1. Mai - heute Nacht Krawalle?
Heute ist bekanntlich der erste Mai - der "Tag der Arbeit" - oder eben auch der "Krawalltag". Inzwischen ist es ja schon Tradition geworden, dass sich zum alljährlichen 1. Mai-Auftakt Autonome und Polizisten Straßenschlachten in Berlin und Hamburg liefern. Gerade eben kamen die Nachrichten im Fernsehen und hier wurde auch von den "Revolutionären 1.Mai Demonstrationen" berichtet. In den Nachrichten wurde gesagt, dass die Stimmung bei den Demonstrationen in Berlin und Hamburg bei den Demonstrationen selbst noch sehr friedlich war und es nur vereinzelte gewaltbereite Demonstranten gab.
Laut den Einschätzungen der Polizei wird stark damit gerechnet, dass die friedliche Stimmung im Laufe der Nacht noch kippen wird und es mit Krawallen zu rechnen sein wird. Wie würdet ihr die Lage dazu einschätzen? Wird es wohl noch zu Ausschreitungen kommen? Wie seht ihr diese "Revolutionären Demonstrationen" allgemein? Sind sie für euch nur ein Vorwand der gewaltbereiten Autonomen zum Krawall machen oder haben diese auch "ehrliche" Ziele?
Wie ich in den Nachrichten gehört habe geht es überall recht friedlich zu, im Vergleich zu den letzten Jahren. Die Polizisten prallten in den Nachrichten von ihren neuen guten Taktiken, daher denke ich nicht das diese Stimmung heute Nacht noch kippen wird.
Ich denke das gerade die Jugendlichen sich immer sehr darauf freuen ein wenig in den Strassen Randale zu machen. Ich habe einige Freunde in der linken Scene die immer auf solche Demonstrationen gehen, jedoch um sich dann gegen die Rechten zu stellen.
Sind die meisten Krawallen nicht auch immer in der Nacht vom 30.04 in den 01.05 und nur tagsüber sind noch Demonstrationen, oder irre ich mich da?
@hennessy221 Nein, da irrst du dich leider. Ich selbst habe bis vor zwei Jahren mit meiner Familie in einem Stadtteil von Berln gelebt und habe die Krawalle oft aus dem Fenster beobachten können. Die Nacht vom 30.4. zum 1.5, also die sogenannte "Walpurgisnacht" ist bei den Krawalltouristen lediglich das "Warm-Up" für die Randale am nächsten Tag. Ich habe es stark so in Erinnerung, dass die richtigen Ausschreitungen immer erst in den Nächten vom ersten Mai zum zweiten Mai stattfinden.
Also bei uns war es auch recht friedlich. Ich habe nichts unternommen, weil ich krank war. Ich konnte die ganze Nacht gut schlafen. Als ich gegen 11Uhr aufgewacht bin, habe ich geduscht und danach hörte ich laute Musik auf der Straße. Ich sah raus und da standen etwa 20 Mann mit drei Bollerwagen und einer riesen PA-Anlage darauf. Fand ich schon ziemlich geil. Gegen Musik hat ja keiner was. Es sei denn um 2Uhr in der Früh.
Früher gab es bei uns in der Gegen viel brutaler zu. Die Leute waren teilweise so abgefüllt, dass sie die Scheiben eines Auto kaputt geschlagen habe. Ich habe auch zwei Leute gesehen, die damals die Seitenspiegel eines Autos angetreten haben. Fand ich schon sehr krass. Aber ich will mich da ja auch nicht einmischen; so wie die drauf waren. Was ja noch in Ordnung ist, wäre zum Beispiel die Idee Autos oder Türen mit Rasierschaum zu besprühen. Dadurch entsteht wenigstens kein erheblicher Sachschaden. Wurde bei euch in der Gegend schon mal was Übleres gemacht? Gab es vielleicht schon Verletzte oder sogar Tote?
Die Beschreibung des 1.-Mai als "Kravalltag" kann eigentlich nur dadurch kommen, dass man sich selbst nicht damit beschäftigt hat, bislang auch nicht an den Demonstrationen von Gewerkschaften, Parteien und politischen Gruppierungen teilgenommen hat und sich sonst nur aus den "bürgerlichen" Medien die Einschätzungen holt. Das hat dann zur Folge, dass zum einen regelmäßig alle Teilnehmerzahlen gedrückt werden und Demo-Losungen nicht erwähnt werden, statt dessen aber - wenn möglich - Medienwirksame Prügelorgien oder Gewaltexzesse gezeigt werden. Diese gibt es zweifelsfrei auch. Aber ein Fußballbundesligaspiel wird auch nicht auf die Krawalle von Hooligans nach einem Lokalderby beschränkt.
Die Perspektive der Demonstrationsteilnehmer (übrigens auch derjenigen, welche im Rahmen der Gewerkschaftskundgebungen dabei sind und sich nicht zu autonomen oder schwarzen oder revolutionären Blöcken zählen) zeigt ein Bild, dass es Tradition ist, dass Polizisten eher hart und unverhältnismäßig auf mutmaßliche Verstöße gegen Bestimmungen (welche aber weich gefasst sind und eben auslegbar sind!) vor gehen und tatsächlich zur Eskalation beitragen. Und immer wieder lassen Beobachtungen den Schluss zu, dass es sich hier nicht einfach um Fehler von übermotivierten jungen Beamten handelt, sondern um gezielte und gesteuerte Aktionen. Es gibt keinen Demonstrationszug ohne "verdeckte" Beamte, welche sich auch unter das Demo-Volk mischen.
Das die Polizei immer damit rechnet, dass die Stimmung kippt, liegt ja letztlich auf der Hand. Es ist immerhin die Kraft, welche am ehesten Einfluss auf den friedlichen oder eben nicht friedlichen Verlauf hat und den - in Abhängigkeit der politischen Gegebenheiten - entsprechend einsetzt. Nachdem die "revolutionäre" oder "autonome" Seite grundsätzlich das Gewaltmonopol der Staatsmacht in Frage stellt (oder auch den Staat an sich), ist die Freund/Feind Beziehung auch schon gegeben. Hier ist der Staat (Staatsmacht) und/oder die Polizeimacht gefragt, um die Verhältnisse im Land klar zu stellen.
Geht man übrigens von den Vorbereitungstreffen aus bzw. von den Flugblättern der jeweiligen Gruppen, so geht hier und heute niemand davon aus, dass der 1. Mai zu einer nachdrücklichen Revolte führt. Dennoch sind die Ziele "ehrlich" im Sinne der Demonstration, dass es auch in diesem Staate anders denkende Menschen gibt. Es ist aber nie auszuschließen, dass sich neben der Polizei als treibende Krawallkraft auch Trittbrettfahrer einschleichen, die keine politisch-gesellschaftlichen Ziele im Auge haben und tatsächlich ihre Befriedigung daraus ziehen, dass später eben von ausufernden Krawallen berichtet wird. Aber gerne noch einmal: daraus zu schließen, dass der "Kern" der Leute diesen Krawall zum Hauptziel auserkoren hat, ist mindestens ignorant.
In Deutschland ist Arbeitnehmerbewegung immer noch etwas ganz, ganz Schlimmes. Die bürgerliche Presse und das Bürgertum müssen sich ja freuen wie Bolle, wenn wegen einer verschwindenden Minderheit von Randalierern die legitimen Ziele der Arbeitnehmerbewegung diskreditiert werden. Die einzige Folge der Krawalle ist eine weitere Schwächung der Arbeitnehmerbewegung und der Zivilgesellschaft. Da könnte man sich auch mal die Frage stellen, in wessen Interesse die gut organisierten Krawalltouristen unterwegs sind. Finanzierungsprobleme haben die jedenfalls nie.
Also, ich muss auch sagen, das es bei uns sehr friedlich zugegangen ist, aber ich lebe auch in einem kleinen Dorf und hier geht es einfach in erster Linie darum, mit Freunden einen Maibaum aufzustellen, etwas zu feiern und gut ist, aber wenn man hört, was so in den großen Städten so los ist, dann kann man nur mit dem Kopf schütteln. Man muss doch solche Feiertage nicht mit Gewalt und extremem Alkoholkonsum feiern. Ich sehe darin einfach keinen Sinn.
Ich finde die Ausschreitungen zum 1. Mai einfach nur sinnlos und überflüssig. In meinen Augen handelt es sich heutzutage bei den Aktionen weder um „revolutionäre Demonstrationen“ noch um andere hintergründige Proteste. Die meisten Leute nutzen den Tag um Krawall zu machen und einen Schaden an öffentlichen und privaten Gegenständen zu hinterlassen. Viele Menschen wissen auch gar nicht, was es mit dem 1. Mai auf sich hat und sie schließen sich einfach der Masse an und demolieren Eigentum oder randalieren auf der Straße.
In meiner Gegend war es dieses Jahr zum Glück nicht so schlimm, aber ich erinnere mich noch an einige Zwischenfälle die ich in den vergangenen Jahren beobachten konnte. Ich habe beispielsweise in dieser Nacht schon viele Kinder und Jugendliche auf der Straße gesehen, die mit Rasierschaum die parkenden Autos beschmieren oder Häuser und Glasscheiben mit Eiern bewerfen. Viele wissen scheinbar überhaupt nicht, was sie da tun und sehen diese Nacht als wortwörtliche „Freinacht“ an. Natürlich sind das noch harmlose Kinderstreiche aber ich kann mir gut vorstellen, dass ihre Bereitschaft Dinge zu beschädigen oder gar zu zerstören im Alter noch zunimmt.
@Sissley
Du verwechselst hier scheinbar ein klein wenig die Anlässe, zu welchen die geschilderten Ereignisse gehören. Das ist grundsätzlich nicht weiter schlimm, da der Fehler den Menschen begleitet. Leider ist es aber so, dass diese Verwechslung und Gleichsetzung hier verhindert, sich weitere Gedanken um die Hintergründe zu machen. Und nur so lässt sich die Aussage erklären, dass es hier nicht "um andere hintergründige Proteste" geht.
Vielleicht zur Erklärung: das "Maienstecken" oder die "Streiche zur Freinacht" haben eine gewisse Tradition (wenn sie auch selbst in Vergessenheit geraten ist und sich tatsächlich eher zu Vandalismus hin entwickelt) und finden in der Nacht zum 1. Mai statt (also schom am 30. April).
Die "gewalttätigen Proteste" finden im Anschluss an die Maikundgebungen statt und diese sind am 1. Mai! Auch hier hat der Tag eine Tradition (vor ca. 120 Jahren wurde für den 8-Stunden-Tag gekämpft!) im Sinne der Arbeiter- und Arbeiterinnenbewegung. Doch hat eben der Maitag bzw. die entsprechenden Veranstaltungen nichts mit dem Maibaum, dem Rasierschaum oder aber den Klingelstreichen zu tun - zu Protesten im Sinne einer "revolutionären Erhebung" kann es aber schon kommen.
Bei uns ist der 1. Mai ziemlich friedlich vonstatten gegangen. Bis auf einigen lauteren Mitbürgern war in unserem kleineren Dorf alles ruhig und friedlich. An unserem und nahen Nachbarhäusern haben wir keine Beschädigungen festgestellt, wovon ich positiv überrascht war.
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