Über Sparmaßnahmen nicht schreiben- Staat könnte ja mitlesen
In einem anderen Kochforum haben wir zur Zeit einen regen Schriftwechsel, der leider auch negative Resonanz bringt und mich interessiert dazu mal eure Meinung. Deshalb auch erst mal die Randinformationen.
Auslöser war ein Thread einer Userin, die schrieb, dass ein Bekannte von ihr meint, sie kann für 5 Personen zwei Wochen lang für 3 Euro kochen. Sie wollte wissen, ob wir das für möglich halten. Reaktionen waren ganz klar, dass man auf eine Person umrechnete und fragte, ob man für 60 Cent eine vollwertige Mahlzeit auf den Tisch bekommt.
Eine Userin setzte sich dann näher mit dem Thema auseinander und wir haben nun quasi einen Versuch gestartet. Die Randbedingungen sind folgendermaßen: Es geht um die Hauptmahlzeit. Sie soll enthalten: Vitamine, Eiweiß und Kohlenhydrate und soll maximal 60 Cent pro Person kosten.Nun haben sich ein paar Leute beteiligt, die halt nun täglich ihre Hauptmahlzeit posten und die entstehenden Kosten ( hier ist auch fest gelegt, was berechnet werden muss und was nicht).
Eine Userin regte sich nun fürchterlich auf. Solche Sachen sollte man nicht im Internet "besprechen". Es könnte ja auch jemand vom Staat mitlesen und die kämen dann auf die Idee, dass man ja die Leistungen im Hartz 4 Bezug kürzen könnte, da ja durch solche Threads bewiesen werden kann, dass man auch mit weniger finanziellen Mitteln nahrhaft und ausgewogen kochen kann. Der Einwand kam relativ am Beginn der Aktion. Es war also absolut nicht absehbar, in wie weit der Versuch klappt.
Findet ihr den Einwand richtig? Sollte man wirklich nichts mehr über Sparmöglichkeiten schreiben, damit keiner auf die Idee kommt, die Bezüge bei Sozialleistungen könnten noch weiter gekürzt werden?
Da es ja entsprechende Diskussionen in diversen Foren schon seit Jahren gibt, kann ich mir nicht vorstellen, das sich der Staat daran orientiert. Denn soweit mir bekannt ist, wurden soziale Bezüge, welche den normalen Lebensunterhalt garantieren sollen, in den letzten Jahren nicht gekürzt.
Also hat das eine mit dem anderen wohl kaum irgendetwas zu tun. Denn selbst grosse Diskussionen, wo recht bekannte Leute meinten, das man mit weitaus weniger, als dem Hartz IV-Satz, auskommen könnte, hat doch auch keine Kürzungen dieser Bezüge mit sich gebracht.
Demzufolge kann man auch alles total schwarz sehen und versuchen solche Experimente schlecht zu reden. Für Leute, welche wirklich aufs Geld schauen müssen, sind solche Tipps sicherlich hilfreich, aber den Staat interessiert es eher weniger.
Ich würde das auch nicht so schwarz und negativ sehen. Ich glaube auch nicht, dass sich der Staat nach Meinungen in Foren richtet. Die haben schon ihre eigenen Leute, die sich solche Sachen ausrechnen und denen wird schon bewusst sein, dass man eben auch mit solchen finanziellen Mitteln prinzipiell auskommen könnte. Dass es deswegen dann gleich zu Kürzungen kommen wird, braucht man denke ich nicht befürchten.
Das ist natürlich in mehreren Beziehungen Quatsch. Denn die Bezüge für Sozialleistungen werden nicht am extremen Minimalpunkt bemessen. Außerdem beschäftigt sich hier eine bestimmte Community mit einem Thema - und dessen Ergebnisse können nicht zum Standard für "Normalbürger" werden.
Dann stößt mir bei dem Aufwand auf, dass hier Angst davor gehabt wird, dass "jemand vom Staat" mitliest. Ist es mental denn schon wirklich so weit, dass sich das Obrigkeitsdenken so tief festgesetzt hat, dass vergessen wird, dass "jemand vom Staat" durchaus auch in dem Kochforum aktiv sein könnte? Wie kann man sich "jemanden vom Staat" vorstellen, der so losgelöst von anderen zu sein scheint? In jedem Ministerium arbeiten Menschen, welche ihre Freizeit wie "normale Menschen" verbringen und sich nun zu überlegen, deshalb sich selbst (aus Angst) zu beschränken wäre wirklich unklug und einer freien oder sich frei gebenden Gesellschaft nicht würdig.
Um ehrlich zu sein glaube ich nicht, dass Beamte irgendwelche Foren nach Spartipps durchsuchen. Außerdem war bzw. ist es ja nur ein Versuch von euch und keine anerkannte Tatsache, dass man für so wenig Geld nahrhafte Gerichte zubereiten kann. Ich würde die Sache nicht so negativ sehen und keinesfalls aufhören solche Versuche im Internet zu starten. Außerdem habe ich schon oft Beiträge über dieses Thema in irgendwelchen Magazinen oder im Fernsehen gesehen. Dort wird oft getestet ob man mit dem Geld von Hartz IV auskommen kann und wie man möglichst günstig kocht und einkauft. Das ist ein Thema über das schon lange diskutiert und berichtet wird, daher wird euer Versuch in dem Forum keine Folgen haben.
Das ist absoluter Quatsch, denn der Staat bemisst den Wert an Hartz4 nicht daran, wo man wieviel sparen kann und ob solche Ideen im Internet kursieren. Der Staat bemisst Werte beispielsweise teilweise am Warenkorb, der die wichtigsten Güter enthält und auch die dafür angesetzten Preise. Ob man nun günstiger leben kann oder nicht, ist dabei vollkommen egal, denn daran orientiert sich der Staat nicht.
Zudem kommt noch hinzu, dass der Hartz4 Regelsatz nicht so einfach gesenkt werden kann. Das sieht man ja schon an den kürzlichen Diskussionen. Wir sind immer noch in einem Sozialstaat und hier wird man den Teufel tun und den Satz stark senken, denn damit würde man noch mehr Kritik an der Politik herauf beschwören, das will keiner.
Ich würde auch das Internet und die Kontrolle durch den Staat nicht so negativ oder schwarz sehen. Wenn da Gefahr bestünde, würde der Staat teilweise viele anderen Entscheidungen treffen. Aber ich glaube nicht, dass der Staat sich die Arbeit macht im Internet zu recherchieren, wo noch Sparpotential herrscht.
Nur weil eine Person im Internet erzählt, dass sie für ihre Mahlzeiten so wenig Geld ausgibt muss es doch nicht gleichzeitig heißen, dass die staatliche Unterstützung gekürzt wird. Das ist doch ein wenig weit hergeholt wie ich finde. Man muss sich doch immer die Frage stellen wer so etwas im Internet von sich preis gibt. Nicht alles was man in Foren lesen kann entspricht auch der Wahrheit. Dies dürfte auch den Beamten bekannt sein die sich mit diesem Thema ser staatlichen Zuschüsse auseinander setzen. Die Panik ist meiner Meinung nach unbegründet und aus der Luft gegriffen.
Ehrlich gesagt habe ich mir auch schon einmal ähnliche Gedanken gemacht, aber ich habe mich dann ganz schnell auf den Boden der Tatsachen zurückgestellt und mich von dieser doch absurden Idee verabschiedet. Denn das hiesse ja, dass der Staat zig Foren durcharbeiten lassen müsste, um zu sehen, ob man das günstige Kochen wirklich deutschlandweit umsetzen lassen kann. Ich glaube auch nicht, dass Forenmitglieder wirklich aussagekräftig für eine Republik ist. Sie spiegeln einen Teil, aber nicht die gesamten Einwohner wider.
So schnell werden die Leistungen, die das Arbeitslosengeld II betreffen, nicht gekürzt werden können. Es liegen Berechnungen zugrunde, die sicherlich nicht im Internet in einem Forum geschrieben wurden. Von daher kann diese Userin mal ganz schnell wieder von dieser Idee wegkommen und sich wieder beruhigen.
Es sind ja nicht nur Menschen, die Sozialleistungen beziehen und ihr Geld mehrmals umdrehen müssen. Auch die arbeitende Bevölkerung muss teilweise doch sparen und sich zusammenreissen. Warum kann man das nun nicht in einem Forum schreiben können, ohne gleich das Gefühl zu haben, kontrolliert zu werden? Das ist nun wahrlich weit hergeholt.
Es gibt ja auch schon diverse Zeit Kochbücher für Hartz-4-Empfänger in denen praktische Anleitungen gegeben werden, wie man möglichst preiswert Mahlzeiten zusammenstellt. Trotz dem diese Publikationen öffentlich erhältlich sind und sich gut verkaufen hat es noch keine Bedarfssatzsenkung für Lebensmittel gegeben, daran dürften auch Diskussionen im Internet nichts ändern. Außerdem werden diese Sätze ja auch von Fachleuten erhoben, die garantiert nicht als Quelle für ihre Infos ein Diskussionsforum unter Laien verwenden würden. Damit macht sich jeder ernst zu nehmende Wissenschaftler total lächerlich. Wenn dann stellen diese Leute eigene Untersuchungen an oder stützen sich auf Fachpublikationen. Ich gehe davon aus, dass diese Fachleute schon versucht haben, den Satz auf ein verantwortliches Minimum zu drücken.
Außerdem sind es immer noch zwei Paar Stiefel, ob man prinzipiell einen Menschen mit einem gewissen Betrag durch Nahrung vor dem Verhungern schützen kann oder ob es sich um eine einfache aber ausgewogene und rund um bedarfsdeckende Kost handelt. Klar kann man sich über Wochen von Nudelsuppe und Kartoffeln mit Margarine ernähren, davon durchaus satt werden und nicht sofort Mangelerscheinungen erleiden. Vor kurzem wurde auch wieder ein Fall bekannt, wo sich eine Frau in Amerika in der Wildnis nur von Studentenfutter vor dem Verhungern gerettet hat. Das geht eine ganze Weile gut, der Körper kann vieles weg stecken, so eine Fehlernährung ist aber eben nicht als langfristige Ernährung möglich. Sinnvoll ist so ein Monofraß aber nicht und das würde auch kein ernsthafter Ernährungswissenschaftler empfehlen.
Auch der Staat kann kein Interesse daran haben, dass sich unter Sozialleistungsempfänger Skorbut und andere Mangelerscheinungen ausbreiten. Vor allem beziehen diese Menschen nicht nur zwei Wochen diese Leistungen sondern teils über Jahre. Auch wenn man nach zwei Wochen noch keine Beeinträchtigungen durch unzureichende Ernährung merkt, langfristig wird so etwas durchaus zu einer Größe. Apropos langfristig: Gerade in Deutschland gibt es sehr viele Erfahrungen aus dem zweiten Weltkrieg, wie die Mindestrationen für die Bevölkerung auszusehen haben. Im Krieg haben die Leute auch teilweise mit weit geringeren Nahrungsmengen überlebt. Historisch bedingt sollte aber gerade ein Staatsdiener moralische Skrupel habe, Menschen so eine Ernährung zuzumuten, die durchaus der Menschenwürde zusätzlich zur körperlichen Gesundheit schadet.
Außerdem sind die Preise für die Ernährung sowieso eine relative Größe. Als Hartz-4-Empfänger kann man ja, wenn die Möglichkeit in der Region gegeben ist, bei der Tafel einen großen Warenkorb zu Preisen weit unter denen des ersten Marktes einkaufen. Das wissen auch diejenigen, die diese Sätze berechnen, die sind ja nicht von vorgestern. Als Student weiß ich auch, dass es einige Leute gibt, die Containern gehen. Auch dazu gibt es hier Diskussionen. Das Containern ist illegal, aber man kann sich Lebensmittel zum Nulltarif beschaffen. Wenn man will, kann man bei der Nahrung endlos Geld sparen, aber der Preis ist eben manchmal sehr hoch.
Für ganz so modern halte ich die gute, alte Bundesrepublik dann doch nicht. Ich glaube kaum, dass sich einzelne Abteilungen oder Minister mit dem Durchsuchen von Foren beschäftigen, die haben sicherlich ganz andere Sorgen am Hals. Außerdem sind Foren sowieso nicht die seriöseste Quelle, sodass die Gelder wegen einer Person, die eventuell auch mit weniger auskommen würde, bestimmt nicht gekürzt werden. Außerdem würden die Leute aus einem einfachen Rezept oder einem einfachen Versuch nicht sofort den Schluss ziehen, dass die Gelder ja gekürzt werden könnten.
Außerdem könnte man von Staatsseite sowieso nicht nachvollziehen, ob der Verfasser eines Rezepts nun Hartz4-Empfänger oder ein ganz normaler Arbeitnehmer ist. Die genannte Userin sollte sich da mal gar keine Sorgen machen, mann kann es auch mit Misstrauen gegenüber des Staates übertreiben. Diskussionen wie diese sind aus der Luft gegriffen und ergeben keinen tiefgreifenden Sinn.
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