob das wirklich stimmt, dass es dem Mädchen so schlecht geht, oder ob das der eine Elternteil nur sagt um den anderen mies zu mache. Dir würde man da ohne größere Probleme glauben. Vielleicht haben die Eltern das aber noch nicht mal bemerkt und sind mit ihrer Trennung selbst so am Ende, dass sie ihr Kind gar nicht mehr wahrnehmen. Auch das passiert.

Über das Jugendamt zum Beispiel kann deine Freundin dann auch Therapien oder Kuren finanziert bekommen, wo ihr echte Fachleute helfen ihren Schmerz mit der Scheidung besser zu verarbeiten und im neuen Leben klar zu kommen. Wenn Du noch Fragen oder Ideen hast, frage einfach nach.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Mila15 hat geschrieben:Seit einiger Zeit habe ich ein Problem mit einer Schulfreundin(dreizehn Jahre alt). Sie benimmt sich meiner Ansicht nach unmöglich in der Schule. Erstens schreibt sie oft ab, was ich aber nicht ganz so schlimm finde. Aber Urkundenfälschung ist da meiner Meinung nach ein ganz anderes Kaliber. Ich glaube, sie riskiert damit, von der Schule zu fliegen. Ich habe ihr auch meine Meinung gesagt, sie meinte aber, das sei ihre Entscheidung. Sie meinte, wenn sie das Abitur nicht schafft, ist ihr Leben eh versaut.


Hin und wieder mal abschreiben ist ja durchaus legitim, aber wenn sie es öfter macht geht das natürlich gar nicht. Wurde sie schonmal erwischt? Sie zu verpetzen fände ich keine gute Idee, allerdings könnten die Mitschüler sie einfach nicht mehr abschreiben lassen, indem man das Blatt umdreht oder sich so setzt, dass sie nichts sehen kann. Und was genau hat sie denn gefälscht? Wenn sie denkt dass ihr Leben eh versaut ist, wenn sie das Abitur nicht schafft (was so natürlich nicht stimmt!) verstehe ich auch nicht, warum sie dann so einen Blödsinn macht. Du kannst natürlich versuchen mit ihr darüber zu reden und versuchen sie was die Schule angeht zur Vernunft zu bringen, wenn sie aber wirklich diese Einstellung hat, wird sich das vielleicht erstmal nicht ändern. Allerdings ist sie mit 13 ja noch sehr jung und manchmal denkt man einfach nicht richtig nach und macht sich keine Gedanken um die Zukunft.

Außerdem weiß ich, dass sie gelegentlich raucht und Diebstähle begeht. Nicht so kleine Kaugummipackungen, sondern richtigen Schmuck und so. Das macht sie immer mit einer anderen Freundin. Sie meint zwar, dass diese beiden Sachen nur selten vorkämen, doch da bin ich mir nicht mehr so sicher. Ich habe auf der letzten Klassenfahrt für sie Zigaretten geschmuggelt, weil sie dachte, dass ihre Tasche kontrolliert wurde. Jetzt mache ich mir Sorgen, ob das so richtig war oder ob ich ihr nicht eher damit geschadet habe.


Ich fürchte fast hier könntest du auch nur versuchen, an ihr Gewissen zu appelieren. Rauchen in dem Alter ist ja mittlerweile leider nichts ungewöhnliches mehr. Bei uns gab es damals auch mehrere Schülerinenn die hin und wieder kleine Diebstähle begangen haben, weil es "cool" war und man sich gegenseitig dazu angestichelt hat. Ich habe das ehrlich gesagt auch einmal - da war ich 12 - mit einer Freundin gemacht und wir wurden erwischt. Danach war ich kuriert, vielleicht muss deine Freundin auch erst erwischt werden um zu merken, dass das so nicht geht.

Ihre Zigaretten hätte ich übrigens nicht geschmuggelt; sowas geht auch überhaupt nicht und dadurch hast du dich in "Gefahr" gebracht, denn auch deine Tasche hätte kontrolliert werden können.

Wenn sie zu Hause solche Probleme hat, könnten das natürlich auch mit Gründe für ihr Verhalten sein. Da ich diese Situation allerdings nicht genau kenne, lässt sich das schlecht sagen. Vielleicht versucht sie auf sich aufmerksam zu machen, vielleicht fühlt sie sich vernachlässigt und denkt dass sie dadurch ihre Eltern auf sie aufmerksam machen kann. Dass sie von Selbstmord spricht und sich selbst verletzt würden diese Theorie bekräftigen.

Ich finde es gut, dass du dir Gedanken um sie machst und das ganze ernst nimmst, denn ich denke ernst nehmen sollte man solch ein Verhalten auf jedenfall, auch wenn solche Gedanken in dem Alter leider durchaus oft vorkommen und gibt sich oft mit den Jahren.

Auf jedenfall solltest du versuchen mit ihr zu sprechen. Ihr Hilfe anbieten, deine Unterstützung. Da du aber selber noch recht jung bist, solltest du bedenken dass auch du Grenzen hast und du solltest aufpassen, dass du dich nicht mit runterziehen lässt.

Wie ich bereits sagte kann es gut sein, dass sich ihr Verhalten von selbst gibt, aber ich denke man sollte lieber einmal zu viel reagieren, als dass es dann zu spät würde. Versuche mit ihr zu sprechen; wenn du das Gefühl hast dass sie abblockt oder du einfach nicht weiter weisst musst du jemandem Bescheid geben, auch wenn deine Freundin das sicher nicht gut finden wird. Das ist wirklich keine leichte Situation, aber ich hoffe dass du und besonders deine Freundin dass irgendwie schafft.

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» Nana_2011 » Beiträge: 2250 » Talkpoints: 0,21 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Nana_2011 hat geschrieben: Und was genau hat sie denn gefälscht?

Sie hat ihre Französischarbeit nach der Rückgabe "korrigiert" und die Leherin darauf hingewiesen, dass sie statt einer 4 eine 3 verdient. Ich hab ihr auch gesagt, dass das so nicht geht. Aber sie meinte nur, es wäre ihr wichtig und mit der 4 wäre ihr Leben nur noch mehr kaputt?

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» Mila15 » Beiträge: 24 » Talkpoints: 9,46 »



Das Abschreiben in der Schule. hat denke ich wirklich jeder mal gemacht. Gerade in diesem Alter, hat man oft andere Dinge im Kopf als die Schule. Sie ist halt noch ein Teenager und gerade in der Pubertät. Zu dieser Zeit habe ich auch viel solcher Sachen gemacht, die mich oder meine Eltern in Schwierigkeiten bringen konnten.

Ich denke aber, dass deine Freundin auf jeden Fall langsam machen sollte. Gerade das Rauchen ist in diesem Alter sehr schlimm für den Körper. Sie übertreibt finde ich stark mit der Schule, von wegen wen sie einmal eine 4 in einer Klassenarbeit schreibt, wäre ihr Leben zerstört. Ich denke jeder hier hat mal schlimmere Klausuren zurückbekommen, ohne dass er sich gleich umgebracht hat. Mit 13 Jahren war ich in der 8 Klasse, habe geraucht, Haschisch konsumiert und bin von meiner Realschule geflogen. Trotz alldem habe ich meinen Realschulabschluss und ich bekomme mein Leben auf die Reihe. Ich denke dass, deine Freundin schon merken wird, dass die Schule für die Zukunft wichtiger ist als ein bisschen Schmuck.

Wenn deine Freundin nicht auf dich hört, dann rate ich dir einfach dich von ihr fernzuhalten. Es ist vielleicht etwas schlimm für dich, aber wenn sie von dir verlangt, dass du Zigaretten für sie schmuggelst, ist das nicht in Ordnung. Wenn du es natürlich freiwillig gemacht hast, weil du eine gute Freundin sein möchtest und ihr helfen, ist das in Ordnung. Jedoch solltest du aufpassen, dass sie dich nicht ausnutzt in solchen Dingen. Wenn sie es von dir verlangt, dass du für sie beispielsweise Zigaretten schmuggelst, oder sie dich runter machen will weil du es nicht möchtest, wenn sie dass nicht versteht und dich vielleicht sogar dafür anfangen wird zu ärgern, von wegen du hättest Angst, dann ist das wirklich keine gute Freundin für dich.

Du scheinst ja schon etwas erwachsener zu sein, versuch am besten dir keine Freunde zu suchen die irgendwelche verbotenen Sachen treiben, ob das jetzt kleine Diebstähle oder Drogenkonsum sind sei mal dahin gestellt. Am besten auf die Schule konzentrieren und solchen Leuten aus dem Weg gehen, ich spreche aus eigener Erfahrung und hätte es jetzt gerne, wenn ich es so gemacht hätte.

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» hennessy221 » Beiträge: 5132 » Talkpoints: -1,94 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Ein wirkliches Problem hast du ja mit der Schulfreundin nicht. Vielmehr siehst du für sie (nicht mal zu unrecht) Problem aufkommen. Denn so ein Verhalten ist auf Dauer kaum durchzuhalten, ohne dass es letztlich doch zu Konsequenzen kommt. Das geht nur dann gut, wenn man wirklich nichts mehr zu verlieren hat bzw. diese Grundhaltung vertritt. Das ist aber deiner Freundin, nachdem ihr das Abitur aber auch die Stimmung ihrer Mutter so wichtig erscheint, nicht der Fall. Und hier sind auch schon Punkte, welche eigentlich entlarven, wie Widersprüchlich auch ihre Handlungen sind. Und wie wenig abgestimmt oder überlegt alles von statten geht.

Wenn es bei ihren Schwierigkeiten beim Abschreiben bleibt, ist das eine Sache. Aber diese Sache deutet doch auf Schwierigkeiten hinsichtlich des Lernpensums hin. Wenn sie mit ihren dreizehn Jahren schon nicht aus eigener Kraft weiter kommt (dürfe dann Klasse 7 oder 8 sein), dann deutet wenig darauf hin, dass sie es in der 12ten Klasse wesentlich einfacher haben wird. Es gibt zwar die Fälle, in welchen dann den Personen ganz bewusst wird, wie wichtig die Schulkarriere (ihnen) ist und dann spät voll durchstarten und wirklich über Pauken und Büffeln vieles Nachholen. Aber das ist eher die Ausnahme. Wer schon so früh in vielen Bereichen den Anschluss verliert, holt das in der Regel nicht ohne weiteres nach.

Was das nachträgliche Korrigieren von Arbeiten angeht, ist das zwar ein Täuschungsversuch. Aber es ist mit Sicherheit nichts, was strafrechtlich Konsequenzen nach sich ziehen dürfte oder könnte. Die Klassenarbeit mag vieles sein. Aber zu einer Urkunde fehlt es doch noch ein wenig. Anders sähe die Sachlage aus, wenn sie sich bei ihrem Täuschungsversuch daran machen würde, das Zeugnis zu verbessern. Von der Tragweite der nachträglichen Korrektur würde ich das höchstens mit einem gewöhnlichen Abschreiben oder Nutzen eines Spickzettels gleichsetzten. Was in dem Fall droht ist eine Bewertung mit einer glatten sechs und einer entsprechenden Einschätzung von Seiten des Lehrers oder der Lehrerin. Was auch nicht schön ist.

Das sie in dem Alter raucht ist dann natürlich auch nicht klug von ihr. Was ich dann aber nicht verstehe, ist die Tatsache, dass sie sich Sorgen um ihr Aussehen im Alter macht, aber dann den Grundstein für eine entsprechende Verschlechterung legt. Ist ihr das Aussehen wichtig, sollte sie nicht rauchen (auch nicht gelegentlich, weil sie nicht wissen kann, wie es bei ihr anschlägt!).

Diebstahl ist dann auch ein weiterer Punkt, der unklug ist aber u.U. im Moment noch ohne weitere Konsequenzen sein kann. Sie darf aber nicht vergessen, dass Verhaltensmuster schwer änderbar sind und wenn sie mit 13 anfängt, regelmäßig zu klauen, wird sie mit 14 nicht einfach aufhören. Obgleich hier die Konsequenzen anders sein können! Daher sollte man sie Fragen, ob sie die Sachen wirklich so dringend braucht, dass sie dieses Risiko eingehen will. Und wenn sie sich über die Gemütslage ihrer Mutter sorgt: wie traurig dürfte diese werden, wenn sie von der Polizei heimgebracht wird?

Was du beschreibst gibt eigentlich nur die extreme Seite der Auswirkungen der Pubertät wider. Offensichtlich sind die Veränderungen die sie durchlebt - in Verbindung zu den privaten Umwälzungen in der Familie - für sie schlicht zu viel. Da kann man vermutlich nicht helfen, weil sie Hilfe nicht zulassen würde. Es bleibt nur zu hoffen, dass sie sich selbst fängt und nicht zu tief fällt. Denn mit dem falschen Freundeskreis könnte es auch zu Drogenmissbrauch kommen. Ebenso kann es passieren, dass sie anfängt, sich z.B. ausschließlich über ihren Körper zu definiert und Bestätigung durch das Liebesspiel sucht. Daran ist nichts verwerflich - aber leider wäre es in ihrem Fall nicht aus eigenem Antrieb. Sie wäre so Opfer ohne es wirklich zu wissen oder zu merken.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Dass deine Freundin abschreibt und an der Klassenarbeit herumkorrigiert halte ich gar nicht für so bedrohlich. Das würde zwar Ärger geben, aber ich kenne keinen Lehrer der deshalb Strafanzeige stellen würde. Anders sieht das schon mit den Diebstählen aus. Heutzutage sind die meisten Geschäfte Videoüberwacht und Ladendiebstahl ist ein viel größeres Risiko als früher. Je nach dem wie viel sie klaut kann es schon passieren, dass sie sich nach dem Ertappt werden als Angeklagte vor Gericht wieder findet. Wie sie das ihren Eltern erklären würde, darüber sollte sie vorher mal nachdenken. Und so böse das jetzt vielleicht klingt: Es wäre fast das beste für sie, wenn sie so bald wie möglich erwischt wird, bevor das Klauen zur Gewohnheit wird. Noch besser wäre es natürlich, wenn sie damit von selbst aufhören würde.

Was ich aber bedenklich finde ist, dass sie Dir sagt, sie wäre am liebsten tot. In der Pubertät denken so viele heimlich über Selbstmord nach. Aber die wenigsten würden ihren Freunden davon erzählen. Das ist es, was mich stutzig macht. Dass sie dann auch noch Schnittwunden an ihrem Armen haben soll macht die ganze Sache nicht besser. Entweder sie ritzt sich oder sie hat schon erfolglos versucht sich umzubringen. Weder das eine noch das andere deutet darauf hin, dass es ihr gut geht. Die Brandwunden auf ihren Arm kann sie sich selbst zugefügt haben. Aber auch dann geht es ihr nicht gut, wenn sie sich absichtlich so weh tut. Oder die Brandwunden können aus einer Misshandlung stammen, dass sie vielleicht zu Hause für irgend etwas bestraft wird. Möglicherweise wird sie wie ihre Mutter auch von ihrem Vater erpresst und mit Gewalt bedroht. Das ist jetzt natürlich reine Spekulation. Aber Brand- und Schnittwunden auf dem Arm würde ich auf jeden Fall als Alarmsignal betrachten. Dass sie obendrein noch klauen geht, macht ihre Situation auch nicht besser.

Ich wollte dich nicht dazu aufrufen, das Mädchen bei der Lehrerin oder sonstwo wegen dem Abschreiben und der Klassenarbeitveränderung zu verpetzen. Auch den Ladendiebstahl musst du nicht unbedingt petzen. Es reicht, wenn Du dem Helfer von ihren Selbstmordwünschen und den komischen Narben erzählst und von der problematischen Ehescheidung der Eltern, die das Mädchen leiden lässt. Es reicht, wenn Du den Leuten erklärst, dass Du Dir deshalb Sorgen machst, weil Du ihr selbst nicht helfen kannst. Wenn man aber zu anderen Leuten geht und für einen Freund in Schwierigkeiten Hilfe organisiert, ist das kein Petzen sondern eine gute Sache. Ich würde Dir auch nicht raten, dich von Ihr fern zu halten. Ich schätze Dich schon so weit vernünftig ein, dass Du nicht gleich mit zum Klauen und Rauchen gehst, nur weil deine Freundin das macht. Dass das Zigarettenschmuggeln nicht in Ordnung war, das hast Du ja bereits eingesehen und wirst es hoffentlich nicht noch mal machen.

Ich würde mich an Deiner Stelle auch nicht allzusehr sorgen, dass deine Freundin das Abitur nicht schafft. So um die 13 Jahre herum wird bei vielen Mädchen der Notenschnitt schlechter, weil man schon mit der Pubertät alleine oft ziemlich vom Schulalltag abgelenkt ist. Eine komplizierte Scheidung der Eltern ist auch ein typischer Grund dafür, wenn man in den Noten in der Schule plötzlich absackt, denn Scheidungskinder haben oft den Kopf so voll Kummer, dass keine Unterrichtsstoff hängen bleiben will. Das kann man auch bei Grundschulkindern schon beobachten. Wenn es deiner Freundin wieder besser geht, sollten auch die Schulleistungen wieder besser werden, gerade wo sie doch so ehrgeizig zu sein scheint. Wenn sie das Abi in der Tasche hat wird sie eines Tages keiner mehr fragen, welche Noten sie in der siebten oder achten Klasse mal hatte. Wichtig ist, dass es ihr bald wieder besser geht und dass sie versucht möglichst am Ball zu bleiben und nicht allzuviel Lücken im Stoff anzusammeln.

Für Trennungskinder gibt es heute viele Hilfsmöglichkeiten. Die Eltern sind meist so mit sich selbst beschäftigt, dass sie gar nicht mehr sehen, wie schlecht es ihrem Kind geht. Manche Eltern versuchen auch aus Angst davor die Liebe des Kindes auch noch zu verlieren, das Kind auf die eigene Seite zu ziehen und gegen den Expartner aufzuhetzten. Das ist für das Kind ziemlich schwer zu verkraften. Ein Mann, der seine Ex-Frau erpresst, dem traue ich sowas schon zu. In vielen Gebieten gibt es spezielle Kinder und Jugendtreffs für Scheidungskinder und Trennungskinder. Dort kann man andere Treffen die im etwa gleichen Alter die gleichen Probleme mit den Eltern haben. Wenn man sich mal mit solchen Kindern aussprechen kann, die das alles aus eigener Erfahrung kennen, dann kann das schon sehr gut tun. Das örtliche Jugendamt weiß, wo es bei euch die nächste Gruppe dieser Art gibt oder kann euch vielleicht für deine Freundin in der Nähe Kontakt zu anderen betroffenen Kindern vermitteln. Ein Kumpel aus meinen Schultagen hat damals eine Reittherapie gezahlt bekommen, weil er die Scheidung seiner Eltern nicht gut verkraftet hat. Du siehst vielleicht, es gibt viele Möglichkeiten, solchen Scheidungswaisen zu helfen. Für deine Freundin findet sich sicher auch was passendes.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



trüffelsucher hat geschrieben:Je nach dem wie viel sie klaut kann es schon passieren, dass sie sich nach dem Ertappt werden als Angeklagte vor Gericht wieder findet.

Nachdem sie aber erst dreizehn Jahre alt ist, ist sie nicht strafmündig! Das bedeutet natürlich auch, dass sie sich unabhängig von ihrer Tat nicht vor einem Gericht wird verantworten müssen. Das ändert sich frühestens für Taten nach ihrem vierzehnten Geburtstag. Allerdings sehe ich es Grundsätzlich auch so, dass es gut wäre, wenn sie frühzeitig erwischt werden würde. Hier besteht einzig die Gefahr, dass sie dann die "lasche" Bestrafung eher motiviert bzw. die abschreckende Wirkung von Strafe nachlässt. Denkt sie aber nach, bringt auch ein "lascher" Schuss vor den Bug ein Einsehen.

trüffelsucher hat geschrieben:Aber die wenigsten würden ihren Freunden davon erzählen.

Und die, die es erzählen, haben sicher auch Probleme. Aber ich würde diese Kandidaten nicht zu jenen zählen, die auch konsequent versuchen, sich wirklich das Leben zu nehmen. Es ist also nicht der klassische Hilfeschrei. Vielmehr scheint sie im Moment im Selbstmitleid zu ertrinken. Diesbezüglich würde ich mir nicht wirklich Sorgen machen.

Wenn es wirklich um Helfen geht, dann geht dies nur über eine dritte Instanz. Denn das ist eine Nummer zu groß für Freundinnen bzw. in dem Fall sind es auch noch "nur" Schulfreundinnen. Hier könnte es sich als hilfreich erweisen, z.B. den Vertrauenslehrer bzw. die Vertrauenslehrerin zu informieren. Dieser sollte dann das Gespräch mit ihr suchen und sich selbst ein Bild von der Lage machen.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


derpunkt hat geschrieben:
trüffelsucher hat geschrieben:Je nach dem wie viel sie klaut kann es schon passieren, dass sie sich nach dem Ertappt werden als Angeklagte vor Gericht wieder findet.

Nachdem sie aber erst dreizehn Jahre alt ist, ist sie nicht strafmündig! Das bedeutet natürlich auch, dass sie sich unabhängig von ihrer Tat nicht vor einem Gericht wird verantworten müssen. Das ändert sich frühestens für Taten nach ihrem vierzehnten Geburtstag.


Wenn sie gerade dreizehn geworden ist, ist das richtig, dass sie noch nicht strafmündig ist. Wenn sie aber schon fast vierzehn ist, dann besteht die Chance eben doch, weil es ja auch ziemlich unwahrscheinlich ist, dass sie gleich morgen ertappt wird und dann möglicherweise schon 14 Jahre alt ist. Aber auch mit dreizehn wird es für sie kaum angenehm werden, wenn die Eltern sie "nur" vom Polizeirevier abholen müssen.

derpunkt hat geschrieben:
trüffelsucher hat geschrieben:Aber die wenigsten würden ihren Freunden davon erzählen.

Und die, die es erzählen, haben sicher auch Probleme. Aber ich würde diese Kandidaten nicht zu jenen zählen, die auch konsequent versuchen, sich wirklich das Leben zu nehmen. Es ist also nicht der klassische Hilfeschrei. Vielmehr scheint sie im Moment im Selbstmitleid zu ertrinken. Diesbezüglich würde ich mir nicht wirklich Sorgen machen.


Ich wäre da mit einer Ferndiagnostik sehr vorsichtig, ob das nun ein klassischer Hilfeschrei ist oder nicht oder überhaupt ein Hilfeschrei. Teenager lesen in der Regel keine Psychologielehrbücher und überlegen nicht lange, wie ihr Verhalten interpretiert werden könnte. Wichtig finde ich, dass sie einer Freundin anvertraut hat, dass sie mit ihrem Leben im Moment nicht klar kommt. Es würde keinesfalls schaden, wenn man das vorsichtshalber ernst nimmt und mal ein Fachmann nach sieht, ob dem Mädchen geholfen werden kann. Und wenn sie wirklich die Wunden an den Armen hat, weil sie ritzt oder misshandelt wird, dann ist das definitiv ein Mädchen, das Hilfe braucht.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


trüffelsucher hat geschrieben:Wenn sie aber schon fast vierzehn ist, dann besteht die Chance eben doch, weil es ja auch ziemlich unwahrscheinlich ist, dass sie gleich morgen ertappt wird und dann möglicherweise schon 14 Jahre alt ist.

Entscheidend ist ja aber auch nicht das Alter, mit dem sie erwischt wird, sondern das Alter, in welchem sie die Straftat begeht. Und hier muss ich davon ausgehen, dass sie eben bei der Durchführung dreizehn Jahre alt ist und damit strafunmündig.

trüffelsucher hat geschrieben:Aber auch mit dreizehn wird es für sie kaum angenehm werden, wenn die Eltern sie "nur" vom Polizeirevier abholen müssen.

Davon sollte auszugehen sein. Und das ist ja auch die Hoffnung, welche man sich hier macht, dass das nicht wieder vorkommt.

trüffelsucher hat geschrieben:Es würde keinesfalls schaden, wenn man das vorsichtshalber ernst nimmt

Da hast Du natürlich Recht. Aber viel mehr als bis zum Vertrauenslehrer wird man in der Position nicht gehen können. Die Mutter des Mädchens anzusprechen, hielte ich für keine besonders gute Idee. Denn wenn hier die Pubertät durchschlägt, dann will man sich ja gerade vom Elternhaus emanzipieren. Die eigenen Eltern oder die Mutter ist hier sicher nicht die Person, die am besten Helfen könnte.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


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