Einnässen bei großen Kindern

Mein Sohn ist 10 Jahre alt und nässt nachts immer noch ein. Wir waren beim Arzt, aber der sieht die Sache nicht sehr dramatisch und damit auch keinen Handlungsbedarf. Die Klingelhose haben wir auch ausprobiert: die ganze Familie wird wach, nur nicht mein Sohn. Kennt jemand von Euch eine Möglichkeit, etwas dagegen zu tun, Globuli o. ä.? Mein Sohn ist natürlich sehr unglücklich darüber. Bald geht er ins Schullandheim und er möchte bei Freunden übernachten.

Was heißt, Dein Sohn nässt immer noch ein konkret? War er jemals trocken oder war er auch das noch nie? Denn das würde schon einen Unterschied machen, wenn man den Ursachen auf den Grund gehen will.

Außerdem wäre es auch interessant zu wissen, ob Ihr bisher immer bei dem gleichen Arzt wart oder ob der Junge schon mal einem anderen Arzt vorgestellt wurde. Was für ein Arzt oder was für Ärzte waren es denn bisher?

Ich würde mich mal mit dem Kind zum Urologen überweisen lassen. Das ist der Facharzt, der sich mit diesen Teilen des Körpers auskennt. Vielleicht lässt sich da ja auch ein Arzt finden, der sich auf die Diagnose und Behandlung von Kindern spezialisiert hat. Der kann überprüfen, ob es vielleicht eine organische Ursache ist. Manchmal ist eine hormonelle Störung schuld und das Einnässen gibt sich, wenn die Kinder das richtige Medikament bekommen. Ob man mit 10 Jahren dafür bereits alt genug ist, kann ich als Laie aber nicht abschätzen.

Sollte aus organischer Sicht alles in Ordnung sein, könnte noch eine psychische Belastung in Frage kommen. Vielleicht hat der Junge extremen Stress in der Schule oder wird von Mitschülern gemobbt und hat noch niemandem etwas davon erzählt. In diesem Fall gibt es auch Spezialisten, die solche Belastungen finden und bearbeiten können.

Für den Besuch im Schullandheim wäre als kurzfristige Maßnahme wohl eher geeignet, dem Jungen spezielle Inkontinenzhosen für bettnässende Kinder zu kaufen. Von Pampers gibt es Modelle, die angeblich praktisch und unauffällig sein sollen und die bis zu einem Körpergewicht von 39 Kilogramm ausreichend sein sollen. Das Design ist wohl wie bei einer Unterhose. Der Junge könnte das mal probetragen und gegebenenfalls auf der Schulfahrt auf der Toilette heimlich anziehen, so dass es keiner mitbekommt. Ob die Inkontinenzhosen praxistauglich sind, weiß ich nicht. Aber einen Versuch ist es vielleicht wert.

Also erstmal kommt es darauf an, ob er nur seit einiger Zeit einnässt oder ob er es schon immer macht bzw. noch nie nachts trocken war. Beide Fälle sind nicht gerade einfach zu beheben, dennoch gibt es Möglichkeiten, die Ihr probieren könntet.

Als erstes die Variante des vorübergehenden Bettnässens von Kindern, die bereits einmal trocken waren. Hier ist das Bettnässen nicht die Ursache des Problems, sondern das Kind hat ein anderen Problem. Das kann zum Beispiel Angst sein oder eine veränderte familiäre Situation oder irgend etwas anderes, was das Kind nervlich arg gelastet. Hier hilft es, wenn man sich mit dem Kind darüber unterhält, wovor er Angst hat oder was ihn belastet. Manchmal hilft es auch, wenn man selbst mal darüber nachdenkt, was man falsch macht bzw. ob da etwas sein könnte. Wenn man keinen Rat weiß, dann sollte man sich psychologische Hilfe holen. Es kann auch sein, dass man selbst das Problem gar nicht erkennt, aber jemand anders es sofort sieht. Das ist auch keine Schande.

Wenn Euer Sohn jedoch noch nie trocken war, dann gibt es andere Ursachen. Erst einmal solltest Ihr abklären lassen, ob es organische Ursachen dafür gibt. Am besten beim Kinderarzt eine Überweisung zum Urologen geben lassen. Dann gibt es noch andere Fragen, die Aufschluss geben, woran es liegt bzw. liegen könnte. Kann er denn tagsüber lange anhalten oder muss er häufig auf Toilette gehen und kann unterwegs auch nicht lange warten, bis er eine Toilette findet. Das kann man trainieren, indem man zum Beispiel beim Toilettengang zwischendurch anhält, eine kurze Pause macht und dann wieder weiterpullert, wieder anhält, Pause macht und so weiter. Dann kann man vor dem Pullern anhalten und bewusst noch paar Minuten warten. Auch hilft es, wenn man die Beckenbodenmuskulatur regelmäßig trainiert. Wenn er also mit dem Anhalten ein Problem hat, dann ist das eine Ursache. Wer nicht lange und nicht gut anhalten kann, der kann es nachts bei einer volleren Blase erst recht nicht.

Ist es tagsüber aber unauffällig, dann könnte es sein, dass er nachts einfach zu tief und zu fest schläft und es gar nicht merkt, dass er mal muss. Unsere Tochter hat dieses Problem. SIe ist jetzt über 3 Jahre und schläft nachts so fest, dass sie auch immer noch häufig einpullert. Sie merkt es einfach nicht. Auch hier kann man versuchen, etwas dagegen zu tun. Zum Beispiel wecken wir sie abends noch einmal. Dann geht sie noch einmal. Das hilft nicht immer, aber ab und zu schon. Ihr solltest mal versuchen abzuklären, wann er einpullert, also noch abends oder mitten in der Nacht oder am frühen Morgen. Stellt ihm dann einfach den Wecker etwas vor dieser Zeit und dann soll er auf Toilette gehen. Vielleicht schafft er es so. Es ist zwar auch nicht gerade schön, wenn man aus dem Schlaf gerissen wird, nur um auf Toilette zu gehen, aber einnässen ist schlimmer. Ich hoffe, ich konnte Euch helfen und vielleicht habt Ihr ja bald Erfolg.