Einen Tag ehrlich sein und Freunde sind weg?!

vom 25.04.2011, 00:48 Uhr

Die Sendung habe ich leider nicht gesehen. Ich bezeichne aber auch nicht alle von dir aufgeführten Beispiele als Lüge. Guten Morgen bedeutet für mich genau wie hallo oder moin keine Lüge, sondern alle drei sind für mich Floskeln, die man eben sagt, wenn man jemanden flüchtig grüßt, den man eben nicht näher kennt. Wenn ich jemanden von meinen Bekannten oder Freunden begrüßen will, dann sage ich: "Einen guten Morgen, Frau X" oder "Hallo, Herr Y." Besondere Freunde begrüße ich mit: "Einen wunderschönen guten Morgen wünsche ich dir."

Lügen würde ich auf jeden Fall, wenn ich mit zum Schoppen gehen sollte und hätte keine Lust. Ich könnte nicht sagen, dass mich das Einkaufen mit der entsprechenden Person nervt und ich lieber etwas anderes machen möchte. Damit würde ich die betreffende Person sehr kränken und das möchte ich nicht. Da ziehe ich eine Notlüge vor.

Wenn mich jedoch eine gute Freundin fragen würde, welches Kleid ihr besser steht, das rote oder das fliederfarbene. Dann würde ich auf jeden Fall die Wahrheit sagen, auch wenn ich wüßte, dass sie lieber das andere Kleid mag. Da sie mich nach meiner persönlichen Meinung gefragt hat, kann sie später aber auch nicht auf mich sauer sein.

Fragt mich ein Freund, ob wir zusammen in die Berge fahren können, lüge ich nicht und sage ihm gut verpackt, dass mir die tägliche Berwanderung - hatten wir schon - zu anstrengend ist und ich lieber an die See möchte, weil ich das Wasser, die Wellen, den Wind und Sturm liebe. Weil ich ihm die Wahrheit sagte, ist er mir deshalb bestimmt nicht böse, aber trotzdem traurig.

Ich bin einmal in ein Fettnäpfchen getreten. Nachbarn kamen aus dem Urlaub zurück und der Mann hatte sich einen Bart wachsen lassen. Die treibende Person war wohl sie gewesen, er hat das nur für sie getan. Beide standen vor mir und wollten meine Meinung wissen. Ich habe versucht, keinem weh zu tun, aber das ging nicht. So habe ich dann gesagt, wenn er unbedingt älter aussehen wollte als er sei, wäre der Bart dafür geeignet. Er grinste und sie wandte sich entrüstet ab. Na ja, der Bart stand ihm wirklich nicht. Hier war nur eins möglich: entweder lügen oder die Wahrheit sagen. In jedem Fall war einer von beiden nicht so begeistert.

Aber genauso wie ich es mache und tische gelegentlich anderen Lügen oder Notlügen auf, so wird es ja auch mit mir gemacht. Weil ich weiß, wie ich vorgehe, erkenne ich auch bei anderen die "Nichtwahrheit" und handle entsprechend. Aber ich bezeichne mich wegen der kleinen Notlügen nicht als notorischen Lügner. Statt einer richtigen Lüge, sage ich lieber gar nichts.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Es ist schon richtig, wie hier viele sagen, dass Freunde dann keine wahren Freunde sind, wenn sie bei der Wahrheit verschwinden. Es war auch mehr oder weniger das Beispiel, was im Fernsehen gesagt wurde. Ich bin seit fast 49 Jahren so, wie ich eben bin und sage dass, was ich denke. Sicher versuche ich es bei dem einen oder anderen Menschen auch nett zu verpacken. Ich selber sehe das aber auch nicht als Lüge an, wenn ich sage, was ich denke und es nett verpacke. Mir sind dadurch noch keine Freunde abhanden gekommen.

Sicher habe ich auch schon den einen oder anderen vor den Kopf gestoßen. aber wenn diese sich dann abwenden habe ich nicht getrauert. Ich denke immer noch, dass die Wahrheit immer das bessere Übel ist, als wenn man den Leuten das sagt, was sie hören wollen. Oft wird man ja nur etwas gefragt, weil manche Menschen einfach eine Bestätigung hören wollen. Da sind sie bei mir an der falschen Adresse, wenn ich eine andere Meinung habe.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Es ist ja schon länger bekannt, dass wir menschenziemlich oft am Tag lügen und meistens ist uns das gar nicht so bewusst. Bei der Grußformel „Guten Morgen, Tag bzw. Abend“ würde ich die Phrase eher als Höflichkeitsklausel bezeichnen als direkt als eine Lüge zu implizieren. Gegrüßt wird doch aus Höflichkeit und da ist es eigentlich egal ob man jemandem wirklichen einen solchen schönen Tag wünscht oder nicht. Ich denke dabei eigentlich nie nach und meistens antworte ich das automatisch und ohne irgendeinen Hintergedanken. Wenn sich jetzt jemand daran stört bleiben noch andere Grußformeln, die neutraler zu bewerten sind.

Natürlich sollten Freunde untereinander immer ehrlich sein, aber manchmal geht es einfach nicht anders. Wenn ich beispielsweise den neuen Freund meiner besten Freundin nicht leiden kann, sage ich es ihr nicht direkt ins Gesicht. Zum einen möchte ich ihr frisches Glück nicht trüben und zum anderen will ich sie nicht verletzen. In anderen Situationen, zum Beispiel beim Shoppen, sage ich ihr grundsätzlich die Wahrheit. Bei Klamotten und anderen Kleinigkeiten würde ich sie bzw. ihre Gefühle nicht verletzen und daher kann ich ihr meine Meinung ins Gesicht sagen. Bei weitaus größeren Dingen, wie vorhin erwähnt, behalte ich meine Kommentare lieber für mich. Man sollte immer abwägen wann man die Wahrheit sagen kann und wann es besser ist dies nicht zu tun.

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» Sissley » Beiträge: 1131 » Talkpoints: 5,54 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Erstaunlich, dass man für solche Erkenntnisse Fernsehsendungen braucht. Ich dachte es wäre allgemein bekannt, dass jeder Mensch täglich lügt - und zwar gegenüber anderen und auch gegenüber sich selbst. Ich kenne wirklich niemanden, der von sich behauptet immer ehrlich zu sein.

Ist das wirklich schon lügen, wenn man doch einfach nur freundlich sein will und die Leute nicht vor den Kopf stoßen will?

Eine Lüge ist per Definition das Gegenteil von der Wahrheit und wenn ich jemandem einen guten Morgen wünsche, während ich ihm eigentlich lieber einen richtig miesen Tag gönnen würde, dann habe ich nicht die Wahrheit gesagt, ergo, ich habe gelogen.

Es ist doch absolut müßig hier irgendwelche neuen Definitionen zu erfinden, nach denen man in dieser Situation nicht gelogen hätte, nur damit man sich weiterhin damit brüsten kann "ein grundehrlicher Mensch" zu sein. Viel sinnvoller ist es doch einfach zu den alltäglichen Lügen zu stehen und sich damit abzufinden, dass diese im sozialen Miteinander ihren Sinn und Zweck erfüllen.

Würde man wirklich Freunde verlieren, wenn man die Wahrheit sagt?

Wenn man immer die Wahrheit sagen würde, würde man wahrscheinlich relativ wenige Freunde zum verlieren haben, weil das einfach zu einem ziemlich unsozialen Verhalten führen würde. Man würde von seiner Umwelt wahrscheinlich auch als unsympathisch und chronisch schlecht gelaunt wahr genommen werden und wahrscheinlich auch als jemand, der ständig etwas zu meckern und zu kritisieren hat.

Wenn man das nur einen Tag ausprobieren würde, wie deine Überschrift ja suggeriert, würde sich das Umfeld wahrscheinlich einfach denken, dass man einen verdammt schlechten Tag hat. Die einen würden sich vielleicht zurückziehen und warten bis die vermeintlich schlechte Laune vorbei ist, die anderen würden vielleicht versuchen etwas zur Verbesserung der Laune beizutragen

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Ich denke schon, dass das irgendwo schon eine Lüge ist. Allerdings ist mir das selber wahrscheinlich auch gar nicht so bewusst oder einfach egal. Ich bin zu meinen Freunden schon ehrlich. Wenn meine Freundin zum zehnten Mal am Tag mit mir telefonieren will, weil ihr langweilig ist und ich dann keine Lust mehr habe, dann sage ich ihr das auch. Natürlich ist das manchmal problematisch, da ich schon ein wenig ehrlicher oder vielleicht eher direkter bin, als viele in meinem Umkreis. Wenn die Frisur scheiße aussieht, dann sag ich meiner Freundin das auch. Manchmal kommen dann so Kommentare wie "Aber alle anderen haben gesagt, dass das wirklich toll aussieht". Ich erwidere dann immer, dass das wohl nicht so tolle Freunde sind, wenn sie ihr so offen ins Gesicht lügen und sie so herum laufen lassen wollen. Eigener Geschmack war in dem Fall wirklich ausgeschlossen, da es einfach absolut grausam aussah. Außerdem habe ich bei manchen sogar schon gehört, wie sie sich über die Frisur lustig gemacht haben, also nicht ganz so ehrlich.

Ich würde meine Freunde definitiv nicht verlieren, wenn ich einen Tag lang absolut ehrlich wäre. Eigentlich bin ich das nämlich immer, auch wenn ich natürlich die Dinge ein wenig rücksichtsvoller gestalte, so dass der andere sich nicht angegriffen vor kommt. Leute die ich nicht leiden kann, grüße ich auch nicht. Die können von mir dann denken, dass ich irgendwie blöd bin, aber das ist ihr Problem.

Ich denke schon, dass viele gerade unbewusst kleinere Lügen über den Tag verteilt bringen. Bei mir ist das sicherlich auch der Fall, auch wenn mir gerade keine solche Situation konkret einfallen würde. Das ist einfach normal und ich würde dieser Sache nicht so viel Bedeutung zumessen. Immer ehrlich kann man einfach nicht sein und solange sich das in Grenzen hält und man es aus Rücksicht anderen gegenüber macht, finde ich es nicht ganz so schlimm. Kommt aber sicherlich immer auf die Situation an. Aber wenn man deswegen seine Freunde verlieren würde, wären es wohl keine richtigen.

» Wunschkonzert » Beiträge: 7184 » Talkpoints: 42,56 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


@Diamante, es ist schon richtig, wenn es eben geht, die Wahrheit zu sagen. Wenn die Freunde sich dann abwenden, kann ich auch darauf verzichten. Aber Freunde, die das tun würden, habe ich nicht.

Was ich auch nervig finde ist, wenn schon mehrere gefragt wurden und die haben dann genau das gesagt, was der Fragende hören wollte. Dann muß ich die ungeliebte Wahrheit sagen. Dann könnte ich diejenigen, die gelogen haben, der Reihe nach an die Wand hängen. Obwohl der sich Gewissheit Verschaffende genau weiß, dass die anderen Freunde gelogen haben, fragt er noch einmal mich. Dann muß er eben auch die Wahrheit hören können.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


Ich kann mir durchaus vorstellen, dass ein Tag ohne Lügen wirklich sehr böse enden könnte. Es würden sich so viele Leute vor den Kopf gestoßen fühlen, dass man tatsächlich am Abend alle Freunde vergrault hätte mit denen man an diesem Tag Kontakt gehabt hat. Ich habe auch einen Bericht darüber im Fernsehen gesehen, der genau dieses Phänomen untersucht hat. Unser Leben besteht, wenn auch ungewollt aus vielen kleinen Lügen beziehungsweise wir tischen vielen Leuten unbewusst Lügen auf. Ich hätte mir auch, wie oben schon gesagt wurde niemals Gedanken darum gemacht, dass ich einem einen guten Morgen wünschen würde. Für mich sind es einfach Begrüßungsfloskeln, die bei näherem Beleuchten aber Sinn ergeben. Diese ganzen kleinen Lügen ab zu stellen stelle ich mir sehr schwer vor, aber wenn es umgesetzt wird, werden viele Menschen nichts mehr mit einem zu tun haben wollen.

» Mc.Lovin » Beiträge: 1230 » Talkpoints: -1,57 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich schätze es kommt immer auf die jeweiligen Personen an, die einen solchen Tag zusammen verbringen können, denn an sich sind viele Lügen nun mal tatsächlich einfach nur dazu da, andere nicht zu verletzen und rücksichtsvoll zu sein und meistens erkennen betroffene doch auch sehr leicht, wieso die eine oder andere Floskel gefallen ist oder nicht? Wer den Film ''Lügen macht erfinderisch'' gesehen hat, hat so einen Tag klar vor Augen, aber wenn ich mir diesen Film ansehe, dann denke ich mir manchmal, heißt ''ehrlich sein'' immer seine Meinung zu sagen? Wenn jemand rein kommt und fragt ob er stört, würden wir dann als ehrlicher Mensch sagen ''Ja'' oder würden wir sagen ''Ja, ich habe gerade masturbiert''? Ist verschweigen eine Lüge?

Ich denke, dass es schwer ist, Wahrheit und Lüge zu trennen, was heute mal Wahrheit war, kann morgen schon Lüge sein und überhaupt ist es meiner Meinung nach gar nicht wirklich rekonstruierbar, wie eine Welt ohne Lügen ausschauen würde. Was die Ehrlichkeit in unserem Alltag nun aussieht, so muss ich ehrlich sagen, dass ich Freunde habe, mit denen kann man sehr ehrlich sein und bei anderen hinwieder muss man die ''Rücksichts-Lügen'' anwenden. Meinem besten Freund kann ich ins Gesicht sagen, dass er Mundgeruch hat, seine Haare scheiße aussehen, ich keine Lust habe mit ihm zu telefonieren oder überhaupt heute keinen Bock habe heute mit ihm was zu machen und so weiter. Ich kann ihm das sagen, er lacht oder rümpft die Nase und kontert oder belässt es dabei. Wir beschimpfen uns, wir streiten und wie beleidigen uns, egal wie doll die Wahrheit ist, mit ihm geht das. Mit meinem Freund kann ich das an sich auch häufig machen, Sätze wie ''Ich mag dich heute nicht!'' oder ''Lass mich in Frieden ich will alleine sein'', fallen bei mir häufig. Mein Freund ist immer noch mein Freund.

Bei vielen Menschen, wenn nicht gar den meisten, kann man das nicht machen. Meine Bekannte bekam von einem Lehrer mal den Kommentar ab, ihre Frisur sähe aus wie die von Prinz Eisenherz. Als ich lachte und meinte das stimmt, wurde sie ernsthaft wütend und ließ sich woanders mit Floskeln wie ''Ah, das stimmt doch gar nicht'' trösten. Wenn ich einigen meiner Freunde sagen würde, dass ich ihre H&M Schaufensterpuppen Aufmachung einfach nur total mitläuferisch, einfallslos langweilig und geschmackslos finde, dann würden die mich nicht mehr mit dem Arsch anschauen. Dann hätte ich wirklich keine mehr.

Ich denke daher, dass es einfach Menschen gibt, die wollen die Wahrheit hören und ins Gesicht geschlagen bekommen und andere wollen das nicht, verkriechen sich lieber in ihrer Welt und Phantasie und legen auch selbst Wert auf ausdruckslose Floskeln. Ich kann eine Bekannte fragen, ob ich zu wenig Oberweite für das Kleid habe und sie sagt nur ''Nein, auf keinen Fall!!!'' und selbst wenn ich ihr versichere, dass ich meine A Körbchen liebe und vergöttere und nie B oder gar C Möpse haben wollte, bleibt sie bei ihrem Kommentar. Ein Blick meines Freundes genügt und ein ''Das steht dir doch gar nicht, dafür hast du einen zu kleinen Busen'' kommt herausgeschossen.

Ich schätze meine Freunde sehr, wenn ich ehrlich mit ihnen reden kann ohne das sie gleich beleidigt sind, aber im Ganzen kommt man im Leben um die anderen auch nicht herum und ich sage ja nicht, dass meine Bekannte nicht nett wäre oder so, man muss nur einfach rücksichtsvoll mit ihr umgehen und ihr immer das sagen, was sie hören will. Trotzdem sind das nicht gerade meine besten Freunde sie ist und bleibe nur eine ''Bekannte'', ich sage gerne die Wahrheit, so beleidigend sie auch sein mag, aber das kann man nicht mit jedem.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Diamante hat geschrieben:Das fängt eigentlich schon an, wenn man morgens unterwegs ist und jemanden trifft, den man eigentlich nicht so mag. Dieser sagt "guten Morgen" und man erwidert es. Eigentlich ist es gelogen, wenn man gerade diesem Menschen einen guten Morgen wünschen will. Wenn man ehrlich ist, dann müsste man sagen "Ich wünsche es nicht".


Hier muss ich schon gleich widersprechen. Warum sollte ich jemandem, den ich „eigentlich nicht so mag“ denn keinen guten Morgen wünschen? Weil ich jedem, der mir jetzt nicht super sympathisch ist, immer gleich das Schlechteste wünschen muss? Das ist für mich nicht wirklich logisch. Ich kann auch Menschen viel Erfolg wünschen, die mir nicht die sympathischsten sind oder die ich vielleicht sogar doof finde. Ihnen gleich etwas Schlechtes zu wünschen, nur, weil ich sie nicht mag, fände ich doch sehr vermessen.

Diamante hat geschrieben:Man mag diese Freundin, aber beim Shoppen ist sie nervig. Also sagt man im Normalfall. "Ich habe jetzt was anderes vor". Aber eigentlich sollte man sagen, wenn man ehrlich ist "Mit dir gehe ich ungern shoppen. Besser wir gehen nicht zusammen in die Stadt". Die Freundin wird sauer sein.


Ich habe tatsächlich schon zu einer Freundin gesagt, dass ich mit ihr nicht shoppen gehen will, weil sie immer stundenlang braucht, um sich für etwas im Endeffekt nicht zu entscheiden. Das bedeutet für mich ewige Wartezeiten, selbst, wenn ich meinerseits an diesem Tag auf der Suche nach etwas und somit nicht nur Begleitung, also auch gut abgelenkt bin.

Es dauert manchmal tatsächlich fast ewig, bis sie sich darüber klar geworden ist, dass ihr alles, was sie gesehen hat, nicht gefällt. Dabei äußert sie das schon zu Beginn der Shoppingtour, sie will sich dann aber wohl im Verlauf dieser Tour noch dazu überreden, wenigstens eines der gesehenen Kleidungsstücke doch gut zu finden, damit sie eben etwas kaufen kann. Und dieser Zwang, mit dem sie an die Sache rangeht, fällt mir teilweise gehörig auf den Wecker. Aber wieso sollte ich ihr das nicht sagen?

Ich sage ihr das tatsächlich, weil sie mich mit diesem ihrem Verhalten total negativ beeinflusst und es mir wirklich keinen Spaß macht, mit ihr shoppen zu gehen. Hinter ihrer Vorgehensweise steckt ein Charakterzug, der auch in anderen Situationen des Öfteren negativ zum Tragen kommt und auch hier kritisiere ich das, allerdings mit anderen Worten und ohne Bezug auf mich, weil sie sich einfach vieles kaputt macht mit dieser Art. Und ich sehe es da sogar als meine Pflicht als Freund, sie darauf hinzuweisen, dass sie es sich viel schwerer macht als nötig. Allerdings versuche ich grundsätzlich, konstruktiv zu bleiben, wenn ich Kritik übe.

Natürlich knalle ich auch nicht jedem alles, was ich mir denke, direkt an den Kopf, das ist ja klar. Man will niemanden verletzen oder kränken und es gibt immerhin auch noch so etwas wie Höflichkeit, die einem bestimmte Dinge einfach verbietet.

Und so kommt es, dass ich natürlich auch nicht jedem eine ganz ehrliche Antwort gebe, eben vor allem dann nicht, wenn ich Gefahr laufe, jemanden mit meiner direkten, also wirklich ehrlichen und vor allem schonungslosen Antwort zu verletzen. Wenn mich jemand fragen würde, wie ich seine neue Frisur finde und ich meine, dass die seine Gesichtsform äußerst ungünstig betont, würde ich also niemals sagen: „Naja, Du siehst so halt eher fett aus.“ Das wäre absolut nicht in Ordnung, ganz klar. Aber wäre es deshalb unehrlich von mir, wenn ich sagen würde: „Ich fand, dass die vorherige besser zu Deiner Gesichtsform gepasst hat“?

Ich denke also, dass eine ehrliche Antwort nicht unehrlich wird, nur, weil ich versuche, meine Worte mit Bedacht zu wählen und vielleicht auch meinem Gegenüber zu überlassen, wie er meine Worte interpretiert. Das tue ich aus Rücksichtnahme auf die Gefühle anderer und nicht, weil ich sonst keine Freunde mehr hätte. Damit, Probleme anzusprechen, die mir jemand anders verursacht, habe ich nämlich in der Tat keine Probleme, und dann auch mit deutlichen und direkten Worten, wenn es anders nicht geht oder die Situation das erforderlich macht.

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Jeder sollte sich mal an die eigene Nase greifen und sich fragen, wie oft er wirklich bewusst lügt. Das unbewusste Lügen kann man ja nicht zählen. Und dann überlegt man mal, welche Auswirkungen die Wahrheit hätte. Ich denke, dann weiß man, warum dieser Mann seine ganzen Freunde verloren hat. Die Lügen helfen einem heutzutage, ohne Probleme durch das Leben zu leben:)

» prinzfan » Beiträge: 89 » Talkpoints: 1,00 »


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