Fiktionale Sprache lernen - Wieso?

Angeregt durch diesen Thread Sprachbücher für Elbisch oder Klingonisch, habe ich mich gefragt, wieso Menschen sich dazu entscheiden Sprachen zu sprechen, die ihnen in der Form im Leben nichts nützen. Das Beste Beispiel sind hierfür vermeintlich die erfundenen Elbensprachen Quenya und Sindarin, die Tolkien für Mittelerde schuf (oder wie er selbst sagt, mit denen er Mittelerde erschuf) oder auch die Klingonische Sprache von Marc Okrand für Star Trek. All diese konstruierten, künstlichen Sprachen haben eins gemeinsam, außer den wenigen Fans, die sich dazu entscheiden sie zu lernen, spricht keiner sie.

Ich kann es ansatzweise verstehen, dass Menschen sich in eine Sache derart hineinsteigern, dass sie als bedingungslose Fans gelten und alles für ihr Idol tun würden, ich habe nichts gegen diese Menschen und würde sie auch nicht davon abhalten ihr Leben einem Film, Regisseur, Musiker, Autor oder Schauspieler zu widmen, aber muss man so weit gehen, dass man sich derart zeitintensiv mit einer Sprache beschäftigt, die man nicht benutzen kann? Nicht einmal im Film selbst wird die Sprache oft genug gesprochen, als das man dann einen Vorteil davon hätte, sie verstehen zu können, wieso also gibt es tatsächlich Sprachkurse für Elbisch oder Klingonisch, was versprechen sich diese Menschen davon?

Würdet ihr soweit gehen und euch auf einen solchen Sprachkurs einlassen? Ich muss ehrlich sagen, dass das auch mich oftmals eher wie eine Flucht aus der Realität wirkt, Menschen die sich im Grunde wünschen in diesen Fantasiewelten zu leben und sich ihnen näher fühlen, wenn sie diese Sprachen lernen. Kennt ihr jemanden, der das macht und wie steht ihr dazu?

Ich habe weder die Bücher und Filme gesehen, von denen du da redest, noch kenne ich jemanden, der eine der genannten Sprachen lernt. Aber trotzdem glaube ich verstehen zu können, dass manche Leute diese Sprachen gerne lernen.

Einmal gibt es sicherlich Menschen, die sich dermaßen in diese Welten hineinsteigern, dass sie dafür sogar diese nutzlosen Sprachen lernen. Auch Harry Potter und andere Bücherreihen und natürlich auch Filme haben solche Fans, die sich nur noch mit diesen Themen beschäftigen. Diese sammeln dann sämtliches Merchandising-Zeug, das es gibt und manche lernen eben sogar Kunstsprachen. Im Grunde ist doch das ganze Fangehabe Zeitverschwendung und nutzlos.

Außerdem gibt es sicherlich auch die Leute, die Kunstsprachen einfach um der Sprachen Willen lernen. Da hat es dann nicht einmal unbedingt etwas mit dem Film/Buch zu tun, sondern diese Leute mögen einfach die Sprachen an sich. Auch ich lerne sehr gerne Sprachen und finde die verschiedenen Strukturen von Sprachen faszinierend. Als Kind habe ich manchmal eigene Sprachen erfunden, was natürlich auch komplett sinnlos war, aber Spaß gemacht hat. Diesen Herbst werde ich für ein Jahr nach Afrika gehen und dort eine Sprache lernen, die ich außerhalb ihres winzigen Verbreitungsgebietes auch nicht werde verwenden können. Trotzdem glaube ich nicht, dass sie sich als nutzlos erweisen wird, denn ich lerne dadurch eine völlig neue Art von Sprache kennen. Wenn man sich für so etwas interessiert und begeistern kann, ist dies ganz und gar nicht nutzlos. Genauso geht es bestimmt auch vielen, die die von dir genannten Sprachen lernen.

Ich persönlich würde niemals eine Sprache lernen, die mich nicht weiter bringt. Dazu zählen dann eben auch fiktive Sprachen. Ich kann es auch nicht ganz nachvollziehen, wieso man das macht, aber mir fallen dennoch spontan ein paar Gründe dafür ein.

Zum Beispiel findet man durch diese Sprache sicherlich ein paar Gleichgesinnte und kann sich eben mit dieser ausgewählten Gruppe unterhalten. Da wären wir dann auch schon bei einem zweiten wichtigen Grund: nicht jeder versteht die Sprache und nur ausgewählte Leute sind dann in der Lage, einen zu verstehen und mit einem zu unterhalten. Das kann mit Sicherheit auch seine Vorteile haben.

Unter Umständen ist das gar nicht so abwegig. Ich könnte mir zum Beispiel schon vorstellen, dass diese Sprachen für Sprachwissenschaftler interessant sein könnten. Tolkien hat sich ja selber auch mit Sprache beschäftigt, was die Sache sicher noch spannender macht, weil er wahrscheinlich seine wissenschaftlichen Erkenntnisse auch in seinen erfunden Sprachen mit einfließen lassen hat.

Außerhalb des wissenschaftlichen Rahmens scheint es natürlich schon ziemlich paradox zu sein, sich mit einer Sprache zu beschäftigen, mit der man vielleicht ein, zwei Mal im Jahr auf einer Convention glänzen kann und die sonst kein Mensch versteht. Andererseits gibt es aber auch genug andere Aktivitäten in den diversen Fandoms, die genauso zeitintensiv und im Grunde genauso nutzlos sind. Ich denke da zum Beispiel an Leute, die originalgetreue Kostüme nähen oder Masken basteln, die sie im Endeffekt dann auch nur ein Mal im Jahr tragen.

Ich kann das auch nicht nachvollziehen, und das ist auch der Grund, warum ich mich in der Schule gegen Latein und für Französisch entschieden habe. Ich lerne wirklich gerne Sprachen, aber was soll ich denn mit einer Sprache anfangen, die sowieso niemand spricht? Wobei Latein im Alltag ja wenigstens noch ein bisschen nützlich ist, zum Beispiel, wenn man Arzt werden möchte. Aber solche fiktionalen Sprachen sind einfach nur sinnlos.

Man könnte vielleicht damit argumentieren, dass diese Sprachen ja gesprochen werden, und zwar von den Fans. Die können, wenn sie wirklich so ein Studium gemacht haben, mit den anderen in der jeweiligen Sprache kommunizieren. Aber mal ehrlich: Im Alltag nützt ihnen das überhaupt nichts. Es ist, wie du schon sagst, eine Flucht aus der Realität. Die Leute verkriechen sich in eine Parallelwelt, die mit der "echten" Welt immer weniger zu tun hat und von "Nicht-Fans" immer schwerer zu überschauen wird. Das ist auch der Grund, weshalb solche Fantasiewelten sich immer mehr von der Realität abkapseln und die Fans irgendwann jeden Bezug zur Wirklichkeit verlieren. Solche "Geheimsprachen" sind allenfalls etwas für kleine Kinder und nichts, womit Erwachsene ihre Zeit verbringen sollten.

Ich hatte auch mal ein Buch für elbisch, was mich sehr fasziniert hat. Die Sprache würde, wenn jemand sie sprechen würde, sehr schön klingen (ich glaub, ich muss mal auf eine Herr-der-Ringe-Converntion ). Ich habe nur einen kurzen Überblick über das Elbische bekommen und niemals angefangen, die Sprache zu lernen, weil mir einfach lebende Sprachen im Moment wichtiger sind. Ein guter Grund, diese Sprache zu lernen, wäre für mich aber, dass ich mich dann mit Leuten verständigen könnte, ohne dass uns jemand versteht.

Ich finde die Idee eine neue und fiktive Sprache zu erschaffen grundsätzlich sehr lustig. Allerdings wäre mir das viel zu viel Arbeitsaufwand für einen Film oder ein Buch eine neue Sprache zu erschaffen. Ich würde wohl nur einige unzusammenhängende Laut- und Buchstabenfolgen nehmen um die Andersartigkeit der Bewohner zu demonstrieren.

Ich habe auch schon oft von den Menschen gehört, die es sich anschließend zum Ziel machen genau diese Sprache zu lernen. Ich sehe diese Leute einfach als große Fans der jeweiligen Spezies und um diesem Gefühl Ausdruck zu verleihen lernen sie deren Sprache. Vor allem in Amerika gibt es viele von diesen sogenannten Star-Trek-Conventions, auf denen sich die Fans der Serie regelmäßig treffen. Dort unterhalten sich einige sogar nur in Klingonisch und zeigen somit ihre Fanliebe.

In meiner Klasse war mal ein Mädchen, welches ein großer Herr der Ringe Fan war. Sie hat dann irgendwann angefangen die Sprache der Elben zu lernen und versuchte uns damit zu beeindrucken. Leider ging das Vorhaben nach hinten los und sie manifestierte sich mehr und mehr zu einer Außenseiterin. Auf der einen Seite hat sie mir sehr Leid getan aber irgendwie übertrieb sie es auch und war an der Misere durch ihr negatives Verhalten selber schuld.

Ich würde niemals auf die Idee kommen eine fiktive Sprache zu lernen. Zum einen könnte ich damit nicht viel anfangen, da mich ja nur ein kleiner Personenkreis auf der Welt verstehen würde. Und zum anderen gelten solche eingefleischten Fans schnell als Freaks und zu denen möchte ich nicht gehören. Letzteres ist schon sehr gemein, aber nun mal die weit verbreitete Meinung.

Die Idee ist wirklich sehr lustig, aber ich weiß dass es sehr schwierig ist eine Sprache zu erlernen. Auf der anderen Seite würde ich mir wohl eher eine Sprache aussuchen die ich auch wirklich im realen Leben auch sprechen könnte. Mir bringt eine Sprache doch nur etwas wenn ich sie auch einsetzen kann. Ich würde aus diesem Falle eine Sprache bevorzugen, mit der ich auch mit vielen anderen Leuten kommunizieren kann. Englisch, Spanisch, Französisch und Italienisch wären da ganz klar meine Favoriten.

Ich bin ja eigentlich auch dabei so was zu tun. Aber bei mir ist es nicht ganz so schlimm: Ich lerne in der Schule seit Beginn der siebten Klasse Latein. Das ist ja eigentlich auch eine tote Sprache, weil man sich in dieser Sprache nicht mehr wirklich unterhalten kann und kaum eine Person die Sprache spricht. Trotzdem ist man, wenn man die Sprache beherrscht, trotzdem sehr gut dran, weil man dann zum Beispiel eher eingestellt wird.

Aber ich würde jetzt keine Sprache lernen die mir überhaupt nichts bringt. Gute Beispiele sind da dann eben die Sprachen aus Filmen. Das ist, meiner Meinung nach, einfach nur verschwendete Zeit. Aber wenn jemand genug Zeit und Nerven hat, dann ist es mir ja egal und dann soll er das ruhig lernen, wenn er dann zufrieden ist.