Sehr unterschiedliches Verhalten von Kindern
Ich war nun eine Woche lang bei meiner Schwester zu Besuch. Sie hat einen vierjährigen Sohn, der eigentlich schon immer als äußerst pflegeintensiv gegolten hat. Zunächst war er ein Schreibaby, wofür er sicher nichts kann, aber das war eben auch schon sehr mühsam und nichts hat geholfen. Dann kam eine noch mühsamere Zeit, wo er alle nur gebissen und gezwickt hat. Aber nicht mehr im normalen Bereich, sondern wirklich extrem und massiv. Meine Schwester ist mit ihm sogar aus Mutter-Kind-Gruppen rausgeflogen, weil sich die anderen Kinder mehr oder weniger vor ihm nur noch gefürchtet haben.
Es gibt viele Kinder, die lebhafter sind, aber bei meinem Neffen war es doch immer einen Tick mehr. Es ging nicht nur um Lebhaftigkeit. Er hat wirklich ständig nur Terror gemacht. Gebrüllt, getobt, geschrien, gezwickt, gebissen, was weiß ich noch alles. Besonders schlimm war es zwischen zwei und drei Jahren. Da waren eigentlich alle nur noch am Rand der Verzweiflung. Wir haben meine Schwester öfters darauf hingewiesen, dass sie etwas unternehmen sollte, aber meine Schwester und mein Schwager meinten nur, dass er eben sehr temperamentvoll sei und sie würden das sogar gut finden, weil das sind die zukünftigen Führungskräfte.
Ich bin selber Pädagogin und habe bei Kindern generell viel Geduld. Ich habe auch mit schwer erziehbaren Jugendlichen gearbeitet, also so ganz fremd ist mir dieser Bereich nicht. Aber bei meinem Neffen ist mir bezüglich zukünftiger Führungskraft ehrlich gesagt immer nur ein Flugzeugterrorist oder dergleichen eingefallen, was in gewisser Weise ja auch eine Führungskraft ist.
Wie auch immer. Es war jedenfalls wirklich sehr mühsam und zum Teil auch schon echt gefährlich, vor allem als mein Sohn noch kleiner war, wollte er nicht nur einmal mit einem Hammer und voller Attacke auf ihn losgehen. Es ist zum Glück nie etwas passiert, weil wir eben immer darauf geachtet haben. Aber auch sonst könnte ich regelrecht ein Buch über sein Verhalten schreiben. Inzwischen ist er eben vier Jahre alt und es ist besser geworden. Er hat noch immer seine Anfälle und dreht oft mehr als nur durch, aber er beißt zumindest nicht mehr so häufig.
Meine Schwester musste in der letzten Woche zwei Tage lang von der Früh bis zum Abend arbeiten und da im Kindergarten Ferien waren, haben meine Eltern und ich auf ihn aufgepasst. Eigentlich war das das erste Mal, dass ich meinen Neffen ohne meine Schwester gehabt habe. Ich staunte nicht schlecht! Mein Neffe war schlagartig wie verändert! Er war total brav, ruhig, aber nicht verschüchtert, einfach nur ein normales nettes Kind. Natürlich hat er auch herumgetobt, aber das ist für ein vierjähriges Kind ja auch total normal und erwünscht. Aber in keinster Weise sonst verhaltensauffällig!
Als am Abend meine Schwester nach Hause gekommen ist, hat sich sein Verhalten von einer Sekunde zur nächsten wieder geändert und er hat sich wie eh und je aufgeführt. Am nächsten Tag, genau das gleiche Szenario! Mir ist schon klar, dass sich ein Kind bei anderen anders verhält als bei Mama und Papa, aber einen derart krassen Unterschied habe ich noch nie bemerkt.
Kommt so etwas häufiger vor? Habt ihr auch etwas lebhaftere Kinder und wie verhalten sich die dann eben im Kindergarten oder bei Oma und Opa, Tanten, Onkeln und dergleichen? Gibt es da auch so krasse Unterschiede? Kann man sich die irgendwie erklären? Meine Schwester hat schon generell einen sehr lockeren Erziehungsstil, für meinen Neffen meiner Meinung nach etwas zu locker, aber dass das zu derartigen Unterschieden führt? Habt ihr diesbezüglich schon Erfahrungen gemacht?
Mein Neffe kann eigentlich keine einzige Sekunde still am Tisch sitzen. Ich habe hier schon vor einiger Zeit in anderen Berichten über ihn geschrieben. Er steht nur auf der Bank, tanzt herum, wirft das Essen um sich und so weiter. Selbst Ermahnungen meiner Schwester oder meines Schwagers helfen hier nichts. Als er alleine mit uns war, ist er ohne Aufforderung wie ein Musterkind brav am Tisch gesessen, hat vorbildlich gegessen und so weiter! Wir haben ihn nicht einmal ein einziges Mal ermahnt! Wie kann so etwas sein?
Das sich Kinder ausserhalb der elterlichen Wohnung wie Musterkinder benehmen kenne ich mehrfach. Auch meine beiden Mädels sind da keine Ausnahme und ich hab mich schon zu Kita-Zeiten gefragt, ob da wirklich über meine Töchter gesprochen wird, wenn man meinte, was für brave Kinder es doch wären. Und auch jetzt, wo sie mittlerweile acht Jahre sind, geht es zu Hause oft genug über Tisch und Bänke und in der Schule sind sie die bravsten Kinder über die es keinerlei Beschwerden gibt.
Was nun deinen Neffen angeht, so schreibst du selbst, da deine Schwester einen eher lockeren Erziehungsstil hat. Heisst für mich, das dein Neffe nicht wirklich in seine Grenzen gewiesen wird, wenn er wieder Unfug anstellt. Und da muss man sich nicht wundern, wenn er das reichlich ausnutzt. Dazu noch die Problematik, das deine Schwester und dein Schwager ja an einem Geschwisterchen "arbeiten". Dabei wird der Junior sicherlich oft genug ins Hintertreffen geraten, was gerade bei der letzten problematischen Schwangerschaft so gewesen sein wird.
Ein Kind findet aber Wege, um die Aufmerksamkeit seines Umfeldes zu erlangen. Meist durch negative Aktionen. Lieber nehmen die Kinder Schimpfe und je nach Familie auch Schläge in Kauf, nur das sie eben wahrgenommen werden. Und ich gehe davon aus, das du einen ganz anderen Umgang mit deinem Neffen hast, als deine Schwester. Du bringst ihm auch Aufmerksamkeit entgegen ohne das er vorher Blödsinn angestellt hat und damit ist das Kind zufrieden und auch entsprechend brav.
Es gibt in der Regel nur zwei Gründe, warum sich ein Kind so extrem unterschiedlich benimmt. Zum einen wollen Kinder Grenzen aufgezeigt bekommen. Tut man das nicht, dann gehen sie immer einen Schritt weiter, werden in ihrem Verhalten immer extremer. Zum anderen ist sich ein Kind so natürlich auch der Aufmerksamkeit der anderen gewiss. Und negative Aufmerksamkeit ist aus der Kindersicht immer noch besser als gar keine Aufmerksamkeit.
Beides erlebe ich auch leider häufig bei meiner Großen, wenn sie mal wieder einige Tage bei ihren leiblichen Eltern verbracht hat. Dann benimmt sie sich so extrem, wie sie es bei mir eigentlich nicht tun würde, es aber bei den leiblichen Eltern durch kriegt. Erst neulich haben ihre Eltern sie mit ihrer jüngeren Schwester zurück gebracht. Da hat sie dann die Kleine ziemlich übel beleidigt und nach jeder Beleidigung geguckt, ob wohl jemand was sagt. Als das nicht der Fall war, ging es dann immer etwas schärfer zur Sache. Zu Hause, bei ihren leiblichen Eltern, wäre es wohl so weiter gegangen, bis sie dann zu weit gegangen wäre und Schläge kassiert hätte – das ist ja auch eine Form der Aufmerksamkeit. So weit würde wohl jedes Kind gehen, nur werden die meisten vorher ausgebremst.
So weit geht die Große in der Regel bei mir nicht, da ist es eher wie bei den im Eingangsbeitrag erwähnten Szenen: da wurde der Kleine wohl auch einfach „nur“ beachtet und hat daher gar keinen Grund gehabt, auf sich aufmerksam zu machen, er wurde ja schon wahrgenommen.
Zusätzlich sollte man auch bedenken, dass Kinder auch bei den Personen mehr testen, mit denen sie vertraut sind. So sind Kinder bei Fremden eher brav als bei den Eltern, weil sie fremde Personen nicht einschätzen können. So sind die meisten Kinder in der Kita zunächst sehr brav und viele Eltern meinen ihre Kinder aus den Erzählungen gar nicht mehr wieder zu erkennen. Aber das trifft ja wohl bei Verwandten eher nicht zu, die kennen die Kinder ja eher gut.
Ich muss jetzt gerade lachen, weil ich mich im Eingangsthread wieder finde. Das beste dabei ist aber, ich bin ebenfalls Pädagogin und bei dem beschriebenen Kind sehe ich meines vor mir. Mittlerweile habe ich heraus gefunden, dass es daran liegt, dass ich trotzdem, dass ich sie mit zum Arbeiten nehme, zu wenig Zeit mit ihr alleine habe.
Seit ich diese Erkenntnis gewonnen habe, setze ich mich nur eine Stunde abends hin, spiele, bastle, koche oder male mit meinem Kind und sie ist das zufriedenste Kind der ganzen Welt. Sie schläft mittlerweile auch gleich, ohne Probleme- das geht aber erst seit einer Woche so, seit ich das angefangen habe, mit der gewissen Stunde, die sie für sich hat.
Die Kinder , die das betrifft, schreien nach Aufmerksamkeit. Wenn sie sie nicht bekommen, holen sie sich die Aufmerksamkeit im negativen Sinne. Wichtig ist beim Beißen, Schlagen und Zwicken, dass man das Kind, welches Gewalt ausgeübt hat, auf die Seite stellt und nicht weiter beachtet und dem Kind, welchem Schaden zugefügt wird, Aufmerksamkeit schenkt. So kann man schon viele Gewaltausbrüche der Kinder steuern und reduzieren, denn es bekommt statt der negativen Aufmerksamkeit einfach Ignoranz zu spüren und das kann sehr schmerzen.
Ja, das geht, es ist nicht gerade häufig, aber solche Kinder gibt es. Ich selbst habe das an meiner kleinen Cousine gesehen. Meine Tante hat sich vor einigen Jahren etwas von der Familie abgekapselt, es gab damals Streit, weil sie einen Muslimen geheiratet hat und da meine Großmutter ihre Kinder streng katholisch erzogen hat, kam das gar nicht in Frage und sie war entsetzt darüber und auch, weil das Kind nicht getauft wurde. Meine Tante lebte einige Jahre in der Türkei und bekam dort eine kleine Tochter. Kurz nach der Geburt fing der Streit mit dem Gatten an, der übrigens noch bei seinen Eltern lebte und finanziell von diesen abhängig war. Mein Opa wurde krank und lag im Krankenhaus, aber meine Tante durfte nicht kommen, weil ihr Mann es verbot. Es gab zu der Zeit der großen Streit bei ihnen.
Auf jeden Fall sah ich meine Tante dann zum ersten Mal an der Beerdigung meines Opas wieder, sie war geflüchtet und hatte mit Hilfe ihrer Schwestern eine Wohnung und etwas Unterstützung vom Staat hier in Deutschland bekommen. Vor kurzem nun, hat sie auch eine Arbeitsstelle und möchte ihr Studium beenden. Als ich das Kind zum erste Mal sah, war ich entsetzt über sein Verhalten. Das kleine Mädchen war enorm aggressiv, konnte nicht mit anderen Kindern spielen, weil sie sehr egoistisch und habgierig war, sie ging sofort in Gewalt über, wenn jemand sie zu lange ansah oder ihre Spielsachen nahm. Ansonsten distanzierte sie sich eher von den anderen, wenn man ihr nicht zu Nahe kam. Beim Essen weigerte sie sich, das zu essen was sie bekam und wollte immer was anderes haben, schmiss damit herum und machte auch das Geschirr nicht selten kaputt. So niedlich sie auch aussah, ich wollte nicht mit ihr spielen und ich hatte Angst vor ihr, Angst vor einem drei Jahre altem Kind.
Da meine Tante kein Geld hatte und auch nicht einsah, dass ihr Kind irgendwie ein bisschen Verhaltensgestört war, unternahm man nichts dagegen. Da meine Tante aber nun auch wieder berufstätig war, musste das Kind ab und an auch mal woanders hin. Meine Tante begann teilweise an einigen Tagen schon um 5 Uhr mit der Arbeit, sie brachte das Kind solange zu meiner Oma. Meine Oma rief uns daraufhin auch einige Male an, aber wirklich glauben konnte ich es nur, als ich dann selbst kam und das Mädchen sah, welches mit dem Hund (einige Wochen später auch mit zwei Nachbarskindern) spielte und meinen Hamster streicheln wollte. Als ich kam und in den Garten wollte, kam sie zu mir und legte ihre Hand in meine, meinem Freund versuchte sei einen Zopf zu machen, als dieser sich neben sie setzte und auch mit meinen Eltern verstand sie sich blendend. Ich habe das Mädchen auch nicht mehr wiedererkannt und kann mir nur sehr schwer vorstellen, wie sich ein Mensch so ändern kann, für mich hat das in diesem Augenblick eigentlich schon ein bisschen ausgesehen, wie Schizophrenie.
Als meine Tante kam, änderte sich ihr Verhalten aber auch nicht plötzlich, sondern erst richtig, nachdem meine Tante sie wieder ''übernahm'', sie anzog und mitnahm. Saß sie am Tisch und schaute nur, war meine Cousine der Engel. Ich kann mir das an sich nur dadurch erklären, dass für sie der Stress und Streit zwischen Mutter und Vater zur ''Normalität'' geworden ist, vor der sie Angst hat, auch jetzt nachdem der Vater nicht mehr da ist und bei ihren Verwandten hat sie nun eine andere Welt kennengelernt, in der diese Aggressionen nicht mehr nötig sind. Aber richtig nachvollziehen kann ich es immer noch nicht, auf jeden Fall muss da bei der Erziehung ordentlich was falsch gelaufen sein.
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