Hat sich Frau Merkel im Ton vergriffen?
Wie wohl jeder mitbekommen hat, haben die USA gestern den lange gesuchten Osama bin Laden ermordet. Auf der Pressekonferenz von gestern Nachmittag hat sich unsere Bundeskanzlerin ebenfalls dazu geäußert. Frau Merkel sagte, dass sie sehr erfreut darüber wäre, dass bin Laden getötet wurde. Das Hauptaugenmerk möchte ich hier explizit auf den Ausdruck "getötet" legen.
Ich weiß jetzt nicht wie ich es am besten ausdrücken soll, aber kann sich denn eine Bundeskanzlerin wirklich so äußern? Muss man hier nicht etwas mehr Fingerspitzengefühl haben und sich doch etwas gewählter ausdrücken? Hätte man nicht vielmehr einen Ausdruck wie "unschädlich gemacht" oder etwas vergleichbares verwenden sollen oder müssen? Ich will hier natürlich nicht sagen, dass es irgendwie schlecht wäre, dass sie den Terroristen endlich erwischt haben, aber ich kann mich mit der Formulierung, die unsere Frau Bundeskanzlerin verwendet hat, nicht wirklich abfinden.
Er ist nunmal getötet worden. Warum sollte man dies jetzt irgendwie schönreden? Denn wenn man jemanden unschädlich macht, heisst das ja nicht gleich, das er tot ist. Von daher würde ich da jetzt wegen einem Wort keine Staatsaffäre machen. Die Dinge werden eben unverblümt beim Namen genannt. Und unsere Politiker haben da schon genug Leute, welche ihre Reden schreiben. Die geben so eine Erklärung nicht einfach mal so just for fun zum Besten.
Ich denke einmal, dass die Kanzlerin mit der Information erst einmal wie alle überrascht war. Natürlich konnte dann auch nur so ihre Reaktion darauf sein. Allerdings hat unsere Bundeskanzlerin nun einmal kein Feingefühl, was sie ja auch schon bei anderen Gelegenheiten bewiesen hat.
Sie hätte beispielsweise sagen können, dass Bin Laden von US Einheiten aufgespürt wurde und er dabei zu Tode kam. Das ist für jeden Bürger verständlich und bringt auch keine zusätzlichen Rachegefühle hoch. Auch in Deutschland leben schließlich gewaltbereite Islamisten.
Punktedieb hat geschrieben:Er ist nunmal getötet worden. Warum sollte man dies jetzt irgendwie schönreden?
Ja, er ist getötet worden, aber muss man dann sagen, dass man sich über den Tod freut? Wenn sie zum Beispiel verkündet hätte, dass er getötet worden ist und dann im nächsten Satz den Amerikanern zu einer gelungenen Operation gratuliert hätte, hätte sie das gleiche ausgedrückt aber es hätte nicht diesen Beigeschmack, dass sie sich über den Tod eines anderen Menschen freut, Denn das ist schon irgendwo geschmacklos.
Aber ich finde es generell erstaunlich,wie sich hier Leute, die sich Christen nennen, völlig unverblümt über den Tod eines anderen Menschen freuen. Ich meine, das sind immerhin die Leute, die ihre Religion als Maßstab für Werte und Moral sehen und die sich denjenigen überlegen fühlen, die keine Götter anbeten. Gerade von solchen Leuten sollte man doch eigentlich ein bisschen mehr Feingefühl erwarten.
Ich denke nicht, dass sie sich im Ton vergriffen hat. Ist Bin Laden wirklich tot, hat es einen Grund, dass man froh ist, dass er getötet wurde. Sicher sollte man die Freude vielleicht nicht so zeigen, besonders, wenn man in der Öffentlichkeit steht. Aber sie braucht sich für diese Äußerung meines Erachtens weder entschuldigen noch zu schämen. Bei so einer Botschaft kann man schon mal etwas sagen, was man eigentlich umschreiben sollte.
"Das ist eine gute Nachricht!" Das hört sich doch von unserem Außenminister Westerwelle wesentlich besser an, als das, was unsere Kanzlerin, Frau Merkel gesagt hat: "Ich freue mich darüber, dass es gelungen ist, bin Laden zu töten."
@Diamante, auch bei solch einer Botschaft darf sich eine Kanzlerin nicht so im Ton vergreifen. Du solltest bedenken, dass sie es stellvertretend für das gesamte deutsche Volk gesagt hat. Für eine Kanzlerin der CDU, einer christlichen Partei in Deutschland, einfach unmöglich. Sie hat sich keinesfalls richtig verhalten und nicht Lady-like benommen.
Höflichkeit und eine gewisse Achtung vor dem Tod - auch wenn es ein verhasster Terrorist war - dürfte auch sie zeigen. Was sie privat denkt, ist ihre Sache, aber bevor sie solche Äußerungen in der Öffentlichkeit macht, sollte sie nachdenken und etwas Fingerspitzengefühl und Takt zeigen. Aber das fehlt ihr ja oft.
Ich glaube, dass ihr diese Äußerung viele ihrer christlichen Wähler übel nehmen. Ich würde es auch, wenn ich sie gewählt hätte. Kein europäischer Staatsmann hat sich so daneben benommen wie sie.
Cid hat geschrieben:Frau Merkel gesagt hat: "Ich freue mich darüber, dass es gelungen ist, bin Laden zu töten."
Ich finde diese verbale Entgleisung auch sehr schlimm. So kann man sich einfach in der Öffentlichkeit, zumal noch in einer derartigen Position, einfach nicht geben. Im Gegenteil, ich an ihrer Stelle hätte die Tötung eher bedauert, da er so keiner rechtsstaatlichen Aburteilung mehr zugeführt werden konnte. Das wäre in jedem Falle mehr Stil gewesen, obwohl natürlich auch jeder weiss das so ein Mann sich mal nicht so nebenbei festnehmen lässt.
Bedenklich finde ich außerdem wie man sich selbst bis in hochrangige politische Kreise förmlich jubelnd in den Armen liegt, wohlwissend das terroristische Gruppierungen ihre Fadenkreuze für neuerliche Anschläge in Position bringen. Sollten derartige Vergeltungsschläge gelingen, kann sich ja jeder ausdenken wer sich dann in den Armen liegt um Tötungen und dergleichen zu bejubeln. Eine wie ich finde, sehr gefährliche Spirale!
Ehrlich gesagt verstehe ich nicht, warum du so auf dem Wort "getötet" herumreitest. Kann man dieses Wort irgendwie durch einen schöneren Begriff ersetzen? Der gewählte Begriff ist doch schon recht neutral. Ich beziehe mich hier wirklich nur auf dieses eine Wort, das du hier speziell zur Diskussion gestellt hast. Wenn man sich schon in solche Spitzfindigkeiten hineinfinden will, finde ich den Ausdruck "unschädlich gemacht" wesentlich extremer, da er etwas zynisches hat im Zusammenhang mit dem Tod eines Lebewesens. Was wäre also besser? Der Begriff "getötet" ist recht neutral und bezeichnet einfach nur die Tatsache, dass jemand nicht einfach so gestorben ist, sondern durch einen äußeren Umstand gestorben ist (Frage am Rande: gefällt dir verstorben oder gestorben besser?). Das kann ebenso ein Unfall sein wie eine Ermordung. Begriffe wie ermordet oder erschossen liefern zu viele Informationen über die Art des Todes und wirken stärker wertend als ein einfaches "getötet". Ich denke daher nicht, dass es falsch war, dass Frau Merkel dieses Wort gewählt hat.
Die grundsätzliche Aussage von Frau Merkel, also über das eine Wort hinaus, finde ich nur bedingt schlimm. Der einzige kritische Gesichtspunkt ist der, dass sie in der Öffentlichkeit steht und als Bundeskanzlerin nicht alles aussprechen kann (sollte), was sie denkt. In ihrer Aussage selbst stimme ich mit ihr überein. Ja, ich finde es gut, dass dieser Terrorist tot ist. Leider hat es lange gedauert, aber ich bin nicht der Meinung, dass jemand, der so viel Leid über die Welt gebracht hat, noch als Mensch bezeichnet werden kann. Ich bin nicht der Meinung, dass alle Menschen gleich viel wert sind. Solche Subjekte haben für mich keinen Wert und somit bin ich auch froh, wenn einer weniger von dieser Sorte auf dem Planeten lebt. Osama bin Laden war schließlich kein kleiner Handtaschenräuber, sondern ein Extremist, der bewusst Menschen getötet hat, um damit einem Land beziehungsweise der westlichen Gesellschaft an sich zu schaden - das ist ziemlich krank. Frau Merkel war vermutlich, so wie viele andere Menschen auch, einfach unendlich froh, dass dieser Mann gefunden wurde. Da fallen dann schon mal unüberlegte Äußerungen, die sie in anderen Situationen sicher vermieden hätte. Sie ist schließlich auch nur ein Mensch, auch wenn man von ihr etwas mehr Objektivität und möglichst wenig persönliche Meinung erwartet.
Ob dies mit "im Ton vergriffen" richtig beschrieben ist, will ich mal nicht beurteilen. Vielmehr wirft das Fragen auf, welches fragwürdige Menschenbild die Bundeskanzlerin und alle, die ihr Beipflichten haben. Und noch schlimmer ist die Tatsache, dass offenbar auch ein Zeitpunkt erreicht werden kann, zu dem die Unschuldsvermutung nicht gilt und man zum guten alten Standrecht kommt. Hier vereint man dann alle Gewalten im Militär und lasst dieses richten. Fragen nach möglichen weiteren Abhängigkeiten usw. sind nicht weiter gestattet. Ob das wirklich ein Fortschritt bedeutet?
Jeder har sich blenden lassen und dem "Bösen" das Bild von Bin Laden gegeben. Ein Hinterfragen ist nun schon gar nicht mehr gewünscht und scheinbar sind die Massen auch schon so gedrillt, dass das geschluckt wird. Jetzt gibt es auch noch diese Seebestattung, so dass nicht mal der Leichnam von unabhängiger Seite begutachtet werden kann. Ist so eine Geheimaktion wirklich auch dann als Erfolg zu bezeichnen, wenn später - eben auch im sog. Erfolgsfall - keine Spuren mehr vorhanden sind und nichts beweisbar zu rekonstruieren ist?
Mir jedenfalls bereitet der Tod anderer keine Freude. Auch halte ich den Fall nicht für abgeschlossen. Aber eine Aufbereitung kann so ja nicht wirklich weiter stattfinden. Schließlich ist der mutmaßlich Hauptverantwortliche nicht mehr zu befragen. Auch wenn man kein Freund von Verschwörungstheorien ist, muss man zugeben, dass das Geschehen nicht dazu dienlich ist, eben den Verschwörungstheoretikern den Wind aus den Segeln zu nehmen. Transparenz geht jedenfalls anders.
Wenn man dann die Äußerungen der Bundeskanzlerin weiter spinnt, so könnte man übrigens auch darauf kommen, dass diese insgeheim die Todesstrafe eben doch nicht ablehnt. Und das ist letztlich auch eine Frage, die sich eben nicht am Einzelfall entscheiden lässt. Ist man gegen die Todesstrafe, so gilt dies eben ausnahmslos! Ich denke nicht, dass hier irgend wer für die Aufstellung von willkürlichen Regeln plädiert. Unterstellt man nun, dass die Bundesrepublik (bzw. deren Vertreter) für die sogenannten westlichen Werte steht (Menschenrechte, Demokratie, Rechtstaatlichkeit und für was man sonst so Krieg führen kann), dann ist so eine Aussage über eine Freude über die unlegitimierte Tötung eines Menschen unangebracht. Mindestens unangebracht - und wenn man das so will wäre es eine ganz große PR Panne.
Ich denke, dass es sich nicht gehört, sich über den Tod eines Menschen zu freuen. Unsere Kanzlerin hat sich da etwas unglücklich ausgedrückt. Sie wird sich wohl kaum über den Tod bin Ladens gefreut haben. Es ist wohl vielmehr Erleichterung die sie fühlt. Man sollte das nicht zuviel hereininterpretieren. Allerdings weiß ich natürlich nicht, wie Islamisten mit dieser Aussage umgehen werden.
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