Beeinflussung durch Vorbilder
Stärker als wir vermuten, werden wir von anderen Menschen beeinflußt. Die Menschen in unserer Umgebung entscheiden, ob wir aufhören zu rauchen oder ob wir ab- oder zunehmen. Menschen, die wir nicht persönlich kennen, entscheiden für uns, wie wir uns fühlen.
Wie ein ansteckendes Virus trifft es verschiedene Personen: Freunde, Arbeitskollegen, Familienangehörige, Nachbarn. Der Ort, die Region, das Land, alle sind der Beeinflussung ausgesetzt. Diese Bedrohung ist wie eine ansteckende Krankheit, wie zum Beispiel die Cholera.
Es geht um das Übergewicht. Hier gibt es keinen Virus, der uns anstecken könnte, trotzdem passiert es. Es sind Lebensgewohnheiten, die anstecken. Wir essen zu fett und zu süß und bewegen uns kaum. Die soziale Ansteckung kennt man schon länger: Wenn wir gähnen, gähnt der Nachbar auch, lachen wir, stimmen andere mit ein. Begeisterungsgefühle schwappen zum nächsten über, genauso wie Angstgefühle ebenso.
Die Lebensgewohnheiten werden bestimmt von Beziehungen. Ist man von übergewichtigen Personen umgeben, nimmt man auch zu. Freunde üben einen starken Einfluß aus. Nimmt einer deutlich zu, läßt sich der nächste und übernächste verleiten und schließlich wird die Überzahl dicker. Das geht natürlich nicht von heute auf morgen. Stärker als der Partner bestimmen Freunde das Körpergewicht.
Beim Rauchen ist es oft so, dass ganze Gruppen gemeinsam mit dem Laster aufhören. Einer ahmt den anderen nach. Nachahmung ist überhaupt ein Grund, etwas zu ändern.
Wenn wir jenen zusehen, die gut essen und trinken, neigt man dazu, es ihnen nachzumachen. Die eigenen Fettpolster werden toleriert, wenn um uns herum viele Übergewichtige sind. Wir stellen dann unsere Bemühungen ein, etwas gegen das Übergewicht zu tun. Wir verzichten auf joggen und anderen Sport.
In allen wohlhabenden Ländern ist der Zuwachs an Leibesfülle zu beobachten. Essen und Trinken ist im Überfluß vorhanden, schwere körperliche Tätigkeiten gibt es kaum noch, dafür gibt es Maschinen.
So sind in den USA zwei Drittel der Erwachsenen fettleibig. Hier wirken die sozialen Beziehungen nicht als Verursacher, sondern als Verstärker. Beeinflussung erfahren die Menschen von denjenigen in ihrem Umfeld, nicht nur von Freunden und Familienangehörigen.
Kennt ihr das auch, dass man es weniger tragisch nimmt, wenn man zunimmt, wenn die Familienmitglieder auch mollig sind? Oder habt ihr Freunde, auf die das paßt?
Also ich esse auch gerne relativ viel, wenn andere auch viel essen. Leider lasse ich mich zu schnell dazu verleiten, obwohl ich genau weiß dass ich am nächsten Tag anders denke und in folge dessen am nächsten Tag aufs Essen achten sollte. Allerdings essen wir eigentlich allgemein sehr gesund, daher ist es auch egal, wenn man mal etwas mehr isst, so große Schwankungen gibt es da im Gewicht nicht.
Also ich weiß, dass es ansteckend ist, wenn im Umfeld alle dünn sind und man selbst etwas zu viel hat. So ging es mir früher, bis ich dann eben meine Ernährung umgestellt habe und dadurch die überflüssigen Pfunde losgeworden bin und mich meiner Umgebung "angepasst" habe.
Von außen betrachtet scheint da schon etwas dran zu sein. Gerade heute ist mir wieder eine Familie mit drei Kindern aufgefallen, die alle dick waren und die sich mit den großen Bechern in der Hand vom Eisstand entfernt haben. Statt zwei Kugeln Eis in der Waffeltüte, was in meiner Kindheit üblich war, hatte da jeder mindestens 5 Kugeln Eis im Becher. Aber natürlich kann ich schlecht beurteilen, ob den Kindern ihr Gewicht wirklich egal ist oder ob sie einfach das schlechte Essverhalten der Eltern übernommen haben und noch nicht wissen, wie sie das ändern sollen.
Beim Rauchen kann ich dir aber auf jeden Fall zustimmen. Ich habe mit einigen Leuten aus dem damaligen Freundeskreis zusammen angefangen zu Rauchen, habe mehrmals versucht aufzuhören, weil andere mitgemacht haben und war auch eine Zeit lang nicht sonderlich am Aufhören interessiert, weil mein damaliger Partner auch geraucht hat. Letztendlich habe ich völlig ohne äußere Einflüsse endgültig aufgehört, aber das ändert ja nichts.
Gerade bei Essen/ Übergewicht wurde aber auch schon Tests mit anderen Ergebnissen veranstaltet. So hat eine schlanke Frau, wenn sie mit jemand, der etwas dicker gewesen ist, zum Essen verabredet war, weniger gegessen und auch sehr gesunde Kost ausgesucht. Bei etwa gleich gewichtlichen Frauen war es so, dass sie beide in etwa das Gleiche gegessen haben und auch die gleiche Menge zu sich genommen haben. Ich denke daher nicht, dass man das pauschalisieren kann.
Ich selbst bin ja auch leider ein Schwergewicht und habe viele Dinge von meinen Eltern übernommen bzw. lange Zeit auch so gelebt, als ich noch zu Hause wohnte. Erst mit meinem Auszug und einem eigenständigen Leben ist es mir gelungen, das meiste der mit übernommenen Ernährungsgewohnheiten abzustreifen und anders zu kochen, als auch zu essen.
Mein Freund selbst ist beispielsweise sehr schlank und er kann essen, was er möchte ohne zuzunehmen. Er isst auch vieles, wovon ich selbst zunehme und was ich daher versuche zu meiden. Daher kann ich bei ihm sagen, dass sein Ernährungsverhalten nicht so auf mich abfärbt, wie es durch das Elternhaus der Fall gewesen ist. Andersherum ist es auch nicht so, ich versuche ja gern rohes Gemüse zu essen und das hat sich bei ihm auch nur bedingt ausgewirkt. Wir sind da schon unterschiedlich.
Gehe ich mit jemanden aus dem Bekannten- oder Freundeskreis essen, so wähle ich mir meist das aus, worauf ich Hunger habe oder was auch ein wenig gesund ist. Ich esse nicht immer nur Salate oder ähnliches, wähle diese aber dann unabhängig von meiner Begleitung. Auch sie wählen sich die Sachen aus, auf die sie Lust haben, ohne mich als Vorbild zu nehmen und dergleichen.
Ich glaube, dass es gerade in Bezug auf das Essen nichts damit zutun hat, dass man sich andere zum Vorbild nimmt. Für mich ist Essen etwas geselliges, man isst zusammen, genießt die Zeit, redet und hat einfach etwas gemeinsames, das in dem Moment verbindet. Wenn jemand anderes am Tisch nun viel isst, dann esse ich nicht zwingend genauso viel. Auch wenn andere in der Familie dicker sind als ich oder zugenommen haben, animiert mich das nicht dazu, dies auch zu tun.
Im Allgemeinen nimmt man sich vielleicht ein Beispiel an anderen. Bei manchen Sachen macht das ja auch Sinn, aber beim Gewicht sehe ich das nicht so. Auch beim Rauchen denke ich nicht, dass man sich andere als Vorbild nimmt, sondern wenn es in einer Gruppe geschieht, ist es dann eher der Gruppenzwang, der einen zum Rauchen bringt. Ich habe nie geraucht, auch nicht in der Gruppe. Wenn das mit dem Vorbild nehmen in diesem Fall richtig wäre, hätte ich auch anfangen müssen, habe ich aber nicht getan. Zudem ist Rauchen nichts, auf das man zwingend stolz sein muss, deshalb wäre es schon komisch, wenn sich hier jemand ein Vorbild an einem Raucher nimmt.
Ich finde die ganzen angesprochenen Themen sind nichts, bei dem man sich ein Vorbild an anderen nimmt. Ich konnte bisher nicht feststellen, dass ich mehr esse, wenn ich von dickeren Menschen umgeben bin. Ich esse gern in Gesellschaft und esse mehr, wenn ich in einer Beziehung bin, da ich dann jemanden um mich habe, der auch gerne isst. Aber wenn im Freundeskreis viele übergewichtige Personen wären, wäre das für mich kein Grund zu zu nehmen.
Als Vorbild würde ich eher jemanden sehen, der etwas positives macht, zum Beispiel wenn es um das Thema Familie gründen geht. Wenn ich jemanden kennen würde, der viele Kinder hat und das mit seinem Job und einem gepflegten zu Hause unter einen Hut bekommt, dann wäre das für mich ein Vorbild in dieser Richtung. Denn ich finde es bewundernswert, wenn jemand so etwas schafft. Damit will ich sagen, dass ein Vorbild für mich jemand ist, den ich auf gewisse Weise für etwas bewundere. Dabei ist egal für was ich ihn bewundere, aber irgend etwas gibt es da. Bei den von dir genannten Themen sehe ich es nicht so, dass man sich ein Vorbild an anderen nimmt. Da denke ich eher, ist es die Gewohnheit, der Gruppenzwang, vielleicht Erziehung oder das Umfeld, das dieses Verhalten beeinflusst.
Mit der Verbreitung von Cholera würde ich das Phänomen jetzt nicht unbedingt vergleichen, aber da ist schon was dran. Oft übertragen sich die Gewohnheiten von Familienmitgliedern, Freunden oder dem Partner auf einen selber und verändern so unbewusst das Leben einer anderen Person. Wenn es beispielsweise um die Essgewohnheiten und Mahlzeiten geht, dann hat sich mein Verhalten im Vergleich zu früher schon geändert. Ich wohne nämlich seit einigen Monaten mit meinem Freund zusammen. Ich esse am Vormittags beispielsweise nie etwas bzw. nehme das Mittagessen auch erst sehr spät ein. Mein Freund hingegen isst in der Früh gerne mal eine Kleinigkeit und wenn ich am Morgen mehr Zeit hätte, würde ich ihm dies wohl gleich tun.
Auch die Zeiten des Abendessens haben sich auf Grund seiner langen Arbeitszeiten stark verändert. Während bei meinen Eltern das Essen immer relativ früh auf dem Tisch stand, essen wir nun meistens erst um 20 Uhr. Essen ist eben eine Gemeinschaftsaktivität, bei der man sich seinen Mitmenschen mehr oder weniger anpasst. Auch das Phänomen mit dem Gähnen oder Kratzen ist sehr interessant, jedoch in vielerlei Hinsicht nicht mit dem Essen zu vergleichen. Die Nahrungsaufnahme ist wie schon gesagt eine Gemeinschaftsaktivität und die erst genannten Körperreaktionen entstehen mehr aus einem Reiz heraus. Darum treffen sich die Menschen ja oft zum Essen und machen keine festen „Gähnzeiten“ aus.
Ich persönlich habe nicht zugenommen seit ich mit meinem Freund zusammen wohne. Ich denke, dass man es doch im Griff haben sollte wie viel man zu sich nimmt und nicht aus dem Zwang heraus etwas isst. Ich habe in meinem Freundeskreis auch einige stark übergewichtige Freunde, jedoch färbt deren Essverhalten so gar nicht auf mich ab. Es ist eher das Gegenteil der Fall, da ich niemals so fettleibig werden möchte. Ich finde es eher abschreckend und mir vergeht da ab und an doch der Appetit. Nur um das noch kurz klarzustellen, ich habe absolut nichts gegen dickere Menschen. Ich möchte vielmehr nicht selber zunehmen und werde daher durch ihre rundliche Figur einfach eher abgeschreckt.
@Vampirin, nicht wir suchen uns in dem Beispiel das passende Vorbild aus, wir orientieren uns unbewußt an anderen "Vorbildern". Das heißt aber auch, dass wir diese nicht als Vorbilder wahrnehmen und haben wollen. Jeder kann unbewußt ihren Beispielen folgen.
Es ist aber auch nicht richtig zu sagen, dass man immer beeinflußt wird. Du siehst eine Gersellschaft, mit der du dich nicht identifzieren kannst, weil sie vielleicht äußerst dämliche Sprüche hören lässt. Sie essen und essen und so weiter. Diese Menschen werden dich nicht unbewusst dazu bringen, auch Appetit zu bekommen, weil sie dir schon unsympathisch sind.
Dafür läßt du dich aber von einer anderen Person beeinflußen, nämlich deinem Beziehungspartner. Du findest es schön und angenehm mit ihm zusammen das Essen zu genießen. Du ißt mehr, weil du in Gesellschaft eines lieben Menschen bist, der selbst gerne ißt. Solche Beispiele gibt es nicht nur vom Essen.
Für mich sind das eigentlich keine Vorbilder sondern eher Anführer oder Meinungsbildner. Um bei den Beispielen mit den Vielessern zu bleiben, wenn dort gerne aufgetischt und kein Widerspruch bei der Größe der Portionen geduldet wird dann hat das eher was mit Autorität oder Gehorsam zu tun. Ein Vorbild ist für mich jemand wenn ich genau so sein will, den ich vielleicht in seinem Verhalten kopiere und den ich für einen besseren Menschen als ich es bin halte.
Gerade bei Jugendlichen in der Gruppe gibt es immer ein paar Anführer die zeigen was cool und angesagt ist und die anderen machen das nach. Mag sein dass sie diese dann selber als Vorbilder bezeichnen, sie sind es aber eigentlich nicht. Wenn einer plötzlich anfängt in jede Ecke zu spucken dann wird es garantiert nicht lange dauern bis es die ganze Gruppe übernimmt. So lässt sich das auch auf das Rauchen und das Trinken übertragen, auf den herrschenden Umgangston und natürlich auch darauf was die Gruppe so alles anstellt während sie herumlungert.
Bei den Erwachsenen ist es aber auch nicht viel anders, nur nicht so ausgeprägt. Wenn jemand aus der Gruppe mit dem Rauchen aufhört und vielleicht ein Zweiter auch dann hat der Dritte einfach keine Lust alleine vor der Tür zu stehen. Das sind dann andere Beweggründe die dazu führen, mit Vorbildern hat das meines Erachtens eigentlich nichts zu tun.
Ich denke schon dass es etwas ausmacht, mit welchen Leuten man sich umgibt. So geht man weniger oder öfter zum Burger King oder anderen Fast Food Läden. Es hängt ja auch von den eigenen Interessen ab ob man zusammen Sport macht oder ob man etwas zwischendurch macht.
Klar, wenn die Gesellschaft um einen herum auch die gleichen Körpermaße an den Tag legt, fühlt man sich nicht bedrängt abzunehmen. Im Gegenteil: Es erschwert das Ganze ja dann nur noch. Denn nicht nur der Einzelne, welcher abnehmen möchte, muss lernen, wie dies am sinnvollsten geht, sondern auch die ganze Gruppe. Der Einzelne muss schon sehr viel Disziplin nachweisen können, um solch einer Gruppendynamik zu entfliehen. Ich kenne das persönlich von meiner Bekannten und deren Eltern. Alle haben immens Übergewicht, tun aber nichts. Da ist ist vorauszusehen, dass das Kind auch nicht "dünn" wird. Wie denn auch? Die Mama gibt schließlich den Ton an, was in der Küche gekocht wird. Leider gibt es in diesem Haushalt auch nur selten Obst, sodass ein kleines Kind auch nicht lernt, dass Obst gesund ist.
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