Nach Essen fragen?

vom 26.04.2011, 13:54 Uhr

Ich muss sagen, dass ich sicherlich genau so reagiert hätte. Wenn man mich nach Geld fragt, lehne ich bestimmt ab, da ich einfach weiß, dass sich viele damit ihren Alkoholmissbrauch finanzieren oder auch härtere "Drogen" davon kaufen und damit möchte ich nichts zu tun haben. Aber welchen Grund soll es schon haben, dass sie nach Essen fragt, außer dass sie eben Hunger hat? Sie hätte mir sehr Leid getan und ich hätte ihr sicherlich auch etwas gegeben. Daran finde ich auch nichts falsch, denn sie war sicher bedürftig, sonst hätte sie nicht nach Essen gefragt.

» Wunschkonzert » Beiträge: 7184 » Talkpoints: 42,56 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich habe noch nie eine solche Situation erlebt. Wenn hier mal Leute klingeln und es sich dabei nicht um den Postboten oder DHL-Mann handelt, sind es meistens irgendwelche Leute von der Johanniter-Unfallhilfe, die versuchen, einem eine Mitgliedschaft zu verkaufen und damit Geldspenden einzunehmen. Ich habe noch nie erlebt, dass jemand von Tür zu Tür geht und dabei um Lebensmittel bettelt. Ehrlich gesagt wäre ich in einem solchen Fall auch ziemlich skeptisch und würde denjenigen schnell abwimmeln und die Tür schließen, sofern ich überhaupt öffnen würde (wenn ich niemanden erwarte, reagiere ich selten auf das Klingeln). Auf keinen Fall würde ich einen fremden Bettler in die Wohnung lassen. Dafür bin ich viel zu misstrauisch und ich habe wohl auch zu oft "Aktenzeichen XY" gesehen. Ich hätte viel zu große Sorgen, dass hinterher etwas fehlt oder dass ich hinterher in der Ecke liege, weil mir jemand etwas über den Schädel gezogen hat.

Wenn mich jemand nach Geld fragen würde, würde ich direkt ablehnen. Wenn eine Nachbarin mal etwas Geld benötigt und ich mir bei ihr sicher sein kann, dass sie das Geld zurück gibt, ist das etwas anderes. So etwas finde ich halbwegs normal. Allerdings würde ich einem fremden Menschen nicht einfach so Geld geben. Ich würde immer denken, dass das Geld bestimmt für irgendwelchen Unsinn ausgegeben wird, zum Beispiel für Alkohol, Zigaretten oder sogar Drogen und solch einen Konsum will ich nicht noch unterstützen. Abgesehen ist mir mein Geld dafür auch viel zu schade.

Würde mich jemand nach Essen fragen, wäre ich zwiegespalten. Auf der einen Seite ist es natürlich besser, einem Bettler etwas zu Essen zu geben, da man dann davon ausgehen kann, dass eben kein Geld für Unsinn ausgegeben wird, sondern dass die Nahrung eben direkt verzehrt wird. Allerdings bin ich der Meinung, dass in Deutschland niemand hungern muss, da es ausreichende soziale Auffangnetze gibt. Es ist sicher nicht schön, als Bittsteller zum Amt zu gehen, allerdings ist das Betteln an der Haustür wohl kaum angenehmer. Ich stelle es mir sogar viel unangenehmer vor. Von Hartz IV kann man natürlich keine großen Sprünge machen, aber es reicht eben zum Leben und auch für die eine oder andere kleine Unternehmung. Auch für Leute ohne festen Wohnsitz gibt es Möglichkeiten, Geld vom Staat zu bekommen. Abgesehen davon gibt es zusätzlich zu dem Geld auch noch günstige Bezugsquellen für Lebensmittel, nämlich die Tafeln. Auf das Betteln an der Tür ist wirklich niemand angewiesen.

Ich finde es dennoch nett von dir, dass du der Frau ein paar Lebensmittel mitgegeben hast. Auch wenn ich nicht unbedingt jedem Bettler etwas gebe und gut nein sagen kann, selbst wenn jemand mit traurigen Geschichten aufwarten kann, finde ich es nett, wenn es Leute gibt, die Bettlern etwas geben, selbst wenn man nicht nachprüfen kann, ob an der rührseligen Geschichte etwas dran ist.

Benutzeravatar

» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


In solchen Situationen kann man nie genau sagen, ob es nun falsch oder richtig war was du getan hast, denn wie soll man auch wissen welche Absichten ein Menschen nun wirklich hat oder nicht. An sich finde ich es aber eigentlich total in Ordnung, wenn man solchen Menschen auch hilft, vorausgesetzt natürlich, sie kommen nicht unbedingt ins Haus rein und nicht immer wieder. Bei Geld bin ich ehrlich gesagt auch immer sehr skeptisch und an sich kann man auch nie wissen, wofür die Person das Geld wirklich braucht und Geld für Alkohol und Drogen will ich jemandem nicht unbedingt geben. Bei Essen sieht das anders aus, denn wenn jemand nach Essen fragt, ist eigentlich klar, dass es sich da um eine echte Notlage handelt. Wie diese entstanden ist, ist aber auch zweifelhaft, denn es kann ebenso gut sein, dass es sich dabei um Leute handelt, die einfach zu wenig Hirn haben, um sich arbeitslos zu melden und Geld zu bekommen oder das aus anderen Gründen nicht machen, ebenso kann es sein dass sie durchaus Hartz 4 bekommen, aber das Geld für andere Dinge aus dem Fenster schmeißen.

In der Hinsicht würde ich dann vielleicht schon sagen, sieht zu wie du zurecht kommst, das Leben ist hart, aber man kann diese Menschen wohl schlecht fragen, warum sie die Sachen brauchen und wenn doch, kann man damit rechnen, dass sie sich was aus dem Finger ziehen, was in uns das Mitleid anregt. Wie man es auch dreht und wendet, man kann im Nachhinein schlecht entscheiden, ob es jetzt was gutes war, das man getan hat, oder ob man ausgenutzt worden ist und die Leute das Essen gar nicht brauchten, sondern es nur eine Ausrede nach dem Geld war. Ich bin eigentlich auch der Meinung, dass man hier in Deutschland nicht zu hungern braucht und das da wirklich irgendwie was faul ist.

Ich selbst habe noch nie jemandem was zu essen gegeben. Bei uns vor dem Supermarkt lungert häufiger Mal eine alte Frau rum, die nach Essen bettelt, aber sie ist Alkoholikerin und nicht gerade unschuldig an ihrer Situation, deswegen kümmert sich eigentlich nie jemand wirklich um sie.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Geld hätte ich sicherlich auch nicht gegeben, da ich in solch Sachen immer sehr vorsichtig bin. Man sieht ja öfters im Fernsehen Reportagen darüber, das das Geld gar nicht bei den Hilfsbedürftigen Menschen bleibt und man da auch nicht wirklich unterscheiden kann, wer nutzt es wirklich für sich und bei wem steht ein Eintreiber dahinter.

Im Punkto essen, hätte ich sicherlich auch was zusammen gesucht, da ich eigentlich immer was zu Hause habe. Ich denke mal auch das man hier nichts falsch machen kann und es auch nicht so dermaßen weh tut, das man dann selbst nix mehr hat. Sicherlich war dies mal ein Einzelfall bei dir, wo man gern mal was gibt, aber wenn es wöchentlich dazu kommen würde, würde ich irgendwann den Schlussstrich drunter ziehen. Ansonsten hätte ich in deiner Situation das selbe gemacht.

Benutzeravatar

» alkalie1 » Beiträge: 5526 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Cid hat geschrieben:Hast du die Frau in die Wohnung gelassen?


Nein, habe ich nicht. Sie hat auch nicht gefragt, ob sie reinkommen dürfte. Sie hat einfach im Treppenhaus gewartet, bis ich etwas zusammengesucht und in eine Tüte gegeben habe. Hinterher ist mir auch der Gedanke an die Tafel gekommen. Ich weiß, dass es in der nächstgrößeren Stadt (etwa 10 km von hier) eine Tafel gibt, aber wo genau wüsste ich auch nicht.

» Lafayette » Beiträge: 236 » Talkpoints: 2,44 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Jeder der bei mir an der Tür klingelt und den ich nicht persönlich kenne ist für mich ein potenzieller Schurke und Betrüger. Dafür bin ich einfach zu oft schon belästigt wurden und es kann ja auch sein dass die Örtlichkeiten ausgekundschaftet werden sollen. Bei mir haben auch schon öfters durchreisende Berber geklingelt und nach etwas Kleingeld oder Essen gefragt, meistens bekommen sie auch eine Kleinigkeit. Dabei achte ich aber immer darauf dass ich die Tür so lange verschließe bis ich wieder ran bin, das hat nichts mit Unhöflichkeit zu tun sondern es handelt sich um eine reine Vorsichtsmaßnahme.

Die Idee mit dem persönlichen Ansprechen an der Haustür ist eigentlich gar nicht so dumm, die Leute geben eher etwas wenn sie höflich und persönlich angesprochen werden als wenn sie in der Fußgängerzone an einem Schnorrer vorbeilaufen. Die haben mit dieser Methode dann sicherlich schon nach kurzer Zeit ihr Budget im Sack und wer kein Geld gibt der gibt garantiert auch Lebensmittel wenn sie danach gefragt werden. Auch ein Gammler muss mal Essen.

Hellhörig werde ich aber sofort wenn man nach der Bettelei gefragt wird ob man nicht ein Glas Wasser oder eine Kopfschmerztablette hat oder wenn sich das Gespräch endlos in die Länge zieht. Wir hatten hier mal durchreisende Zigeuner wo die Frauen und die Kinder unten an der Straße angefangen hatten an den Türen zu klingeln während die größeren Kinder die meistens offenen und in diesem Augenblick unbewachten Hintereingänge aufsuchten.

Benutzeravatar

» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


@Lafayette, dann hattest du der richtigen Frau etwas an Lebensmittel mitgegeben. Denn wenn das ein Vorwand gewesen wäre, hätte sie anders reagiert. Im Laufe der Jahre bin ich eben mißtrauisch geworden, bei dem , was überall passiert.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Also, Geld würde ich jemand Fremden, der an meiner Tür klingelt, auf keinen Fall geben. Wenn mich jemand fragt, ob ich ein paar Lebensmittel entbehren kann, käme es bei mir wohl darauf an, ob ich alleine zu Hause wäre, oder ob noch jemand da wäre. Wenn ich alleine wäre, würde ich wohl ablehnen, weil ich Bedenken hätte, dass die Person entweder mit in meine Wohnung kommt, um etwas zu stehlen, oder um mich zu überfallen.

Nach dem, was man in den Medien so mitbekommt, bin ich misstrauisch geworden. Wenn noch jemand bei mir zu Hause wäre, würde ich den abstellen, bei der fremden Person zu warten und darauf zu achten, dass sie nicht in die Wohnung kommt. Dann würde ich wohl auch einige Lebensmittel zusammensuchen und der Person mitgeben.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Bei mir klingelt eher selten jemand, um mich nach irgendetwas zu fragen, aber ich glaube, wenn ich so einen Fall, wie du schilderst gehabt hätte, dann wäre ich bei der Frage nach Geld auch vorsichtig gewesen. Grade in der heutigen Zeit, wo viele einfach nur betteln und es eigentlich gar nicht nötig hätten, aber wenn man dann n och gefragt wird, ob man wenigstens etwas zu essen hätte für den Bruder, ich glaube, da wäre ich dann auch weich geworden.

War der Bruder denn auch mit an der Tür? Sahen die denn wirklich hilfebedürftig aus oder wie war dein Eindruck? Wenn ich persönlich das Gefühl hätte, das wirklich Bedarf besteht, dann bin ich auch die letzte, die die Tür, ohne zu helfen, zuknallt. Ich hätte dann auch etwas zu essen gegeben und vielleicht auch noch andere Sachen, falls es ersichtlich gewesen wäre, das es gebraucht wird.

Benutzeravatar

» EmskoppEL » Beiträge: 3423 » Talkpoints: 20,21 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Ich denke, dass du richtig gehandelt hast. Es stimmt zwar, dass in Deutschland theoretisch gesehen niemand hungern muss, aber das heißt nicht, dass das immer so ist. Manchmal ist es eben wirklich sehr schwer, wenn man die entsprechenden Hilfeleistungen vom Staat bekommen möchte und man muss zum Teil sehr komplizierte Wege gehen und es kommen manchmal noch sehr lange Wartezeiten dazu.

Darum denke ich, dass es richtig war, dass du ihr was zu essen gegeben hast. Geld hätte ich ihr selbst auch nicht gegeben, weil man dann nicht weiß, was die Leute damit machen werden. Die können einem ja viel erzählen, wenn der Tag lang ist, und das Geld nachher für Drogen oder Alkohol ausgeben, wenn sie das denn wollen. Aber Essen kann man eben nur essen und damit kann man sich keine Drogen kaufen.

» Hufeisen » Beiträge: 6056 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^