Österreichisches Wörterbuch in Schulen in Österreich
Ich wohne in Österreich und in der Schule haben wir natürlich auch das Fach Deutsch. In diesem Fach lernt man ja auch immer den Umgang mit dem Wörterbuch und soweit ich mich erinnern kann, hatte ich früher immer ein österreichisches Wörterbuch. Das ist wohl auch heute noch so und ich habe mir auch nie dabei etwas gedacht.
Letzte Woche hatte ich ein Gespräch mit einer Vorgesetzten aus der Volkshochschule von mir. Wir haben auch ein wenig privat geplaudert und sie hat mir von ihrem Sohn berichtet, der derzeit gerade in die Schule geht. Sie hat sich über die Deutschlehrerin sehr geärgert, eben weil sie sich total geärgert hat, dass man in einem Fach "Deutsch" ein österreichisches Wörterbuch verwendet. Das hält sie nicht für richtig.
Ich habe die Aufregung ehrlich gesagt nicht so ganz verstanden. Immerhin leben wir hier in Österreich und da finde ich ein österreichisches Wörterbuch auch in dem Fach "Deutsch" passend. Immerhin gibt es doch einige Begriffe und Wörter die anders sind und auch in Schularbeiten und dergleichen schreibt keiner Möhre, Eisbein, Tüte und Co. Die österreichischen Begriffe sind ja kein Dialekt oder so sondern sind offiziell.
Da hier ja sowohl viele Deutsche als auch einige Österreicher sind, würde mich die gemischte Meinung diesbezüglich interessieren. Wie seht ihr den Gebrauch von österreichischen Wörterbüchern in Österreich? Wie sieht es da eigentlich in der Schweiz aus? Wie verläuft da der Deutschunterricht. Allerdings kann ich mir schon vorstellen, dass dort ein deutsches Wörterbuch genommen wird, weil das Schweizerdeutsch doch stark abweichend ist.
Also für einen Deutschen ist das österreichische schon manchmal eine Fremdsprache und im Deutschunterricht sollte meines Erachtens da auch ein deutsches Wörterbuch genommen werden. Denn ich denke, dass man im Deutschunterricht, wenn man einen Aufsatz schreibt, zum Beispiel nicht "Schlagoberst" schreiben, sondern Schlagsahne. In einem österreichischen Wörterbuch werden wohl wirklich deutsche Begriffe kaum drin stehen.
In der Schweiz werden im Deutschunterricht deutsche Wörterbücher gebraucht. Ich kenne eine Schweizerin, der ich ein deutsches Wörterbuch geschickt habe, weil sie es für die Schule brauchte. Was nützt in Österreich oder in der Schweiz das Wörterbuch in Landessprache. Auch wenn österreichisch ähnlich klingt und es eher wie ein Dialekt klingt, ist es eine Sprache für sich.
Ich erinnere mich an einen Thread von dir, wo du gefragt hast, was Dosenmilch ist. Wenn man Deutschunterricht wirklich ernst nimmt, sollten solche deutschen Begriffe auch durch genommen werden. In einem deutschen Wörterbuch steht es auch drin. Das ist nur ein Beispiel. Es gibt wirklich sehr viele Wörter, die es im deutschen gar nicht gibt, die aber in einem österreichischen Wörterbuch stehen. Und es gibt deutsche Wörter, die Österreicher nicht kennen, wenn sie kein Wörterbuch haben, wo sie nachschlagen können.
Ich sehe es nicht ganz so. Ich finde die österreichischen Wörterbücher nicht so verkehrt, weil immerhin leben wir ja auch in Österreich. Wenn ich in den Supermarkt gehe, steht auf der Verpackung eben auch nicht Sahne sondern Schlagobers darauf, also die österreichische Bezeichnung. Genauso ist es mit den anderen Lebensmitteln und dergleichen.
So gesehen halte ich es für wichtig, dass die Schüler eben in erster Linie die Rechtschreibung erlernen, die man eben hier überall liest. Ebenso steht in den Schulbüchern nicht Sahne sondern Schlagobers um bei diesem Beispiel zu bleiben. Es wird ja auch nach dem österreichischen Lehrplan unterrichtet und nicht nach dem deutschen.
Man kann es vielleicht mit dem Englischen vergleichen. Da gibt es auch eine American English und ein British Englisch. Beides ist Englisch, aber eben auch mit Unterschieden und in den jeweiligen Ländern wird wohl auch nur die jeweilige Version unterrichtet, denke ich zumindest. Sicher bin ich mir da nicht, aber ich kann mir nicht so ganz vorstellen, dass man in England amerikanische Wörterbücher hat.
Soweit ich mich erinnere waren die deutschen Begriffe im Deutschunterricht bei uns in der Schule schon einmal Thema. Also ich finde schon, dass sie inhaltlich zu einem Deutschunterricht dazu gehören. Allerdings finde ich, dass die offiziellen österreichischen Begriffe Vorrang haben sollten, zumindest in Österreich. Wobei ich natürlich die offiziellen Begriffe meine und keine Dialektformen oder dergleichen.
Soll denn der Deutschunterricht in Österreich der Unterricht für die Muttersprache sein? Dann sollte das Fach doch eher Österreichisch heißen. Österreichisch ist ja im Prinzip eine eigene Sprache, auch wenn sie dem Deutschen sehr ähnlich ist, Wenn man hier in der Schule ein Fach hätte, wo man die österreichische Sprache lernen könnte, dann würde ja ein deutsches Wörterbuch auch nichts nutzen.
Wenn das Fach Deutsch in Österreich ein Fremdsprachenfach ist, dann sollte auch ein deutsches Wörterbuch genommen werden. Wie sieht es denn in dem Fach aus? Wenn Aufsätze geschrieben werden, wird dann österreichisch geschrieben oder deutsch? Werden da überwiegend Begriffe aus dem österreichischen genommen oder wird darauf geachtet, dass hochdeutsch geschrieben wird? Wenn darauf geachtet wird, dass dialektfrei geschrieben wird, dann ist doch ein deutsches Wörterbuch sinnvoller als ein österreichisches.
Ich finde dann auch eher, dass meinetwegen die Bezeichnung des Faches nicht exakt ist und statt Deutsch dann eben Österreichisch heißen müsste. Es ist eben so, dass bei Aufsätzen und dergleichen ebenfalls die österreichischen Begriffe erwünscht sind. Sie werden eigentlich automatisch verwendet, und falls doch einmal ein rein deutsches Wort verwendet werden sollte, wie zum Beispiel eben Sahne, dann wird es zumindest unterwellt.
Als wirklicher Fehler wird es glaube ich nicht gezählt. Meine Vorgesetzte hat sich eben auch aus so einem ähnlichen Anlass heraus aufgeregt. Irgendwie dürfte es um das alphabetisieren gegangen sein, also dass die Schüler A wie Anton, B wie Berta und so weiter buchstabieren. Scheinbar gibt es da auch Unterschiede zwischen dem österreichischen und dem deutschen Alphabet, weil der Sohn eben irgendeinen Buchstaben auf die deutsche Art geschrieben hat. Die Lehrerin hat das scheinbar als Fehler gesehen.
Das finde ich auch nicht richtig, wobei ich da eben auch nur die Erzählungen von meiner Vorgesetzten kenne und nicht die genaue Aufgabenstellung kenne. Wenn die nämlich zum Beispiel geheißen hat, dass man nach dem österreichischen Alphabet buchstabieren soll, dann wäre es ja durchaus ein Fehler. Ich vermute einmal, dass keine genauen Angaben gemacht wurden. So gesehen, müssten beide Versionen gültig und richtig sein.
Ich selber habe noch nie in der Schule rein deutsche Begriffe verwendet. Wie gesagt, es werden ja sogar in den Schulbüchern österreichische Begriffe verwendet, weil die Schulbücher eben dem österreichischen Lehrplan entsprechen müssen. So gesehen müsste man das Fach wohl wirklich einfach Österreichisch und nicht Deutsch nennen. Aber es wird sich dann eben einfach die Kurzform durchgesetzt haben.
Es gibt neben dem "österreichischen Deutsch" auch ein "Schweizer Hochdeutsch" und - Trommelwirbel - das "Bundesdeutsche Hochdeutsch". Alle diese Variationen sind mehr oder weniger weit voneinander entfernt, sie unterscheiden sich aber in der Tatsache, dass es sich dabei um regionale beziehungsweise nationale Sprachvarietäten der gemeinsamen Hauptsprache Deutsch handelt.
Einen wichtigen Punkt sollte man nicht vergessen: selbst in offiziellen deutschen Wörterbüchern werden ausschließlich in Deutschland verwendete Begriffe nicht oder nur selten als solche gekennzeichnet, während in der Schweiz oder in Österreich geläufige Begriffe in Wörterbüchern wie dem Duden oder von Langenscheidt stets mit "in Österreich/Schweiz gebräuchlich" oder einer ähnlichen Formulierung versehen sind, wenn man diese überhaupt findet. Ob es sich dabei um die Arroganz der deutschen Verleger handelt oder welchen Grund das auch immer hat, in jedem Fall sollte man sich aber nicht anmaßen, dass ein deutsches Wörterbuch das A und O der gemeinsamen deutschen Sprache wäre, denn das ist ein Irrglaube.
Aus diesem Grund, aber auch der teilweise großen Unterschiede im sprachlichen Gebrauch wegen, finde ich es nicht nur konsequent sondern auch notwendig, dass man in österreichischen Schulen ein passendes Wörterbuch verwendet, denn ein Duden oder Langenscheidt passen dort nicht. Übrigens werden in der Schweiz auch nationale Wörterbücher verwendet, zum Beispiel das Schweizer Schulwörterbuch, welches Kinder ab der 5ten Klasse verwenden.
Naja, dann handelt es sich ja nicht um das Fach Deutsch. Da sollte man sich schon einig werden. Wenn es das Fach Deutsch ist, dann gehört auch ein deutsches Wörterbuch dazu und dann muss man auch deutsch sprechen und deutsch schreiben. Dann darf man im Prinzip keine österreichischen Begriffe nennen.
Vielleicht sollte die Schulbehörde dann hingehen und das Fach einfach "Muttersprache" nennen. Dann kann ein österreichisches Wörterbuch verwendet werden und man kann auch österreichisch sprechen und schreiben. Es ist schon komisch für einen deutschen Menschen, wenn er hört, dass es in Österreich das Fach Deutsch gibt, in dem aber österreichisch geschrieben und gesprochen wird.
In vielen Schulen im Rheinland hier in Deutschland ist es so, dass auch ein Unterrichtsfach "rheinisches Platt" unterrichtet wird. Da wird der jeweilige Dialekt aus der Gegend unterrichtet. Dafür gibt es auch Wörterbücher und da darf zum Beispiel kein Hochdeutsch verwendet werden. In dem Fach Deutsch allerdings darf kein Dialekt verwendet werden.
In Ordnung, dass man das Fach treffender Weise vielleicht umbenennen könnte, kann ich noch nachvollziehen. Aber wie sieht es denn dann in Amerika oder England aus? Da wird der Unterricht wohl auch nur "Englisch" heißen und eben nicht "british English" oder dergleichen.
Im übrigen empfinde ich eben das Österreichisch Deutsch nicht als Dialekt, sondern als eigene Sprache die wohl mit dem Deutschen an sich schon sehr viel gemeinsam hat. Es sind eben einige Wörter anders und teilweise sind auch die Artikel anders. Aber sonst gibt es ja keine großen Unterschiede. Wenn ich irgendwo meine Sprache angeben muss, dann gebe ich ebenfalls an, dass ich Deutsch als Muttersprache habe. Keiner schreibt hier, dass er Österreichisch spricht.
Ein Dialekt ist für mich dann doch etwas anderes. Eben regional sehr begrenzt und keine öffentliche Sprache an sich. Dass in Wien keine Wiener Wörterbücher verwendet werden ist schon klar. Wienerisch ist ja auch keine Amtssprache. Aber die Amtssprache in Österreich ist eben Deutsch, wobei das österreichische Deutsch gemeint ist. Wenn dem nicht so wäre, müssten ja auch in Supermärkten die Lebensmittel anders beschriftet werden. In einer Schule sollte eben die Amtssprache unterrichtet werden und da die eben österreichisch Deutsch ist, sollte es eben auch ein dementsprechendes Wörterbuch geben.
Natürlich handelt es sich dabei um das Fach Deutsch, denn die Sprache wird nach wie vor als offzielle und amtliche Form und nicht als Dialekt unterrichtet. Wenn man besonders kleinlich sein will, dann sollte man eben einen Zusatz "nach österreichischer Art" oder so verlangen genauso wie man auch british/american English trennt. Es gibt aber überall regionale oder nationale Färbungen der deutschen Sprache und ich sehe überhaupt kein Problem darin, wenn man dies so unterrichtet.
Auf das Beispiel von Englisch noch mal kurz eingehend: ich habe die Erfahrung gemacht, dass Englisch auch Englisch heisst und dabei wird die jeweils lokal verwendete Sprachform unterrichtet, weil dies einfach als Selbstverständlichkeit gilt. Es gibt aber vereinzelt auch British English Kurse in den USA und umgekehrt, diese sind dann aber gesondert benannt.
Ich bin in Tirol geboren und hier auch aufgewachsen und einige unserer Dialekte sind dem bayrischen sehr ähnlich, wenn man mal von den exotischen Bergdorf-Dialekten absieht. Wenn ich also in München einkaufen gehe, dann verstehen wir uns gegenseitig obwohl beide Seiten in ihrem lokalen Dialekt sprechen. Gleichermaßen habe ich auch keine Verständnisprobleme, wenn ich mit jemandem aus dem Mittel- oder Niederdeutschen Sprachgebiet eine Unterhaltung führe. Solange beide Personen sich bemühen, auch wirklich Hochdeutsch zu sprechen, verstehen wir uns bestens. Die einzigen Unterschiede liegen dann in der Aussprache sowie dem verwendeten Wortschatz - aber genausowenig wie der durchschnittliche Deutsche Faschierte Laibchen kennt, darf man von einem Österreicher oder Schweizer nicht automatisch erwarten, Frikadellen oder Buletten zu kennen.
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